Gesundheit heute
Welche IGeL-Vorsorgen sind sinnvoll?
Neben den gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen bieten die meisten Arztpraxen mittlerweile individuell als IGeL (Individuelle Gesundheitsleistungen) zu finanzierende weitere Vorsorgemaßnahmen und -untersuchungen an. Während manche dieser Angebote unumstritten sind, wie Impfungen vor Fernreisen (Reiseimpfungen) oder die professionelle Zahnreinigung, müssen bei anderen das Für und Wider genau abgewogen werden.
Für die Mehrzahl der als IGeL angebotenen Vorsorgeuntersuchungen ist ein Nutzen für den Patienten nicht erwiesen. Dies trifft vor allem auf Laborleistungen und bildgebende Diagnose-Verfahren zu. Zudem sind gerade diese Tests für viele Ärzte inzwischen eine wesentliche Einnahmequelle, sodass die Versuchung groß ist, sie möglichst vielen Patienten anzubieten.
Um abzuschätzen, ob ein IGeL-Vorsorgeangebot Sinn macht, helfen die folgenden Fragen:
- Welchen nachweislichen Nutzen habe ich von dieser Früherkennungsuntersuchung?
- Wird eine Krankheit dadurch eher entdeckt als durch die gesetzlich vorgesehene Vorsorge?
- Sind die Testergebnisse sicher?
- Wie geht es nach einem „positiven“ Test weiter? Welche zusätzlichen Untersuchungen werden gemacht? Mit welchen Risiken sind sie verbunden?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, und welche Risiken hat die Behandlung?
Wenn Fragen offenbleiben, erkundigen Sie sich bei Ihrer Kasse, ob und warum die Leistung nicht übernommen wird.
Die folgende Aufstellung behandelt die am häufigsten angebotenen Tests, die gegebenen Bewertungen orientieren sich an den Empfehlungen der Stiftung Warentest.
- Früherkennung des grünen Stars
- Große Krebsfrüherkennung für Frauen
- Osteoporose-Früherkennung
- Professionelle Zahnreinigung und Versiegelung
- IGeL-Vorsorgeuntersuchungen in der Inneren Medizin
- Große Krebsfrüherkennung bei Männern
Weiterführende Informationen
- www.e-bis.de – Servicseite, Flein: Mit Informationen zur Gebührenordnung für Ärzte, enthält eine umfassende Aufstellung von IGeL-Leistungen.
- www.g-ba.de – Gemeinsamer Bundesausschuss, Siegburg: Richtlinien zu den gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen.
- www.die-praevention.de – Service des Bundesministeriums für Gesundheit, Berlin: Informationen zum Thema Prävention, mit Broschüren zum Bestellen und Herunterladen.
- www.ahrq.gov – Agency for Healthcare Research and Quality, Rockville: Unter der Rubrik Clinical Information,Preventive Services bietet die U.S. Preventive Services Task Force Zusammenfassungen des derzeitigen Forschungsstands zur Früherkennung (jedoch nur auf Englisch).
- Stiftung Warentest (Hrsg.): Untersuchungen zur Früherkennung – Krebs. Nutzen und Risiken. (2005). Erklärung, Bewertung und Risikoeinschätzung von 46 Früherkennungsuntersuchungen. Auf die von der Stiftung Wartentest vorgenommene Auswertung der wissenschaftlichen Literatur stützen sich auch die Bewertungen in Gesundheit heute.
- Von den allgemein verfügbaren Ratgebern zum Thema IGeL-Untersuchungen kann derzeit keiner empfohlen werden (Stand Sommer 2007).
Die Koloskopie ist eine wichtige Untersuchung im Rahmen der Darmkrebs-Früherkennung.
Durch KI das Koloskopieren verlernt
Verschlechterte Diagnostik
Künstliche Intelligenz hat auch ihre Nachteile: Wenn Ärzt*innen sich bei der Diagnostik zu sehr darauf verlassen, verlernen sie schnell, selbst verdächtige Befunde zu erkennen. In puncto Darmspiegelungen war dies in einer Studie schon der Fall.
Scharfer Blick der Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI) kann Ärztinnen und Ärzte in vielerlei Hinsicht unterstützen. Ein wichtiger Bereich ist die Diagnostik. So hilft die KI z. B., Befunde auf Röntgen- oder MRT-Bildern besser zu erkennen. Auch bei der Darmspiegelung (Koloskopie) wird sie mehr und mehr eingesetzt: Nachdem ein KI-basiertes System mit tausenden Bildern trainiert wurde, erkennt es während der Darmspiegelung auch minimale Schleimhautveränderungen und Polypen automatisch. Diese verdächtigen Bereiche werden dann auf dem Monitor hervorgehoben, sodass die Untersuchenden sie nicht übersehen.
So weit, so gut. Doch inzwischen befürchtet man vielerorts, dass durch die Nutzung künstlicher Intelligenz die eigenen diagnostischen Fähigkeiten verlernt werden. Ob das z. B. der Fall ist, wenn sich Gastroenterolog*innen bei der Darmkrebsvorsorge von KI helfen lassen, haben polnische Forschende untersucht.
Weniger Polypen als vorher entdeckt
Sie analysierten die Daten aus vier Endoskopiezentren, in denen Darmspiegelungen zur Krebsvorsorge durchgeführt wurden. In allen Häusern kam ab Ende 2021 bei einem Teil der Endoskopien KI-Systeme zum Einsatz. Insgesamt 19 Ärzt*innen nutzten die KI je nach Zufallsprinzip bei ihren Patient*innen zur Darmkrebsvorsorge.
Vor der Einführung der KI lag die durchschnittliche Rate, mit der während der Darmspiegelungen verdächtige Polypen entdeckt wurden, bei 28,4 %. Nach Einführung der Systeme sank diese Rate in den Fällen, in der ohne KI-Unterstützung koloskopiert wurde, auf 22,4 %. 15 der 19 Ärzt*innen verschlechterten ihre Fähigkeit, verdächtige Schleimhautbereiche selbst zu erkennen. Die übrigen vier hatten dagegen durch die zwischenzeitliche Nutzung der KI ihren diagnostischen Blick verbessern können.
Einmal an Unterstützung gewöhnt …
KI-Systeme können also durchaus einen negativen Effekt auf die Fähigkeiten von Ärzt*innen haben, schließen die Forschenden aus ihrer Studie. Wer sich einmal an die Unterstützung gewöhnt hat, verlernt offenbar, selbst gute Ergebnisse zu erzielen. Im Fall der Darmkrebsvorsorge ist das fatal: Müssen die an KI gewöhnten Ärzt*innen bei einer Darmspiegelung aus irgendeinem Grund auf diese Unterstützung verzichten, könnten sie leicht verdächtige Bereiche übersehen – zum Schaden der betroffenen Patient*innen.
Quelle: Ärztezeitung

