Gesundheit heute
Reisekrankheit
Insbesondere Kinder und Frauen leiden – bei Auto- und vor allem Schiffsfahrten – an der Reisekrankheit (Kinetose), die sich durch hochgradige Übelkeit, Schwindel, Schweißausbrüche und Erbrechen äußert. Mediziner*innen erklären das Entstehen der Reisekrankheit mit einer Überreizung des Gleichgewichtsapparats aufgrund der heftigen Bewegungen. In Kombination mit den oft widersprüchlichen Informationen aus Gleichgewichtswahrnehmung und Sehen führt dies zu der unangenehmen Reaktion des Nervensystems. Nicht zu unterschätzen sind aber auch die psychologischen Faktoren, die am Geschehen beteiligt sind, z. B. Stress oder bei Kindern Aufregung durch die ungewohnte Situation oder durch die Vorfreude auf den Urlaub.
Die folgenden Hinweise können helfen, die Reiseübelkeit zu vermeiden:
- Wahl des individuell verträglichsten Verkehrsmittels: In Flugzeugen ist die Gefahr von Übelkeit geringer als auf Schiffen (die sprichwörtliche Seekrankheit), Bahnreisen sind günstiger als Auto- oder Busfahrten. Ausnahme: Züge mit Neigetechnik
- Wahl eines Sitzplatzes, der möglichst geringen Erschütterungen ausgesetzt ist: im Bus vorne, im Auto der (Bei)Fahrersitz, im Schiff in der Mitte, im Flugzeug über den Tragflächen
- Versuchen Sie bei Schiffsreisen möglichst einen unbeweglichen Punkt, eine Linie oder Fläche mit den Augen zu fixieren, z. B. den Horizont
- Nicht lesen während der Fahrt – die Fixierung der Sicht auf Dinge, die sich mitbewegen, intensiviert die Beschwerden
- Alkohol und reichliches Essen vermeiden, allerdings vor Reiseantritt zumindest eine Kleinigkeit essen
- Kaugummi kauen oder Bonbons lutschen
- Zwischendurch Bewegung und frische Luft.
Haben sich die Symptome bereits eingestellt, hilft ein Dimenhydrinat-Kaugummi (Superpep®). Die Substanz wird direkt über die Zunge aufgenommen und wirkt bereits nach ein paar Minuten. Ansonsten sind vor allem frische Luft, reichlich Flüssigkeitsaufnahme und eventuell die Gabe von Vomex A®-Zäpfchen angeraten. Der Körper gewöhnt sich bei Schiffsreisen oft nach 1–2 Tagen an das Schaukeln und die Übelkeit lässt nach.
Wer aber aus Erfahrung weiß, dass er anfällig für die Reisekrankheit ist, sollte sich vorbeugend für eines der folgenden Medikamente entscheiden:
- Etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt ein Antihistaminikum wie Dimenhydrinat (Reisegold Tabs®) in Tablettenform einnehmen, dessen Wirkdauer 4–6 Stunden beträgt bei Bedarf weitere Tabletten einnehmen. Leider machen diese Arzneimittel müde und fahruntüchtig.
- Eine Alternative ist das Scopolaminpflaster (Scopoderm TTS®), das 4 Stunden oder auch am Abend vor der Abreise hinter das Ohr geklebt wird. Zwar hat das Pflaster den Vorteil einer 3-tägigen Wirksamkeit, nachteilig sind jedoch die Verschreibungspflicht und Nebenwirkungen wie abnorme Müdigkeit und Mundtrockenheit.
- In Frage kommt auch ein pflanzliches Präparat aus Ingwerwurzel (Zintona®), eventuell Ingwerbonbons, wobei die Wirksamkeit nicht sicher erwiesen ist. Gleiches gilt für Vitamin-B6-Tabletten, welche die Nervenreizung des Gleichgewichtsorgans dämpfen sollen. Homöopathen empfehlen Cocculus D6 oder Nux vomica D6.
- Empfohlen werden gelegentlich auch Akupressurbänder (SEA-Band®), durch die auf einen bestimmten Punkt auf der Innenseite des Unterarms ein sanfter Druck ausgeübt wird (Kosten ~ 50 €).
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Probleme bei Flugreisen

Manche Menschen werden sogar bei ruhiger See seekrank.
Das hilft gegen Reisekrankheit
Übelkeit an Bord oder im Auto?
Eine Seefahrt ist nur für diejenigen lustig, die nicht seekrank werden. Auch Autofahrten oder Flüge können bei vielen Menschen eine Reisekrankheit auslösen. Was kann man gegen das Übel tun?
Konflikt im Gehirn
Reisekrankheiten (fachlich Kinetosen) können den Urlaub ganz schön vermiesen. Denn die Beschwerden sind oft heftig: Sie reichen von Übelkeit und Erbrechen über Schwindel und Kopfschmerzen bis hin zu einem schweren Krankheitsgefühl. Begleitet ist das Ganze von Blässe, vermehrtem Schwitzen, Herzklopfen und beschleunigtem Atmen. Kurzum: Den Betroffenen geht es richtig schlecht.
Hinter dem Übel steckt ein Konflikt zwischen verschiedenen Sinneseindrücken. Zum Beispiel, wenn das Gleichgewichtsorgan im Innenohr Bewegungen wahrnimmt, die nicht mit dem Gesehenen übereinstimmen. Oder wenn die Augen Bewegung registrieren, während der Körper – z.B. im Auto – stillsitzt. Kann das Gehirn Lage und Bewgeung des Körpers nicht richtig einschätzen, kommt es zur Reisekrankheit.
Medikamente mit Nebenwirkungen
Medikamente wie Antimuskarinika, Antihistaminika und Sympathomimetika können gegen die Reisekrankheit helfen. Als Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Koordinations- und Konzentrationsstörungen möglich. Scopolamin, das es als Pflaster gibt, kann zu Sehstörungen und Schwindel führen. Arzneimittel gegen Kinetosen kauft man am besten in der Apotheke, dort gibt es gleich eine Beratung mit dazu.
Südseeinsulaner schwörten auf Mangos. Auch ohne Medikamente gibt es einiges, was gegen die Reisekrankheit hilft. Südseeinsulaner haben früher ein bis zwei Mangos verzehrt, bevor sie mit ihren Booten losgefahren sind. Das war durchaus sinnvoll, denn Mangos enthalten reichlich Vitamin C. In einer Studie mit Betroffenen konnte die Einnahme von 500 mg Vitamin C die Häufigkeit der Seekrankheit um die Hälfte reduzieren. Ein weiterer Tipp ist Ingwer. Verkapseltes Ingwerpulver hat allerdings keinen Effekt. Als Kaugummi gekaut hat Ingwer Versuchspersonen geholfen, die per Virtual Reality Hubschrauber geflogen sind. In China setzt man auf die Kombination aus Ingwer, Minze, Zimt und Zitrusfrüchten.
Musik und Gewöhnung
Ein einfaches Mittel bei Reisekrankheit ist frische Luft. Dabei können auch Ventilatoren hilfreich sein. Manche Expert*innen empfehlen auch das Hören von Musik, da sie sich positiv auf das vegetative Nervensystem auswirkt. Eine bestimmte Stilrichtung wird nicht empfohlen - wirksam ist aber nur, was gefällt.
Die effektivste nicht-pharmakologische Methode gegen das Übel ist allerdings die Gewöhnung. Setzt man sich immer wieder Schifffahrten, Hubschrauberflügen und Autofahrten aus, lernt das Gehirn, besser mit den verwirrenden Sinneseindrücken umzugehen. Dafür sind Geduld und ein gehöriges Maß an Belastbarkeit nötig. Denn eine vollständige Gewöhnung ist meist recht unangenehm und überaus zeitaufwändig.
Quelle: ÄrzteZeitung