Gesundheit heute

Totgeburt

Totgeburt: Das Kind stirbt im Mutterleib (intrauterin) bei einem Gewicht von über 500 g oder während der Geburt. Die Zahl der Totgeburten ist in den westlichen Ländern rückläufig – sie liegt derzeit unter 1 %. Totgeburten sind häufiger bei Spätgebärenden und Schwangeren, die während der Schwangerschaft unzureichend betreut wurden, sowie in sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen.

Bei Kindern mit einem Geburtsgewicht von weniger als 500 g spricht man von einer Fehlgeburt.

Leitbeschwerden

  • Kindsbewegungen bleiben für mehr als einen Tag aus
  • Verminderte Kindsbewegungen in den Tagen bzw. der Woche vor dem Tod des Fötus

Wann zum Arzt

Wenn Sie ab dem 7. Schwangerschaftsmonat über 8 bis 10 Stunden trotz entsprechender Aufmerksamkeit keine Kindsbewegungen gespürt haben.

Achtung: Die Kindsbewegungen werden in den letzten Wochen vor der Geburt auch im Normalfall schwächer, weil das Kind in der Gebärmutter kaum noch Platz hat.

Die Erkrankung

Totgeburten können unterschiedliche Ursachen haben. Dazu gehören:

  • Entwicklungsstörungen z. B. infolge von genetischen Fehlbildungen des Kindes (seltener auch der Eltern). Diese Ursache ist umso häufiger, je früher in der Schwangerschaft ein Kind stirbt.
  • Schwere kindliche Infektionen z. B. mit Chlamydien, Toxoplasmen oder dem Zytomegalievirus.
  • Mütterliche Erkrankungen wie Gebärmutterfehlbildungen, Funktionsschwäche des Gelbkörpers im Eierstock, der normalerweise durch die Ausschüttung von Hormonen die Schwangerschaft aufrecht erhält, oder Diabetes.
  • Immunologische Gründe. Das Antiphospholipid-Syndrom (APLS) tritt bei jungen Frauen auf, es handelt sich um eine Störung im Gerinnungssystem, die zu einem Plazentainfarkt mit Verschluss von Blutgefäßen im Mutterkuchen führt.
  • Gifte, z. B. bestimmte Arzneimittel, Pflanzenschutzgifte und radioaktive Strahlung, aber auch Drogen, Alkohol und Nikotin.
  • Starker Stress, z. B. durch Fernreisen, andere akute Erkrankungen oder Trennung.

Das macht der Arzt

Der Arzt prüft die Diagnose per CTG und Ultraschall. Auch wenn die betroffenen Frauen im das tote Ungeborene möglichst schnell aus ihrem Körper heraus haben wollen und deshalb zu einem Kaiserschnitt neigen, ist dieser aus medizinischen Gründen nicht ratsam. Er setzt die Schwangere einem Operationsrisiko aus und schafft außerdem schlechtere Voraussetzungen für weitere Schwangerschaften.

Nach dem Tod des Kindes setzen die Wehen innerhalb einiger Tagen von selbst ein. Die meisten Frauen bevorzugen aber eine künstliche Geburtseinleitung durch Prostaglandin-Zäpfchen in die Scheide und mit einem Wehentropf. Auch eine PDA zur Schmerzbekämpfung ist sinnvoll.

Die manchmal geäußerte Angst, das tote Kind im Bauch könnte eine Infektion der Mutter verursachen und müsste deshalb möglichst schnell zur Welt gebracht werden, ist bei intakter Fruchtblase unbegründet.

Nach der Totgeburt wird das Kind von der Hebamme gewaschen, gewogen und gemessen, in ein Tuch gewickelt oder angezogen. Die Eltern können und sollten dann selbst entscheiden, wie viel Zeit sie mit dem Kind verbringen wollen.

Sondertext: Wenn Geburt und Tod zusammenfallen

Weiterführende Informationen

  • www.veid.de – Bundesverband verwaister Eltern in Deutschland e. V., Leipzig: Der Verband bietet Hilfe für trauernde Mütter, Väter, Geschwister und Menschen, die sie begleiten.
  • www.initiative-regenbogen.de – Kontaktkreis für Eltern, die ein Kind durch Fehl-, Früh- oder Totgeburt verloren haben, Rheda-Wiedenbrück.
  • H. Lothrop: Gute Hoffnung – jähes Ende. Fehlgeburt, Totgeburt und Verluste in der frühen Lebenszeit. Begleitung und neue Hoffnung für Eltern. Kösel, 2005. Einfühlsam geschriebener Ratgeber mit Berichten von Betroffenen und praxisorientierten Ratschlägen, Schmerz und Trauer zu bewältigen.
  • M. E. Beutel: Der frühe Verlust eines Kindes. Bewältigung und Hilfe bei Fehl-, Totgeburt und plötzlichem Kindstod. Verlag für angewandte Psychologie, 2002. Hilfestellungen und Bewältigungsstrategien, mit der Trauer der Betroffenen und dem Verlust eines Kindes umzugehen.

Von: Dr. med. Katja Flieger, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Gefahr fürs kindliche Gehirn

In der Schwangerschaft muss der Blutdruck gut überwacht werden.

Gefahr fürs kindliche Gehirn

Hochdruck in der Schwangerschaft

Bei Schwangeren ist es wichtig, gut auf den Blutdruck zu achten. Denn ein Bluthochdruck gefährdet nicht nur die werdende Mutter. Er kann auch der geistigen Entwicklung des Babys schaden.

Vom chronischen Hochdruck bis zur Präeklampsie

In der Schwangerschaft sind drei Hochdruckerkrankungen von Bedeutung: Der chronische Bluthochdruck, der schon vor der Schwangerschaft besteht und die Schwangerschaftshypertonie (Gestationshypertonie), die sich erst nach der 20. Schwangerschaftswoche entwickelt. Die dritte und gefährlichste Form ist die Präeklampsie. Sie ist gekennzeichnet durch das plötzliche Auftreten hoher Blutdruckwerte und weiterer Beschwerden wie z. B. Sehstörungen, Krämpfen und Wassereinlagerung, in schweren Fällen sind das Leben von Mutter und Kind bedroht.

Sprache und Kognition beeinträchtigt

Wie sich ein erhöhter Blutdruck von Schwangeren auf die Entwicklung ihrer Kinder auswirkt, war Thema einer US-amerikanische Studie. 395 frühgeborene Kinder wurden dafür im Alter von zwei Jahren mit speziellen Entwicklungstests untersucht. Getestet wurden mit den sogenannten Bayley Skalen Motorik, Sprache, soziale und emotionale Entwicklung, Alltagsfähigkeiten und die Kognition (Gedächtnis, Problemlöseverhalten).

Es stellte sich heraus, dass Kinder von Müttern mit Bluthochdruck in der Schwangerschaft in ihrer neurologischen Entwicklung gebremst waren. Der Wert für die Kognition war um durchschnittlich 3,69 Punkte, der für die Sprachentwicklung um 4,07 Punkte verringert. Hatten die Mütter unter einer Präeklampsie gelitten, waren die Einbußen noch größer (- 4,85 und -6,3 Punkte).

Schon kleine Einbußen können Auswirkungen haben

Klinisch bedeutsam könne schon eine Verringerung der Werte um vier bis sechs Punkte sein, erklären die Studienautor*innen. Zumal ein zu Beginn kleiner Nachteil sich im Zeitverlauf auswachsen kann und so z. B. die spätere schulische Leistung beeinträchtigt. Als Grund für die Einbußen vermuten die Forschenden einen negativen Einfluss des hohen Blutdrucks auf die frühe Entwicklung des kindlichen Gehirns.

Wichtig ist deshalb, einen eventuellen Bluthochdruck bei werdenden Mütter frühzeitig zu erkennen und optimal einzustellen. Betroffene Kinder sollten in ihrem Entwicklungsverlauf engmaschig kontrolliert werden. Dann könnte man mit frühen und intensiven Maßnahmen wie z. B. Sprach- und Ergotherapie etwaige Defizite ausgleichen, betonen die Forschenden.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Anatolii Rabizo / Alamy / Alamy Stock Photos