Gesundheit heute

Selbsthilfe – keine Unterabteilung der Alternativmedizin

Selbsthilfe wird oft mit Wickeln und Hausmitteln gleichgesetzt. Kein Wunder, dass die Selbsthilfe oft als Unterabteilung der „alternativen“ Verfahren gesehen wird.

Das allerdings ist ein gründliches Missverständnis. Denn obwohl Selbsthilfe die Eigenversorgung mit Hausmitteln und Selbstmedikation einschließt, stellt sie ein weitaus umfassenderes Konzept dar: Medizinische Selbsthilfe passiert überall dort, wo wir durch eigene Initiative für unsere Gesundung und Gesunderhaltung sorgen. So gesehen stehen im Zentrum der Selbsthilfe nicht nur die Hausmittel, sondern genauso Bewältigungs- und Lebensstrategien. Das hat einer der Vordenker der Selbsthilfe, Pfarrer Kneipp, schon vor 150 Jahren erkannt: Seine Empfehlungen zu den Anwendungen von Güssen, Bädern und Wickeln bettete er in ein Konzept der umfassenden, alltäglichen Gesundheitsvorsorge.

Die Selbsthilfe ist die Grundlage vieler erfolgreicher Therapien und wird heute auch zunehmend von der Schulmedizin genutzt – z. B. im Rahmen der Selbstkontrolle bei chronischen Erkrankungen oder bei der Bewegungstherapie. Viele Ärzte sind der Meinung, dass die modernen schulmedizinischen Therapien letzten Endes nur dann erfolgreich sein können, wenn sie vom Patienten als „Eigentum“ betrachtet (internalisiert) werden, d. h. aus eigener Motivation im Alltag umgesetzt werden.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster
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Pflanzliche Arznei richtig einsetzen

Apotheker*innen unterstützen Patient*innen bei der Wahl eines wirkungsstarken und verträglichen Pflanzenpräparats.

Pflanzliche Arznei richtig einsetzen

Genaue Zusammensetzung ist wichtig

Egal ob Erkältung, Bauchschmerzen oder Blasenentzündung: Viele Menschen vertrauen auf die Wirkung pflanzlicher Arzneimittel. Allerdings gibt es oft große Unterschiede zwischen den Präparaten. Diese Tipps helfen beim Einkauf.

Geheime Rezepturen

„Wenn auf der Packung nur 'enthält Efeublätter' steht, heißt das gar nichts“, meint der Apotheker Prof. Dr. Robert Fürst. Denn nicht nur die enthaltene Pflanzenarzt, sondern auch Herstellungsprozess und zusätzliche Inhaltsstoffe bestimmen die Wirkung des Arzneimittels. Fürst erklärt: „Über die Qualität eines pflanzlichen Medikaments entscheidet, aus welchem Pflanzenteil und vor allem wie der verwendete Extrakt hergestellt wurde. Das ist oft ein Firmengeheimnis." Ob ein pflanzliches Arzneimittel wirkt, kann deshalb immer nur für das jeweilige Produkt untersucht werden. Bei Nachahmerprodukten sind diese Wirksamkeitsnachweise mit Vorsicht zu genießen.

Traditionelle Arzneimittel

Wer sich unsicher ist, wirft am besten ein Blick auf die Packung. Wird das Präparat dort als „traditionelles Arzneimittel“ beworben, ist die Wirksamkeit in der Regel noch nicht in klinischen Studien untersucht worden. Fürst stellt klar: „Das bedeutet nicht automatisch, dass das Medikament nicht wirksam ist. Die Wirksamkeit wurde aber nicht in klinischen Studien nachgewiesen.“

Apothekenpflichtige Produkte garantieren Qualität

Fast alle Pflanzen enthalten mehr als einen Wirkstoff. Doch damit die pflanzlichen Stoffe wirken, müssen sie hoch genug dosiert sein. Produkte aus Drogerie- und Supermärkten enthalten allerdings oft zu wenig Wirkstoff. Vertrauenswürdig sind apothekenpflichtige Produkte, die als Arzneimittel eingestuft sind. Sie müssen ihre Wirksamkeit erst in jahrelangen Zulassungsverfahren beweisen.

Auch die Qualität und Sicherheit des Produkts steht dort auf dem Prüfstand. Pflanzliche Arzneimittel aus der Apotheke werden außerdem nur aus geprüften Rohstoffen hergestellt und regelmäßig auf Schadstoffe untersucht. Um ein geeignetes und wirkungsvolles pflanzliches Präparat zu erhalten, sollten Patient*innen sich bei der Auswahl eines pflanzlichen Medikaments in der Apotheke beraten lassen.

Quelle: Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände

Von: Sandra Göbel; Bild: Yala/Shutterstock.com