Gesundheit heute
Kuren zur Vorsorge und Rehabilitation
Kuren sollen zum einen Krankheiten verhindern, also vorbeugend wirken, zum anderen die Wiedereingliederung nach einer Krankheit oder einem Unfall ermöglichen, also der Rehabilitation dienen. Der Begriff „Kur“ wird heute offiziell gar nicht mehr verwendet; stattdessen sprechen die Krankenkassen von Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahmen.
Bei der Rehabilitation geht es darum, die Folgeschäden von Krankheiten oder Verletzungen möglichst gering zu halten.
Angebot der Krankenkassen:
- Mutter-Kind-Kuren: Jeder, der ein Kind erzieht oder erzogen hat, hat einen gesetzlichen Anspruch auf eine Mutter-Kind-Kur, alleine oder mit dem Kind, wenn der Arzt die Notwendigkeit einer Kur attestiert. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse, allerdings ist für Erwachsene eine Zuzahlung erforderlich. Fast die Hälfte der zunächst abgelehnten Mutter-Kind-Kuranträge wird in einem zweiten Anlauf genehmigt. Zu bedenken ist dabei, dass Kuren mit kleinen Kindern nicht immer erholsam sind; denn oft fehlt eine Fremdbetreuung der Kinder, und die in den Kindergruppen schnell ausgetauschten Infekte sind nicht kurfördernd. Eine Mutter-Kind-Kur kann sowohl wegen der medizinischen Bedürfnisse des Kindes (Kinderkur) beantragt werden als auch wegen der medizinischen Bedürfnisse eines Elternteils; im letzteren Fall fährt Mutter oder Vater alleine in die Kur oder sie nehmen das Kind als Begleitperson mit.
- Ambulante Vorsorgemaßnahmen: Diese Kuren dürfen nur in anerkannten Kurorten oder Heilbädern durchgeführt werden (daher heißen sie auch Badekuren). Ambulante Vorsorgemaßnahmen müssen teilweise selbst bezahlt werden (z. B. Übernachtungen); die Krankenkasse kann jedoch einen Zuschuss zu diesen Kosten gewähren. Eine besondere Form der ambulanten Vorsorge ist die Kompaktkur. Sie bietet einen intensivierten Behandlungsablauf, wird allerdings nur bei bestimmten Krankheitsbildern und nicht überall angeboten.
- Ambulante Rehabilitationsmaßnahmen: Hier wohnt der Patient zuhause und wird in Wohnortnähe behandelt.
- Stationäre Vorsorgekur: Ganztägige Vorsorgemaßnahmen in einer Kurklinik.
- Stationäre Rehabilitation: Klassische Form der Kur mit ganztägiger Behandlung in einer Kurklinik.
- Anschlussheilbehandlung (AHB): Kur zur Rehabilitation direkt im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt, z. B. nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt.
Weiterführende Informationen
- www.muettergenesungswerk.de – Website der Elly Heuss-Knapp-Stiftung Deutsches Müttergenesungswerk, Berlin: Bietet Antworten auf Fragen rund um Kuren, außerdem die Aufstellung von 88 Kurhäusern und Einrichtungen zur Vorsorge und Rehabilitation und eine Online-Suche nach einer der 1 300 Beratungs- und Vermittlungsstellen.
- www.arbeitsgemeinschaft-kinderrehabilitation.de – Internetseite der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugend-Rehabilitation e. V., Bad Kreuznach: Infos zu Fragen zur Kinder- und Jugendrehabilitation.
- www.rehadat.de – Internetseite der Deutschen Wirtschaft Köln: Hilfsmittel zur beruflichen Rehabilitation, Praxisbeispiele, Literatur und eine ausführliche Liste von Werkstätten.
Was Kuren bringen
Wie ein Blick nach Frankreich, England oder in die USA zeigt, sind medizinische Kuren außerhalb des deutschsprachigen Raums nur wenig bekannt. Und Skeptiker bezeichnen das Kurwesen hierzulande schon mal als einen „von Bismarck zur sozialen Befriedung geförderten Zauberberg-Sumpfblüten-Zopf“ (Prof. Klaus Dörner). Tatsächlich ist bis heute unklar, welchen medizinischen Wert das Kurwesen in einem modernen Gesundheitssystem hat. Kritiker geben zu bedenken, dass die für Kuren eingesetzten Geldmittel durch Hilfsangebote vor Ort weitaus besser genutzt werden könnten. Eine nachhaltige Gesundheitsförderung sei weniger durch Erholung als vielmehr durch Lösung von Konflikten und Entlastung im Alltag zu erreichen. Viele Gesundheitsprobleme beträfen zudem ein ganzes System (z. B. das System Familie), das durch Kuren nur in Ausnahmefällen ganzheitlich zu erreichen ist. Außerdem stünden für viele der ehemals in Kuren behandelten Erkrankungen wie z. B. Asthma oder Neurodermitis heute wirkungsvolle Medikamente und vor Ort durchzuführende Therapiekonzepte zur Verfügung.
In der Tat greifen Kuren noch heute sehr stark auf physikalische Anwendungen zurück (z. B. Bäder- und Massagetherapie) und damit auf passive Therapieformen, für die ein wissenschaftlicher Wirknachweis nicht immer gegeben ist. Andererseits können gut geplante Kuren gerade in der Rehabilitation Konzepte und Lösungswege vermitteln, ohne die so mancher Knoten im Alltag gar nicht zu lösen wäre.
Zu erwarten ist, dass das Kurwesen vor dem Hintergrund der knapper werdenden Geldmittel im Gesundheitswesen in Zukunft stärker auf den Prüfstand gestellt wird. Mutter-Kind-Kuren werden dagegen seit der Gesundheitsreform 2007 verstärkt gefördert.
Der Kurantrag und die Kostenübernahme
Einen Kurantrag kann jeder stellen, der körperlich oder psychisch erkrankt ist, er braucht dazu allerdings ein Attest seines Arztes (Haus- oder Facharzt). Die Krankenkassen oder die Deutsche Rentenversicherung (ehemals BfA/LVA) schicken auf Anfrage entsprechende Formulare und Verzeichnisse von Kurhäusern zu. Bei der Antragstellung helfen der Arzt oder auch Wohlfahrtsverbände wie der VdK oder das Müttergenesungswerk. Der Antrag wird dann beim Kostenträger (Krankenkasse, bei Arbeitnehmern auch die Rentenversicherung) eingereicht. Die Kassen schalten zur Prüfung des Anspruchs oft ihren eigenen medizinischen Dienst ein. Bis die Kur beginnt, vergehen meist mindestens 3 Monate – die Frist kann kürzer sein, wenn der Arzt „dringend“ im Attest vermerkt. Ein Kuraufenthalt dauert in der Regel 3 Wochen, ein Arzt in der Kureinrichtung kann aber einen Verlängerungsantrag stellen. Nach einer Kur müssen vor einem neuen Antrag in der Regel 4 Jahre verstreichen. Wird ein Antrag von der Krankenkasse abgelehnt, ist es möglich, innerhalb von 4 Wochen schriftlich Widerspruch einzulegen. Bleibt auch der zweite Widerspruch erfolglos, so kann Klage vor dem Sozialgericht erhoben werden. Das Verfahren ist zwar kostenlos, kann sich aber über 1 Jahr hinziehen. Wird einem Kurantrag stattgegeben, werden die Kosten zumindest teilweise vom Träger übernommen. Meist muss aber ein Eigenanteil bezahlt werden; wie hoch der ist, hängt auch von der Kurart ab. Bei stationären Kuren, Anschlussbehandlungen oder ambulanter Rehabilitation müssen in der Regel 10 EUR pro Tag zugezahlt werden (dies gilt nicht für Kurmaßnahmen der Berufsgenossenschaften). Bei der ambulanten Vorsorge und der Kompaktkur werden nur die Arztkosten übernommen, alle anderen Leistungen tragen Sie selbst.
Bei den privaten Krankenkassen hängen die Zuzahlungen vom Vertrag ab.
Bei geringem Einkommen und chronischen Krankheiten können Sie sich von den Zuzahlungen entweder ganz oder teilweise befreien lassen. Da hierzu Belege vorgelegt werden müssen, lohnt es sich, alle Belege für Fahrtkosten, Arznei-, Verband- und Heilmittel zu sammeln; hierzu gibt es in Apotheken und bei Krankenkassen auch Nachweishefte zur Bescheinigung von Zuzahlungen.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind grundsätzlich von der Zuzahlung befreit.

Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.
Was tun bei Magen-Darm-Grippe?
Vorbeugen und Beschwerden lindern
Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.
Übler Angriff auf den Darm
Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.
Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.
Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.
Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.
Wie steckt man sich an?
Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:
- Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
- Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.
Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.
Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.
Die häufigsten Übeltäter sind Viren
Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.
Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.
Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.
Bakterielle Infektionen eher im Sommer
Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
- Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
- Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
- Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.
Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.
Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.
Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?
Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei
- länger anhaltenden Beschwerden,
- hohem Fieber und blutigem Stuhl,
- ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
- Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.
Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.
Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise
Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.
Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus
- 1 Liter Mineralwasser,
- 250 ml Orangensaft,
- ¾ Teelöffel Kochsalz und
- 4 Teelöffeln Zucker.
Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.
Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?
Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.
Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.
Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.
Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.
Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.
Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.
Wann müssen Antibiotika ran?
In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.
In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.
Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.
A und O: Hygienemaßnahmen
Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:
- Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
- Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
- Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
- Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.
Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.
Vorbeugen ist besser als Durchfall
Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.
Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.
Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.
Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.
Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.
Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online