Gesundheit heute

Von Hausmitteln zu OTC-Präparaten

Unsere Vorfahren haben über die Jahrhunderte einen Schatz von Heilmethoden zusammengetragen, mit dem auch medizinische Laien die Beschwerden alltäglicher Erkrankungen lindern können. Diese traditionellen Hausmittel umfassen physikalische Maßnahmen wie Wickel oder Wasseranwendungen, aber auch Ernährungsregeln (von der Schonkost bis zum Fasten) und natürlich Medikamente.

Letztere wurden bis vor 150 Jahren zum großen Teil von Ärzten und Apothekern selbst zubereitet und basierten vor allem auf der Kräutermedizin. In jüngster Zeit haben sich die Möglichkeiten der Selbstmedikation – des selbstverantwortlichen Erwerbs und der Einnahme von Arzneimitteln – stark erweitert: Von den etwa 30 000 Arzneimitteln, die in Deutschland derzeit angeboten werden, sind etwa 6 000 ohne Rezept zu erwerben – seit 2004 dürfen die meisten dieser Medikamente nicht einmal mehr auf Kassenrezept verordnet werden. Die Mehrzahl dieser so genannten OTC-Präparate (von over the counter – „über den Ladentisch“) können nur in Apotheken erworben werden (man spricht von „apothekenpflichtigen Arzneimitteln“), andere sind auch in Drogerien erhältlich. Zu den OTC-Präparaten gehören etwa die Schmerzmittel Paracetamol, Acetylsalicylsäure und Ibuprofen.

Zudem drängen seit Jahren immer mehr – rechtlich den Nahrungsmitteln zugerechnete – Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt. Im Gegensatz zu den OTC-Präparaten können Letztere auch im Supermarkt erworben werden, auch wenn die darin enthaltenen Wirkstoffe (von Pfefferminze bis Ingwer) eindeutig arzneiliche Wirkung haben.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Pflanzliche Arznei richtig einsetzen

Apotheker*innen unterstützen Patient*innen bei der Wahl eines wirkungsstarken und verträglichen Pflanzenpräparats.

Pflanzliche Arznei richtig einsetzen

Genaue Zusammensetzung ist wichtig

Egal ob Erkältung, Bauchschmerzen oder Blasenentzündung: Viele Menschen vertrauen auf die Wirkung pflanzlicher Arzneimittel. Allerdings gibt es oft große Unterschiede zwischen den Präparaten. Diese Tipps helfen beim Einkauf.

Geheime Rezepturen

„Wenn auf der Packung nur 'enthält Efeublätter' steht, heißt das gar nichts“, meint der Apotheker Prof. Dr. Robert Fürst. Denn nicht nur die enthaltene Pflanzenarzt, sondern auch Herstellungsprozess und zusätzliche Inhaltsstoffe bestimmen die Wirkung des Arzneimittels. Fürst erklärt: „Über die Qualität eines pflanzlichen Medikaments entscheidet, aus welchem Pflanzenteil und vor allem wie der verwendete Extrakt hergestellt wurde. Das ist oft ein Firmengeheimnis." Ob ein pflanzliches Arzneimittel wirkt, kann deshalb immer nur für das jeweilige Produkt untersucht werden. Bei Nachahmerprodukten sind diese Wirksamkeitsnachweise mit Vorsicht zu genießen.

Traditionelle Arzneimittel

Wer sich unsicher ist, wirft am besten ein Blick auf die Packung. Wird das Präparat dort als „traditionelles Arzneimittel“ beworben, ist die Wirksamkeit in der Regel noch nicht in klinischen Studien untersucht worden. Fürst stellt klar: „Das bedeutet nicht automatisch, dass das Medikament nicht wirksam ist. Die Wirksamkeit wurde aber nicht in klinischen Studien nachgewiesen.“

Apothekenpflichtige Produkte garantieren Qualität

Fast alle Pflanzen enthalten mehr als einen Wirkstoff. Doch damit die pflanzlichen Stoffe wirken, müssen sie hoch genug dosiert sein. Produkte aus Drogerie- und Supermärkten enthalten allerdings oft zu wenig Wirkstoff. Vertrauenswürdig sind apothekenpflichtige Produkte, die als Arzneimittel eingestuft sind. Sie müssen ihre Wirksamkeit erst in jahrelangen Zulassungsverfahren beweisen.

Auch die Qualität und Sicherheit des Produkts steht dort auf dem Prüfstand. Pflanzliche Arzneimittel aus der Apotheke werden außerdem nur aus geprüften Rohstoffen hergestellt und regelmäßig auf Schadstoffe untersucht. Um ein geeignetes und wirkungsvolles pflanzliches Präparat zu erhalten, sollten Patient*innen sich bei der Auswahl eines pflanzlichen Medikaments in der Apotheke beraten lassen.

Quelle: Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

Von: Sandra Göbel; Bild: Yala/Shutterstock.com