Gesundheit heute

Selbsthilfe bei Fieber

Fieber (Pyrexie) hat einen schlechten Ruf. Das ist verständlich: Fieber zeigt einen körperlichen Ausnahmezustand an und ist nicht gerade angenehm. Dessen ungeachtet hat Fieber auch positive Auswirkungen: Es ist davon auszugehen, dass Fieber die Abwehr des Körpers anfacht und Selbstheilungskräfte unterstützt.

Variable Körpertemperatur

Während die Hauttemperatur des Menschen z. B. je nach Umgebungstemperatur sehr unterschiedlich sein kann, liegt die Körperkerntemperatur recht konstant im Bereich von etwa 37 °C. Dafür sorgt das Temperaturzentrum im Gehirn, das vergleichbar dem Thermostat einer Heizung besagte „Solltemperatur“ vorgibt.

Gewisse Schwankungen sind aber normal. So ist die Körpertemperatur morgens am niedrigsten und erreicht am späten Nachmittag ihr Maximum. Beim Erwachsenen schwankt die normale Körpertemperatur im Tagesverlauf um etwa ein Grad. Jeder Mensch hat dabei eine etwas andere „Betriebstemperatur“: 36,0 °C am Morgen sind deshalb je nach „Typ“ ebenso normal wie 38,0 °C am späten Nachmittag (diese Temperaturen geben jeweils den im After, also rektal gemessenen Wert wieder, im Mund sind die Temperaturen um etwa 0,5 °C niedriger). Nur bei Kleinkindern ist der Tagesrhythmus geringer ausgeprägt – die normale Körpertemperatur schwankt hier nur um etwa 0,5 °C.

Bei Frauen kommen weitere Temperaturschwankungen hinzu: In der zweiten Zyklushälfte (nach dem Eisprung) erhöht sich die Körpertemperatur um etwa 0,3 °C. Die regelmäßige Messung der Temperatur kann zur Empfängnisverhütung genutzt werden (Basaltemperaturmethode).

Viele Menschen gehen von einem starren Normwert der Körpertemperatur von meist 37 °C aus und diagnostizieren bei sich selbst „Untertemperatur“, wenn sie einmal weniger messen. Eine derartige „Untertemperatur“ ist unbedenklich. Auch sind die Schwankungen im Tagesverlauf sehr individuell und zudem vom Messort abhängig. So geben medizinische Lehrbücher als normal an:

  • Axillär (Achsel): 34,7 °C–37,5 °C
  • Oral (Mund): 35,5 °C–37,5 °C
  • Rektal (After): 36,6 °C–38,0 °C
  • Aurikulär (im Ohr, d. h. am Trommelfell): 35,8 °C–38,0 °C

Ab wann besteht Fieber? Meist wird eine Erhöhung der rektal gemessenen Körpertemperatur auf 38,5 °C oder mehr Fieber genannt. In der Grauzone zwischen 38,0 °C und 38,5 °C sprechen manche Ärzte auch von erhöhter oder subfebriler Temperatur. Beim Säugling und Kleinkind liegt die „Fiebergrenze“ tiefer, hier sind schon Temperaturen über 38 °C als Fieber anzusehen.

Wodurch entsteht Fieber?

Fieber wird durch Botenstoffe des Immunsystems ausgelöst, die immer dann abgegeben werden, wenn der Körper mit Entzündungen zu kämpfen hat. Solche Entzündungen entstehen meist durch Infektionserreger (Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten), manchmal aber auch durch Autoimmunprozesse oder durch andere Abwehrvorgänge, etwa bei Krebserkrankungen oder nach Operationen. Selten entsteht Fieber auch bei allergischen Reaktionen, als Nebenwirkung von Medikamenten oder bei einer Schilddrüsenüberfunktion.

Durch Entzündungsvorgänge wird der Temperatursollwert im Gehirn angehoben. Der Körper bemüht sich nun, die neue „Vorgabe“ zu erreichen – kühle Haut, Frieren und Zittern bis zum Schüttelfrost sind die bekannten Zeichen dieses Fieberanstiegs.

Vom Fieber zu unterscheiden ist die Überhitzung (Hyperthermie) durch eine zu starke Hitzezufuhr von außen: Das kann bei der Hitzeerschöpfung bzw. dem Sonnenstich vorkommen, oder auch bei manchen – sehr seltenen – Erkrankungen des Stoffwechsels im Muskel. Bei letzteren, auch als maligne Hyperthermien bezeichneten Formen entgleist bei erblich vorbelasteten Menschen der Stoffwechsel in der Muskulatur nach Gabe bestimmter Narkosemittel. Die Muskulatur bildet dadurch extrem viel Wärme – die Körpertemperatur kann dann bis über 44 °C ansteigen.

Folgen des Fiebers

Als Folge des Fiebers wird der Stoffwechsel hochgefahren. Der Körper verbraucht dadurch mehr Sauerstoff und setzt mehr Wasser um. Gleichzeitig werden die Gehirnzellen reizbarer, was sich z. B. durch aktivere Träume bis hin zu Tagträumen und Halluzinationen äußert, dem so genannten Fieberdelir. Die erhöhte Reizbarkeit des Gehirns kann bei Epileptikern Krampfanfälle begünstigen. Bei unter 5-Jährigen können – gutartige – Fieberkrämpfe auftreten.

Auch wenn wir manchmal Sorge haben, im Fieber zu „verglühen – im Gegensatz zur Überhitzung kommt eine gefährliche oder gar tödliche Überwärmung oder bleibende Schädigung beim infektionsbedingten Fieber praktisch nicht vor. Das durch Entzündungen bedingte Fieber steigt praktisch nie über 41,5 °C – höhere Temperaturen gibt es nur bei einigen, sehr seltenen Erkrankungen (z. B. beim Reye-Syndrom, schweren Hirnentzündungen und bei Tetanus).

Je höher desto schlimmer?

Oft wird vermutet, eine Krankheit sei umso gefährlicher, je höher das Fieber ist. Dies stimmt bei manchen Erkrankungen: So zeigt hohes Fieber bei einem Harnwegsinfekt oft eine Mitbeteiligung des Nierenbeckens oder des Nierengewebes an. Andererseits: Manch relativ harmlose Erkältung geht mit hohem Fieber einher, während andere, weit gefährlichere Infektionen (z. B. manche Formen der Hirnhautentzündung) zu vergleichsweise mildem Fieber führen. Sehr schwer verlaufende Infektionen wie etwa die Sepsis (Blutvergiftung) gehen manchmal sogar mit normalen Temperaturen oder Untertemperatur einher.

Fieber – nützlich oder schädlich?

Schon längere Zeit ist bekannt, dass Teile des Immunsystems bei erhöhten Temperaturen schneller arbeiten. So werden z. B. bei Fieber mehr Abwehrstoffe produziert. Auch nimmt die Aggressivität mancher Krankheitserreger (die Virulenz) bei höheren Temperaturen ab.

Auch das folgende Experiment deutet auf einen möglichen Nutzen des Fiebers hin: Wenn Eidechsen künstlich infiziert werden (etwa indem ihnen Erreger in den Körper gespritzt werden), suchen sie instinktiv sonnige Plätze auf – die wechselwarmen Tiere erhöhen dadurch ihre Körpertemperatur um mehrere Grade. Wenn man nun einen Teil der Tiere daran hindert, den Schatten zu verlassen, so zeigen diese eine höhere Sterblichkeit als jene, die sich zu sonnigen Plätzen bewegen konnten. Zumindest bei Reptilien hat „Fieber“ also eine eindeutig krankheitsbekämpfende Funktion.

Außerdem zeigen Experimente bei der Grippe (Influenza): die Krankheitsdauer ist um durchschnittlich drei Tage kürzer, wenn auf eine fiebersenkende Behandlung verzichtet wird. Ob dies auch für andere Infektionskrankheiten gilt, ist nicht sicher.

Wir gehen davon aus, dass sich der Körper die mit dem Fieber verbundene zusätzliche Arbeit nicht umsonst abverlangt und Fieber in aller Regel die Immunabwehr unterstützt. Bedrohlich ist meist nicht das Fieber, sondern die Krankheit, die der Körper durch Fieber bekämpft!

Wann zum Arzt?

Entscheidender als die Höhe des Fiebers ist der Zustand des Fiebernden. Hier gelten die Regeln:

  • Hochschwangere, geschwächte oder schon vorher kranke Menschen sollten frühzeitig zum Arzt.
  • Wenn unklar ist, was das Fieber verursacht oder wenn besorgniserregende Krankheitszeichen vorliegen (wie etwa Hautblutungen), ist ein Arztbesuch angezeigt.
  • Das gilt auch bei immer wiederkehrendem Fieber oder wenn Fieber nach einer fieberfreien Zeit von wenigen Tagen oder gar trotz Behandlung wiederholt auftritt.
  • Auch bei fieberbedingten Komplikationen – etwa Fieberdelir oder Austrocknung – ist ein Arzt hinzuzuziehen.
  • Säuglinge unter sechs Monaten mit Fieber (d. h. einer Körpertemperatur von über 38,0 °C) sollten vom Kinderarzt untersucht werden. Ältere Säuglinge sollten bei Temperaturen über 38,5 °C und Kleinkinder bei über 39 °C zum Kinderarzt, wenn sich keine Ursache, wie etwa eine Erkältung, feststellen lässt.

Was tun bei Fieber?

Weil wir davon ausgehen, dass Fieber den Heilungsverlauf unterstützt, raten wir nicht zur Fiebersenkung in jedem Fall. In vielen Fällen können schon einfache Maßnahmen Linderung verschaffen und dem Körper helfen, mit der erhöhten Temperatur besser zurechtzukommen:

  • Ruhepausen: ob nur auf der Couch oder als strikte Bettruhe.
  • Kleidung: Luftige, atmungsaktive Kleidung aus Baumwolle und eine Jacke, die je nach Bedarf aus- oder angezogen werden kann.
  • Nahrung: Leichte Kost entlastet den Kreislauf, z. B. gedämpftes Gemüse oder eine leichte Suppe.
  • Flüssigkeit: Pro Grad Temperaturerhöhung benötigt der Körper zusätzlich einen Liter Flüssigkeit am Tag. Also: immer wieder zu einem Glas Wasser greifen, geeignet sind auch Tee oder verdünnte Fruchtsäfte. Oft werden im Fieberanstieg (man „fühlt sich kalt“) warme oder heiße Getränke bevorzugt, ansonsten sind kühle (jedoch nicht eisgekühlte) Getränke die richtige Wahl. Sie trinken dann genug, wenn Sie in etwa so viel Wasser lassen wie an gesunden Tagen.

Weil gerade ältere Menschen bei Fieber viel schlafen, ist die Gefahr der Austrocknung erhöht. Hier muss oft ans Trinken erinnert oder in den Wachphasen in regelmäßigen Abständen etwas zu trinken gereicht werden – auch die damit verbundene Zuwendung tut gut.

Wann das Fieber senken?

Wenn das Fieber den Körper über Gebühr strapaziert, ist Fiebersenkung angezeigt. Dies gilt dann, wenn:

  • Der Fiebernde mit dem Trinken nicht mehr nachkommt und eine Austrocknung zu befürchten ist.
  • Der Fiebernde ein Fieberdelir hat, also halluziniert und desorientiert ist.
  • Der Fiebernde schon vorher geschwächt ist, z. B. durch eine Herzschwäche oder eine chronische Lungenerkrankung wie ein Lungenemphysem.
  • Epilepsie vorliegt (hier wird am besten der Arzt befragt).
  • Man „richtig leidet“ oder Schmerzen hat, wie etwa Kopfweh. Ein Fiebermittel (das gleichzeitig auch ein Schmerzmittel ist) kann dann z. B. zu besserem Schlaf verhelfen.
  • Der Fiebernde sich nicht krank melden will oder kann (z. B. auf Dienstreise) oder die Familie weiterversorgt werden muss.

Wie das Fieber senken?

Oft hilft es schon, sich leichter anzuziehen oder nur dünn zuzudecken.

Auch nasse Wickel wie etwa Wadenwickel oder Waschungen können Wärme ableiten, dasselbe gilt für ein lauwarmes Bad.

Allerdings ist die Wirkung einer solchen „Kühlung von außen“ von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt vor allem vom Fieberstadium ab: So ist die Hautdurchblutung in der Phase des Fieberanstiegs gering (was Sie an kalten Händen und kalten Füßen merken) – auf die Haut aufgelegte kalte Wickel können jetzt keine Wärme „aufgreifen“, sie sind also fast wirkungslos. Nur wenn man „glüht“, sind äußere Anwendungen sinnvoll. Die Wickel dürfen dabei aber nicht zu kalt sein, da sonst die Hautdurchblutung von außen vermindert wird (Kälte sorgt für eine Verengung der Blutgefäße) – die Hitze des Körpers kann dann ebenfalls nicht nach außen abgeleitet werden.

Sondertext: Medikamente zur Fiebersenkung

Maßnahmen der Naturheilkunde

Die traditionelle Phytotherapie nennt als pflanzlichen Wirkstoff mit fiebersenkender Wirkung die Weidenrinde (Rinde der Silberweide Salix) – die darin enthaltenen Salicylate wirken wie „natürliches Aspirin“: Einen Teelöffel Rinde mit ¼ Liter kaltem Wasser sehr langsam bis zum Kochen erhitzen, dann fünf Minuten ziehen lassen, abseihen und schluckweise trinken.

Eine schweißtreibende Wirkung wird Holunderblüten und Lindenblüten zugeschrieben. Wer an Vitamin C glaubt, ist mit natürlichen Quellen wie Südfrüchten, Kirschsaft und Rote-Bete-Saft, die sich gut zum Mischen mit Wasser eignen, besser beraten als mit Vitaminpräparaten.

Hoch dosiertes Vitamin C wird immer wieder bei Fieber zur Abwehrsteigerung empfohlen, eine positive Wirkung lässt sich wissenschaftlich aber zumindest bei Erkältungskrankheiten nicht belegen.

Fieber messen

Allgemeines zum Fieber

„Muss“ man bei jeder Erkältung die Temperatur messen? Nicht unbedingt. Zum einen erkennen die meisten von uns auch ohne Messung, wenn sie fiebern. Zum anderen ist die Höhe des Fiebers kein gutes Maß dafür, wie schwer eine Krankheit ist. Dennoch kann die Messung manchmal bei der Beurteilung des Krankheitsverlaufs helfen, etwa

  • Wenn der Arzt die Messung empfiehlt – z. B. um das „Anschlagen“ einer Therapie besser beurteilen zu können.
  • Bei Kindern unter drei Jahren. Hier sind zum einen Krankheiten oft schwerer zu erkennen, zum anderen sollten fiebernde Kinder ohne klare Krankheitszeichen immer dem Arzt vorgeführt werden.
  • Bevor Sie zum Arzt gehen oder ihn telefonisch konsultieren. Oft hilft es dem Arzt, wenn er weiß, ob ein bestimmtes Krankheitsbild mit Fieber verläuft oder ohne.

Wie messen?

Wenn Sie sich entscheiden, die Temperatur zu prüfen, so reicht „Fühlen“ nur bedingt aus: Denn während des Fieberanstiegs verengen sich die Blutgefäße der Haut und lassen daher weniger Wärme in die Haut dringen, beim Fieberabfall passiert das Umgekehrte – mit dem Handauflegen liegen Sie also oft daneben.

Zur genaueren Messung stehen heute verschiedene Thermometer zur Verfügung. Die genaueste Messmethode ist die rektale Messung, also die Messung im Po (Rektaltemperatur). Diese Art der Messung gibt die Innentemperatur des Körpers (Körperkerntemperatur) am besten wieder.

Aber auch in der Achselhöhle (axilläre Messung) oder unter der Zunge (sublinguale Messung) kann die Temperatur mit ausreichender Zuverlässigkeit gemessen werden. Sie müssen dann allerdings zu der gemessenen Temperatur jeweils etwa ein halbes Grad dazuzählen, um einen der rektalen Temperatur vergleichbaren Wert zu erhalten. Am einfachsten, aber auch am teuersten und leider nicht immer 100%ig zuverlässig, ist die Messung im Ohr (aurikuläre Messung).

Da die Körpertemperatur durch körperliche Anstrengung um bis zu 1 °C ansteigen kann, sollte man vor dem Fiebermessen am besten eine halbe Stunde ruhen. Auch zu warme Kleidung kann – vor allem bei kleinen Kindern – die Temperatur erhöhen, und zwar um bis zu 0,5 °C.

So geht’s praktisch:

  • Rektal: Spitze des Thermometers mit etwas Vaseline, einer anderen Hautcreme oder auch einfach nur mit etwas Leitungswasser gleitfähig machen und vorsichtig so weit einführen, dass zumindest der Messkonus sicher im After steckt.
  • Unter der Zunge: Thermometerspitze bei geschlossenem Mund mehrere Minuten lang still unter der Zunge parken (am besten seitlich unter dem Zungenrand).
  • In der Achselhöhle: Thermometerspitze von vorn in die Achselhöhle klemmen, still halten. Die Messung unter der Achsel dauert von allen Messarten am längsten – bis zu 10 Minuten. Alternativ kann in der Leiste gemessen werden.
  • Im Ohr: Messhülle auf den Messkopf stecken (gilt nicht für jedes Modell). Messkopf sanft in den Gehörgang halten – Messkopf sollte dicht sitzen ohne zu drücken oder weh zu tun (dazu am besten die Ohrmuschel etwas schräg nach hinten oben ziehen). Die Messung wird durch Drücken des Messknopfs gestartet.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Der Erkältung eins husten

Ausreichend Tee zu trinken und sich warm zu halten gehört zu den Basismaßnahmen bei Erkältungskrankheiten.

Der Erkältung eins husten

Mit Thymian, Myrte, Rosmarin

In der Erkältungszeit machen Husten, Schnupfen und Heiserkeit vor kaum jemandem halt. Zum Glück muss man nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen: Pflanzentherapeutika und Hausmittel können beim grippalen Infekt die Beschwerden gut lindern.

Grippaler Infekt oder Grippe?

In Herbst und Winter leiden Millionen von Deutschen an akuten Atemwegserkrankungen. Ein Teil davon geht mittlerweile auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurück. Das Robert Koch-Institut schätzt allerdings, dass der Löwenanteil an Erkältungen von Influenzaviren, Rhinoviren und respiratorischen Synzytialviren (RSV) verursacht wird.

Der typische „grippale Infekt“ beginnt mit Halsschmerzen und Schnupfen, oft schmerzen auch Kopf und Glieder. Es kommt zu Husten mit zunehmendem Auswurf, die ganze Sache dauert etwa eineinhalb Wochen. Dahinter stecken insbesondere Rhinoviren oder RSV. Eine Erkältung oder ein grippaler Infekt lässt sich recht gut in Eigenregie mit Hausmitteln oder Hilfe aus der Apotheke behandeln.

Die echte Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst. Dabei entwickelt sich meist schnell hohes Fieber und Reizhusten, die Lymphknoten schwellen an und die Betroffenen fühlen sich sehr krank. Zu ganz ähnlichen Beschwerden kommt es auch bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV2 und bakteriellen Infektionen. In all diesen Fällen ist es wichtig, die Ärzt*in aufzusuchen.

Hinweis: Alte Menschen, Immungeschwächte und Schwangere sollten sich bei einer starken Erkältung nicht selbst therapieren. Um Komplikationen zu vermeiden, ist es besser, frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Immunsystem stärken

Beim grippalen Infekt möchten viele Patient*innen ihr Immunsystem mit Pflanzenmedizin unterstützen. Angeboten werden dafür vor allem Pelargonium sidoides, Echinacea und Kapuzinerkresse plus Meerrettich.

Pelargonium-sidoides-Extrakt (z B. in Umckaloabo® oder Pelargonium-ratiopharm® Bronchialtropfen) ist ein besonders gut untersuchtes pflanzliches Heilmittel. Eine vor wenigen Jahren veröffentlichte Metaanalyse kam zu dem Schluss, dass der Extrakt grippale Beschwerden lindert - die Patient*innen hören z.B. früher auf zu husten. Auch die allgemeineErkrankungsdauer soll sich um einige Tage verkürzen. Allerdings gibt es Hinweise, dass Pelargonium sidoides die Leber schädigen könnte. Leberkranke dürfen den Extrakt deshalb nicht einnehmen. Im Zweifel fragt man dazu seine Ärzt*in.

Der Extrakt aus dem Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea, z.B. in Esberitox®) soll Erkältungen vorbeugen sowie entsprechende Beschwerden lindern. Die Studienergebnisse dazu sind allerdings widersprüchlich. Am ehesten scheint der Sonnenhut bei frühzeitiger Einnahme zu wirken.

Ebenfalls eingesetzt werden Extrakte aus Kapuzinerkresse und Meerrettich (z.B. Angocin®). Sie wirken eher vorbeugend: In einer Untersuchung erkrankten Teilnehmende, die den Extrakt einnahmen, seltener an Atemwegsinfektionen. Wurden sie dennoch davon erwischt, hatte der Extrakt keinen Einfluss auf Dauer und Schwere der Erkrankung.

Hinweis: Am besten kauft man diese Extrakte in einer Apotheke. Dort kann man sicher sein, ein geprüftes Präparat zu erhalten. Zudem bekommt man eine ausführliche Beratung.

Allgemeine Maßnahmen sind die Basis

Neben pflanzlicher Unterstützung helfen bei einer Erkältung vor allem auch allgemeine Maßnahmen. Wenn das Immunsystem gegen Erreger kämpft, ist es gut, sich zu schonen und dem Körper Ruhe zu gönnen. Bei leichtem Fieber helfen zudem kühle Wadenwickel. Im frühen Stadium einer Erkältung sind warme Fußbäder angenehm. Außerdem sollte man auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit achten, damit die Schleimhäute feucht bleiben und Krankheiterreger gut abtransportieren werden können. Besteht kein Fieber, sind Erkältungsbäder mit Extrakten aus Rosmarin und Eukalyptus für viele eine Wohltat. Bei Fieber sollte man auf warme Bäder besser verzichten, um den Kreislauf nicht zu belasten.

Für die Abwehr von Erregern braucht das Immunsystem sehr viel Energie. Auch wenn man sich schwach fühlt, sollte man ausreichend Kalorien zu sich nehmen. Um das Verdauungssystem nicht zu belasten, bietet sich leichte Kost an. Immer empfehlenswert ist die Gemüsebrühe, ansonsten gilt Tee als  ideal. Beides ersetzt auch die Flüssigkeit, die durch Schwitzen und vermehrte Nasensekrete verloren geht.

Manche schwören bei den ersten Anzeichen einer Erkältung auch auf eine Schwitzkur. Sie soll dafür sorgen, dass die Erreger möglichst schnell wieder ausgeschieden werden. Das funktioniert so:

  • Bequemen Jogginganzug anziehen, Mütze aufsetzen.
  • Gemütlich auf einem Sessel Platz nehmen und die Füße in ein warmes Fußbad stellen.
  • Währenddessen einen Schwitzkur-Tee trinken. Das Rezept dafür lautet: Jeweils 30 g Holunder- und Lindenblüten, 20 g Mädesüßblüten und 20 g Hagebuttenfrüchte mischen. Einen Esslöffel davon mit 150 ml heißem Wasser übergießen, ziehen lassen und trinken. Drei- bis viermal täglich wiederholen.
  • Füße abtrocknen, schweißnasse Kleidung wechseln, ins Bett legen und schlafen.

Hinweis: Vorsicht, eine Schwitzkur belastet den Kreislauf stark. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten deshalb lieber darauf verzichten.

Halsschmerzen lindern

Erkältungskrankheiten und grippale Effekte beginnen fast immer mit Halsschmerzen. Schon einfache Lutschbonbons (bitte ohne Zucker!) lindern die Qual, weil sie die Speichelproduktion anregen. Nachgewiesenermaßen schmerzstillend wirken Salbei und Thymian. Sie gibt es in der Apotheke als Lutschbonbons und als Spray. Ebenfalls hilfreich für gestresste Rachen sind Primelwurzeln (z.B. in Ipalat®), Spitzwegerich (z.B. in Tetesept® Reizhusten & Hals Lutschtabletten) und isländisches Moos (z.B. in Isla Moos®, Neoangin Junior® und Aspecton®).

Eine Alternative zu Bonbons und Spray ist Tee. Dazu übergießt man einen Esslöffel getrocknete Salbeiblätter mit kochendem Wasser. Den Sud zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen, danach durch ein Sieb gießen und einmal pro Stunde damit gurgeln.

Nicht pflanzlich, aber ebenfalls natürlich ist außerdem der Quarkwickel. Dafür streicht man etwa 250 g zimmerwarmen Quark auf ein Leinentuch auf und legt dies abends mit der Quarkseite auf den Hals. Darüber kommt ein trockenes Tuch. Der Wickel bleibt über Nacht liegen und wird morgens abgenommen.

Hinweis: Am besten ist es, Tee und Lutschbonbons zu kombinieren. So wird der Schmerz im Hals gemildert und der Körper erhält ausreichend Flüssigkeit.

Nase frei ist oberstes Gebot

Neun von zehn Betroffenen mit grippalem Infekt leiden unter Schnupfen mit Niesreiz, Naselaufen und verstopfter Nase. Bei starker Ausprägung sind nicht-pflanzliche abschwellende Nasensprays aus der Apotheke die wichtigste Maßnahme, damit das Sekret abläuft und sich die ganze Sache nicht zu einer schweren Nebenhöhlenentzündung auswächst. Damit die Nasenschleimhaut nicht leidet, dürfen abschwellende Nasentropfen nur wenige Tage lang angewendet werden.

Pflanzenmedizin kann bei der Befreiung der Nase durchaus unterstützend wirken. So soll ein Extrakt aus Ampfer, gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut und Schlüsselblume (z.B. BNO1016 in Sinupret®) die Dauer einer Rhinosinusitis (das ist die Infektion von Nasenhöhle und Nasennebenhöhle) um vier Tage reduzieren. Auch Eukalyptus-Extrakte (z.B. in Gelomyrtol forte® oder Soledum®) sind hilfreich. Sie beschleunigten bei Patient*innen mit Rhinosinusitis, die Antibiotika bekamen, die Linderung der Beschwerden und die Heilung.

Direkt in Nase und Nebenhöhlen wirken Inhalationen mit Wasserdampf. Dazu füllt man heißes Wasser in eine Schüssel, beugt den Kopf darüber und atmet die Dämpfe ein. Noch einfacher geht es mit speziellen, in der Apotheke erhältlichen Inhaliergefäßen. Je nach Vorliebe fügt man dem heißen Wasser Kamillenblüten oder ätherische Öle aus Pfefferminze, Eukalyptus oder Latschenkiefer hinzu. Vorsicht geboten ist bei Asthma oder Keuchhusten. In diesen Fällen kann es durch das Inhalieren ätherischer Öle zu Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur und Atemnot kommen.

Etwas unangenehm, aber wirksam sind zudem Nasenspülungen mit Kochsalzlösung. Dazu verwendet man entweder eine professionelle Nasendusche. Oder man zieht die Lösung durch die Nase und spuckt sie durch den Mund wieder aus.

Hinweis: Nasennebenhöhlenentzündungen können sich auch in das Gehirn ausbreiten. Wichtige Alarmsignale dafür sind starke Kopfschmerzen, Veränderungen beim Sehen und eine Lidschwellung.

Dem Husten eins husten

Im Verlauf eines grippalen Infekts kommt es eher spät zu Husten. Meist handelt es sich zunächst um trockenen Reizhusten, Auswurf entwickelt sich erst im Verlauf. Gegen trockenen Husten hilft folgende Teerezeptur:

  • 15 g Anisfrüchte, 25 g Süßholzwurzel, 25 g Eibischwurzel und 35 g Eibischblätter vermischen,
  • zwei Esslöffel der Teemischung mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen,
  • 10 bis 15 Minuten ziehen lassen und abseihen.
  • 3 – 4 Mal täglich eine Tasse davon trinken.

Außerdem empfohlen werden bei Reizhusten schleimhaltige pflanzliche Arzneimittel zum Lutschen. Dazu gehören Spitzwegerich in Broncho-Sern®, Eibisch in Silomat® oder die Königskerze (z. B. Antall®). Beim produktiven Husten unterstützen Pflanzentherapeutika das Lösen der Sekrete. Eingesetzt werden vor allem Eukalyptus (z.B. in Gelomyrtol forte®), Primel (z.B. in Bronchicum®) oder Myrte (z.B. Myrtol®).

Efeublätter-Trockenextrakte wie Prospan® lösen und lindern Husten ebenfalls. Ihre Wirkung ist allerdings gering, wie eine Metaanalyse ergab. Dafür hat Efeu eine leichte bronchospasmolytische Wirkung, d.h. es entspannt die Atemwege. Dieser Effekt ist bei Patient*innen mit begleitendem Asthma oder einer chronisch-obstruktiven Pulmonalerkrankung (COPD) günstig.

Hildegard von Bingen schwörte übrigens bei Keuchhusten auf echten Thymian als Hustenstiller. Tatsächlich konnte Thymian in Kombination mit Efeu-Extrakt in einer kontrollierten Studie die Häufigkeit und Dauer von Husten bei Bronchitis lindern. Hinweis: Husten, der länger als acht bis zehn Tage anhält, sollte ärztlich abgeklärt werden. Denn dahinter könnte auch ein Asthma, eine Herzschwäche oder die Nebenwirkung einer Medikamententherapie stecken.

Quelle: Penzel M, DAZ 2022; 50:1-15, Beer AM, MMW 2016:21-22:158

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Svetlana Karner