Gesundheit heute

Nabelkolik

Nabelkolik (funktionelle Bauchschmerzen): Wiederkehrende Bauchschmerzen in der Nabelgegend ohne fassbare Ursache.

An Nabelkoliken leiden vor allem Kinder im späten Kindergarten- und Grundschulalter; Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Bei den 3- bis 10-Jährigen sind Nabelkoliken die häufigsten Ursachen von Schmerzen; die betroffenen Kinder haben mind. 8 Wochen lang mind. einmal wöchentlich Bauchschmerzen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Wiederholte, plötzlich auftretende, oft heftige Bauchschmerzen in der Nabelgegend, oft nur Minuten bis 1 Stunde dauernd. Zwischen den Bauchschmerzanfällen ist das Kind gesund und beschwerdefrei
  • Schmerzen bestehen länger als 2 Monate und treten häufiger als einmal pro Woche auf
  • Schmerzen sind nur um den Nabel herum und strahlen nicht aus
  • Häufige Begleiterscheinungen sind z. B. Blässe, Schweißausbruch oder Kopfschmerzen.

Wann in die Kinderarztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • Ihr Kind in letzter Zeit mehrfach die genannten Beschwerden hatte.

Heute noch, wenn

  • die Bauchschmerzen nicht nachlassen.
  • Ihr Kind mehrfach erbricht.

Sofort, wenn

  • Bauchschmerzen, die in der Nabelgegend angefangen haben, in den rechten Unterbauch gewandert sind; in diesem Fall besteht Verdacht auf eine Blinddarmentzündung.
  • der Bauch Ihres Kindes zunehmend hart wird, oder das Kind apathisch (teilnahmslos) wird.

Die Erkrankung

So häufig Nabelkoliken sind, so wenig haben die Ärzt*innen sie bisher verstanden. Offenbar neigen manche Kinder dazu, auf Stresssituationen jeglicher Art mit einer Verkrampfung des Darmes zu reagieren - egal, ob es der unangenehme Termin in der Zahnarztpraxis ist oder ein herbeigesehntes Ereignis wie ein Kindergeburtstag.

Ursachen

Als Ursache der Nabelkolik werden in erster Linie Motilitätsstörungen des Magens vermutet. Unter Motilität versteht man das rhythmische Zusammenziehen und Entspannen der Muskeln in Magen und Darm, damit die Nahrung weitertransportiert wird. Motilitätsstörungen führen zu einer verzögerten Magenentleerung oder zu einer unzureichenden Entspannung des Magen-Darm-Traktes nach dem Essen.

Ebenso verursacht eine zu rasche Magenentleerung in Verbindung mit einer langsamen Transitzeit durch den Darm Bauchschmerzen. Die Darmtransitzeit misst, wie lange es dauert, bis das Essen den Verdauungstrakt passiert hat.

Diagnosesicherung

Bauchschmerzen sind sowohl ein Indiz für lebensbedrohliche Erkrankungen, aber auch für harmlose Beschwerden oder bei kleineren Kindern die schlichte Wahrnehmung, dass sich im Darm etwas tut und bewegt. Aus diesem Grund untersucht die Ärzt*in das Kind, um andere Ursachen der Bauchschmerzen auszuschließen, z. B. eine Verstopfung, eine beginnende Magen-Darm-Infektion oder eine Blinddarmentzündung.

Der Untersuchungsbefund bei einer Nabelkolik ist normal: Der Bauch des Kindes ist weich, ein eindeutig lokalisierbarer Druckschmerz ist nicht vorhanden, das Kind hat kein Fieber und bewegt sich ohne Schmerzen. Das Abhören des Bauches zeigt, dass der Darm normal arbeitet. Nur in Ausnahmefällen sind weitergehende Untersuchungen, z. B. ein Ultraschall, nötig. Nabelkoliken sind immer eine Ausschlussdiagnose, das heißt: Liegen gleichzeitig andere Magen-Darm-Beschwerden vor (z. B. Verstopfung oder Durchfall), so spricht das eher für andere Ursachen (z. B. chronische Verstopfung oder eine Magen-Darm-Infektion). Auch nächtliche Bauchschmerzen (also ein schmerzbedingtes Aufwachen aus dem Schlaf) oder schlechtes Gedeihen schließen eine Nabelkolik aus, sie haben immer andere Ursachen.

Ärztliche Behandlung

Für Medikamente besteht bei Nabelkoliken nur in Ausnahmefällen eine Notwendigkeit.

Stattdessen steht die psychologische Unterstützung der Kinder und Jugendlichen sowie der Familienangehörigen im Vordergrund. In schwierigen und langwierigen Fällen ist eine psychotherapeutische Behandlung in Form von Schmerzbewältigungsprogrammen zu erwägen.

Prognose

Bei den meisten Kindern verwachsen sich die Bauchschmerzen wieder. Einige klagen jedoch auch noch oder wieder im Erwachsenenalter über Bauchschmerzen, für die keine fassbare Ursache gefunden werden kann. Eine häufige Diagnose bei Erwachsenen ist dann der Reizdarm“.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

Abwarten. Nabelkoliken entstehen wahrscheinlich aus dem Zusammenspiel von Stress auslösenden Situationen und der – möglicherweise anlagebedingten – Bereitschaft, auf solche Situationen mit Bauchbeschwerden zu reagieren. Entsprechend besteht die Behandlung in erster Linie aus dem geduldigen Abwarten, das durch eine ruhige Umgebung erleichtert wird.

Bauchmassage. Eine sanfte Massage des Bauches (Hände vorher anwärmen) ist eine gute Möglichkeit, die unangenehmen Gefühle aus dem Bauchraum in den Griff zu bekommen. Dabei werden nicht nur die Schmerzen "bearbeitet", sondern es entsteht zudem eine positive psychische Wirkung durch Nähe und Berührungen von Mutter oder Vater.

Wärme. Eine Wärmflasche, ein warmes Kirschkernkissen oder feuchtwarme Bauchwickel sorgen für Erleichterung.

Imaginäre Reise. Eine Studie hat gezeigt, dass kindliche Bauchschmerzen durch das Anhören von CDs mit einfachen Meditationstechniken wie dem imaginären Reisen gelindert werden. Dabei wird die Vorstellungskraft der Kinder angeregt, indem ihnen angenehme Bilder beschrieben werden. Dasselbe leisten Entspannungstechniken und Verhaltenstherapien, allerdings ist deren Anwendung meist kostspielig und zeitaufwendig. Das Anhören einer CD ist dagegen leicht durchführbar.

Schmerzmittel. Schmerzmittel sind für Kinder keine Lösung, zudem sie erst nach etwa 20 Minuten wirken – und dann sind die Koliken meist schon vorbei.

Entspannung. Ältere Kinder ab 8 oder 10 Jahren profitieren nachweislich von Übungen zum Stressabbau wie Kinderyoga oder Autogenes Training.

Diät. Probiotika (Milchsäurebakterien) scheinen die Beschwerden zu lindern.

Komplementärmedizin

Kamille und Fenchel. Die wirkungsvollsten Heilpflanzen bei Nabelkoliken sind die Kamille und der Fenchel. Kamille wirkt entkrampfend und beruhigend und hilft auch als Tee. Bei einer Bauchmassage können Kamillen- oder Fenchelöl einmassiert werden, auch für den Bauchwickel ist die Kamille ein bewährter Zusatz.

Leinsamen. Die Samen des Flachses gelten als beruhigend und wohltuend für den Bauch. Für einen Leinsamenwickel wird 1 Tasse voll Leinsamen in einen Topf gegeben, mit Wasser bedeckt und aufgekocht. Anschließend wird der warme Brei mittig auf ein Küchentuch handtellergroß verteilt, die Ränder des Tuches umgeschlagen und der fertige Umschlag für 2–3 Stunden auf die schmerzende Stelle gelegt – so lange, bis die Masse erkaltet ist.

Homöopathie. Als homöopathisches Mittel ist Chamomilla D6 – echte Kamille – einen Versuch wert.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Leitbeschwerden“, „Die Erkrankung“, „Ihre Apotheke empfiehlt“, „Ärztliche Behandlung“ und „Prognose“: Dagmar Fernholz
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Kind bezahlt mit späterer Krankheit

Wer seinem Baby Gutes tun möchte, beschränkt seinen Zuckerkonsum in der Schwangerschaft.

Kind bezahlt mit späterer Krankheit

Zuviel Zucker in der Schwangerschaft

Die Zeit von der Empfängnis bis zum zweiten Geburtstag ist entscheidend für die gesunde Entwicklung eines Kindes. Erhält es währenddessen zu hohe Mengen Zucker, drohen später Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck.

Rationierung nach dem 2. Weltkrieg

Die ersten 1000 Tage im Leben eines Kindes gelten als eine ganz besonders sensible Phase für die gesundheitliche Entwicklung eines Kindes. Das ist zwar schon lange bekannt, wird aber zu selten beachtet. Eine aktuelle britische Studie untermauert nun eindrucksvoll, wie schwerwiegend die Folgen schlechter Ernährung in diesem Zeitraum sind.

Untersucht wurden darin Personen, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Großbritannien geboren worden waren. In dieser Zeit gab es dort eine staatliche Zuckerrationierung. Für Erwachsene – also auch für werdende Mütter – waren täglich maximal 40 g Zucker erlaubt.

Seltener Diabetes und Hochdruck

Das hatte positive Folgen für die Gesundheit: Die Kinder, die dadurch als Ungeborene weniger Zucker aufgenommen hatten, entwickelten im Erwachsenenalter deutlich seltener einen Typ-2-Diabetes oder einen Bluthochdruck als die Menschen, die der Rationierung nicht ausgesetzt waren, berichtet die Ernährungswissenschaftlerin Prof. Sandra Hummel.

Noch deutlicher wurde der schützende Effekt, wenn der Zuckerkonsum sowohl in der Schwangerschaft als auch in den ersten Lebensmonaten geringgehalten wurde. Diese Phase überschneidet sich mit der Einführung der Beikost und gilt als besonders sensibel. In den ersten sechs Lebensmonaten sollten Babys idealerweise überhaupt keinen zugesetzten Zucker bekommen, betonte die Expertin.

Nicht mehr als 15 bis 25 g Zucker am Tag

Auch später gilt es, den Zuckerkonsum zu bremsen. So wie Erwachsene sollten auch Kinder maximal 10% ihres Energiebedarfs als Zucker aufnehmen. Das sind je nach Alter, Geschlecht und Kalorienbedarf maximal 15 bis 25 g am Tag. Die Realität sind anders aus: Im Durchschnitt nehmen Kinder doppelt so viel Zucker zu sich, mahnte die Expertin.

Kinder müssen vor zu viel Zucker geschützt werden, fordern verschiedene Fachgesellschaften. Es ist dringend geboten, zuckerreiche Lebensmittel gezielt zu besteuern und die Werbung für ungesunde Kinderprodukte zu verbieten. „Zucker darf nicht länger ein günstiger Füllstoff für Kinderlebensmittel sein. Wir brauchen gesetzliche Vorgaben, die die Gesundheit der nächsten Generation schützen“, betont Hummel.

Quelle: Pressemeldung DDG und DGE

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ambrozinio / Alamy / Alamy Stock Photos