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Krankheiten & Therapie: Neurologie

Neurologie

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Kein anderes Organ fasziniert den Menschen so sehr wie das Gehirn. Diese graue Masse von 1 400 Gramm soll „den Menschen zum Menschen“ und einzigartig auf dieser Welt machen? Soll der Grund dafür sein, dass Männer anders ticken als Frauen und Pubertierende manchmal ganz aus dem Takt geraten? Worin unterscheiden sich die „grauen Zellen“ eines Albert Einstein oder Ludwig van Beethoven von den unsrigen? Auch die Vielfalt menschlicher Empfindungen wirft Fragen auf. Wie etwa können in so enger Nachbarschaft abgrundtiefer Hass und innigste Liebe gleichermaßen entstehen? Auch vermag kein anderes Organ den Menschen so scheinbar unverrückbar im Unglück zu fixieren wie das eigene Gehirn – man denke etwa an den ersten Liebeskummer. So wundert es nicht, dass Erkrankungen des Gehirns eine besondere Dimension haben. Jede von ihnen betrifft den Kern des Menschen.
(Bild: Blend Images Photography/veer)
Restless Legs zur Ruhe bringen

Frauen leiden häufiger unter Restless Legs als Männer.

Restless Legs zur Ruhe bringen

Eisen oder Dopaminagonist?

Wenn Restless Legs den Schlaf rauben, ist guter Rat oft teuer. Lebensstiländerungen können helfen, reichen aber bei ausgeprägten Beschwerden nicht aus. Zur Wahl stehen dann Eisen, Antiepileptika oder Dopaminagonisten.

Bis zu 10 % der Bevölkerung betroffen

Restless Legs (RLS) sind eine chronische neurologische Erkrankung, bei der es in Ruhe zu einem starken Stechen, Kribbeln oder Schmerzen in den Beinen kommt. Diese unangenehmen Gefühle lösen bei den Betroffenen einen Bewegungsdrang aus (restless legs = ruhelose Beine), mit dem sich die Beschwerden kurzfristig lindern lassen. Weil Restless Legs sich vor allem nachts und in Ruhephasen bemerkbar machen, stören sie den Schlaf der Betroffenen meist erheblich.

Bis zu 10% der Bevölkerung sollen vom RLS betroffen sein, Frauen in der Regel häufiger als Männer. In leichten Fällen können nicht-medikamentöse Maßnahmen wie moderater Ausdauersport, Wechselduschen und eine gute Schlafhygiene helfen. Außerdem soll man abends auf Kaffee, Alkohol und Rauchen verzichten – diese Genussmittel gelten als mögliche Auslöser der Beschwerden.

Eisenmangel korrigieren

Hat die Betroffene einen erniedrigten Eisenspiegel (gemessen an den Ferritinwerten im Blut), steht als erste Maßnahme die Gabe von Eisen an. Liegt ein Eisenmangel vor, bessern sich die Beschwerden nach einem Ausgleich häufig. Die Eisengabe kann durch Tabletten oder intravenös erfolgen. Die Verabreichung über die Vene wird vor allem bei einem starken Eisenmangel bevorzugt.

Reicht das nicht aus, werden ein Dopaminagonist oder ein Antiepileptikum (z. B. Gabapentinoid) verordnet. Bei effektiver Therapie erfolgt dann eine Langzeitbehandlung mit diesen Wirkstoffen. Bleiben die Beschwerden bestehen, sind Opioide als Monotherapie oder kombiniert mit einem Dopaminagonisten eine Option.

Dopaminagonisten nur mit Fingerspitzengefühl

Dopaminagonisten können allerdings eine Reihe von Nebenwirkungen hervorrufen. Typisch ist, dass sie nach einigen Monaten der Anwendung die Beschwerden häufig verstärken. Dies droht vor allem, wenn sie hoch dosiert werden – wie es in den USA häufig geschieht. Dort wurden die Leitlinien inzwischen geändert: Als Erstlinientherapie bei schwerem RLS wird die intravenöse Eisenbehandlung, gefolgt von Antiepileptika, empfohlen.

In Deutschland gehören beim schweren RLS weiterhin Dopaminagonisten zur ersten Wahl. Betont werden aber entsprechende Vorsichtsmaßnahmen: 

  • Die Dosierung soll so gering wie möglich gehalten werden und die jeweilige Maximaldosis nicht übersteigen. 
  • Der Verlauf soll engmaschig kontrolliert werden, um eine dopaminverursachte Verschlechterung nicht zu übersehen.
  • Dopaminagonisten sollen nicht kombiniert werden.

Quellen: Leitlinien Restless Legs, Medscape

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Andriy Popov / Alamy / Alamy Stock Photos