Gesundheit heute

Krankheiten & Therapie: Schmerz- und Schlafmedizin

Schmerz- und Schlafmedizin

Schmerz- und Schlafmedizin

Schmerzen können das Leben zur Hölle machen. Eigentlich signalisieren sie drohende Gefahr und leiten Schutzreflexe ein. Sie haben aber die fatale Eigenschaft, sich zu verselbständigen, wenn unser Schmerzgedächtnis den Schmerz erinnert, auch wenn er im Moment nicht vorhanden ist. Schmerzmittel bringen dann meist nur mäßige Linderung und bergen erhebliche Risiken und Nebenwirkungen. Die moderne Schmerzmedizin packt deshalb das Übel bei der Wurzel: nämlich im Kopf. „Schmerzpatienten können ihre Schmerzen nicht nur lernen, sie können sie auch wieder verlernen“, so lautet ihre Grundthese. Schmerzen können auch den Schlaf rauben - daher veranlasst jeder Schlafmediziner einen diagnostischen Schlaf im Schlaflabor, wenn er hinter Schlafproblemen ernste organische Erkrankungen vermutet. Hierbei werden während einer ganzen Nacht Gehirnaktivitäten, Atemfrequenz, die Sauerstoffsättigung im Blut, Puls, EKG und die Muskelaktivität in den Beinen aufgezeichnet. Hinter sehr vielen Schlafproblemen stecken aber keine organischen, sondern psychische Störungen oder Dauerbelastungen. Schlaffördernde Medikamente treten für die Schlafmedizin daher zunehmend in den Hintergrund, während sich moderne Verhaltenstherapien immer weiter durchsetzen.
(Bild: Wavebreakmediamicrro/veer)
Schlaflos durch die Nacht

Schlaflos durch die Nacht

Schlafstörung meist nur geträumt

Von den Betroffenen werden Schlafstörungen als belastend und hinderlich im Alltag wahrgenommen. Freiburger Forscher fanden nun heraus: Oft finden die schlaflosen Nächte nur im Traum statt.

Untersuchung im Schlaflabor

Müde, abgeschlagen und weniger leistungsfähig – so beschreiben Menschen, die von Schlaflosigkeit betroffen sind, ihr Befinden. Der Leidensdruck ist hoch, aber ein Messinstrument für Schlaflosigkeit gibt es bisher nicht. Prof. Bernd Feige, Forschungsgruppenleiter an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg erläutert: „Die meisten Patienten, die eine stark ausgeprägte Schlaflosigkeit schildern, schlafen im Schlaflabor rund 80 Prozent des normalen Pensums“. Eine mögliche Erklärung für die Diskrepanz zwischen subjektiv wahrgenommener Schlaflosigkeit und objektiv gemessener Schlafdauer lieferte die Untersuchung von Feige und seinem Team im Schlaflabor an 27 Gesunden und 27 Probanden mit schweren Schlafstörungen.

Schlafstörung oft nur im Traum

Nach einer mehrtägigen Eingewöhnungszeit weckten die Forscher die Studienteilnehmer mit einem Signalton in ihrer Traumphase, die sich durch schnelle Augenbewegungen hinter geschlossenen Lidern auszeichnet und auch REM-Phase (rapid eye movement) genannt wird. Sobald die Probanden wach waren, mussten sie auf die Frage antworten: „Haben Sie gerade geschlafen oder waren Sie wach?“ Feige resümiert: „Obwohl alle Probanden aus dem Traumschlaf geweckt wurden, war sich jeder sechste Proband mit Schlafproblemen sicher, wachgelegen zu haben.“ Die gesunden Probanden meinten fast immer, dass sie gerade geschlafen hatten. Befragt nach ihren Träumen kurz vor dem Signalton, berichteten die vermeintlich wach gelegenen Teilnehmer von quälenden Gedanken über die Tatsache, nicht schlafen zu können. „Offensichtlich bauen manche Menschen die Sorge vor einer Schlafstörung in ihre Träume ein. Sie träumen also nur von einer Schlafstörung“, erläutert Feige.

„Ganz wichtig ist: Für die Belastung der Patienten macht es keinen Unterschied, ob die Schlafstörung objektiv messbar oder nur im Traum vorhanden ist“, hebt Studienleiter Prof. Dieter Riemann hervor. „Schlaflosigkeit kann eine schwere Krankheit sein und das Risiko für andere schwere Krankheiten erhöhen, etwa Depression oder Schlaganfall.“ Nach Riemann versagen die leistungsorientierten, planenden Strategien des Alltags im Schlaf. „Schlaf kommt, wenn man sich von Erwartungen löst.“

Quelle: Ärztezeitung

Von: Simone Lang; Bild: Stock-Asso/Shutterstock.com