Gesundheit heute

Wickel und Auflagen

Wie wirken Wickel und Auflagen?

Wie der Name sagt, werden Wickel um einen Körperteil geschlungen. Durch Wickel lässt sich Wärme zuführen (warme Wickel) oder auch entziehen (kalte Wickel), dadurch wird die Durchblutung beeinflusst und eventuell Schmerzen und Entzündungen gelindert. Gleichzeitig können Wirkstoffe in die Haut eindringen (etwa aus Zwiebel, Zitrone oder Quark).

Auflagen werden im Gegensatz zum Wickel nicht rundum gewickelt, sondern nur aufgelegt und mit einer Binde fixiert. Sie wirken aber grundsätzlich genauso wie Wickel. Werden große Körperflächen bedeckt, so spricht man auch von Packungen. Kleine Auflagen werden als Kompressen bezeichnet. Zu den Auflagen im weiteren Sinne gehört alles, was „aufgelegt“ wird, also Kissen und Säckchen (z. B. Zwiebelsäckchen, Lavendelsäckchen, Kirschkernsäckchen) oder die „heiße Rolle“. Sie verschafft Linderung bei Kopfweh, Muskelverspannungen und steifem Nacken, indem durch trockene Wärme die Durchblutung gefördert und die Muskulatur entspannt wird.

Grundausrüstung. Medizinfachgeschäfte und Apotheken bieten Wickel-Fertigsets an, die Ausrüstung lässt sich jedoch genauso gut aus Geschirrtüchern, Handtüchern, Betttüchern und ähnlichem zusammenstellen:

  • Innentuch aus Baumwolle oder Leinen (Geschirrtuch oder Taschentuch, synthetische Materialien sind nicht gut, sie begünstigen den Wärmestau). Legen Sie das Innentuch auf Größe des zu umwickelnden Körperteils zusammen, tragen Sie die Heilsubstanz auf bzw. tunken Sie das Tuch in Wasser und wringen es aus. Für heiße Wickel müssen Sie das Innentuch stark auswringen, der Wickel wird dann besser vertragen und hält die Wärme länger. Legen Sie das Tuch möglichst straff und faltenfrei auf („Luftlöcher“ werden als unangenehm kalt empfunden).
  • Zwischentuch aus Baumwolle oder Küchenpapier. Es ist nur bei sehr feuchten Wickeln (etwa bei Quarkwickeln) notwendig – legen Sie es dann einfach dem Innentuch auf.
  • Außentuch (z. B. Badetuch oder Flanneltuch): Dieses soll die Temperatur des Wickels halten und das Bett vor Nässe schützen. Es sollte etwa so groß sein, dass es 1½-mal um den Körper reicht. Lassen Sie es oben und unten den „Innenwickel“ etwas überragen, um das Eindringen von Kälte zu verhindern. Wickeln Sie das Außentuch stramm um das Innen- bzw. Zwischentuch und fixieren Sie es mit Pflaster-Klebeband, Verbandsklammern oder Sicherheitsnadeln.
  • Unterlage (z. B. dickes Handtuch oder Plastikunterlage), damit das Bett bzw. das Leintuch nicht nass werden.

Wickelregeln. Warme Wickel sollten so heiß wie möglich sein. Das Innentuch wird dazu in eine Schüssel mit 50 °C heißem Wasser eingetaucht. Um die Temperatur zu prüfen, legen Sie das Innentuch vor dem Aufbringen kurz auf die Innenseite Ihres Unterarms. Wenn es Ihnen dort nicht zu heiß ist, wird es gut vertragen. Damit die Wärme des Innentuchs länger anhält, sollten auch Zwischen- und Außentücher vorgewärmt werden, z. B. zwischen Wärmflaschen oder im Backofen bei 50 °C. Auch während der Anwendung kann der Wickel durch Auflage einer Wärmflasche länger warm gehalten werden.

Bei unangenehmen Reaktionen (Kälte und Frösteln, Hautjucken oder -reizung) nehmen Sie den Wickel ab, waschen den gewickelten Bereich rasch mit einem lauwarmen Waschlappen, rubbeln ihn gut ab und decken ihn warm zu.

Kühle Wickel (z. B. Wadenwickel oder Halswickel) werden gewechselt, wenn sie körperwarm geworden sind, das kann – vor allem bei Kindern – schon nach 10–15 Minuten der Fall sein. Einen trockenen, kalten Wickel sollten Sie entfernen, weil er sonst das Gegenteil dessen bewirkt, wofür er gedacht ist (trockene Wickel wärmen).

Warme Wickel dagegen bleiben länger liegen, von 30 Minuten bis zu mehreren Stunden – oder so lange, bis sie dem „Gewickelten“ zu kühl oder unangenehm werden.

Wadenwickel

Durch einen Wadenwickel kann das Fieber um etwa 0,5–1 °C gesenkt und dadurch oft deutliche Erleichterung verschafft werden. Wadenwickel können aber auch bei Schlafstörungen, Krampfadern, schlecht durchbluteten Beinen oder Kopfschmerzen helfen.

So geht’s: Falten Sie ein Baumwoll- oder Leinentuch mehrfach in Längsrichtung, tauchen Sie es in kaltes Wasser und wringen Sie es so aus, dass es nicht mehr tropft. Wickeln Sie das Tuch jetzt straff um den Unterschenkel, lose Wickel wirken nicht! Danach wird ein Außentuch um den Unterschenkel geschlagen.

Beachten Sie beim Wadenwickel:

  • Das Wasser darf nicht kälter als 30 °C sein, da sich sonst die Hautgefäße reflektorisch verengen und somit nur noch wenig Wärme abtransportiert wird.
  • Wickel nach 15 Minuten abnehmen, spätestens aber dann, wenn er trocken ist.
  • Wadenwickel werden immer an beiden Beinen angelegt, sie können maximal stündlich wiederholt werden.
  • Wadenwickel nur anwenden, wenn der Fiebernde „glüht“ oder schwitzt. Nur dann sind die Hautgefäße weit gestellt und können Wärme an die Körperoberfläche transportieren! Während des Fieberanstiegs (der Körper friert, Hände und Füße sind kalt) auf Wickel verzichten.

Halswickel

Halswickel kommen vor allem bei Halsschmerzen und Lymphknotenschwellungen, aber auch bei der normalen Erkältung oder bei Nasennebenhöhlenentzündungen zum Einsatz. Eine kühle Anwendung, auch als Quark- oder Zitronenwickel, empfiehlt sich bei akuten Halsschmerzen, einem „feurigen“ Gefühl im Hals, bei akuten Schluckbeschwerden oder geschwollenen Lymphknoten. Warme Wickel, z. B. als Kartoffelwickel, werden zur Schleimlösung bei länger anhaltenden Halsschmerzen angewendet.

So geht’s: Das Vorgehen hängt von der Art des Halswickels ab:

  • Kühle Anwendung: Mehrfach in Längsrichtung zusammengefaltetes Leinentuch in kaltes (etwa 18 °C) Wasser tauchen, auswringen und glatt gestrichen um den Hals legen, der vom Unterkiefer bis zu den Ohren bedeckt sein soll. Mit einem Handtuch umwickeln. Nach etwa 20–30 Minuten – spätestens aber, wenn der Wickel sich erwärmt hat – wird der Wickel abgenommen und durch ein trockenes Seiden- oder Baumwollhalstuch ersetzt.
  • Quarkwickel: 150–250 g Magerquark auf die Mitte eines Küchenhandtuchs streichen, die Tuchseiten darüber falten und möglichst faltenfrei um den Hals legen. Mit einem Außentuch abdecken. Der Quark kann entweder zimmerwarm oder gekühlt (dann eher dünn aufstreichen) angewendet werden. Der Quarkwickel bleibt länger feucht als ein normaler feuchter Wickel, er kann 2–3 Stunden liegen bleiben oder so lange, bis der Quark trocken ist.
  • Kartoffelwickel: 1–2 ungeschälte heiße Pellkartoffeln in ein längs gefaltetes Küchentuch legen und zerdrücken. So warm wie möglich um den Hals legen (vorher Verträglichkeit an der Innenseite des eigenen Unterarms prüfen) und mit einem Handtuch umwickeln. 2–3 Stunden (bzw. so lange bis der Wickel abgekühlt ist) liegen lassen.
  • Zitronenwickel: Ungespritzte Zitrone in Scheiben schneiden, in ein Baumwolltuch einschlagen und die Scheiben leicht „andrücken“. Den Wickel um den Hals legen und mit einem Tuch straff befestigen. ½ bis 1 Stunde belassen. Falls der Zitronensaft die Haut reizt, auf einen Quarkwickel übergehen.
  • Zwiebelwickel: Anstelle der Zitrone können Sie auch fein geschnittene Zwiebeln verwenden (2–3 Zwiebeln). Dieser Wickel kann auch warm angewendet werden: Eine Pfanne halbvoll mit Wasser füllen und erhitzen, mit einem Deckel abdecken und die „Zwiebelpackung“ darauf beidseitig erwärmen.

Ohrenwickel und Ohrenauflagen

Bei Ohrenschmerzen hat sich ein Zwiebelwickel (auch Zwiebelsäckchen oder Zwiebelauflage genannt) bewährt.

So geht's: Eine rohe, mittelgroße Zwiebel in feine Würfel oder Scheiben schneiden, in ein Taschentuch packen und auf der Heizung oder einem Pfannendeckel etwas erwärmen. Das Päckchen auf das Ohr legen und mit einem um den Kopf gebundenen Tuch festbinden. Die Wirkung wird verstärkt, wenn man sich mit dem Säckchen zusätzlich auf eine Wärmflasche legt. 1–2 Stunden liegen lassen.

Auch Kamillensäckchen können Linderung bringen und wirken entzündungshemmend.

So geht’s: Eine Handvoll trockene Kamillenblüten in ein dünnes Tuch geben, so dass ein 2–3 cm dickes „Päckchen“ entsteht. Kurz durchkneten, bis der Inhalt geschmeidig ist. Zwischen zwei Wärmflaschen aufwärmen und vorsichtig auflegen. Sobald es sich nicht mehr warm anfühlt, durch ein anderes Säckchen ersetzen. Die Säckchen können mehrmals verwendet werden (solange sie duften).

Lavendelsäckchen wirken ähnlich. Sie werden genauso zubereitet oder können in der Apotheke gekauft werden.

Brustwickel und Bauchwickel

Die Durchblutung und damit auch Schleimlösung im Brustraum kann durch Brustwickel gefördert werden. Warme Brustwickel helfen bei Husten, Erkältungen und Bronchitis, kalte Wickel zur Kühlung beim Milchstau in der Stillzeit.

So geht’s: Als Innentuch wird am besten ein auf etwa 40 cm Breite gefaltetes, großes Leinentuch verwendet. Das Tuch sollte so breit sein, dass es vom unteren Rippenbogen bis unter die Achseln reicht. Die Länge wird so gewählt, dass die Brust ganz umschlossen wird. Das Innentuch möglichst faltenfrei auflegen und dann mit einem etwas breiteren Zwischentuch abdecken. Nun das Außentuch (etwa ein Frottee- oder Wolltuch) um die Brust wickeln. Am besten wird das Außentuch etwas schmaler gewählt als das Zwischentuch, damit es nicht auf der Haut juckt. Das Außentuch stramm um den Brustkorb ziehen – der Gewickelte sollte aber noch ungehindert atmen können und sich wohl fühlen! Das Außentuch mit Sicherheitsnadeln befestigen.

  • Feucht-warmer Wickel: Innentuch mit kochendem Wasser übergießen, in einem Handtuch auswringen. Innentuch möglichst warm und faltenfrei auf den Brustkorb legen. Prüfen Sie die Temperatur zuerst an der Innenseite Ihres Unterarms. Wickel etwa 30–60 Minuten wirken lassen oder so lange er als angenehm empfunden wird.
  • Thymian-Brustwickel: 1 Esslöffel Thymian mit kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen. Das Innentuch mit dem Thymiantee tränken und so auswringen, dass es nicht mehr tropft. Wickel für 30–60 Minuten einwirken lassen.
  • Quarkwickel: Gekühlter Magerquark 1 cm dick auf ein dünnes Tuch auftragen, z. B. auf einem Backblech. Die Unterseite auf die Brust legen.
  • Zwiebelwickel: Anstelle des Quarks werden fein gehackte Zwiebeln verwendet.

Eine Wärmflasche erweist bei Bauchschmerzen meist gute Dienste. Bringt sie jedoch bei Bauchkrämpfen keine Linderung, so können Sie entweder feucht-warme Bauchwickel versuchen oder eine Auflage mit einem warmen Heublumensack anwenden (den Sack etwa eine Stunde liegen lassen).

So geht’s: Beim Bauchwickel gehen Sie genauso vor wie beim Brustwickel.

Auflagen und Kompressen

Auflagen und Kompressen sind einfach anzuwenden: Als Auflage wird ein Baumwoll- oder Leinentuch auf die gewünschte Größe gefaltet, aufgelegt und dann mit einem Übertuch fixiert. Werden große Körperflächen bedeckt, so spricht man auch von Packungen. Kleine Auflagen werden als Kompressen bezeichnet. Zu den Auflagen im weiteren Sinne gehört alles, was „aufgelegt“ wird, also Kissen und Säckchen (z. B. Zwiebelsäckchen, Lavendelsäckchen, Kirschkernsäckchen).

Feucht-kalte Auflagen wirken bei Prellungen, Verstauchungen und Zerrungen lindernd. Sehr häufig angewendet werden auch Auflagen mit alkoholischen Essenzen, vor allem Calendula-Essenz: Die Essenz hierzu in Wasser eintropfen (für eine kleinere Kompresse reichen 10–15 Tropfen Essenz), die Auflage eintauchen und leicht „ausgewringt“ auflegen. Alternativ die Auflage nass machen und die Essenz direkt auf das Tuch auftropfen.

Weitere Auflagen sind Ölkompressen (etwa mit Johanniskrautöl – bei Prellungen) oder Gel- und Salbenkompressen bei Blutergüssen (etwa Diclofenac, z. B. Voltaren® oder Heparin, z. B. Exhirud®, ebenfalls bei Sportverletzungen).

Schlammpackungen

Packungen mit wärmespeichernden Inhaltsstoffen wie Fango, Torf, Lehm, Moor oder Munari ( unten) werden bei Muskelverspannungen, Sportverletzungen und anderen schmerzhaften Erkrankungen des Bewegungsapparats angewendet. Sie halten nicht nur lange die Wärme, sondern geben auch Wirkstoffe direkt an die Haut ab.

So enthalten Munaripackungen eine Paste aus Cayennepfeffer und Kreide, die reizend auf die Haut wirkt. Moor- und Fangopackungen geben mineralische und organische Wirkstoffe ab.

So geht’s: Die entsprechenden Packungen gibt es in Apotheken zu kaufen – der Packungsinhalt wird nach Vorschrift verrührt, im Wasserbad erwärmt und 2–3 cm dick auf die zu behandelnde Stelle aufgetragen. Die Packung sollte dann gut mit Ölpapier und weiteren Tüchern abgedeckt werden. Nach einer Einwirkzeit von etwa einer halben Stunde wird die Auflage abgewaschen.

Heublumensack

Heublumen sind keine Blumen, sondern die Samen vieler verschiedener Gräser und Kräuter, die auf einer Spätsommerwiese wachsen. Diese Samen lösen sich aus dem getrockneten Heu und sammeln sich auf dem Boden. Ein Heublumensack wurde früher also schnell und einfach aus dem natürlichen Vorrat vom Heuschober gefüllt!

Der Heublumensack wirkt entkrampfend, durchblutungsfördernd, aber auch beruhigend und schmerzlindernd. Wegen letzterer Wirkung werden Heublumen manchmal auch als „Kneipps Morphium“ bezeichnet – heute nimmt man an, dass der beruhigende Effekt auf die in Heublumen enthaltenen Cumarine zurückgeht.

Der Heublumensack wird bei vielen Leiden angewendet: Schlafstörungen, Nervosität, Magen-Darm-Beschwerden (Blähungen, Magenschmerzen), Blasen- und Nierenentzündungen, schmerzhafter Periode, aber auch bei Muskelverspannungen und rheumatischen Beschwerden.

So geht’s: Ein Leinen- oder Baumwollsäckchen 5–8 cm mit Heublumen aus der Apotheke füllen und zunähen. Der Sack kann auch fertig in der Apotheke gekauft werden. Den Sack in einen Topf legen und mit kochendem Wasser übergießen. Bei zugedecktem Deckel 15 Minuten in dem heißen Wasser liegen lassen. Den Heublumensack dann gut auspressen (z. B. zwischen zwei Küchenbrettern), in ein Baumwoll- oder Leinentuch einschlagen und heiß (etwa 45 °C) auflegen.

Alternativ kann der Heublumensack auch über einem Dampfbad erhitzt werden: Einen Topf Wasser zum Kochen bringen, zwei Kochlöffel über Kreuz auf den Rand des Topfes und darauf den Heublumensack legen. Wenn er etwa 45 °C heiß ist, vom Topf nehmen, einschlagen und auflegen.

Kälteauflagen

Rasche Kühlung ist vor allem nach Prellungen, Verstauchungen, Zerrungen und Schwellungen nach Insektenstichen angezeigt.

Als Kälteauflagen eignen sich im Handel erhältliche Kühlpacks (Kryopackungen, Coolpacks) – das darin enthaltene Gel bleibt auch bei Minusgraden weich. Auch die für Kühlboxen oder Kühltaschen vorgesehenen Kühlelemente können verwendet werden.

Alternativ lässt sich eine Eispackung selbst herstellen.

So geht’s: Eiswürfel in ein Tuch einschlagen, mit einem Hammer klein schlagen. Die Würfel dann in einen dichten Plastikbeutel geben, etwa gleich viel Wasser einfüllen und zubinden. Den Beutel in ein Tuch wickeln und auflegen.

Vorsicht bei Eispackungen:

  • Nie direkt auf die Haut auflegen, es können sonst Erfrierungen entstehen.
  • Wunden besonders gut zupflastern.
  • Wenn Schmerzen auftreten, abnehmen.
  • Nie länger als 5–10 Minuten auflegen.
  • Nie bei Menschen mit Durchblutungsstörungen an der behandelten Stelle (pAVK, Schaufensterkrankheit) oder bei Menschen mit verringertem Schmerzempfinden (z. B. mit Diabetes oder Polyneuropathie) verwenden.

Eine gute Alternative dazu sind Kältesprays – auf die Haut aufgebracht, entsteht durch die Verdunstungskälte sofortige Kühlung.

So geht’s: Um lokale Erfrierungen zu vermeiden, den Sprühstrahl nicht zu nah an die Haut bringen (20 cm Abstand) und mit kreisenden Bewegungen sprühen. Hautverletzungen sollten vorher abgeklebt werden. Die Sprühtherapie kann nach Abklingen der Wirkung bis zu 3-mal täglich wiederholt werden.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Der Erkältung eins husten

Ausreichend Tee zu trinken und sich warm zu halten gehört zu den Basismaßnahmen bei Erkältungskrankheiten.

Der Erkältung eins husten

Mit Thymian, Myrte, Rosmarin

In der Erkältungszeit machen Husten, Schnupfen und Heiserkeit vor kaum jemandem halt. Zum Glück muss man nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen: Pflanzentherapeutika und Hausmittel können beim grippalen Infekt die Beschwerden gut lindern.

Grippaler Infekt oder Grippe?

In Herbst und Winter leiden Millionen von Deutschen an akuten Atemwegserkrankungen. Ein Teil davon geht mittlerweile auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurück. Das Robert Koch-Institut schätzt allerdings, dass der Löwenanteil an Erkältungen von Influenzaviren, Rhinoviren und respiratorischen Synzytialviren (RSV) verursacht wird.

Der typische „grippale Infekt“ beginnt mit Halsschmerzen und Schnupfen, oft schmerzen auch Kopf und Glieder. Es kommt zu Husten mit zunehmendem Auswurf, die ganze Sache dauert etwa eineinhalb Wochen. Dahinter stecken insbesondere Rhinoviren oder RSV. Eine Erkältung oder ein grippaler Infekt lässt sich recht gut in Eigenregie mit Hausmitteln oder Hilfe aus der Apotheke behandeln.

Die echte Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst. Dabei entwickelt sich meist schnell hohes Fieber und Reizhusten, die Lymphknoten schwellen an und die Betroffenen fühlen sich sehr krank. Zu ganz ähnlichen Beschwerden kommt es auch bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV2 und bakteriellen Infektionen. In all diesen Fällen ist es wichtig, die Ärzt*in aufzusuchen.

Hinweis: Alte Menschen, Immungeschwächte und Schwangere sollten sich bei einer starken Erkältung nicht selbst therapieren. Um Komplikationen zu vermeiden, ist es besser, frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Immunsystem stärken

Beim grippalen Infekt möchten viele Patient*innen ihr Immunsystem mit Pflanzenmedizin unterstützen. Angeboten werden dafür vor allem Pelargonium sidoides, Echinacea und Kapuzinerkresse plus Meerrettich.

Pelargonium-sidoides-Extrakt (z B. in Umckaloabo® oder Pelargonium-ratiopharm® Bronchialtropfen) ist ein besonders gut untersuchtes pflanzliches Heilmittel. Eine vor wenigen Jahren veröffentlichte Metaanalyse kam zu dem Schluss, dass der Extrakt grippale Beschwerden lindert - die Patient*innen hören z.B. früher auf zu husten. Auch die allgemeineErkrankungsdauer soll sich um einige Tage verkürzen. Allerdings gibt es Hinweise, dass Pelargonium sidoides die Leber schädigen könnte. Leberkranke dürfen den Extrakt deshalb nicht einnehmen. Im Zweifel fragt man dazu seine Ärzt*in.

Der Extrakt aus dem Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea, z.B. in Esberitox®) soll Erkältungen vorbeugen sowie entsprechende Beschwerden lindern. Die Studienergebnisse dazu sind allerdings widersprüchlich. Am ehesten scheint der Sonnenhut bei frühzeitiger Einnahme zu wirken.

Ebenfalls eingesetzt werden Extrakte aus Kapuzinerkresse und Meerrettich (z.B. Angocin®). Sie wirken eher vorbeugend: In einer Untersuchung erkrankten Teilnehmende, die den Extrakt einnahmen, seltener an Atemwegsinfektionen. Wurden sie dennoch davon erwischt, hatte der Extrakt keinen Einfluss auf Dauer und Schwere der Erkrankung.

Hinweis: Am besten kauft man diese Extrakte in einer Apotheke. Dort kann man sicher sein, ein geprüftes Präparat zu erhalten. Zudem bekommt man eine ausführliche Beratung.

Allgemeine Maßnahmen sind die Basis

Neben pflanzlicher Unterstützung helfen bei einer Erkältung vor allem auch allgemeine Maßnahmen. Wenn das Immunsystem gegen Erreger kämpft, ist es gut, sich zu schonen und dem Körper Ruhe zu gönnen. Bei leichtem Fieber helfen zudem kühle Wadenwickel. Im frühen Stadium einer Erkältung sind warme Fußbäder angenehm. Außerdem sollte man auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit achten, damit die Schleimhäute feucht bleiben und Krankheiterreger gut abtransportieren werden können. Besteht kein Fieber, sind Erkältungsbäder mit Extrakten aus Rosmarin und Eukalyptus für viele eine Wohltat. Bei Fieber sollte man auf warme Bäder besser verzichten, um den Kreislauf nicht zu belasten.

Für die Abwehr von Erregern braucht das Immunsystem sehr viel Energie. Auch wenn man sich schwach fühlt, sollte man ausreichend Kalorien zu sich nehmen. Um das Verdauungssystem nicht zu belasten, bietet sich leichte Kost an. Immer empfehlenswert ist die Gemüsebrühe, ansonsten gilt Tee als  ideal. Beides ersetzt auch die Flüssigkeit, die durch Schwitzen und vermehrte Nasensekrete verloren geht.

Manche schwören bei den ersten Anzeichen einer Erkältung auch auf eine Schwitzkur. Sie soll dafür sorgen, dass die Erreger möglichst schnell wieder ausgeschieden werden. Das funktioniert so:

  • Bequemen Jogginganzug anziehen, Mütze aufsetzen.
  • Gemütlich auf einem Sessel Platz nehmen und die Füße in ein warmes Fußbad stellen.
  • Währenddessen einen Schwitzkur-Tee trinken. Das Rezept dafür lautet: Jeweils 30 g Holunder- und Lindenblüten, 20 g Mädesüßblüten und 20 g Hagebuttenfrüchte mischen. Einen Esslöffel davon mit 150 ml heißem Wasser übergießen, ziehen lassen und trinken. Drei- bis viermal täglich wiederholen.
  • Füße abtrocknen, schweißnasse Kleidung wechseln, ins Bett legen und schlafen.

Hinweis: Vorsicht, eine Schwitzkur belastet den Kreislauf stark. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten deshalb lieber darauf verzichten.

Halsschmerzen lindern

Erkältungskrankheiten und grippale Effekte beginnen fast immer mit Halsschmerzen. Schon einfache Lutschbonbons (bitte ohne Zucker!) lindern die Qual, weil sie die Speichelproduktion anregen. Nachgewiesenermaßen schmerzstillend wirken Salbei und Thymian. Sie gibt es in der Apotheke als Lutschbonbons und als Spray. Ebenfalls hilfreich für gestresste Rachen sind Primelwurzeln (z.B. in Ipalat®), Spitzwegerich (z.B. in Tetesept® Reizhusten & Hals Lutschtabletten) und isländisches Moos (z.B. in Isla Moos®, Neoangin Junior® und Aspecton®).

Eine Alternative zu Bonbons und Spray ist Tee. Dazu übergießt man einen Esslöffel getrocknete Salbeiblätter mit kochendem Wasser. Den Sud zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen, danach durch ein Sieb gießen und einmal pro Stunde damit gurgeln.

Nicht pflanzlich, aber ebenfalls natürlich ist außerdem der Quarkwickel. Dafür streicht man etwa 250 g zimmerwarmen Quark auf ein Leinentuch auf und legt dies abends mit der Quarkseite auf den Hals. Darüber kommt ein trockenes Tuch. Der Wickel bleibt über Nacht liegen und wird morgens abgenommen.

Hinweis: Am besten ist es, Tee und Lutschbonbons zu kombinieren. So wird der Schmerz im Hals gemildert und der Körper erhält ausreichend Flüssigkeit.

Nase frei ist oberstes Gebot

Neun von zehn Betroffenen mit grippalem Infekt leiden unter Schnupfen mit Niesreiz, Naselaufen und verstopfter Nase. Bei starker Ausprägung sind nicht-pflanzliche abschwellende Nasensprays aus der Apotheke die wichtigste Maßnahme, damit das Sekret abläuft und sich die ganze Sache nicht zu einer schweren Nebenhöhlenentzündung auswächst. Damit die Nasenschleimhaut nicht leidet, dürfen abschwellende Nasentropfen nur wenige Tage lang angewendet werden.

Pflanzenmedizin kann bei der Befreiung der Nase durchaus unterstützend wirken. So soll ein Extrakt aus Ampfer, gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut und Schlüsselblume (z.B. BNO1016 in Sinupret®) die Dauer einer Rhinosinusitis (das ist die Infektion von Nasenhöhle und Nasennebenhöhle) um vier Tage reduzieren. Auch Eukalyptus-Extrakte (z.B. in Gelomyrtol forte® oder Soledum®) sind hilfreich. Sie beschleunigten bei Patient*innen mit Rhinosinusitis, die Antibiotika bekamen, die Linderung der Beschwerden und die Heilung.

Direkt in Nase und Nebenhöhlen wirken Inhalationen mit Wasserdampf. Dazu füllt man heißes Wasser in eine Schüssel, beugt den Kopf darüber und atmet die Dämpfe ein. Noch einfacher geht es mit speziellen, in der Apotheke erhältlichen Inhaliergefäßen. Je nach Vorliebe fügt man dem heißen Wasser Kamillenblüten oder ätherische Öle aus Pfefferminze, Eukalyptus oder Latschenkiefer hinzu. Vorsicht geboten ist bei Asthma oder Keuchhusten. In diesen Fällen kann es durch das Inhalieren ätherischer Öle zu Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur und Atemnot kommen.

Etwas unangenehm, aber wirksam sind zudem Nasenspülungen mit Kochsalzlösung. Dazu verwendet man entweder eine professionelle Nasendusche. Oder man zieht die Lösung durch die Nase und spuckt sie durch den Mund wieder aus.

Hinweis: Nasennebenhöhlenentzündungen können sich auch in das Gehirn ausbreiten. Wichtige Alarmsignale dafür sind starke Kopfschmerzen, Veränderungen beim Sehen und eine Lidschwellung.

Dem Husten eins husten

Im Verlauf eines grippalen Infekts kommt es eher spät zu Husten. Meist handelt es sich zunächst um trockenen Reizhusten, Auswurf entwickelt sich erst im Verlauf. Gegen trockenen Husten hilft folgende Teerezeptur:

  • 15 g Anisfrüchte, 25 g Süßholzwurzel, 25 g Eibischwurzel und 35 g Eibischblätter vermischen,
  • zwei Esslöffel der Teemischung mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen,
  • 10 bis 15 Minuten ziehen lassen und abseihen.
  • 3 – 4 Mal täglich eine Tasse davon trinken.

Außerdem empfohlen werden bei Reizhusten schleimhaltige pflanzliche Arzneimittel zum Lutschen. Dazu gehören Spitzwegerich in Broncho-Sern®, Eibisch in Silomat® oder die Königskerze (z. B. Antall®). Beim produktiven Husten unterstützen Pflanzentherapeutika das Lösen der Sekrete. Eingesetzt werden vor allem Eukalyptus (z.B. in Gelomyrtol forte®), Primel (z.B. in Bronchicum®) oder Myrte (z.B. Myrtol®).

Efeublätter-Trockenextrakte wie Prospan® lösen und lindern Husten ebenfalls. Ihre Wirkung ist allerdings gering, wie eine Metaanalyse ergab. Dafür hat Efeu eine leichte bronchospasmolytische Wirkung, d.h. es entspannt die Atemwege. Dieser Effekt ist bei Patient*innen mit begleitendem Asthma oder einer chronisch-obstruktiven Pulmonalerkrankung (COPD) günstig.

Hildegard von Bingen schwörte übrigens bei Keuchhusten auf echten Thymian als Hustenstiller. Tatsächlich konnte Thymian in Kombination mit Efeu-Extrakt in einer kontrollierten Studie die Häufigkeit und Dauer von Husten bei Bronchitis lindern. Hinweis: Husten, der länger als acht bis zehn Tage anhält, sollte ärztlich abgeklärt werden. Denn dahinter könnte auch ein Asthma, eine Herzschwäche oder die Nebenwirkung einer Medikamententherapie stecken.

Quelle: Penzel M, DAZ 2022; 50:1-15, Beer AM, MMW 2016:21-22:158

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Svetlana Karner