Gesundheit heute

Erkrankungen des Immunsystems

Wie alle Organsysteme, so kann auch das Immunsystem erkranken: Zum einen ist es möglich, dass es Abwehrreaktionen gegen Substanzen zeigt, die es eigentlich ignorieren sollte. Dies ist bei Allergien und Autoimmunerkrankungen der Fall, deren grundsätzliche Aspekte in diesem Abschnitt dargestellt werden. Die einzelnen allergisch oder autoimmun (mit) bedingten Erkrankungen finden Sie dann in den entsprechenden Organkapiteln.

Umgekehrtes passiert bei den Immundefekten: Hier zeigt das Immunsystem keine Abwehrreaktion, obwohl es dies eigentlich tun sollte. Angeborene Immundefekte sind selten und machen sich bereits im Kindesalter bemerkbar. Im Erwachsenenalter bedeutsam sind behandlungsbedingte Immun[abwehr]schwächen, etwa bei der Behandlung mit Zytostatika oder Immunsuppressiva sowie die HIV-Infektion mit dem Vollbild AIDS, bei der die Viren vor allem die Abwehrzellen befallen. Aber Vorsicht: „Ständige Infekte“ sind in aller Regel keine Immunschwäche. Normal ist außerdem ein gewisses Nachlassen und „Fehlfunktionieren“ des Immunsystems mit zunehmendem Alter, was aber nicht zwangsläufig Krankheiten zur Folge hat.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Blutspenden als Schutz vor Blutkrebs?

Regelmäßige Blutspenden regen das Knochenmark an und sollen vor Blutkrebs schützen.

Blutspenden als Schutz vor Blutkrebs?

Gesunde Reaktion

Wer Blut spendet, tut nicht nur etwas Gutes für die Allgemeinheit: Möglicherweise schützen regelmäßige Blutspenden auch vor Krebs.

Blutproduktion auf Hochtouren

Wenn der Körper Blut verliert, läuft die Produktion neuer Blutzellen im Knochenmark auf Hochtouren. Das geschieht auch bei regelmäßigen Blutspenden. Theoretisch könnte durch die starke Aktivierung der Stammzellen im Knochenmark die Mutation zu bösartigen Zellen gefördert werden – also die Gefahr für Blutkrebs (Leukämie) ansteigen. Dass womöglich das Gegenteil der Fall ist, konnte eine Gruppe von Forschenden jetzt zeigen.

Unterschiedliche Mutationen

Sie verglichen die Blutproben von 219 älteren Männern, die in ihrem Leben mehr als 100 Mal Blut gespendet hatten mit denen von 217 Männern und Frauen, die dies im gleichen Zeitraum nur bis zu 10 Mal getan hatten. Die genetische Vielfalt der Blutzellen war in beiden Gruppen gleich groß. Das bedeutet, dass die im Alters zunehmenden Veränderungen am Erbgut etwa gleich häufig waren. Unterschiede zeigten sich jedoch, wo diese Mutationen auftraten.

Bei den Vielspendern zeigten sich die Mutationen insbesondere an den Regionen des Erbguts, die bekanntermaßen keinen Blutkrebs begünstigen. Bei den anderen Studienteilnehmenden waren dagegen riskante, präleukämische Veränderungen häufiger.

Vorzeichen für Blutkrebs

Das unterstrich auch der Tierversuch: Es zeigte sich, dass die in Mäuse injizierten Stammzellen der Vielspender das Wachstum normaler gesunder roter Blutkörperchen förderten. Die Zellen der Wenigspender*innen, also die Zellen mit präleukämischen Veränderungen, lösten dagegen einen deutlichen Anstieg weißer Blutkörperchen aus. Das wird als mögliches Vorzeichen für Blutkrebs interpretiert.

Diesen Versuchen zufolge führt die Reaktion auf häufige Blutspenden nicht zu bösartigen Mutationen in den Stammzellen, sondern zu einer gesunden Blutproduktion. Regelmäßiges Blutspenden könnte dadurch vor Blutkrebs schützen, mutmaßen die Forscher*innen.

Quelle: Blood

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Seventyfour