Gesundheit heute
Stuhlinkontinenz
Stuhlinkontinenz (Darminkontinenz, anorektale Inkontinenz, Incontinentia alvi): Unfähigkeit, den Stuhl zurückzuhalten. Bei Über-70-Jährigen ist etwa jede Zehnte davon betroffen. Die Stuhlinkontinenz beruht auf einer Schließmuskelschwäche, die im Rahmen von Erkrankungen oder schweren Geburten auftreten kann. Vor allem im Alter lässt sich jedoch oft keine spezifische Ursache finden. In diesen Fällen können eine Ernährungsumstellung und stuhlregulierende Medikamente helfen. Ansonsten ist eine konsequente Pflege wichtig, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten.
Symptome und Leitbeschwerden
- Unkontrollierter Abgang von Gasen, flüssigem und festem Stuhl
- Verschmutzte Unterwäsche
- Rötung, Brennen und Juckreiz im Intimbereich durch die Einwirkung von Stuhl auf die Haut.
Wann in die Arztpraxis
In den nächsten Tagen, wenn oben genannte Symptome neu auftreten.
Die Erkrankung
Bei einer Stuhlinkontinenz lassen sich der Stuhlabgang und der Abgang von Darmgasen nicht mehr sicher kontrollieren. Sie wird in drei Schweregrade eingeteilt, die häufig aufeinander folgen.
- Bei Grad 1 entweichen gelegentlich Gase und Schleim. Es kommt nur vereinzelt zum Verschmutzen der Wäsche.
- Grad 2 liegt vor, wenn immer wieder flüssiger Stuhl unkontrolliert abgeht. Die Wäsche ist häufig verschmutzt.
- Grad 3 beschreibt den völligen Verlust der Darmkontrolle. Flüssiger und fester Stuhl gehen unkontrolliert ab.
Krankheitsentstehung
Normalerweise verschließt ein kompliziertes Schließmuskelsystem den Darmausgang. Zahlreiche Faktoren können dieses komplexe Zusammenspiel der Muskeln jedoch stören:
- Neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall oder Multiple Sklerose
- Darmverletzungen, z. B durch tiefe Dammrisse bei schweren Geburten
- Darmtumoren (z. B. Mastdarmkrebs)
- Entzündliche Prozesse in der Afterregion wie Fisteln bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder Hämorrhoiden
- Manchmal kann auch eine chronische Verstopfung durch anfallsweisen, nicht beherrschbaren Stuhldrang zur Verdachtsdiagnose Stuhlinkontinenz Anlass geben.
Idiopathische Stuhlinkontinenz. Vor allem ältere Menschen leiden oft unter einer Stuhlinkontinenz, ohne dass sie eine der genannten Erkrankungen haben. Das liegt unter anderem an der altersbedingten Degeneration von Nerven, Muskeln und Bindegewebe. So nehmen z. B. Masse und Kraft der Analmuskulatur ab, wodurch der Schließmuskel weniger effektiv arbeitet. Auch Nerven altern und übertragen manchmal die Signale zur Darmentleerung nicht mehr korrekt. Frauen sind von einer solchen idiopathischen Stuhlinkontinenz häufiger betroffen als Männer. Das liegt u. a. daran, dass es bei vaginalen Geburten häufig zu Verletzungen des Beckenbodens und der Schließmuskulatur kommt, die sich auch erst im Alter auswirken können.
Folgen und Komplikationen
Die Stuhlinkontinenz hat erhebliche Auswirkung auf die Lebensqualität der Betroffenen. Aktivitäten außerhalb der Wohnung werden dadurch oft eingeschränkt und zwischenmenschliche Beziehungen reduziert. Aus Scham und Verlegenheit ziehen sich viele Menschen mit Stuhlinkontinenz sozial zurück, Depressionen und Angstzustände können folgen.
Ebenso drohen körperliche Komplikationen. Durch den Kontakt mit Stuhl wird die Haut im Intimbereich gereizt und kann sich entzünden, bakterielle oder Pilzinfektionen sind häufig. Auch das Risiko für Harnwegsinfekte ist erhöht, was wiederum die Niere in Gefahr bringen kann.
Diagnosesicherung
Bei der Anamnese erfragt die Ärzt*in Art und Häufigkeit des Stuhlabgangs und welche Einschränkungen die Betroffenen im Alltag dadurch haben. Vorerkrankungen und zurückliegende Operationen können Hinweise auf eine eventuelle Ursache geben. Bei der klinischen Untersuchung werden Enddarmbereich und Beckenboden abgetastet und der Bauch abgehört.
Beim Verdacht auf eine behandelbare Erkrankung kommen spezielle Untersuchungen zum Einsatz. Dazu gehören die Dickdarm- und Enddarmspiegelung zum Aufspüren von Entzündungen und Tumoren. In speziellen Fällen sind auch eine Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie nötig.
Im fortgeschrittenen Alter lässt sich allerdings meist keine explizite Ursache finden. Dann liegt eine idiopathische Stuhlinkontinenz vor.
Behandlung
Beruht die Inkontinenz auf einer chronischen Darmentzündung, werden Arzneimittel verabreicht. Tumoren entfernt man operativ und Fisteln werden verschlossen. Da aber im hohen Alter meist eine idiopathische Stuhlinkontinenz vorliegt, ist eine spezifische Therapie leider nur selten möglich.
Ansonsten ist es wichtig, die Stuhlkonsistenz zu regulieren, wobei der Stuhl weder zu fest noch zu flüssig sein sollte. Dazu wird oft indischer Flohsamen verordnet. Das Quellmittel fördert die Kontinenz sowohl bei hartem Stuhl als auch bei Durchfall.
Auch Medikamente können helfen. Loperamid verlangsamt die Darmpassage, Abführzäpfchen rhythmisieren die Stuhlentleerung. Ob sie im Einzelfall eingesetzt werden sollen, entscheidet die behandelnde Ärzt*in.
Geeignete Hilfsmittel
Zur Behandlung der Stuhlinkontinenz gibt es verschiedene Hilfsmittel, um die Belästigung für die Betroffenen so gering wie möglich zu halten.
Fäkalkollektoren. Diese Hilfsmittel werden am Anus angeklebt und fangen so den austretenden Stuhl in einem Beutel auf. Der Fäkalkollektor ist zweckmäßig, wenn der Stuhl sehr flüssig ist und kontinuierlich ausgeschieden wird. So wird die Haut geschützt, und die Pflege wird vereinfacht. Fäkalkollektoren eignen sich jedoch nur kurzzeitig bei komplett bettlägerigen Kranken, aber nicht, wenn sie teilmobil oder mobil sind.
Analtampons. Sie verhindern, dass Stuhl austreten kann. Analtampons sind aus weichem Schaumstoff und werden direkt in den Anus eingeführt. Verspürt der Betroffene Stuhldrang, kann er den Tampon auf der Toilette leicht entfernen und sich entleeren. Es gibt verschiedenste Formen von Analtampons. Aber die Vielfalt der Modelle lässt das Problem schon erahnen: Richtig zuverlässig hilft meistens keiner. Analtampons sind deshalb kaum eine Dauerlösung. Geeignet sind sie zur kurzfristigen Linderung einer Stuhlinkontinenz.
Einlagen. Darüber hinaus gibt es Slipeinlagen, Inkontinenzeinlagen oder Inkontinenzslips, die in die Unterwäsche eingelegt werden und den Stuhl auffangen. Die Einlagen gibt es in allen Größen und Stärken in Apotheken und im Sanitätsfachhandel.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Darmtraining. Der Betroffene geht täglich zu einem festgelegten Zeitpunkt (z. B. nach dem Frühstück oder Mittagessen) auf die Toilette, auch wenn er keinen Stuhldrang spürt. Auf diese Weise gewöhnt sich der Darm daran, sich zu einem festgelegten Zeitpunkt zu entleeren. Um das Zurückhalten des Stuhls zu üben, hilft es, den Schließmuskel täglich mehrmals willkürlich zusammenzukneifen und den Beckenboden zu trainieren.
Hygiene. Nach jeder Darmentleerung muss die Analregion gründlich mit Wasser (oder Babyöl) gereinigt und gut abgetrocknet werden. Feuchttücher enthalten Konservierungs- und Duftstoffe und können Kontaktekzeme auslösen, sie sollten deshalb nicht benutzt werden. Um Entzündungen vorzubeugen, trägt man danach Wund- und Heilpasten auf (z. B. Kamillosan®, Multilind®). Beschmutzte Gegenstände müssen desinfiziert werden, z. B. mit Sagrotan®-Spray oder Tüchern. Beim Reinigen selbst sollten Einweghandschuhe und eine Plastikschürze benutzt werden, die es in der Apotheke gibt und die anschließend entsorgt werden können.
Mit der Situation umgehen. Unangenehme Gerüche lassen sich durch Frischluft und Desinfektionsmittel schnell beseitigen. Die meisten Pflegemaßnahmen bei Stuhlinkontinenz bedeuten jedoch immer auch ein unfreiwilliges Eindringen in die Intimsphäre des Menschen. Wie schwierig und unangenehm dies sowohl für die Betroffenen als auch für die Pflegenden ist, können Außenstehende oft nur erahnen. Angehörigen und Pflegepersonal wird viel Einfühlungsvermögen und Taktgefühl abverlangt; manchmal fühlen sich Angehörige überfordert und brauchen Übung und Rat, um in belastenden Situationen mit pflegebedürftigen Menschen umgehen zu können. Dazu gehört auch, den Anblick von Stuhl, Erbrochenem oder durchnässten Betttüchern auszuhalten. Und das ist bis zu einem gewissen Grad lernbar.

Laufen gehört zu den im Alter besonders gesunden Sportarten.
Gute Tipps für Sport im Alter
Von Schnellkraft bis Eiweiß
Sport ist auch im Alter gesund. Selbst Knieschmerzen sollten nicht von Bewegung abhalten. Doch welche Sportarten sind empfehlenswert? Und braucht man im Alter für den Muskelerhalt zusätzlich Eiweiß?
Kraft und Ausdauer trainieren
Das A und O beim Sport im Alter ist der Muskelerhalt. Denn schon ab dem 30. Lebensjahr beginnt der physiologische Muskelabbau, der dann nach dem 60. Geburtstag rapide zunimmt. Am besten für den Erhalt der Muskeln ist eine Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining:
- Empfohlen werden pro Woche zwei dreißigminütige Einheiten Krafttraining. Neue Studien haben gezeigt, dass auch die Schnellkraft wichtig ist. Um diese zu verbessern, kann man beim Krafttraining regelmäßig mit etwas leichteren Gewichten, aber einer höheren Taktzahl trainieren.
- Zusätzlich soll die Ausdauer verbessert werden. Dafür empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, pro Woche 150 bis 300 Minuten Sport mit mindestens „moderater Anstrengung“. Moderat heißt, dass man dabei beschleunigt atmet, aber noch gut sprechen kann. Geeignet dafür sind dafür zügiges Gehen, Nordic Walking oder Radfahren. Bei intensivem Training - das bedeutet, dass dabei nicht mehr bequem gesprochen werden kann – reichen 75 bis 150 Minuten Sport pro Woche.
Entscheidend ist offenbar auch, welche Sportart im Alter ausgeübt wird. In einer großen Studie mit mehr als 270 000 Senior*innen kam heraus, dass Laufen und Schlägersportarten (z.B. Tennis oder Badminton) das Sterberisiko um 16% reduzierten. Schwimmen und Radfahren kamen dabei nur auf 5% bzw. 8%.
Knieschmerzen sind keine Ausrede
Dass Knieschmerzen sich durch die Bewegung verschlechtern, ist eher nicht zu befürchten. Das ist das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie, in der knapp 1200 Menschen mit erhöhtem Arthroserisiko teilgenommen hatten. Diejenigen, die aktiv joggten, Rad fuhren oder Tennis spielten, hatten selbst bei intensivem Training ein geringeres Risiko, an einer Kniearthrose zu erkranken, als die inaktiven Teilnehmer*innen. Zur Sicherheit sollten Menschen mit Knieproblemen mit ihrer Ärzt*in Rücksprache halten.
Zusätzliches Eiweiß erst ab 5 Stunden
Sport pro Woche Ob Sporttreibende zusätzlich Eiweiß brauchen,wird immer wieder kontrovers diskutiert. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) reicht für ältere Freizeitsportler*innen eine Eiweißzufuhr von 1,0 bis 1,2 g pro kg Körpergewicht aus.
Wer mehr als fünf Stunden gezieltes Krafttraining absolviert, kann die Zufuhr auch etwas erhöhen, maximal auf 2 g/kg KG. Ob dies sinnvoll ist, bleibt sowieso fraglich: Mehr als 1,6 g Protein pro kg Körpergewicht hat Sportwissenschaftler*innen zufolge auf die Muskelbildung keinen Mehrnutzen. Das gilt auch für Kraftsport.
Eiweiß nach dem Training zuführen
Für eine gute Verwertung sollten die Proteine über den Tag verteilt zugeführt werden, also z. B. alle Mahlzeiten einen Eiweißanteil haben. Der Nutzen auf die Muskulatur lässt sich optimieren, indem man einen Teil davon zwei bis vier Stunden nach dem Training zu sich nimmt. Denn in der Nachbelastungszeit kurbelt der Muskel seine Proteinsynthese an und kann die Eiweiße gut brauchen.