Gesundheit heute

Kuren zur Vorsorge und Rehabilitation

Kuren sollen zum einen Krankheiten verhindern, also vorbeugend wirken, zum anderen die Wiedereingliederung nach einer Krankheit oder einem Unfall ermöglichen, also der Rehabilitation dienen. Der Begriff „Kur“ wird heute offiziell gar nicht mehr verwendet; stattdessen sprechen die Krankenkassen von Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahmen.

Bei der Rehabilitation geht es darum, die Folgeschäden von Krankheiten oder Verletzungen möglichst gering zu halten.

Angebot der Krankenkassen:

  • Mutter-Kind-Kuren: Jeder, der ein Kind erzieht oder erzogen hat, hat einen gesetzlichen Anspruch auf eine Mutter-Kind-Kur, alleine oder mit dem Kind, wenn der Arzt die Notwendigkeit einer Kur attestiert. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse, allerdings ist für Erwachsene eine Zuzahlung erforderlich. Fast die Hälfte der zunächst abgelehnten Mutter-Kind-Kuranträge wird in einem zweiten Anlauf genehmigt. Zu bedenken ist dabei, dass Kuren mit kleinen Kindern nicht immer erholsam sind; denn oft fehlt eine Fremdbetreuung der Kinder, und die in den Kindergruppen schnell ausgetauschten Infekte sind nicht kurfördernd. Eine Mutter-Kind-Kur kann sowohl wegen der medizinischen Bedürfnisse des Kindes (Kinderkur) beantragt werden als auch wegen der medizinischen Bedürfnisse eines Elternteils; im letzteren Fall fährt Mutter oder Vater alleine in die Kur oder sie nehmen das Kind als Begleitperson mit.
  • Ambulante Vorsorgemaßnahmen: Diese Kuren dürfen nur in anerkannten Kurorten oder Heilbädern durchgeführt werden (daher heißen sie auch Badekuren). Ambulante Vorsorgemaßnahmen müssen teilweise selbst bezahlt werden (z. B. Übernachtungen); die Krankenkasse kann jedoch einen Zuschuss zu diesen Kosten gewähren. Eine besondere Form der ambulanten Vorsorge ist die Kompaktkur. Sie bietet einen intensivierten Behandlungsablauf, wird allerdings nur bei bestimmten Krankheitsbildern und nicht überall angeboten.
  • Ambulante Rehabilitationsmaßnahmen: Hier wohnt der Patient zuhause und wird in Wohnortnähe behandelt.
  • Stationäre Vorsorgekur: Ganztägige Vorsorgemaßnahmen in einer Kurklinik.
  • Stationäre Rehabilitation: Klassische Form der Kur mit ganztägiger Behandlung in einer Kurklinik.
  • Anschlussheilbehandlung (AHB): Kur zur Rehabilitation direkt im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt, z. B. nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt.

Weiterführende Informationen

  • www.muettergenesungswerk.de – Website der Elly Heuss-Knapp-Stiftung Deutsches Müttergenesungswerk, Berlin: Bietet Antworten auf Fragen rund um Kuren, außerdem die Aufstellung von 88 Kurhäusern und Einrichtungen zur Vorsorge und Rehabilitation und eine Online-Suche nach einer der 1 300 Beratungs- und Vermittlungsstellen.
  • www.arbeitsgemeinschaft-kinderrehabilitation.de – Internetseite der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugend-Rehabilitation e. V., Bad Kreuznach: Infos zu Fragen zur Kinder- und Jugendrehabilitation.
  • www.rehadat.de – Internetseite der Deutschen Wirtschaft Köln: Hilfsmittel zur beruflichen Rehabilitation, Praxisbeispiele, Literatur und eine ausführliche Liste von Werkstätten.

Was Kuren bringen

Wie ein Blick nach Frankreich, England oder in die USA zeigt, sind medizinische Kuren außerhalb des deutschsprachigen Raums nur wenig bekannt. Und Skeptiker bezeichnen das Kurwesen hierzulande schon mal als einen „von Bismarck zur sozialen Befriedung geförderten Zauberberg-Sumpfblüten-Zopf“ (Prof. Klaus Dörner). Tatsächlich ist bis heute unklar, welchen medizinischen Wert das Kurwesen in einem modernen Gesundheitssystem hat. Kritiker geben zu bedenken, dass die für Kuren eingesetzten Geldmittel durch Hilfsangebote vor Ort weitaus besser genutzt werden könnten. Eine nachhaltige Gesundheitsförderung sei weniger durch Erholung als vielmehr durch Lösung von Konflikten und Entlastung im Alltag zu erreichen. Viele Gesundheitsprobleme beträfen zudem ein ganzes System (z. B. das System Familie), das durch Kuren nur in Ausnahmefällen ganzheitlich zu erreichen ist. Außerdem stünden für viele der ehemals in Kuren behandelten Erkrankungen wie z. B. Asthma oder Neurodermitis heute wirkungsvolle Medikamente und vor Ort durchzuführende Therapiekonzepte zur Verfügung.

In der Tat greifen Kuren noch heute sehr stark auf physikalische Anwendungen zurück (z. B. Bäder- und Massagetherapie) und damit auf passive Therapieformen, für die ein wissenschaftlicher Wirknachweis nicht immer gegeben ist. Andererseits können gut geplante Kuren gerade in der Rehabilitation Konzepte und Lösungswege vermitteln, ohne die so mancher Knoten im Alltag gar nicht zu lösen wäre.

Zu erwarten ist, dass das Kurwesen vor dem Hintergrund der knapper werdenden Geldmittel im Gesundheitswesen in Zukunft stärker auf den Prüfstand gestellt wird. Mutter-Kind-Kuren werden dagegen seit der Gesundheitsreform 2007 verstärkt gefördert.

Der Kurantrag und die Kostenübernahme

Einen Kurantrag kann jeder stellen, der körperlich oder psychisch erkrankt ist, er braucht dazu allerdings ein Attest seines Arztes (Haus- oder Facharzt). Die Krankenkassen oder die Deutsche Rentenversicherung (ehemals BfA/LVA) schicken auf Anfrage entsprechende Formulare und Verzeichnisse von Kurhäusern zu. Bei der Antragstellung helfen der Arzt oder auch Wohlfahrtsverbände wie der VdK oder das Müttergenesungswerk. Der Antrag wird dann beim Kostenträger (Krankenkasse, bei Arbeitnehmern auch die Rentenversicherung) eingereicht. Die Kassen schalten zur Prüfung des Anspruchs oft ihren eigenen medizinischen Dienst ein. Bis die Kur beginnt, vergehen meist mindestens 3 Monate – die Frist kann kürzer sein, wenn der Arzt „dringend“ im Attest vermerkt. Ein Kuraufenthalt dauert in der Regel 3 Wochen, ein Arzt in der Kureinrichtung kann aber einen Verlängerungsantrag stellen. Nach einer Kur müssen vor einem neuen Antrag in der Regel 4 Jahre verstreichen. Wird ein Antrag von der Krankenkasse abgelehnt, ist es möglich, innerhalb von 4 Wochen schriftlich Widerspruch einzulegen. Bleibt auch der zweite Widerspruch erfolglos, so kann Klage vor dem Sozialgericht erhoben werden. Das Verfahren ist zwar kostenlos, kann sich aber über 1 Jahr hinziehen. Wird einem Kurantrag stattgegeben, werden die Kosten zumindest teilweise vom Träger übernommen. Meist muss aber ein Eigenanteil bezahlt werden; wie hoch der ist, hängt auch von der Kurart ab. Bei stationären Kuren, Anschlussbehandlungen oder ambulanter Rehabilitation müssen in der Regel 10 EUR pro Tag zugezahlt werden (dies gilt nicht für Kurmaßnahmen der Berufsgenossenschaften). Bei der ambulanten Vorsorge und der Kompaktkur werden nur die Arztkosten übernommen, alle anderen Leistungen tragen Sie selbst.

Bei den privaten Krankenkassen hängen die Zuzahlungen vom Vertrag ab.

Bei geringem Einkommen und chronischen Krankheiten können Sie sich von den Zuzahlungen entweder ganz oder teilweise befreien lassen. Da hierzu Belege vorgelegt werden müssen, lohnt es sich, alle Belege für Fahrtkosten, Arznei-, Verband- und Heilmittel zu sammeln; hierzu gibt es in Apotheken und bei Krankenkassen auch Nachweishefte zur Bescheinigung von Zuzahlungen.

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind grundsätzlich von der Zuzahlung befreit.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Babys sicher Vitamin D geben

Vitamin D kann dem Säugling als Tablette oder als Tropfen gegeben werden.

Babys sicher Vitamin D geben

Das richtige Produkt wählen!

Zur Stärkung der Knochen sollen im ersten Lebensjahr alle Säuglinge Vitamin D bekommen. Doch bei der Gabe wird vieles falsch gemacht: immer wieder kommt es zu Überdosierungen.

Krumme Beine ohne Vitamin D

Vitamin D ist für eine gesunde Entwicklung der Knochen unabdingbar. Es fördert die Kalziumaufnahme und den Einbau des Minerals in das Knochengewebe. Fehlt Vitamin D, droht eine Rachitis. Der Knochen bleibt weich und die Unterschenkel der Kinder verbiegen sich zu den typischen rachitischen O-Beinen.

Säuglinge können ihren Vitamin-D-Bedarf nicht über die Eigenproduktion decken. Auch über die Muttermilch und die Säuglingsnahrung wird meist zu wenig Vitamin D zugeführt. Deshalb empfehlen die Leitlinien eine Vitamin-D-Gabe ab der ersten bis zweiten Lebenswoche. Sie soll bis zum zweiten Frühsommer durchgeführt werden, je nach Geburtsmonat also mindestens ein bis eineinhalb Jahre. Termingeborene Kinder bekommen 400 bis 500 Internationale Einheiten (I.E.) pro Tag, Frühgeborene in den ersten Lebensmonaten bis zu 1.000 I.E. täglich.

Für diese Rachitisprophylaxe gibt es spezielle Vitamin-D-Tropfen oder -Tabletten, die von der Ärzt*in verschrieben werden. Die Tabletten sollen in Wasser gelöst und direkt, also nicht mit der Mahlzeit, verabreicht werden. Tropfen kann man dagegen der Milch oder dem Brei hinzufügen – allerdings erst, wenn dieser abgekühlt ist.

Finger weg von Nahrungsergänzungmitteln

Nahrungsergänzungsmittel mit hoch dosiertem Vitamin D sind überall frei zu bekommen. Diese Produkte sind jedoch für die Rachitisprophylaxe bei Säuglingen gänzlich ungeeignet, betonen Expert*innen der Arzneimittelkomission der deutschen Ärzteschaft (AKDÄ). Denn insbesondere flüssige Präparate bergen das Risiko einer Überdosierung. Es drohen Störungen der Herzfunktion und des Nervensystems, und langfristig kann es zu schweren Nierenproblemen kommen.

Gefährliche Weichgummis

Ebenfalls gewarnt wird vor Vitamin-D-haltigen Weichgummis. Sie sind mit 2.000 I.E. Vitamin D3 pro Stück viel zu hoch dosiert für Kinder. Probepäckchen von Erwachsenen sollten außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Sie können mit Gummibärchen verwechselt und gegessen werden – und dadurch zu schweren gesundheitlichen Folgen führen.

Quelle: AKDÄ, Arzneiverordnung in der Praxis

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Kirill Ryzhov / Alamy / Alamy Stock Photos