Gesundheit heute

Hautausschläge und Hautpflege bei Babys

Hautausschläge und Hautpflege bei Babys
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Hautausschläge. Fast jedes Neugeborene hat eine irgendwie auffällige Haut. Manche Hautveränderungen wie Muttermale bringt das Baby schon aus dem Mutterleib mit. Andere entstehen durch die rasche Anpassung, die die Haut nach neun Monaten „im Aquarium“ nun leisten muss. Allen diesen „Ausschlägen“ aber ist eines gemeinsam: Sie sind nicht krankhaft. Zu den häufigsten Hauterscheinungen des Neugeborenen gehören:

Hautschuppung. In den ersten Tagen beginnt die Haut am ganzen Körper zu schuppen, meist feinschuppig, bisweilen auch in zentimetergroßen Hautfetzen. Dies wird durch die Austrocknung der vom Fruchtwasser aufgeweichten Hornschicht der Haut hervorgerufen. Die abgeschilferte Haut regeneriert sich am besten von selbst, Salben oder Pflegemittel bringen nichts. Bildet die Haut allerdings flüssigkeitsgefüllte Blasen, sollten Sie mit dem Kind zum Arzt gehen.

Neugeborenenakne. Bis zur vierten Lebenswoche treten bei vielen Neugeborenen kleine bräunliche, pickelartige Knötchen auf, vor allem im Bereich der Wangen. Es wird vermutet, dass es sich dabei um eine Reaktion auf die im Mutterleib übertragenen mütterlichen Geschlechtshormone handelt. Solange sich die Pickel nicht entzünden (erkennbar an Eiter und zunehmender Rötung und Schwellung der Umgebung), tun Sie am besten gar nichts – auch kein Abrubbeln und schon gar kein Ausdrücken. Der Ausschlag verschwindet innerhalb weniger Wochen von selbst.

Erythema toxicum. Ein ähnlicher, völlig normaler Ausschlag wird manchmal in den ersten Lebenstagen an den Ärmchen, Beinen oder am Rumpf beobachtet: Hier schießen kleine gelblich-weiße, von einem roten, nicht geschwollenen Hof umgebene Knötchen auf, die innerhalb weniger Tage von selbst wieder verschwinden. Dieser Ausschlag wird vom Kinderarzt Erythema toxicum genannt.

Milien. Infolge einer Zystenbildung in Talg- und Schweißdrüsen entwickeln sich bei über der Hälfte der Neugeborenen kleine, reizlose, weiße, talggefüllte Pünktchen vor allem im Bereich der Nase. Sie bilden sich in den ersten Lebenswochen von selbst zurück.

Auch wenn Sie die Pünktchen unschön finden: Drücken Sie die Milien nicht aus, sie könnten sich sonst entzünden.

Hautpflege: so wenig wie möglich

Die Zuwendung von Mutter zu Kind scheint sich seit Generationen besonders in der Hautpflege zu äußern und dort im Säuglingsbad zu kulminieren. Heute weiß man, dass der Haut des Säuglings eines am besten tut: dass mit ihr so wenig wie möglich gemacht wird. Und dies schon nach der Geburt. Die Käseschmiere (Vernix), die das Kind aus dem Mutterleib mitbringt, hat sowohl eine nachhaltig fettende Wirkung als auch gegen Bakterien und andere Mikroben gerichtete (antimikrobielle) Eigenschaften. Das angeblich säubernde Bad nach der Geburt reinigt also keineswegs (es war im Mutterleib ja nicht schmutzig), sondern entfernt eine wichtige Schutzschicht. Besser ist das bloße Abwischen.

Auch danach braucht die Haut keine Pflege. Denn in den ersten Wochen schilfern sich die oberflächlichen Hautschichten rasch ab, und auch später bleibt die Haut des Säuglings so aktiv, dass sie sich beständig selbst reinigt. Es reicht völlig, das Baby vor allem dort abzuwaschen, wo es wirklich immer mal wieder schmutzig wird: am Oberkörper (Spucke, Milch) und im Windelbereich. Gegen ein wöchentliches Bad ist nichts einzuwenden, am besten wird dabei aber auf „reinigende“ Zusätze verzichtet.

Nabelpflege

Wie bei der Haut heißt es auch beim Nabel: weniger zu tun ist besser. Vergleichsstudien zeigen nämlich, dass überzogene Pflege, ob mit Alkohol oder mit Puder, mit Nachteilen verbunden sein kann. Die tägliche Behandlung mit Alkohol verzögert die Wundheilung; Puderstäube werden vom Baby leicht eingeatmet und können dann die Lunge schädigen, und Nabelbinden schaffen eine abgeschlossene Kammer, in der Bakterien besser gedeihen als an der Luft. Anzuraten dagegen ist häufiger Hautkontakt. Es hat sich gezeigt, dass die natürliche Hautflora der Mutter dabei auch den Nabel des Babys besiedelt und dort eventuelle schädliche Bakterien in Schach hält.

Basispflege. Solange der Nabelstumpf noch nicht abgefallen ist, wird er in einen trockenen Mulltupfer eingeschlagen und unter das Hemdchen gelegt. Die Klemme kann abgenommen werden, wenn der Stumpf trocken ist. Schlagen Sie die Windel vorne so um, dass der Rand nicht am Nabelstumpf reibt. Wenn Sie wollen, dürfen Sie Ihr Baby baden, tupfen Sie den Nabel danach nur ab. Die eingetrocknete Nabelschnur fällt meist zwischen dem fünften und neunten Tag ab, gelegentlich aber auch erst nach drei Wochen. Manchmal sehen Sie dann etwas Blut am Windelrand, das ist normal. Versuchen Sie nie, den Stumpf selbst „abzuziehen“, auch wenn er noch so wackelig auf dem Nabel sitzt.

Bei Nässen oder Rötung. Nach dem Abfallen ist der Nabelgrund oft noch eine Weile feucht und „schmierig“, und es bilden sich braune, gelbe oder grüne Krusten. Solange die Umgebung des Nabels nicht geschwollen oder gerötet ist, ist das normal. Sie können dann den Nabel zwei- bis dreimal am Tag vorsichtig mit einem weichen Tuch mit Wasser und Babyseife auswaschen. Schmiert der Nabelgrund weiter und riecht eitrig (manchmal sehen Sie dann auch kleine Pickelchen rund um den Nabelrand), können Sie den Nabel mit Calendula-Tinktur (aus der Apotheke) auswaschen (ein paar Spritzer Tinktur in einen Eierbecher Wasser).

Bei größeren Problemen. Rötet sich aber der Bauch rund um den Nabel, schwillt an und bereitet dem Baby Schmerzen, müssen Sie zum Kinderarzt gehen. Denn es könnte sich dabei um eine eitrige Nabelentzündung (Omphalitis) handeln, die antibiotisch behandelt werden muss. Auch wenn der Nabel stark nässt oder das Nässen nicht aufhört, sollten Sie hierzu den Kinderarzt fragen, da dies auf eine seltene, feine Verbindung des Nabelgrunds mit der Blase hinweist (sog. Urachusgang).

Bei Knötchenbildung. Manchmal bildet sich am Grund des Nabels ein feines, rotes, nässendes Knötchen. Es geht von der 2–3 mm großen Stelle aus, an der die Nabelschnur hing. An dieser kleinen Wunde hat sich „wildes Fleisch“, ein Nabelgranulom, gebildet, das meist von selbst zurückgeht. Verwenden Sie auch jetzt zur Nabelreinigung nur Wasser und Seife; Alkohol verzögert die Rückbildung des Granuloms. Bleibt das Knötchen bestehen, so betupft es der Kinderarzt mit einem Silbernitratstift; diese Chemikalie zieht das Fleisch zusammen. Manchmal muss diese Silbernitratbehandlung wiederholt werden.

Was sonst noch an Haut, Nabel und Schleimhäuten auffallen kann

Schwitzen

Manche Säuglinge schwitzen im Schlaf im Hals- und Kopfbereich – oft so stark, dass ihr Strampler richtig nass wird. Dies ist eine normale Reaktion. Stellen Sie aber auf jeden Fall sicher, dass die Zimmertemperatur beim Schlafen nicht zu hoch ist (etwa 16–18 °C genügen).

Eingewachsene Zehennägel

Bei nicht wenigen Säuglingen wachsen die Nägel an den großen Zehen seitlich ein. Die Haut am Nagelrand verhärtet sich dabei und ist oft gerötet. Dies bereitet dem Kind nur selten Probleme und verschwindet meist von selbst wieder. Lassen Sie den Nagel lange stehen und schneiden Sie ihn immer ganz gerade ab; knipsen Sie den Nagel also nicht seitlich ab. Verursacht der eingewachsene Nagel eine eitrige Nagelbettentzündung, so muss diese behandelt werden. Erkennungszeichen der Nagelbettentzündung (Nagelumlauf) sind beim Kind dieselben wie beim Erwachsenen.

Saugbläschen und Gaumenperlen

In den ersten Lebenswochen bildet sich in der Mitte der Lippen oft ein so genanntes Saugbläschen. Es ist ein normales Zeichen eines gesunden Appetits und tut dem Baby nicht weh. Es verschwindet von selbst, kommt aber oft einmal wieder.

Wenn das Baby schreit, sieht man in den ersten Wochen an Gaumen oder Zahnleiste oft einige gelblich-weiße, glänzende, ungefähr stecknadelkopfgroße, kaum erhabene „Pünktchen“. Dies sind kleine Einschlüsse von Hautabschilferungen, die bei Medizinern auch als Gaumenperlen oder Epithelperlenbekannt sind. Sie verschwinden von selbst.

Stumpfe, weiße, flächenhafte Auflagerungen an der Mundschleimhaut, die sich mit dem Finger nicht leicht wegwischen lassen, können durch einen Mundsoor bedingt sein, der von Hefepilzen herrührt. Er wird durch Einträufeln antimykotischer Lösungen (z. B. Nystatinlösung, viermal am Tag) behandelt. Stillt die Mutter, so wird am besten auch die Brustwarze der Mutter mit diesen Mitteln betupft.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Wunden bei Kindern sicher behandeln

Kleine Wunden lassen sich bei Kindern mit den richtigen Hausmitteln meist gut verarzten.

Wunden bei Kindern sicher behandeln

Hilfe, es blutet!

Stürze und kleine Verletzungen sind bei aktiven Kindern alltäglich. Meist kommt es nur zu harmlosen blauen Flecken, Abschürfungen oder kleinen Wunden. Die lassen sich mit dem nötigen Know-How und einer gut ausgestatteten Hausapotheke gut behandeln. Wichtig ist aber zu wissen, wann das Kind bei einer Verletzung zur Ärzt*in muss – und was bei Verbrennungen tun ist.

Mehr Stürze, weniger Folgen

Hinfallen gehört zu den häufigsten Alltagsereignissen bei Kindern. Kleinkinder fallen besonders oft: Obwohl sie noch wacklig und unsicher auf den Beinen sind, wollen sie alles ausprobieren und lassen sich von nichts aufhalten. Auch ihre Körperproportionen bringen sie leichter zu Fall: Weil ihr Kopf etwa 25% des Körpergewichts ausmacht, liegt ihr Schwerpunkt höher als bei Erwachsenen. Dadurch ist der Körper instabiler und sie verlieren leichter ihr Gleichgewicht.

Kinder stürzen zwar viel häufiger als Erwachsene – ihr Körper kann dies aber deutlich besser verkraften. Das gilt besonders für die Wundheilung. Die ist bei gesunden Kindern durch ihre höhere Stoffwechselrate schneller und effektiver als bei den Großen. Deshalb verlaufen alle drei Wundheilungsphasen besser: 

  • Blutstillung und Entzündungsphase: Als erstes wird durch Blutplättchen (Thrombozyten) und die Blutgerinnung ein schützender Schorf gebildet und die Blutung gestillt. Anschließend wandern spezielle Blutzellen ein und beseitigen eingedrungene Bakterien und abgestorbenes Gewebe.
  • Proliferative Phase: Ab dem zweiten Tag beginnt der Körper, die Gewebeverluste wieder aufzufüllen. Dafür bildet er neues Bindegewebe, insbesondere Kollagen, das von speziellen Hautzellen (Fibroblasten) produziert wird. Auch diese Kollagenproduktion läuft bei Kindern meist effektiver ab als im Erwachsenenalter. 
  • Reparative Phase: Ab Tag 5, also noch parallel zur proliferativen Phase, baut der Körper das neu gebildete Gewebe um. Dadurch wird die Wunde immer kleiner und stabiler. In diesem Stadium können sich sichtbare Narben entwickeln. Das Risiko für ausgeprägte Narben ist bei Kindern wiederum geringer als bei Erwachsenen. Die reparative Phase dauert etwa bis zu vier Wochen, dann ist die Wunde meist vollständig verheilt.

Hinweis: Wunden von Kindern infizieren sich seltener als Wunden von Erwachsenen. Dass liegt u.a. daran, dass gerade in den ersten Lebensjahren die Produktion und die Aktivität der Immunzellen besonders hoch ist. So gut ausgerüstet kann das Immunsystem besonders schnell und effektiv auf eingedrungene Keime reagieren.

Wann muss das gestürzte Kind in die Arztpraxis?

Zum Glück sind Stürze im Kindesalter meist leicht und haben deshalb nur harmlose Folgen. Abschürfungen, blaue Flecken und kleine Wunden kann man deshalb recht gut selbst versorgen. Rat und die erforderlichen Produkte gibt es in der Apotheke.

In einigen Fällen ist es allerdings unabdingbar, mit dem gestürzten Kind eine Arztpraxis aufzusuchen, z. B. bei 

  • Stürzen aus mehr als 1,5 m Höhe 
  • stark blutenden Wunden
  • Flüssigkeits- oder Blutaustritt aus Nase oder Ohren 
  • Bewusstlosigkeit (auch kurze) nach dem Sturz 
  • Erbrechen, Schläfrigkeit, Trinkunlust nach dem Sturz 
  • Krampfanfällen oder Muskelzuckungen
  • Schielen oder Sehstörungen

Kälte und Cremes bei blauen Flecken

Wenn durch eine Prellung, einen Stoß oder einen Schlag Gefäße verletzt werden, sammelt sich unter der Haut Blut an. Es kommt zu einem blauen Fleck, auch Hämatom genannt. Sie heilen – besonders bei Kindern – meist schnell ab. Der frische Fleck ist erst rot, dann wird er durch die Gerinnung blauviolett. Im Rahmen der Aufräumarbeiten im Gewebe bauen die Fresszellen den Blutfarbstoff ab. Je nach Abbauprodukt verändert der Fleck seine Farbe von braun-schwarz über dunkelgrün bis gelb-braun.

Blaue Flecken tun vor allem zu Beginn sehr weh. Kälte hilft dagegen am besten und sorgt dafür, dass Schwellungen nicht noch größer werden. Gekühlt werden sollte möglichst rasch und für mehrere Minuten. Achtung: Um den Kreislauf nicht zu stark zu belasten, darf dies bei Kleinkindern nur punktuell, also an der betroffenen Stelle, und feucht-kühl passieren.

Dazu eignet sich ein mit kühlem Wasser angefeuchteter Waschlappen oder eine im Kühlschrank (!) gelagerte Kalt-Warm-Kompresse. Für unterwegs sind Sofort-Kühl-Kompressen zum Knicken praktisch. Tiefgekühlte Coolpacks sind ungeeignet für Kleinkinder, ebenso Eissprays – sie können ihre besonders empfindliche und dünne Haut und die dicht darunter liegenden Nerven schädigen und zu schmerzhaften Erfrierungen führen.

Ist der Schmerz abgeklungen, können Gele mit Arnika-Extrakt die Abheilung unterstützen. Manche Eltern haben auch gute Erfahrungen mit homöopathischen Cremes gemacht. Bei Kindern ab acht Jahren darf man blaue Flecken auch mit Schmerzsalben mit Beinwell-Fluidextrakt behandeln.

Hinweis: Die klassischen Schmerzgele auf der Basis von Diclofenac oder Ibuprofen sind erst für Jugendliche ab 14 Jahren zugelassen und für jüngere Kinder nicht geeignet.

Blutende Wunden und Schürfwunden sicher versorgen

Bei stark blutenden Wunden muss die Blutung schnell gestoppt werden. Erst legt man eine sterile Kompresse auf, wenn nötig, muss ein Druckverband angelegt werden. Dazu kann man eine Verbandrolle verwenden. Diese packt man aus und legt sie auf die Kompresse, um sie dann mit einer zweiten Verbandrolle zu umwickeln und zu fixieren. So versorgt muss das Kind in eine Arztpraxis oder eine Notfallambulanz gebracht werden.

Oberflächliche, leichte Blutungen und Schürfwunden können selbst behandelt werden. In jedem Fall ist eine gute Wundreinigung wichtig. Dabei ist es wichtig, die Wunde gut mit Wasser oder steriler Kochsalzlösung zu spülen. Bei kleinen oberflächlichen Schürfwunden ist eine Desinfektion meist überflüssig. Schon das Spülen verringert die Infektionsgefahr. Zudem reinigt sich die Wunde selbst, indem sie Wundsekret bildet.

Anders sieht das bei tieferen Wunden aus. Sie können auch nach dem Spülen noch Schmutz und Keime enthalten und sollten desinfiziert werden. Gleiches gilt für Wunden, die mit Erde oder Tierkot in Kontakt geraten sind – sie sollte man ebenfalls desinfizieren.

Auch für Kinder geeignete Antiseptika sind die Wirkstoffe Octenidin, Povidon-Iod, Polihexanid und Chlorhexidin. Entsprechende Präparate und die dazugehörende Beratung gibt es in der Apotheke.

Tipp: Für das Säubern von leicht blutenden Wunden eignen sich bei Kindern besonders dunkle Tücher. Darauf fällt das rote Blut weniger auf, und das Kind bekommt weniger Angst.

Wundheilung fördern

Die nicht mehr blutende Wunde wird wie bei Erwachsenen nach dem Prinzip der feuchten Wundheilung behandelt. Dazu kann man entweder feuchtes Wundgel oder Hydrokolloidpflaster verwenden.

Feuchte Wundgele brennen nicht auf der Wunde, spenden Feuchtigkeit für die Heilung und haben einen angenehm kühlenden Effekt. Sie müssen mehrmals täglich aufgetragen werden. Zum Schutz vor Verunreinigung, Reibung durch die Kleidung oder Herumkratzen klebt man ein Pflaster darüber. Der Wechsel des Pflasters kann sehr schmerzhaft sein. Um das Lösen des Pflasters zu erleichtern, gibt es zwei Wege: 

  • Sterile Kochsalzlösung zwischen den Rand des Pflasters und die Haut tröpfeln. 
  • Auf die Klebefläche des Pflasters ölgetränkte Wattepads auflegen und einwirken lassen.

Hydrokolloidpflaster sind die Alternative zu Wundgel und Pflaster. Sie bestehen aus wasserdichtem Material und versorgen die Wunde mit Feuchtigkeit. Außerdem polstern sie diese ab und schützen vor Reibung und Druck. Um sie beim Spielen zu sichern, kann man darüber täglich eine selbstklebende Binde anlegen. Das schützt auch davor, dass Schmutz unter den Rändern eindringt. Hydrokolloidpflaster bleiben bis zu sieben Tage auf der Wunde – das mehrmals tägliche Pflasterwechsel entfällt also.

Narbengele mit Silikon können bei ausgedehnten Schürfwunden die Abheilung verbessern. Sie dürfen erst aufgetragen werden, wenn kein Schorf mehr vorhanden ist. Man trägt sie zweimal täglich vorsichtig auf. Bitte nicht einmassieren – sonst bildet sich der nötige Silikonfilm nicht. Spezielle Präparate gibt es in der Apotheke schon für Babys ab drei Monaten.

Hinweis: Bei Verletzungen sollte immer der im Auge behalten werden, ob die Tetanusimpfung aufgefrischt werden muss. Grundimmunisiert wird meist mit 2, 4 und 11 Monaten. Danach wird die Impfung mit 5 bis 6 Jahren, später alle zehn Jahre wiederholt. Ist der Impfstatus nicht bekannt, wird das Kind wie ungeimpft behandelt und erhält eine Tetanusimpfung.

Achtung Verbrennungsgefahr

Auch Verbrennungen gehören zu den häufigen Verletzungen im Kindesalter. Typisch sind Unfälle am Herd oder mit dem Wasserkocher. Im Sommer gibt es neben dem Grillen noch zwei weitere typische Verbrennungsmöglichkeiten: 

  • Im Gartenschlauch stehendes Wasser kann durch die Sonne extrem heiß werden und Verbrühungen verursachen. 
  • Metallteile an Klettergerüsten und Rutschen können sich so aufheizen, dass es zu Kontaktverbrennungen an Po, Händen und Füßen kommt.

Bei einer Verbrennung muss sofort gehandelt werden. Ist ein größerer Bereich als der Handteller (des Kindes) betroffen, muss sofort der Notruf gewählt werden. Bereits ab 8% verbrannter Haut besteht bei Kindern Lebensgefahr. Zusätzlich gilt für alle Verbrennungen: 

  1. Bei verbrannten oder verbrühten Kindern sollte so schnell wie möglich die Kleidung entfernt werden. Das gilt allerdings nur, wenn diese nicht mit der Haut verklebt ist. Ist das der Fall, muss die Kleidung mitgekühlt werden. Denn je länger die heißen Textilien an der Haut bleiben, desto größer wird der Hautschaden. 
  2. Brandwunde 10 bis 15 Minuten mit handwarmem Wasser kühlen. Ausnahme: Nicht gekühlt werden großflächige Verletzungen wie z. B. der Rumpf – es droht sonst die Gefahr, dass die Körperkerntemperatur nicht mehr gehalten werden kann. Auch Neugeborene und Säuglinge sollen nicht gekühlt werden.
  3. Nach dem Kühlen kleinere Brandwunden steril abdecken, bei größeren Wunden ein sauberes Tuch verwenden. 
  4. Keinesfalls Hausmittel auftragen (Mehl, Salben, Puder)! Säuglinge und Kleinkinder sollen bei jeder Art von Verbrennung zur Ärzt*in. Das Gleiche gilt, wenn es zu Verbrennungen im Gesicht, an den Händen, Füßen oder Genitalien gekommen ist.

Bei älteren Kindern können leichte, sehr kleinflächige Brandwunden zuhause behandelt werden. Brandblasen darf man dabei nicht aufstechen. Einerseits, weil sie die Wunde vor Verunreinigungen schützt. Außerdem bildet sich unter der Brandblase ein feuchtes Milieu, das die Heilung fördert. Zudem schmerzen geöffnete Brandblasen besonders stark.

Auch geschlossene Brandwunden schmerzen. Dagegen helfen Hydrokolloidpflaster oder Blasenpflaster, die besonders dick sind. Speziell abkühlende Wundgele gibt es auch für Kinder.

Tipp: Haben Windelkinder einen Unfall mit heißen Flüssigkeiten, muss unbedingt die Windel ausgezogen und geprüft werden. Denn das heiße Wasser kann sich darin sammeln und zu Verbrühungen am Po oder an den Geschlechtsorganen führen.

Gut gerüstet für den Notfall

Wer Kinder hat, sollte auf kleine Verletzungen gut vorbereitet sein. Es ist ratsam, folgende Produkte in der Hausapotheke vorrätig zu haben:  Ampullen mit steriler Kochsalzlösung

  • Wunddesinfektionsmittel 
  • sterile Kompressen
  • Wundgel 
  • klassische Kinderpflaster 
  • Mullbinden
  • Pinzette

Für Eltern ist es ratsam, die genannten Produkte in eine kleine Tasche zu packen und unterwegs immer dabei zu haben. So ist man beim Spazierengehen, auf dem Spielplatz und bei anderen Outdoor-Aktivitäten gut gerüstet.

Tipp: Es gibt auch Fertigsets zu Kaufen. So haben z. B. Expert*innen von der Universitätsklinik Bonn ein Erste-Hilfe-Set für Kinder entwickelt, das zusätzlich einen Notfallratgeber enthält (Dr. Till Kindernotfallbox-Tasche®).

Quellen: Steinbrück C, DAZ 2023; 31: 34-36, www. Paulinchen.de, www.kinderaerzte-im-netz.de, www.kindernotfall-bonn.de

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Tanya Yatsenko