Gesundheit heute
Das medizinische Fachgebiet Geburtshilfe
Die Geburtshilfe ist das Teilgebiet derFrauenheilkunde (Gynäkologie), das sich mit der Betreuung der schwangeren und gebärenden Frau sowie der Wöchnerin bis sechs Wochen nach der Geburt befasst. Das medizinische Spezialgebiet für Neugeborene heißt Neonatologie, ein Teilgebiet der Kinderheilkunde.
Rolle und Bedeutung der Hebamme
In der Geburtshilfe arbeiten Frauenärzte eng mit den Hebammen (Geburtshelfern) zusammen. Diese dürfen in Deutschland auch alleine Geburten leiten sowie die Wöchnerinnen und ihre Neugeborenen betreuen. Bei allen Komplikationen müssen sie jedoch einen Arzt hinzuziehen. In den 1960er bis 1980er Jahren waren die Hebammen von den Frauenärzten zunächst zurückgedrängt worden. Die damals fast ausschließlich männliche Frauenärzteschaft wollte den Bereich „Geburt“ alleine bearbeiten und die vielen technischen Errungenschaften der „modernen“ Geburtshilfe ungestört praktizieren.
Bedingt durch die Fehlentwicklungen dieser Art von Geburtshilfe wie der programmierten Geburt, der medikamentös zum „Wunschtermin“ eingeleiteten Geburt und der von vielen Gebärenden als zu technisiert empfundenen Geburtsbetreuung im Krankenhaus hat seitdem eine Gegenbewegung eingesetzt, die in Mitteleuropa zumindest bei der normalen Geburt die Hebamme wieder als zentrale Ansprechpartnerin der Gebärenden etabliert hat.
Auch beim Thema Stillberatung ist die Kompetenz der Hebammen inzwischen wieder unumstritten. Außerdem gehen in letzter Zeit eine Reihe von Geburtskliniken wieder verstärkt auf dieses Thema zu und sorgen für ausgebildete Laktationsberaterinnen vor Ort. Meist sind dies Hebammen oder Krankenschwestern, vereinzelt auch Ärzte.
Weitere Fachberufe
Zur optimalen Versorgung während und nach der Geburt ist ferner die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen erforderlich:
- Für moderne Methoden der Schmerzbekämpfung steht in der Regel ein Narkosefacharzt (Anästhesist) zur Verfügung.
- In den letzten Minuten einer Problemgeburt ist auch ein Kinderarzt zugegen, um das gefährdete Neugeborene sofort qualifiziert versorgen zu können.
- Während des Klinikaufenthalts versorgen Kinderkrankenschwestern und -pfleger das Neugeborene.

In der Schwangerschaft muss der Blutdruck gut überwacht werden.
Gefahr fürs kindliche Gehirn
Hochdruck in der Schwangerschaft
Bei Schwangeren ist es wichtig, gut auf den Blutdruck zu achten. Denn ein Bluthochdruck gefährdet nicht nur die werdende Mutter. Er kann auch der geistigen Entwicklung des Babys schaden.
Vom chronischen Hochdruck bis zur Präeklampsie
In der Schwangerschaft sind drei Hochdruckerkrankungen von Bedeutung: Der chronische Bluthochdruck, der schon vor der Schwangerschaft besteht und die Schwangerschaftshypertonie (Gestationshypertonie), die sich erst nach der 20. Schwangerschaftswoche entwickelt. Die dritte und gefährlichste Form ist die Präeklampsie. Sie ist gekennzeichnet durch das plötzliche Auftreten hoher Blutdruckwerte und weiterer Beschwerden wie z. B. Sehstörungen, Krämpfen und Wassereinlagerung, in schweren Fällen sind das Leben von Mutter und Kind bedroht.
Sprache und Kognition beeinträchtigt
Wie sich ein erhöhter Blutdruck von Schwangeren auf die Entwicklung ihrer Kinder auswirkt, war Thema einer US-amerikanische Studie. 395 frühgeborene Kinder wurden dafür im Alter von zwei Jahren mit speziellen Entwicklungstests untersucht. Getestet wurden mit den sogenannten Bayley Skalen Motorik, Sprache, soziale und emotionale Entwicklung, Alltagsfähigkeiten und die Kognition (Gedächtnis, Problemlöseverhalten).
Es stellte sich heraus, dass Kinder von Müttern mit Bluthochdruck in der Schwangerschaft in ihrer neurologischen Entwicklung gebremst waren. Der Wert für die Kognition war um durchschnittlich 3,69 Punkte, der für die Sprachentwicklung um 4,07 Punkte verringert. Hatten die Mütter unter einer Präeklampsie gelitten, waren die Einbußen noch größer (- 4,85 und -6,3 Punkte).
Schon kleine Einbußen können Auswirkungen haben
Klinisch bedeutsam könne schon eine Verringerung der Werte um vier bis sechs Punkte sein, erklären die Studienautor*innen. Zumal ein zu Beginn kleiner Nachteil sich im Zeitverlauf auswachsen kann und so z. B. die spätere schulische Leistung beeinträchtigt. Als Grund für die Einbußen vermuten die Forschenden einen negativen Einfluss des hohen Blutdrucks auf die frühe Entwicklung des kindlichen Gehirns.
Wichtig ist deshalb, einen eventuellen Bluthochdruck bei werdenden Mütter frühzeitig zu erkennen und optimal einzustellen. Betroffene Kinder sollten in ihrem Entwicklungsverlauf engmaschig kontrolliert werden. Dann könnte man mit frühen und intensiven Maßnahmen wie z. B. Sprach- und Ergotherapie etwaige Defizite ausgleichen, betonen die Forschenden.
Quelle: Ärztezeitung