Gesundheit heute

Vorbeugung – schon lange Teil der Medizin

Die Anfänge der Präventivmedizin (Vorsorgemedizin, „Vorsorge“), so wie wir sie heute kennen, gehen ins 19. Jahrhundert zurück: Im Jahr 1854 – noch bevor Bakterien als Überträger von Krankheiten entdeckt waren – fiel dem Arzt John Snow während einer Cholera-Epidemie in London auf, dass sich die Erkrankung bei denen häufte, die ihr Wasser aus dem Brunnen der Broad Street am Golden Square schöpften. Eigenhändig beendete er die weitere Verbreitung der Erkrankung, indem er den Griff der Pumpe entfernte.

Schon damals war dieses Vorgehen nicht unumstritten: Schließlich wurde ja nur eine Minderheit (mit zudem zweifelhaftem gesellschaftlichem Ruf) krank, die vorbeugende Maßnahme aber traf alle. Hätte es nicht ausgereicht, die Menschen über die Gefahren aufzuklären, anstatt gleich in die Wasserversorgung einzugreifen?

Bis heute hält die Diskussion an: Sollen zur Vorsorge eher die Verhältnisse geändert werden – z. B. durch Gesetze wie das Tempolimit oder die Erhöhung der Tabaksteuer – oder soll man eher das Verhalten des Einzelnen ansprechen, wie z. B. mit Kampagnen für Darmspiegelungen oder Anti-Rauch-Programmen?

Tatsächlich sind alle großen Erfolge der Prävention durch vom Gesetzgeber vorgegebene Änderungen der Verhältnisse zustande gekommen. So sterben trotz dreifach höheren Verkehrsaufkommens heute dreimal weniger Menschen im Straßenverkehr als noch vor 30 Jahren. Zu verdanken ist das vor allem der Gurtpflicht, den Tempolimits, den sichereren Autos und einer besseren Verkehrsplanung.

Mehr zum Thema im Artikel: Verhältnis- oder Verhaltenprävention? 

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Long-COVID – auch Kinder betroffen

Kinder leiden ebenso häufig unter Long-COVID wie Erwachsene.

Long-COVID – auch Kinder betroffen

Anders als bei Erwachsenen

Long-Covid trifft nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche. Forschende haben nun herausgefunden, dass die Beschwerden je nach Altersgruppe variieren.

Rate so hoch wie bei den Erwachsenen

Die üblen Folgen nach einer Coronainfektion machen auch vor Kindern nicht halt: 10 bis 20 Prozent der an COVID-19 erkrankten 6- bis 17-Jährigen entwickeln Symptome von Long-COVID. Damit ist die Rate an Long-COVID etwa gleich hoch wie bei den Erwachsenen. Allerdings leiden junge Menschen offenbar unter anderen Beschwerden als ältere Generationen. Das zeigt eine Studie aus den USA.

Untersucht wurden zwei Gruppen: Knapp 900 Schulkinder im Alter von 6 bis 11 Jahren und fast 4500 Teenager zwischen 12 und 17 Jahren. In beiden Gruppen befanden sich Heranwachsende mit und ohne vorherige Coronainfektion. Zwischen der COVID-Erkrankung und der Erhebung waren durchschnittlich 506 Tage bei den Kindern, und 556 Tage bei den Jugendlichen vergangen.

Eher Bauchschmerzen und Geschmacksverlust als Brainfog

Von den insgesamt 89 bekannten Long-COVID-Symptomen traten bei den Kindern und Jugendlichen Kopfschmerzen, Schlafprobleme und Gedächtnisstörungen besonders häufig auf. Brainfog, eine ungewöhnlich starke Erschöpfung nach Belastung (postexertionelle Malaise), Fatigue oder Schwindel – also die Symptome, die bei den Erwachsenen typisch sind – waren bei ihnen eher selten.

Bei manchen Beschwerden gab es auch Unterschiede zwischen Schulkindern und die Teenagern: So litten die 6- bis 11-Jährigen vermehrt unter Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Bei den Jugendlichen traten vorwiegend Geschmacks- und Geruchsverlust auf, auch anhaltende Müdigkeit und muskuloskelettale Schmerzen machten ihnen vermehrt zu schaffen.

Quelle: JAMA

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Connect Images / Pancake Pictures