Gesundheit heute

Bisse und Verletzungen durch Tiere

Weltweit gibt es etwa 450 giftige Schlangenarten (davon allerdings nur 100 in Europa), durch die jährlich 40 000 Menschen gebissen werden. Dabei scheint die Angst vor Bissen größer zu sein als die tatsächliche Gefahr, zumal bei Abwehrbissen nur in 50 % der Fälle Gift abgegeben wird. Ein Schlangenbiss verursacht Schmerzen und Schwellungen, flächenhafte Hautblutungen, Erbrechen und andere gastrointestinale Symptome, später Nerven- und Gerinnungsstörungen und Herz- oder Muskelschäden bis hin zu Somnolenz und Koma.

Zunächst geht es darum, Ruhe zu bewahren, einengende Gegenstände wie Ringe und Armbänder wegen der Ödembildung zu entfernen, die Extremität tief zu lagern, mittels eine Schiene oder Schlinge ruhig zu stellen und (wenn möglich) das Tier zu identifizieren oder einzufangen. Auf keinen Fall aber die Wunde aussaugen oder ausschneiden oder gar die Extremität abbinden! Stattdessen bluten lassen, mit Wasser reinigen und, falls vorhanden, desinfizierende Lösungen auftragen. In Giftschlangengebieten (z.B. Australien) die Bissstelle nicht abwischen, da eventuell noch eine Giftschlangenidentifikation durch den Giftnachweis aus der Bissumgebung erfolgen kann. Anschließend organisiert man einen Liegendtransport zum Krankenhaus. Dort können innerhalb von vier Stunden nach dem Biss Antiseren gegeben werden.
Bei den europäischen Schlangenarten, z. B. Kreuzotter, sollten Antiseren wegen ihrer Nebenwirkungen nur dann in Betracht gezogen werden, wenn die Schwellung über eine Extremität hinausgeht oder wenn Allgemeinsymptome vorliegen. Die Ruhigstellung macht eine medikamentöse Thromboseprophylaxe sinnvoll. Die üblichen Analgetika reichen aus, um die Schmerzen zu lindern; aber nicht mit Acetylsalicylsäure, da sich diese auf die Blutplättchen auswirkt und manches Schlangengift u. a. hämorrhagisch und hämolytisch wirkt. Eine Antibiotika-Gabe schützt vor bakteriellen Infektionen. Zusätzlich ist der Tetanusimpfschutz abzuklären.
Vorbeugend gilt: Aufmerksamkeit walten lassen, nicht barfuß laufen, im Dunkeln mit einer Taschenlampe leuchten, eventuell die Autositze inspizieren.

Skorpione

Diese nachtaktiven Tiere, die sich häufig in abgelegten Kleidern und Schuhen (vor dem Anziehen überprüfen) verstecken, spritzen das Gift durch einen Stachel in das Opfer.

Nach einem Skorpionstich sollte man einen kühlen Kopf bewahren, die Extremitäten ruhig stellen und einen Arzt aufsuchen. Dieser wird gegen die auftretenden schweren Schmerzen (dabei bleibt es meistens) ein starkes Schmerzmittel verabreichen und das Herz-Kreislauf-System überwachen (Antiseren stehen für die meisten Skorpionarten nicht zur Verfügung).

Tollwütige Tiere

Bei einem Biss durch ein möglicherweise tollwütiges Tier steht eine intensive Wundreinigung mit konzentrierter Seifenlösung und Spülung unter fließendem Wasser an erster Stelle, gefolgt von einer aktiven Impfung. Diese muss in jedem Fall erfolgen, auch wenn man bereits geimpft wurde. Zusätzlich werden – soweit verfügbar – Immunglobuline verabreicht.

Quallen

Beim Baden im Meer wird man nicht selten Kontakt mit Quallen haben, was je nach Art äußerst unangenehm ist. Die in den europäischen Meeren anzutreffenden Feuerquallen geben über ihre Tentakel ein Gift ab, welches brennende Schmerzen, Quaddeln und eine Bläschenbildung verursacht. Abhilfe schafft zunächst das trockene Abreiben und das Aufbringen von Essigumschlägen oder Alkohol, später auch das Auftragen eines anästhesierenden, kühlenden Gels.

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Im Urlaub zum Arzt

Reiseimpfungen

Von: Dr. rer. nat. Annette Diekmann-Müller, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Das hilft gegen Reisekrankheit

Manche Menschen werden sogar bei ruhiger See seekrank.

Das hilft gegen Reisekrankheit

Übelkeit an Bord oder im Auto?

Eine Seefahrt ist nur für diejenigen lustig, die nicht seekrank werden. Auch Autofahrten oder Flüge können bei vielen Menschen eine Reisekrankheit auslösen. Was kann man gegen das Übel tun?

Konflikt im Gehirn

Reisekrankheiten (fachlich Kinetosen) können den Urlaub ganz schön vermiesen. Denn die Beschwerden sind oft heftig: Sie reichen von Übelkeit und Erbrechen über Schwindel und Kopfschmerzen bis hin zu einem schweren Krankheitsgefühl. Begleitet ist das Ganze von Blässe, vermehrtem Schwitzen, Herzklopfen und beschleunigtem Atmen. Kurzum: Den Betroffenen geht es richtig schlecht.

Hinter dem Übel steckt ein Konflikt zwischen verschiedenen Sinneseindrücken. Zum Beispiel, wenn das Gleichgewichtsorgan im Innenohr Bewegungen wahrnimmt, die nicht mit dem Gesehenen übereinstimmen. Oder wenn die Augen Bewegung registrieren, während der Körper – z.B. im Auto – stillsitzt. Kann das Gehirn Lage und Bewgeung des Körpers nicht richtig einschätzen, kommt es zur Reisekrankheit.

Medikamente mit Nebenwirkungen

Medikamente wie Antimuskarinika, Antihistaminika und Sympathomimetika können gegen die Reisekrankheit helfen. Als Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Koordinations- und Konzentrationsstörungen möglich. Scopolamin, das es als Pflaster gibt, kann zu Sehstörungen und Schwindel führen. Arzneimittel gegen Kinetosen kauft man am besten in der Apotheke, dort gibt es gleich eine Beratung mit dazu.

Südseeinsulaner schwörten auf Mangos. Auch ohne Medikamente gibt es einiges, was gegen die Reisekrankheit hilft. Südseeinsulaner haben früher ein bis zwei Mangos verzehrt, bevor sie mit ihren Booten losgefahren sind. Das war durchaus sinnvoll, denn Mangos enthalten reichlich Vitamin C. In einer Studie mit Betroffenen konnte die Einnahme von 500 mg Vitamin C die Häufigkeit der Seekrankheit um die Hälfte reduzieren. Ein weiterer Tipp ist Ingwer. Verkapseltes Ingwerpulver hat allerdings keinen Effekt. Als Kaugummi gekaut hat Ingwer Versuchspersonen geholfen, die per Virtual Reality Hubschrauber geflogen sind. In China setzt man auf die Kombination aus Ingwer, Minze, Zimt und Zitrusfrüchten.

Musik und Gewöhnung

Ein einfaches Mittel bei Reisekrankheit ist frische Luft. Dabei können auch Ventilatoren hilfreich sein. Manche Expert*innen empfehlen auch das Hören von Musik, da sie sich positiv auf das vegetative Nervensystem auswirkt. Eine bestimmte Stilrichtung wird nicht empfohlen - wirksam ist aber nur, was gefällt.

Die effektivste nicht-pharmakologische Methode gegen das Übel ist allerdings die Gewöhnung. Setzt man sich immer wieder Schifffahrten, Hubschrauberflügen und Autofahrten aus, lernt das Gehirn, besser mit den verwirrenden Sinneseindrücken umzugehen. Dafür sind Geduld und ein gehöriges Maß an Belastbarkeit nötig. Denn eine vollständige Gewöhnung ist meist recht unangenehm und überaus zeitaufwändig.

Quelle: ÄrzteZeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Fritzi