Gesundheit heute
Refluxkrankheit bei Babys
Refluxkrankheit (gastro-ösophageale Refluxkrankheit): Zurückfließen von Speisebrei aus dem Magen in die Speiseröhre.
Bei Säuglingen ist ein gastro-ösophagealer Reflux sehr häufig und oft schon als normal anzusehen – nicht umsonst gehört das "Spucktuch" zur normalen Babyausstattung. Die Erkrankung verschwindet in über 90 % der Fälle bis zum 1. Geburtstag von selbst. Bei älteren Kindern ist sie seltener, dann aber von Beschwerden und Krankheitszeichen gekennzeichnet.
Refluxkrankheit bei Erwachsenen: siehe gastroösophageale Refluxkrankheit.
Symptome und Leitbeschwerden
Säuglinge:
- Nach dem Füttern Aufstoßen oder "Speien", manchmal auch richtiges schwallartiges Erbrechen
- Schwierigkeiten bei der Nahrungszufuhr in Verbindung mit Schluckbeschwerden
- Schreiattacken ohne erkennbare Ursache und kolikartige Schmerzen
- Evtl. Unruhe, Zeichen des Unwohlseins, v. a. nach dem Füttern
- Evtl. Husten, v. a. in der Nacht
- Evtl. krampfartiges Überstrecken (Zurückbeugen) von Kopf und Oberkörper beim oder nach dem Füttern
- Evtl. unzureichende Gewichtszunahme und Gedeihstörung.
Ältere Kinder:
- Saures Aufstoßen, Sodbrennen
- Erbrechen
- Schmerzen hinter dem Brustbein und im Oberbauch.
Wann zum Kinderarzt
In den nächsten Tagen, wenn
- Ihr Baby nach dem Füttern stark spuckt und nicht ausreichend an Gewicht zunimmt.
- Ihr Baby auffällig viel hustet.
- Ihr älteres Kind häufig Sodbrennen hat.
Heute noch, wenn
- blutige oder bräunliche Fädchen in der herausgelaufenen Milch zu sehen sind.
- Ihr Baby zusätzlich zu den Refluxbeschwerden Fieber hat.
- Ihr Baby nach jeder Mahlzeit "im Schwall" (d. h. in hohem Bogen) erbricht und allmählich apathisch wird.
Die Erkrankung
Ursachen
Wie beim Erwachsenen (Refluxkrankheit des Erwachsenen) wirkt auch bei Kindern der Mageneingang zusammen mit dem Zwerchfell wie ein Ventil: Es kann zwar Speise aus der Speiseröhre in den Magen gelangen, aber kaum zurück. Dieser schützende Ventilmechanismus ist bei verschiedenen Erkrankungen gestört, z. B. bei einem Zwerchfellbruch (Hiatushernie) mit Verlagerung des Magens in den Brustraum.
In vielen Fällen allerdings wird bei Kindern gar keine sichere Ursache gefunden: Die Kinder sind ansonsten gesund und auch anatomisch ist alles normal angelegt. In manchen Fällen verträgt das Kind auch eine bestimmte Speise nicht, in der Regel handelt es sich hier um fettreiche oder süße Speisen. Auch eine Kuhmilch-Protein-Allergie sollte als Ursache für eine Refluxerkrankung in Betracht gezogen werden.
Der Arzt unterscheidet zwei Arten und Ursachen bei Refluxkrankheiten:
- Funktioneller Reflux: Gerade bei Säuglingen entspannt sich bisweilen das Muskelband, das den Mageneingang verschließt (innerer Schließmuskel oder Ösophagussphinkter genannt), für ein paar Senkungen, woraufhin Mageninhalt zurückfließt. Aber auch die Anatomie von Säuglingen begünstigt einen funktionellen Reflex, da oft der "Knick" zwischen Speiseröhre und Magen noch nicht ausgeprägt ist, sodass die Milch relativ leicht zurückläuft. Mit zunehmendem Alter verschwindet das Problem zumeist.
- Sekundärer Reflux: Bei dieser seltenen Refluxursache führt eine neurologische Erkrankung zum Rückfluss zwischen Magen und Speiseröhre.
Klinik
Da die Speiseröhrenschleimhaut im Gegensatz zur Magenschleimhaut nicht für den sauren Mageninhalt "gebaut" ist, entzündet sie sich bei ständig wiederkehrendem Kontakt mit dem stark säurehaltigen Mageninhalt. Sodbrennen, Schmerzen, aber auch schleichende Blutverluste und spätere Geschwüre oder gar Vernarbungen sind mögliche Langzeitfolgen.
Risikofaktoren
Besonders häufig betroffen sind ehemalige Frühgeborene und Kinder mit neurologischen Erkrankungen. Auch bei einer allgemeinen Muskelerschlaffung (Hypotonie), die bei vielen neurologischen Störungen oder infolge eines Sauerstoffmangels bei der Geburt oder anderen Entwicklungsverzögerungen auftritt, ist die Abdichtung zwischen Speiseröhre und Magen oft gestört.
Komplikationen
Wenn Babys immer wieder Milch verlieren, kommen sie mit dem Trinken nicht mehr nach und nehmen nur unzureichend an Gewicht zu.
Blutarmut. Bisweilen ist die Entzündung so stark, dass wegen der beständigen Sickerblutungen eine chronische Blutarmut (Anämie) entsteht.
Lungenentzündung. Selten gelangt bei einer Refluxkrankheit auch ein Teil des Speisebreis in die Bronchien (Aspiration); dies geschieht besonders bei Kindern mit neurologischen Problemen, z. B. einer Zerebralparese. Die betroffenen Kinder husten viel und es kommt zu wiederkehrenden Aspirationspneumonien, dies sind besonders risikoreiche Lungenentzündungen (Pneumonien).
Asthma. Gelangt saurer Speisebrei in den Kehlkopf, verengen sich über Reflexe die Bronchien, sodass es in einigen Fällen auch zu Asthma kommen kann.
Atempausen. Gefährlich wird der Reflux bei Früh- und Neugeborenen vor allem dadurch, dass der Speisebrei im Schlaf in die Luftwege gerät. Die Bronchien verengen sich, der Säugling hält eine Zeitlang die Luft an. Die Folge sind teilweise schwerwiegende Atemaussetzer (Apnoen).
Mittelohrentzündung. Auch das Risiko für Mittelohrentzündungen (Otitis media) ist erhöht, wenn zurückfließender Magensaft über die Eustachische Röhre ins Mittelohr gelangt. Die Eustachische Röhre sorgt als Verbindungskanal zwischen Nasenrachen und Mittelohr für ein belüftetes Mittelohr, kommt es hier zu Belüftungsstörungen, werden Mittelohrentzündungen begünstigt.
Diagnosesicherung
Falls ein Baby trotz des häufigen Spuckens gedeiht, also regelmäßig Gewicht zulegt und keine sonstigen Krankheitszeichen zeigt, sind weder technische Untersuchungen noch eine spezielle Behandlung erforderlich. Denn häufiges Spucken ist im 1. Lebensjahr ziemlich normal.
Bei stärkeren Beschwerden sind jedoch eine genaue Diagnose und eine Therapie notwendig.
24-Stunden-pH-Metrie. Da der pH-Gehalt im zurückfließenden Mageninhalt sauer ist, lässt sich ein Reflux durch spezielle Sonden nachweisen, die von Mund oder Nase in die Speiseröhre vorgeschoben werden und dort bis zu 24 Stunden verbleiben.
Bildgebende Diagnostik. Spezielle Ultraschall-, Röntgen- oder Isotopenuntersuchungen stellen außerdem die Lage des Magens und die Geschwindigkeit der Magenentleerung dar.
Speiseröhrenspiegelung (Ösophagoskopie). Bei Verdacht auf eine ausgedehntere Speiseröhrenentzündung (Refluxösophagitis) ist eine Spiegelung der Speiseröhre mit einem Endoskop erforderlich.
Behandlung
Pharmakotherapie
Zur Unterdrückung der Magensäure werden Kindern oft Medikamente verabreicht, die die Salzsäurebildung im Magen unterdrücken (Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol).
Diese teilweise auch rezeptfrei erhältlichen Medikamente sollten aber nur nach Rücksprache und Verordnung durch den Arzt gegeben werden. Gleiches gilt auch für Medikamente, die die Magenentleerung fördern wie Metoclopramid, die Magensäure "abpuffern" wie Antazia (z. B. Gaviscon®) oder ihre Bildung unterdrücken (z. B. Zantic®, Antra®).
Operative Behandlung
In seltenen Fällen – bei Versagen der medikamentösen Behandlung oder bei Komplikationen – ist eine Operation erforderlich, allerdings werden hierbei nicht wie bei der Therapie mit Medikamenten nur die Symptome behandelt, sondern direkt die Ursache.
Der als Fundoplikatio ("Festnähen" des Magens) genannte chirurgische Eingriff soll verhindern, dass der Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Dabei wird das untere Ende der Speiseröhre mit Teilen des Magens manschettenartig umschlungen. Sobald der Magen gefüllt ist, spannt sich diese "Manschette" um die Speiseröhre an und drückt sie auf diese Weise zu. Die Folge ist, dass kein Mageninhalt mehr in die Speiseröhre fließt. Entleert sich der Magen, lockert sich die Manschette wieder, der Nahrungsbrei fließt wieder normal in den Magen. Für solch eine Operation stehen 2 Techniken zur Verfügung: die offene und die laparoskopische. Bei der offenen Verfahrenstechnik wird ein Schnitt direkt über den Magen gesetzt, wohingegen beim laparoskopischen Verfahren ("Schlüssellochtechnik") der Eingriff über mehrere kleine Zugänge im Bauchraum erfolgt.
Die Aussichten einer dauerhaften Heilung liegen bei beiden Verfahren bei etwa 90 %. Gerade junge Patienten profitieren von der chirurgischen Therapie; außerdem ist die Fundoplikatio bei jungen Patienten kostengünstiger als eine lebenslange medikamentöse Therapie. Allerdings besteht - wie bei jeder Operation - durchaus auch ein Risiko für Komplikationen und sollte deshalb immer überdacht werden.
Prognose
Meist verschwinden die Symptome von allein, sobald die Kinder laufen lernen – die Beschwerden bessern sich dann zusätzlich durch die aufrechte Körperhaltung.
Wichtig ist aber zu erkennen, wenn keine spontane Besserung zu erwarten ist. Dann gilt es, rechtzeitig und beherzt zu behandeln. Geschieht dies, ist auch hier mit einer Heilung zu rechnen.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie als Eltern tun können
Kleine Mahlzeiten. Empfohlen werden häufige und kleine Mahlzeiten von max. 120 ml. Vor allem abends sollte nicht zu reichlich und eher früh gegessen werden, damit das Kind nicht "mit vollem Bauch" ins Bett geht.
Eindicken der Nahrung. Bekommt Ihr Kind Flaschennahrung, wird diese mit Reisschleimflocken oder Nestargel® eingedickt, dies vermindert das "Zurückschwappen" des Speisebreis. Der Zusatz von Johannisbrotkernmehl oder Maisstärke hilft zusätzlich, die kalorische Dichte der Nahrung zu erhöhen, sodass das Baby gedeiht.
Aufrechte Position nach Nahrungsaufnahme. Babys werden nach der Mahlzeit am besten noch etwa 15–30 Minuten aufrecht auf dem Arm gehalten, bevor sie abgelegt werden. Auch für Kinder ist eine leichte Oberkörperhochlagerung gut; denn diese hält die Nahrung eher im Magen.
Schlafposition. Zum Schlafen legt man ein Kissen unter das Kopfende der Matratze, damit Ihr Kind in leichter Oberkörperhochlagerung liegt (ca. 30°-Winkel). Durch die Schwerkraft wird die Nahrung "unten" gehalten und der Transport des Nahrungsbreis unterstützt. Die früher empfohlene Bauchlage wird heute abgelehnt, da sie das Risiko eines plötzlichen Kindstods erhöht. Am günstigsten für den Verdauungsprozess ist die Rechtsseitenlage.
Hypoallergene Nahrung. Verzichten Sie probeweise z. B. auf Kuhmilch oder andere Proteine, da möglicherweise eine Nahrungsmittelunverträglichkeit die Beschwerden verursacht.
Wickeln. Da eine zu eng sitzende Windel in den ersten Lebensmonaten auch den Druck im Magen erhöht, darf das Kind nicht zu stramm gewickelt werden.
Bewegung. Ältere Kinder sollten sich körperlich ausreichend bewegen, da Sitzen den Druck im Bauchraum erhöht und den Reflux fördert.

Kleine Wunden lassen sich bei Kindern mit den richtigen Hausmitteln meist gut verarzten.
Wunden bei Kindern sicher behandeln
Hilfe, es blutet!
Stürze und kleine Verletzungen sind bei aktiven Kindern alltäglich. Meist kommt es nur zu harmlosen blauen Flecken, Abschürfungen oder kleinen Wunden. Die lassen sich mit dem nötigen Know-How und einer gut ausgestatteten Hausapotheke gut behandeln. Wichtig ist aber zu wissen, wann das Kind bei einer Verletzung zur Ärzt*in muss – und was bei Verbrennungen tun ist.
Mehr Stürze, weniger Folgen
Hinfallen gehört zu den häufigsten Alltagsereignissen bei Kindern. Kleinkinder fallen besonders oft: Obwohl sie noch wacklig und unsicher auf den Beinen sind, wollen sie alles ausprobieren und lassen sich von nichts aufhalten. Auch ihre Körperproportionen bringen sie leichter zu Fall: Weil ihr Kopf etwa 25% des Körpergewichts ausmacht, liegt ihr Schwerpunkt höher als bei Erwachsenen. Dadurch ist der Körper instabiler und sie verlieren leichter ihr Gleichgewicht.
Kinder stürzen zwar viel häufiger als Erwachsene – ihr Körper kann dies aber deutlich besser verkraften. Das gilt besonders für die Wundheilung. Die ist bei gesunden Kindern durch ihre höhere Stoffwechselrate schneller und effektiver als bei den Großen. Deshalb verlaufen alle drei Wundheilungsphasen besser:
- Blutstillung und Entzündungsphase: Als erstes wird durch Blutplättchen (Thrombozyten) und die Blutgerinnung ein schützender Schorf gebildet und die Blutung gestillt. Anschließend wandern spezielle Blutzellen ein und beseitigen eingedrungene Bakterien und abgestorbenes Gewebe.
- Proliferative Phase: Ab dem zweiten Tag beginnt der Körper, die Gewebeverluste wieder aufzufüllen. Dafür bildet er neues Bindegewebe, insbesondere Kollagen, das von speziellen Hautzellen (Fibroblasten) produziert wird. Auch diese Kollagenproduktion läuft bei Kindern meist effektiver ab als im Erwachsenenalter.
- Reparative Phase: Ab Tag 5, also noch parallel zur proliferativen Phase, baut der Körper das neu gebildete Gewebe um. Dadurch wird die Wunde immer kleiner und stabiler. In diesem Stadium können sich sichtbare Narben entwickeln. Das Risiko für ausgeprägte Narben ist bei Kindern wiederum geringer als bei Erwachsenen. Die reparative Phase dauert etwa bis zu vier Wochen, dann ist die Wunde meist vollständig verheilt.
Hinweis: Wunden von Kindern infizieren sich seltener als Wunden von Erwachsenen. Dass liegt u.a. daran, dass gerade in den ersten Lebensjahren die Produktion und die Aktivität der Immunzellen besonders hoch ist. So gut ausgerüstet kann das Immunsystem besonders schnell und effektiv auf eingedrungene Keime reagieren.
Wann muss das gestürzte Kind in die Arztpraxis?
Zum Glück sind Stürze im Kindesalter meist leicht und haben deshalb nur harmlose Folgen. Abschürfungen, blaue Flecken und kleine Wunden kann man deshalb recht gut selbst versorgen. Rat und die erforderlichen Produkte gibt es in der Apotheke.
In einigen Fällen ist es allerdings unabdingbar, mit dem gestürzten Kind eine Arztpraxis aufzusuchen, z. B. bei
- Stürzen aus mehr als 1,5 m Höhe
- stark blutenden Wunden
- Flüssigkeits- oder Blutaustritt aus Nase oder Ohren
- Bewusstlosigkeit (auch kurze) nach dem Sturz
- Erbrechen, Schläfrigkeit, Trinkunlust nach dem Sturz
- Krampfanfällen oder Muskelzuckungen
- Schielen oder Sehstörungen
Kälte und Cremes bei blauen Flecken
Wenn durch eine Prellung, einen Stoß oder einen Schlag Gefäße verletzt werden, sammelt sich unter der Haut Blut an. Es kommt zu einem blauen Fleck, auch Hämatom genannt. Sie heilen – besonders bei Kindern – meist schnell ab. Der frische Fleck ist erst rot, dann wird er durch die Gerinnung blauviolett. Im Rahmen der Aufräumarbeiten im Gewebe bauen die Fresszellen den Blutfarbstoff ab. Je nach Abbauprodukt verändert der Fleck seine Farbe von braun-schwarz über dunkelgrün bis gelb-braun.
Blaue Flecken tun vor allem zu Beginn sehr weh. Kälte hilft dagegen am besten und sorgt dafür, dass Schwellungen nicht noch größer werden. Gekühlt werden sollte möglichst rasch und für mehrere Minuten. Achtung: Um den Kreislauf nicht zu stark zu belasten, darf dies bei Kleinkindern nur punktuell, also an der betroffenen Stelle, und feucht-kühl passieren.
Dazu eignet sich ein mit kühlem Wasser angefeuchteter Waschlappen oder eine im Kühlschrank (!) gelagerte Kalt-Warm-Kompresse. Für unterwegs sind Sofort-Kühl-Kompressen zum Knicken praktisch. Tiefgekühlte Coolpacks sind ungeeignet für Kleinkinder, ebenso Eissprays – sie können ihre besonders empfindliche und dünne Haut und die dicht darunter liegenden Nerven schädigen und zu schmerzhaften Erfrierungen führen.
Ist der Schmerz abgeklungen, können Gele mit Arnika-Extrakt die Abheilung unterstützen. Manche Eltern haben auch gute Erfahrungen mit homöopathischen Cremes gemacht. Bei Kindern ab acht Jahren darf man blaue Flecken auch mit Schmerzsalben mit Beinwell-Fluidextrakt behandeln.
Hinweis: Die klassischen Schmerzgele auf der Basis von Diclofenac oder Ibuprofen sind erst für Jugendliche ab 14 Jahren zugelassen und für jüngere Kinder nicht geeignet.
Blutende Wunden und Schürfwunden sicher versorgen
Bei stark blutenden Wunden muss die Blutung schnell gestoppt werden. Erst legt man eine sterile Kompresse auf, wenn nötig, muss ein Druckverband angelegt werden. Dazu kann man eine Verbandrolle verwenden. Diese packt man aus und legt sie auf die Kompresse, um sie dann mit einer zweiten Verbandrolle zu umwickeln und zu fixieren. So versorgt muss das Kind in eine Arztpraxis oder eine Notfallambulanz gebracht werden.
Oberflächliche, leichte Blutungen und Schürfwunden können selbst behandelt werden. In jedem Fall ist eine gute Wundreinigung wichtig. Dabei ist es wichtig, die Wunde gut mit Wasser oder steriler Kochsalzlösung zu spülen. Bei kleinen oberflächlichen Schürfwunden ist eine Desinfektion meist überflüssig. Schon das Spülen verringert die Infektionsgefahr. Zudem reinigt sich die Wunde selbst, indem sie Wundsekret bildet.
Anders sieht das bei tieferen Wunden aus. Sie können auch nach dem Spülen noch Schmutz und Keime enthalten und sollten desinfiziert werden. Gleiches gilt für Wunden, die mit Erde oder Tierkot in Kontakt geraten sind – sie sollte man ebenfalls desinfizieren.
Auch für Kinder geeignete Antiseptika sind die Wirkstoffe Octenidin, Povidon-Iod, Polihexanid und Chlorhexidin. Entsprechende Präparate und die dazugehörende Beratung gibt es in der Apotheke.
Tipp: Für das Säubern von leicht blutenden Wunden eignen sich bei Kindern besonders dunkle Tücher. Darauf fällt das rote Blut weniger auf, und das Kind bekommt weniger Angst.
Wundheilung fördern
Die nicht mehr blutende Wunde wird wie bei Erwachsenen nach dem Prinzip der feuchten Wundheilung behandelt. Dazu kann man entweder feuchtes Wundgel oder Hydrokolloidpflaster verwenden.
Feuchte Wundgele brennen nicht auf der Wunde, spenden Feuchtigkeit für die Heilung und haben einen angenehm kühlenden Effekt. Sie müssen mehrmals täglich aufgetragen werden. Zum Schutz vor Verunreinigung, Reibung durch die Kleidung oder Herumkratzen klebt man ein Pflaster darüber. Der Wechsel des Pflasters kann sehr schmerzhaft sein. Um das Lösen des Pflasters zu erleichtern, gibt es zwei Wege:
- Sterile Kochsalzlösung zwischen den Rand des Pflasters und die Haut tröpfeln.
- Auf die Klebefläche des Pflasters ölgetränkte Wattepads auflegen und einwirken lassen.
Hydrokolloidpflaster sind die Alternative zu Wundgel und Pflaster. Sie bestehen aus wasserdichtem Material und versorgen die Wunde mit Feuchtigkeit. Außerdem polstern sie diese ab und schützen vor Reibung und Druck. Um sie beim Spielen zu sichern, kann man darüber täglich eine selbstklebende Binde anlegen. Das schützt auch davor, dass Schmutz unter den Rändern eindringt. Hydrokolloidpflaster bleiben bis zu sieben Tage auf der Wunde – das mehrmals tägliche Pflasterwechsel entfällt also.
Narbengele mit Silikon können bei ausgedehnten Schürfwunden die Abheilung verbessern. Sie dürfen erst aufgetragen werden, wenn kein Schorf mehr vorhanden ist. Man trägt sie zweimal täglich vorsichtig auf. Bitte nicht einmassieren – sonst bildet sich der nötige Silikonfilm nicht. Spezielle Präparate gibt es in der Apotheke schon für Babys ab drei Monaten.
Hinweis: Bei Verletzungen sollte immer der im Auge behalten werden, ob die Tetanusimpfung aufgefrischt werden muss. Grundimmunisiert wird meist mit 2, 4 und 11 Monaten. Danach wird die Impfung mit 5 bis 6 Jahren, später alle zehn Jahre wiederholt. Ist der Impfstatus nicht bekannt, wird das Kind wie ungeimpft behandelt und erhält eine Tetanusimpfung.
Achtung Verbrennungsgefahr
Auch Verbrennungen gehören zu den häufigen Verletzungen im Kindesalter. Typisch sind Unfälle am Herd oder mit dem Wasserkocher. Im Sommer gibt es neben dem Grillen noch zwei weitere typische Verbrennungsmöglichkeiten:
- Im Gartenschlauch stehendes Wasser kann durch die Sonne extrem heiß werden und Verbrühungen verursachen.
- Metallteile an Klettergerüsten und Rutschen können sich so aufheizen, dass es zu Kontaktverbrennungen an Po, Händen und Füßen kommt.
Bei einer Verbrennung muss sofort gehandelt werden. Ist ein größerer Bereich als der Handteller (des Kindes) betroffen, muss sofort der Notruf gewählt werden. Bereits ab 8% verbrannter Haut besteht bei Kindern Lebensgefahr. Zusätzlich gilt für alle Verbrennungen:
- Bei verbrannten oder verbrühten Kindern sollte so schnell wie möglich die Kleidung entfernt werden. Das gilt allerdings nur, wenn diese nicht mit der Haut verklebt ist. Ist das der Fall, muss die Kleidung mitgekühlt werden. Denn je länger die heißen Textilien an der Haut bleiben, desto größer wird der Hautschaden.
- Brandwunde 10 bis 15 Minuten mit handwarmem Wasser kühlen. Ausnahme: Nicht gekühlt werden großflächige Verletzungen wie z. B. der Rumpf – es droht sonst die Gefahr, dass die Körperkerntemperatur nicht mehr gehalten werden kann. Auch Neugeborene und Säuglinge sollen nicht gekühlt werden.
- Nach dem Kühlen kleinere Brandwunden steril abdecken, bei größeren Wunden ein sauberes Tuch verwenden.
- Keinesfalls Hausmittel auftragen (Mehl, Salben, Puder)! Säuglinge und Kleinkinder sollen bei jeder Art von Verbrennung zur Ärzt*in. Das Gleiche gilt, wenn es zu Verbrennungen im Gesicht, an den Händen, Füßen oder Genitalien gekommen ist.
Bei älteren Kindern können leichte, sehr kleinflächige Brandwunden zuhause behandelt werden. Brandblasen darf man dabei nicht aufstechen. Einerseits, weil sie die Wunde vor Verunreinigungen schützt. Außerdem bildet sich unter der Brandblase ein feuchtes Milieu, das die Heilung fördert. Zudem schmerzen geöffnete Brandblasen besonders stark.
Auch geschlossene Brandwunden schmerzen. Dagegen helfen Hydrokolloidpflaster oder Blasenpflaster, die besonders dick sind. Speziell abkühlende Wundgele gibt es auch für Kinder.
Tipp: Haben Windelkinder einen Unfall mit heißen Flüssigkeiten, muss unbedingt die Windel ausgezogen und geprüft werden. Denn das heiße Wasser kann sich darin sammeln und zu Verbrühungen am Po oder an den Geschlechtsorganen führen.
Gut gerüstet für den Notfall
Wer Kinder hat, sollte auf kleine Verletzungen gut vorbereitet sein. Es ist ratsam, folgende Produkte in der Hausapotheke vorrätig zu haben: Ampullen mit steriler Kochsalzlösung
- Wunddesinfektionsmittel
- sterile Kompressen
- Wundgel
- klassische Kinderpflaster
- Mullbinden
- Pinzette
Für Eltern ist es ratsam, die genannten Produkte in eine kleine Tasche zu packen und unterwegs immer dabei zu haben. So ist man beim Spazierengehen, auf dem Spielplatz und bei anderen Outdoor-Aktivitäten gut gerüstet.
Tipp: Es gibt auch Fertigsets zu Kaufen. So haben z. B. Expert*innen von der Universitätsklinik Bonn ein Erste-Hilfe-Set für Kinder entwickelt, das zusätzlich einen Notfallratgeber enthält (Dr. Till Kindernotfallbox-Tasche®).
Quellen: Steinbrück C, DAZ 2023; 31: 34-36, www. Paulinchen.de, www.kinderaerzte-im-netz.de, www.kindernotfall-bonn.de