Gesundheit heute

Selbsthilfe – keine Unterabteilung der Alternativmedizin

Selbsthilfe wird oft mit Wickeln und Hausmitteln gleichgesetzt. Kein Wunder, dass die Selbsthilfe oft als Unterabteilung der „alternativen“ Verfahren gesehen wird.

Das allerdings ist ein gründliches Missverständnis. Denn obwohl Selbsthilfe die Eigenversorgung mit Hausmitteln und Selbstmedikation einschließt, stellt sie ein weitaus umfassenderes Konzept dar: Medizinische Selbsthilfe passiert überall dort, wo wir durch eigene Initiative für unsere Gesundung und Gesunderhaltung sorgen. So gesehen stehen im Zentrum der Selbsthilfe nicht nur die Hausmittel, sondern genauso Bewältigungs- und Lebensstrategien. Das hat einer der Vordenker der Selbsthilfe, Pfarrer Kneipp, schon vor 150 Jahren erkannt: Seine Empfehlungen zu den Anwendungen von Güssen, Bädern und Wickeln bettete er in ein Konzept der umfassenden, alltäglichen Gesundheitsvorsorge.

Die Selbsthilfe ist die Grundlage vieler erfolgreicher Therapien und wird heute auch zunehmend von der Schulmedizin genutzt – z. B. im Rahmen der Selbstkontrolle bei chronischen Erkrankungen oder bei der Bewegungstherapie. Viele Ärzte sind der Meinung, dass die modernen schulmedizinischen Therapien letzten Endes nur dann erfolgreich sein können, wenn sie vom Patienten als „Eigentum“ betrachtet (internalisiert) werden, d. h. aus eigener Motivation im Alltag umgesetzt werden.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster
Zurück
Rauchstopp senkt Demenzrisiko

Wer bis ins Alter hinein raucht hat ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Demenz.

Rauchstopp senkt Demenzrisiko

Hirngefahr vom Glimmstängel

Rauchen begünstigt die Entwicklung einer Demenz. Wer mit dem Qualmen aufhört, senkt das Erkrankungsrisiko aber wieder. Das gilt allerdings nur bei einem kompletten Rauchverzicht.

Gefäße und Hirnsubstanz leiden

Ob Pfeife, Zigaretten oder Zigarren: Rauchen schadet dem Gehirn. Denn nicht nur das Gefäßsystem leidet an den Folgen das Tabakkonsums, auch die weiße Hirnsubstanz wird durch das Qualmen angegriffen. Das beschleunigt den kognitiven Abbau und fördert die Entwicklung einer Demenz.

Dem lässt sich entgegensteuern: Rauchende, die von der Sucht loskommen, verringern ihr tabakbedingtes Demenzrisiko. Das ergab eine koreanische Studie mit fast 800 000 Personen, die zu Beginn der Untersuchung rauchten und über sechs Jahre lang nachbeobachtet wurden. Während dieser Zeit erhoben die koreanischen Wissenschaftler*innen alle zwei Jahre den Gesundheitsstatus und die Rauchgewohnheiten der Teilnehmenden.

Weniger rauchen erhöht Demenzgefahr

Innerhalb dieses Zeitraums traten knapp 12 000 neue Demenzen auf. Es zeigte sich, dass Teilnehmende, die das Rauchen aufgegeben hatten (15%), ein um 8 % geringeres Demenzrisiko hatten als diejenigen, unverändert weiter pafften. Das galt jedoch nur für jüngere Personen und bei komplettem Rauchstopp.

Einfach weniger rauchen erhöhte dagegen das Demenzrisiko im Vergleich zu den gleichbleibend weiter Rauchenden um 50 %. Eine Erklärung dafür könnte das kompensatorische Rauchen sein. Denn wer seinen Zigarettenkonsum nur reduziert, inhaliert womöglich tiefer und nimmt vermehrt Nikotin zu sich.

Endziel kompletter Rauchverzicht

Für das Gehirn ist der komplette Rauchstopp entscheidend, vermuten die Studienautor*innen. Dafür sollte jeder Hebel in Bewegung gesetzt werden. Von Nikotinersatzprodukten über zentral wirkende Medikamente wie Bupropion, Vareniclin oder Cytisin bis hin zu Verhaltenstherapie gibt es Möglichkeiten, aus der Sucht auszusteigen. Manchmal geht es allerdings nur über die langsame Entwöhnung, schreibt das Autorenteam. Das sollte aber immer nur der erste Schritt sein – und zwar zum kompletten Rauchverzicht.

Quelle: JAMA Network

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Anyka / Alamy / Alamy Stock Photos