Gesundheit heute

Pseudokrupp

Pseudokrupp (Krupphusten, subglottische stenosierende Laryngitis): Eine für das Kleinkindalter typische Form der Kehlkopfentzündung, häufig ausgelöst durch RS-, Adeno- oder Parainfluenzaviren.

Unterhalb der Stimmbänder ist die Schleimhaut entzündet und so stark angeschwollen, dass der Luftweg eingeengt wird. Pseudokrupp tritt am häufigsten im Alter zwischen einem halben Jahr und 6 Jahren auf. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen und übergewichtige Kinder öfter als normalgewichtige.

Da früher die Diphtherie auch als "Krupp" bezeichnet wurde, wird diese im Erscheinungsbild ähnliche Form zur Abgrenzung Pseudokrupp genannt.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Trockener, bellender Husten (wie ein Seehund) – meist plötzlich, abends oder nachts beginnend – und Heiserkeit
  • Vorbestehende Erkältungskrankheit
  • Leichtes Fieber
  • Atemnot
  • Hörbare, oft pfeifende Geräusche beim Einatmen (Stridor), keine Schwierigkeiten beim Ausatmen (im Unterschied zum Asthma)
  • Möglicherweise leichte Schluckbeschwerden.

Wann zum Kinderarzt

Am nächsten Morgen, wenn

  • das Kind in der Nacht erstmalig einen Pseudokrupp-Anfall gehabt hat.

Sofort in die Klinik oder den Notarzt rufen, wenn

  • die anfangs leichte bis mäßige Atemnot sich durch Selbsthilfemaßnahmen (siehe "Was Sie als Eltern tun können") nicht bessert.
  • sich das Kind beim Atmen sehr anstrengen muss.
  • sich Lippen und die Gesichtshaut blass oder bläulich verfärben; hier besteht Erstickungsgefahr!
  • das Kind unruhig oder erschöpft und apathisch wird.
  • die Haut über den Schlüsselbeinen und zwischen den Rippen beim Atmen einsinkt.
  • das Kind hohes Fieber oder eine kloßige Sprache hat, oder wenn es nicht mehr schlucken kann und ihm Speichel aus dem Mund läuft; hier könnte eine Kehldeckelentzündung vorliegen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Als Hauptursache des Pseudokrupps sind normalerweise folgende Viren verantwortlich: Grippeviren (besonders Parainfluenza-Viren), Influenzaviren des Typs A, Respiratory-Syncytial-Viren (RS-Viren), Adenoviren, ECHO-Viren, Röteln- und Masern-Viren.

In selteneren Fällen lösen auch Bakterien wie Staphylokokken und Haemophilus influenzae Typ b oder allergische Reaktionen einen Pseudokrupp-Anfall aus.

Die virusbedingte Entzündung lässt die Schleimhaut unter den Stimmbändern anschwellen und engt die bei Kindern ohnehin noch engen Luftwege ein – das Kind bekommt Luftnot.

Die meisten Kinder haben in ihrem Leben nur 1–2 Pseudokrupp-Erkrankungen. Bei manchen Kindern jedoch tritt der Pseudokrupp häufiger oder auch noch jenseits des 6. Lebensjahres auf. Nicht selten handelt es sich dabei um Kinder, die gleichzeitig auch an Asthma bronchiale leiden.

Risikofaktoren

Pseudokrupp-Anfälle kommen v. a im Herbst und Winter vor. Der Erkrankungsgipfel liegt in feuchtkalten Monaten.

(Passiv-)Rauchen: Kinder aus "Raucherhaushalten" sind häufiger von Pseudokrupp betroffen.

Luftschadstoffe: Wissenschaftler haben bewiesen, dass Luftverschmutzung durch industrielle oder Autoabgase die Pseudokrupp-Anfälle begünstigt.

Katzenhaare und Hausstaub: Eine Allergie gegen Hausstaubmilben oder Katzenhaare ist nur in seltenen Fällen für einen Anfall verantwortlich.

Belastung der Stimme: Gerade bei Menschen, die viel reden müssen - wie bei Sängern oder auch Lehrern - passiert es bisweilen, dass die Stimmbänder (zu) stark gereizt werden. Als seltene Folge ist dann ein Pseudokrupp-Anfall möglich.

Abgrenzung

Abzugrenzen ist der Pseudokrupp gegenüber der etwa im gleichen Alter auftretenden, allerdings sehr viel schwerer verlaufenden Kehldeckelentzündung (Epiglottitis).

Wegen der Impfung gegen Haemophilus influenzae b ist diese bakterielle Entzündung des Kehldeckels heute sehr selten. Im Gegensatz zum Pseudokrupp besteht hohes Fieber; die Kinder sind schwer krank und haben oft starke Schluckbeschwerden sowie eine "kloßige" Sprache. Die betroffenen Kinder müssen rasch vom Notarzt ins Krankenhaus gebracht werden, da der Kehlkopf lebensgefährlich zuschwellen kann.

Ebenso muss der Pseudokrupp-Anfall von dem lebensgefährlichen "echten" Krupphusten unterschieden werden. Hierbei handelt es sich um Diphtherie. Diese ist allerdings hierzulande extrem selten, seitdem Kinder gegen Diphtherie geimpft werden.

Verlauf

Der Pseudokrupp geht häufig von einer normalen Erkältung aus und entwickelt sich dann zu einer Entzündung der Luftröhre.

Diese Entzündung führt zu dem charakteristischen bellenden Husten, der meistens am Abend auftritt, nachdem das Kind bereits ein paar Stunden geschlafen hat. Die meisten Anfälle lassen sich von den Eltern selbst behandeln (siehe "Was Sie als Eltern tun können") und erfordern keinen Arzt. Die Beschwerden erreichen ihren Gipfel nach 1–2 Tagen, in 60 % der Fälle verschwindet der bellende Husten innerhalb von 48 Stunden, im Laufe einer Woche klingen dann alle Beschwerden ab.

Diagnosesicherung

Inspektion und Abhören. Der Kinderarzt stellt die sichere Diagnose aus der Beobachtung der Atmung und der charakteristischen Symptome wie Atemnot und dem bellenden Husten. Zusätzlich wird er die Lunge abhören und den Rachenraum untersuchen.

Blutuntersuchungen und Abstrich. Sie sind nur bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion oder andere Erkrankungen nötig.

Röntgen. Die Frage, ob geröntgt werden soll oder nicht, ist nicht eindeutig geklärt. Sinnvoll ist es, um eine Fremdkörperaspiration auszuschließen, also das Eindringen von Fremdkörpern, die eingeatmet oder verschluckt wurden.

Behandlung

Pharmakotherapie

Das Medikament 1. Wahl bei einem Pseudokrupp-Anfall ist ein Kortisonpräparat, entweder als Zäpfchen, Tablette, zur Injektion oder zur Inhalation; meist genügt eine Einmalgabe.

Nebenwirkungen des Kortisons sind nicht zu befürchten, da das Medikament nur sehr kurzfristig angewendet wird. Das Kortisonpräparat wirkt erst nach einer Stunde, trägt jedoch dazu bei, einen Rückfall in derselben Nacht oder an den darauffolgenden Tagen zu verhindern.

Adrenalin. Manchmal ist die Inhalation von Adrenalin oder Epinephrin notwendig, damit die geschwollene Kehlkopfschleimhaut abschwillt und die Luftwege in wenigen Minuten erweitert werden. Adrenalin wirkt rasch und effektiv, allerdings nur kurzfristig. Nebenwirkungen sind ein schneller Herzschlag und manchmal auch Zittrigkeit, die jedoch von Kindern in aller Regel leicht "weggesteckt" werden.

Sauerstoff. Besteht Erstickungsgefahr, ist eine Sauerstoffgabe notwendig. In seltenen Fällen muss zur künstlichen Beatmung ein Schlauch in die Atemwege gelegt werden.

Weitere Maßnahmen

Sehr selten muss ein Kind mit Pseudokrupp ins Krankenhaus eingewiesen werden, sei es zur Beobachtung oder, in ganz schwierigen Fällen, zur künstlichen Beatmung.

Meist verläuft ein Pseudokrupp-Anfall gutartig; nicht selten aber wiederholt er sich in der folgenden Nacht. Deshalb ist es sinnvoll, sich nach einem ersten Anfall Kortisonzäpfchen vom Arzt verschreiben zu lassen, um bei einer Wiederholung sofort einzugreifen.

Prognose

Normalerweise heilt die Erkrankung innerhalb einer knappen Woche aus.

Aber: Bekommt das Kind erneut eine Atemwegsinfektion, besteht die Gefahr eines Rückfalls. Mit zunehmendem Alter werden die Rückfälle seltener, bis sie ab einem Alter von etwa 5 Jahren nur noch selten auftreten. Derzeit gibt es keinen sicheren Beweis dafür, dass Kinder mit Pseudokrupp im späteren Alter eher an Asthma erkranken.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

Ruhe bewahren. Wichtig ist, dass Sie als Eltern Ruhe bewahren!

Beruhigung. Die Kinder wachen oft nachts mit Husten und Atemnot auf. Am besten beruhigen Sie das Kind. Körperliche Anstrengung und Angst verschlimmern die Atemnot und den Anfall.

Hochheben. Bei leichten Anfällen reicht es oft schon aus, das Kind aus dem Bett zu nehmen, um den hydrostatischen Druck in der Schleimhaut zu reduzieren.

Aufrecht hinsetzen. Macht das Kind pfeifende Geräusche beim Einatmen, sollte es aufrecht im Bett oder auf dem Schoß der Eltern sitzen.

Kühle, frische und feuchte Luft. Gehen Sie mit dem hustenden Kind an ein offenes Fenster oder an die frische Luft. Die kalte Luft lässt die Schleimhäute abschwellen. Wenn das nicht möglich ist, reicht es oft auch, die kühle, feuchte Luft vor einem offenen Kühlschrank einzuatmen.

Schlafumgebung. Zum Schlafen sollte das Kinderzimmer nachts kühl sein (nicht über 16 °C). Ein erhöhtes Kopfteil erleichtert das Atmen; auch eine halbsitzende Schlafposition hilft.

Hinweis: Säuglinge dürfen niemals auf dicken Kopfkissen liegen – es besteht sonst Erstickungsgefahr!

Feuchtwarme Luft. Am besten lässt man heißes Wasser in die Badewanne einlaufen. Der sich entwickelnde Dampf erleichtert das Atmen. Dafür reicht es schon aus, sich mit dem Kind auf den Badewannenrand zu setzen und es tief einatmen lassen. Auch ein Inhalationsgerät gefüllt mit Kochsalzlösung hilft.

Kalte Getränke. Nach dem Anfall sollte das Kind in kleinen Schlucken kühles Wasser oder Tee trinken, aber keine Milch!

Geeignete Medikamente

Hustenmittel wirken beim Pseudokrupp nicht.

Komplementärmedizin

Es sind keine naturheilkundlichen Verfahren mit nachgewiesener Wirkung bekannt.

Homöopathie. Eine Therapie mit Apis D6 (Bienengift) oder Sambucus D6 wird je nach Symptomen eingesetzt. Eine solche Therapie darf aber immer nur begleitend zur pharmakologischen Behandlung (wie Kortisonzäpfchen) angewendet werden und muss vorab mit dem Kinderarzt abgestimmt werden.

Phytotherapie. Die sonst bei Erkältung gut wirkenden Heilkräuter haben beim Pseudokrupp keinen Effekt.

Ätherische Öle. Da ätherische Öle die Schleimhaut reizen und dadurch die Schwellung verstärken, dürfen sie auf keinen Fall inhaliert werden!

Prävention

Virusinfekte der oberen Luftwege lassen sich bei Kindern nie ganz vermeiden. Passivrauchen erhöht nachgewiesenermaßen die Häufigkeit von Erkältungen und belastet die Selbstheilungskräfte der kindlichen Schleimhäute. Deshalb sollte Rauchen in der ganzen Wohnung tabu sein.

Bei anfälligen Kindern, die häufiger einen Pseudokrupp-Anfall haben, sollte die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung und v. a. im Kinderzimmer nicht zu niedrig sein. Gibt es schon Anzeichen für einen Anfall, helfen oft feuchte oder nasse Tücher an den Fenstern.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Beschwerden“, „Wann zum Kinderarzt“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
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Wunden bei Kindern sicher behandeln

Kleine Wunden lassen sich bei Kindern mit den richtigen Hausmitteln meist gut verarzten.

Wunden bei Kindern sicher behandeln

Hilfe, es blutet!

Stürze und kleine Verletzungen sind bei aktiven Kindern alltäglich. Meist kommt es nur zu harmlosen blauen Flecken, Abschürfungen oder kleinen Wunden. Die lassen sich mit dem nötigen Know-How und einer gut ausgestatteten Hausapotheke gut behandeln. Wichtig ist aber zu wissen, wann das Kind bei einer Verletzung zur Ärzt*in muss – und was bei Verbrennungen tun ist.

Mehr Stürze, weniger Folgen

Hinfallen gehört zu den häufigsten Alltagsereignissen bei Kindern. Kleinkinder fallen besonders oft: Obwohl sie noch wacklig und unsicher auf den Beinen sind, wollen sie alles ausprobieren und lassen sich von nichts aufhalten. Auch ihre Körperproportionen bringen sie leichter zu Fall: Weil ihr Kopf etwa 25% des Körpergewichts ausmacht, liegt ihr Schwerpunkt höher als bei Erwachsenen. Dadurch ist der Körper instabiler und sie verlieren leichter ihr Gleichgewicht.

Kinder stürzen zwar viel häufiger als Erwachsene – ihr Körper kann dies aber deutlich besser verkraften. Das gilt besonders für die Wundheilung. Die ist bei gesunden Kindern durch ihre höhere Stoffwechselrate schneller und effektiver als bei den Großen. Deshalb verlaufen alle drei Wundheilungsphasen besser: 

  • Blutstillung und Entzündungsphase: Als erstes wird durch Blutplättchen (Thrombozyten) und die Blutgerinnung ein schützender Schorf gebildet und die Blutung gestillt. Anschließend wandern spezielle Blutzellen ein und beseitigen eingedrungene Bakterien und abgestorbenes Gewebe.
  • Proliferative Phase: Ab dem zweiten Tag beginnt der Körper, die Gewebeverluste wieder aufzufüllen. Dafür bildet er neues Bindegewebe, insbesondere Kollagen, das von speziellen Hautzellen (Fibroblasten) produziert wird. Auch diese Kollagenproduktion läuft bei Kindern meist effektiver ab als im Erwachsenenalter. 
  • Reparative Phase: Ab Tag 5, also noch parallel zur proliferativen Phase, baut der Körper das neu gebildete Gewebe um. Dadurch wird die Wunde immer kleiner und stabiler. In diesem Stadium können sich sichtbare Narben entwickeln. Das Risiko für ausgeprägte Narben ist bei Kindern wiederum geringer als bei Erwachsenen. Die reparative Phase dauert etwa bis zu vier Wochen, dann ist die Wunde meist vollständig verheilt.

Hinweis: Wunden von Kindern infizieren sich seltener als Wunden von Erwachsenen. Dass liegt u.a. daran, dass gerade in den ersten Lebensjahren die Produktion und die Aktivität der Immunzellen besonders hoch ist. So gut ausgerüstet kann das Immunsystem besonders schnell und effektiv auf eingedrungene Keime reagieren.

Wann muss das gestürzte Kind in die Arztpraxis?

Zum Glück sind Stürze im Kindesalter meist leicht und haben deshalb nur harmlose Folgen. Abschürfungen, blaue Flecken und kleine Wunden kann man deshalb recht gut selbst versorgen. Rat und die erforderlichen Produkte gibt es in der Apotheke.

In einigen Fällen ist es allerdings unabdingbar, mit dem gestürzten Kind eine Arztpraxis aufzusuchen, z. B. bei 

  • Stürzen aus mehr als 1,5 m Höhe 
  • stark blutenden Wunden
  • Flüssigkeits- oder Blutaustritt aus Nase oder Ohren 
  • Bewusstlosigkeit (auch kurze) nach dem Sturz 
  • Erbrechen, Schläfrigkeit, Trinkunlust nach dem Sturz 
  • Krampfanfällen oder Muskelzuckungen
  • Schielen oder Sehstörungen

Kälte und Cremes bei blauen Flecken

Wenn durch eine Prellung, einen Stoß oder einen Schlag Gefäße verletzt werden, sammelt sich unter der Haut Blut an. Es kommt zu einem blauen Fleck, auch Hämatom genannt. Sie heilen – besonders bei Kindern – meist schnell ab. Der frische Fleck ist erst rot, dann wird er durch die Gerinnung blauviolett. Im Rahmen der Aufräumarbeiten im Gewebe bauen die Fresszellen den Blutfarbstoff ab. Je nach Abbauprodukt verändert der Fleck seine Farbe von braun-schwarz über dunkelgrün bis gelb-braun.

Blaue Flecken tun vor allem zu Beginn sehr weh. Kälte hilft dagegen am besten und sorgt dafür, dass Schwellungen nicht noch größer werden. Gekühlt werden sollte möglichst rasch und für mehrere Minuten. Achtung: Um den Kreislauf nicht zu stark zu belasten, darf dies bei Kleinkindern nur punktuell, also an der betroffenen Stelle, und feucht-kühl passieren.

Dazu eignet sich ein mit kühlem Wasser angefeuchteter Waschlappen oder eine im Kühlschrank (!) gelagerte Kalt-Warm-Kompresse. Für unterwegs sind Sofort-Kühl-Kompressen zum Knicken praktisch. Tiefgekühlte Coolpacks sind ungeeignet für Kleinkinder, ebenso Eissprays – sie können ihre besonders empfindliche und dünne Haut und die dicht darunter liegenden Nerven schädigen und zu schmerzhaften Erfrierungen führen.

Ist der Schmerz abgeklungen, können Gele mit Arnika-Extrakt die Abheilung unterstützen. Manche Eltern haben auch gute Erfahrungen mit homöopathischen Cremes gemacht. Bei Kindern ab acht Jahren darf man blaue Flecken auch mit Schmerzsalben mit Beinwell-Fluidextrakt behandeln.

Hinweis: Die klassischen Schmerzgele auf der Basis von Diclofenac oder Ibuprofen sind erst für Jugendliche ab 14 Jahren zugelassen und für jüngere Kinder nicht geeignet.

Blutende Wunden und Schürfwunden sicher versorgen

Bei stark blutenden Wunden muss die Blutung schnell gestoppt werden. Erst legt man eine sterile Kompresse auf, wenn nötig, muss ein Druckverband angelegt werden. Dazu kann man eine Verbandrolle verwenden. Diese packt man aus und legt sie auf die Kompresse, um sie dann mit einer zweiten Verbandrolle zu umwickeln und zu fixieren. So versorgt muss das Kind in eine Arztpraxis oder eine Notfallambulanz gebracht werden.

Oberflächliche, leichte Blutungen und Schürfwunden können selbst behandelt werden. In jedem Fall ist eine gute Wundreinigung wichtig. Dabei ist es wichtig, die Wunde gut mit Wasser oder steriler Kochsalzlösung zu spülen. Bei kleinen oberflächlichen Schürfwunden ist eine Desinfektion meist überflüssig. Schon das Spülen verringert die Infektionsgefahr. Zudem reinigt sich die Wunde selbst, indem sie Wundsekret bildet.

Anders sieht das bei tieferen Wunden aus. Sie können auch nach dem Spülen noch Schmutz und Keime enthalten und sollten desinfiziert werden. Gleiches gilt für Wunden, die mit Erde oder Tierkot in Kontakt geraten sind – sie sollte man ebenfalls desinfizieren.

Auch für Kinder geeignete Antiseptika sind die Wirkstoffe Octenidin, Povidon-Iod, Polihexanid und Chlorhexidin. Entsprechende Präparate und die dazugehörende Beratung gibt es in der Apotheke.

Tipp: Für das Säubern von leicht blutenden Wunden eignen sich bei Kindern besonders dunkle Tücher. Darauf fällt das rote Blut weniger auf, und das Kind bekommt weniger Angst.

Wundheilung fördern

Die nicht mehr blutende Wunde wird wie bei Erwachsenen nach dem Prinzip der feuchten Wundheilung behandelt. Dazu kann man entweder feuchtes Wundgel oder Hydrokolloidpflaster verwenden.

Feuchte Wundgele brennen nicht auf der Wunde, spenden Feuchtigkeit für die Heilung und haben einen angenehm kühlenden Effekt. Sie müssen mehrmals täglich aufgetragen werden. Zum Schutz vor Verunreinigung, Reibung durch die Kleidung oder Herumkratzen klebt man ein Pflaster darüber. Der Wechsel des Pflasters kann sehr schmerzhaft sein. Um das Lösen des Pflasters zu erleichtern, gibt es zwei Wege: 

  • Sterile Kochsalzlösung zwischen den Rand des Pflasters und die Haut tröpfeln. 
  • Auf die Klebefläche des Pflasters ölgetränkte Wattepads auflegen und einwirken lassen.

Hydrokolloidpflaster sind die Alternative zu Wundgel und Pflaster. Sie bestehen aus wasserdichtem Material und versorgen die Wunde mit Feuchtigkeit. Außerdem polstern sie diese ab und schützen vor Reibung und Druck. Um sie beim Spielen zu sichern, kann man darüber täglich eine selbstklebende Binde anlegen. Das schützt auch davor, dass Schmutz unter den Rändern eindringt. Hydrokolloidpflaster bleiben bis zu sieben Tage auf der Wunde – das mehrmals tägliche Pflasterwechsel entfällt also.

Narbengele mit Silikon können bei ausgedehnten Schürfwunden die Abheilung verbessern. Sie dürfen erst aufgetragen werden, wenn kein Schorf mehr vorhanden ist. Man trägt sie zweimal täglich vorsichtig auf. Bitte nicht einmassieren – sonst bildet sich der nötige Silikonfilm nicht. Spezielle Präparate gibt es in der Apotheke schon für Babys ab drei Monaten.

Hinweis: Bei Verletzungen sollte immer der im Auge behalten werden, ob die Tetanusimpfung aufgefrischt werden muss. Grundimmunisiert wird meist mit 2, 4 und 11 Monaten. Danach wird die Impfung mit 5 bis 6 Jahren, später alle zehn Jahre wiederholt. Ist der Impfstatus nicht bekannt, wird das Kind wie ungeimpft behandelt und erhält eine Tetanusimpfung.

Achtung Verbrennungsgefahr

Auch Verbrennungen gehören zu den häufigen Verletzungen im Kindesalter. Typisch sind Unfälle am Herd oder mit dem Wasserkocher. Im Sommer gibt es neben dem Grillen noch zwei weitere typische Verbrennungsmöglichkeiten: 

  • Im Gartenschlauch stehendes Wasser kann durch die Sonne extrem heiß werden und Verbrühungen verursachen. 
  • Metallteile an Klettergerüsten und Rutschen können sich so aufheizen, dass es zu Kontaktverbrennungen an Po, Händen und Füßen kommt.

Bei einer Verbrennung muss sofort gehandelt werden. Ist ein größerer Bereich als der Handteller (des Kindes) betroffen, muss sofort der Notruf gewählt werden. Bereits ab 8% verbrannter Haut besteht bei Kindern Lebensgefahr. Zusätzlich gilt für alle Verbrennungen: 

  1. Bei verbrannten oder verbrühten Kindern sollte so schnell wie möglich die Kleidung entfernt werden. Das gilt allerdings nur, wenn diese nicht mit der Haut verklebt ist. Ist das der Fall, muss die Kleidung mitgekühlt werden. Denn je länger die heißen Textilien an der Haut bleiben, desto größer wird der Hautschaden. 
  2. Brandwunde 10 bis 15 Minuten mit handwarmem Wasser kühlen. Ausnahme: Nicht gekühlt werden großflächige Verletzungen wie z. B. der Rumpf – es droht sonst die Gefahr, dass die Körperkerntemperatur nicht mehr gehalten werden kann. Auch Neugeborene und Säuglinge sollen nicht gekühlt werden.
  3. Nach dem Kühlen kleinere Brandwunden steril abdecken, bei größeren Wunden ein sauberes Tuch verwenden. 
  4. Keinesfalls Hausmittel auftragen (Mehl, Salben, Puder)! Säuglinge und Kleinkinder sollen bei jeder Art von Verbrennung zur Ärzt*in. Das Gleiche gilt, wenn es zu Verbrennungen im Gesicht, an den Händen, Füßen oder Genitalien gekommen ist.

Bei älteren Kindern können leichte, sehr kleinflächige Brandwunden zuhause behandelt werden. Brandblasen darf man dabei nicht aufstechen. Einerseits, weil sie die Wunde vor Verunreinigungen schützt. Außerdem bildet sich unter der Brandblase ein feuchtes Milieu, das die Heilung fördert. Zudem schmerzen geöffnete Brandblasen besonders stark.

Auch geschlossene Brandwunden schmerzen. Dagegen helfen Hydrokolloidpflaster oder Blasenpflaster, die besonders dick sind. Speziell abkühlende Wundgele gibt es auch für Kinder.

Tipp: Haben Windelkinder einen Unfall mit heißen Flüssigkeiten, muss unbedingt die Windel ausgezogen und geprüft werden. Denn das heiße Wasser kann sich darin sammeln und zu Verbrühungen am Po oder an den Geschlechtsorganen führen.

Gut gerüstet für den Notfall

Wer Kinder hat, sollte auf kleine Verletzungen gut vorbereitet sein. Es ist ratsam, folgende Produkte in der Hausapotheke vorrätig zu haben:  Ampullen mit steriler Kochsalzlösung

  • Wunddesinfektionsmittel 
  • sterile Kompressen
  • Wundgel 
  • klassische Kinderpflaster 
  • Mullbinden
  • Pinzette

Für Eltern ist es ratsam, die genannten Produkte in eine kleine Tasche zu packen und unterwegs immer dabei zu haben. So ist man beim Spazierengehen, auf dem Spielplatz und bei anderen Outdoor-Aktivitäten gut gerüstet.

Tipp: Es gibt auch Fertigsets zu Kaufen. So haben z. B. Expert*innen von der Universitätsklinik Bonn ein Erste-Hilfe-Set für Kinder entwickelt, das zusätzlich einen Notfallratgeber enthält (Dr. Till Kindernotfallbox-Tasche®).

Quellen: Steinbrück C, DAZ 2023; 31: 34-36, www. Paulinchen.de, www.kinderaerzte-im-netz.de, www.kindernotfall-bonn.de

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Tanya Yatsenko