Gesundheit heute

Eierstockkrebs

Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom): Bösartiger Tumor der Eierstöcke. Der Eierstockkrebs zählt zur zweithäufigsten bösartigen Erkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane und ist mit einer hohen Sterblichkeit verbunden. Diese Krebsart existiert in vielen feingeweblich unterscheidbaren Formen, einige treten auch in jungen Jahren auf, die meisten treffen aber Frauen über 50 Jahre. Da der Eierstockkrebs keine Frühsymptome zeigt, wird er in 75 % der Fälle erst erkannt, wenn er bereits Metastasen innerhalb oder außerhalb des Beckens gebildet hat. Eine Heilung ist in diesen Fällen meist nicht möglich.

Symptome und Leitbeschwerden

In der Regel treten anfangs keine typischen Beschwerden auf, die auf eine Erkrankung hinweisen. Trotzdem sollte man bei bestimmten Anzeichen aufmerksam werden und zum Frauenarzt gehen – vor allem, wenn diese erst seit kurzer Zeit bestehen und heftiger sind als normale Zyklusbeschwerden:

  • Blutung außerhalb der Menstruationsregel oder nach den Wechseljahren
  • Schmerzen im Unterbauch
  • Fremdkörpergefühl
  • Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Schmerzen beim Stuhlgang
  • Probleme beim Wasserlassen bzw. häufigeres Wasserlassen
  • Zunahme des Leibesumfangs durch Wassereinlagerung in der Bauchhöhle (Aszites)
  • Verschlechterung des Allgemeinzustands, allgemeine Müdigkeit, Erschöpfung, Gewichtsverlust.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten zwei Tagen, wenn

  • Ihr Unterbauch schnell an Umfang zunimmt.

Die Erkrankung

Ursachen

Entsprechend der unübersehbaren Vielzahl feingeweblich unterschiedlicher Eierstockkrebstypen gehen die Forscher auch von einer Mehrzahl von Krankheitsprozessen aus, die allein oder im Zusammenspiel zur Entartung eines der vielen im Eierstock befindlichen Gewebe führt. Als einer dieser Ursachen werden die wiederholten Verletzungen des Oberflächenepithels gesehen, die beim Eisprung entstehen, als eine weitere die Teilungsvorgänge bei der Eizellreifung. Außerdem spielt bei etwa 5 % der Erkrankungen die Vererbung eine ursächliche Rolle. Bestimmte Genveränderungen erhöhen das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken.

Verlauf

Die Ausbreitung des Eierstockkrebses verläuft in vier Stadien:

  • Stadium I: Der Tumor befällt einen oder beide Eierstöcke.
  • Stadium II: Die Krebszellen breiten sich im Becken aus.
  • Stadium III: Der Tumor breitet sich außerhalb des Beckens in die Bauchhöhle und/oder in die Lymphknoten aus.
  • Stadium IV: Die Krebszellen streuen auch außerhalb der Bauchhöhle in andere Körperregionen hinein (Fernmetastasen).

Risikofaktoren

  • Kinderlosigkeit oder Unfruchtbarkeit (Infertilität)
  • Früh einsetzende Geschlechtsreife
  • Später Beginn der Wechseljahre
  • Vorbestehende Krebserkrankung an weiblicher Brust, Gebärmutter oder Darm
  • Übergewicht
  • Hormonersatztherapie gegen Wechseljahresbeschwerden
  • Medikamentöse Ovulationsauslösung beispielsweise zur künstlichen Befruchtung (In-vitro-Fertilisation).

Typen

Da der Eierstock aus vielen verschiedenen Geweben besteht, gibt es vergleichbar mit der sehr großen Zahl gutartiger Eierstocktumoren auch eine sehr unübersichtliche Vielzahl feingeweblich unterschiedlicher Eierstockkrebstypen. Häufig bildet sich der Eierstockkrebs über zystenartige Vorstufen. Am häufigsten ist entsprechend das seröse Zystadenokarzinom, die bösartige Variante des serösen Kystoms. Außerdem gibt es auch halb bösartige (semimaligne) Formen, die LMP- oder Borderline-Eierstockkrebs genannt werden.

Komplikationen

Durch die Ausschwemmung von Krebszellen in die Bauchhöhle entsteht ein bösartiger (maligner) Aszites (Bauchwassersucht), das den Krebs rasch im Körper verteilt. Dieses wird vom Arzt abpunktiert. Darüber hinaus ist ein Einspritzen von Zytostatika in die Bauchhöhle möglich, um die Zellen an einer weiteren Ausbreitung zu hindern, was meist aber nur vorübergehend gelingt.

Neben Metastasen bilden sich häufig auch Krebsrezidive. Wenn möglich, werden letztere erneut operiert.

Bildet sich durch Krebszellen ein maligner Pleuraerguss (wässrige Sekretansammlung in der Brusthöhle), drohen Luftnot, Schmerzen und Übelkeit. Die Wasseransammlung wird dann vom Arzt abpunktiert, außerdem können die Pleurablätter durch Einspritzung eines Medikaments in den Pleurazwischenraum verklebt werden, sodass der Erguss nicht "nachlaufen" kann.

Die Tumormassen im Becken engen die Harnleiter ein, wodurch nierenkolikartige Schmerzen auftreten, die sich zum Nierenversagen ausdehnen. Ist der Tumor groß und hat sich so weit ausgebreitet, dass er beispielsweise den Darm einengt, kommt es zu Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen.

Diagnosesicherung

Palpation. Um die Größe des Tumors und seine Beschaffenheit festzustellen, tastet der Arzt von der Scheide und der äußeren Bauchdecke her den Bereich um die Eierstöcke ab. Ebenso gibt eine Austastung (Palpation) des Enddarms Hinweise auf die Ausdehnung des Tumors.

Ultraschall. Mit dem Vaginalultraschall ist meist eine Vorentscheidung möglich, ob ein vermuteter Eierstocktumor tatsächlich vorliegt und ob er bösartig ist. Entsprechend sucht der Arzt den gesamten Bauch- und Beckenraum ab auf Metastasen oder vergrößerte Lymphknoten.

CT. Die Computertomografie zeigt die Ausdehnung des Tumors sowie evtl. befallene Lymphknoten und Metastasen. Vom CT-Befund (bei Metastasen unter Umständen auch von einem zusätzlichen MRT-Befund) hängt ab, wie umfangreich und in welcher Art operiert werden muss.

Blutuntersuchung. Das Labor weist oft erhöhte Tumormarker nach. Ihr Aussagewert ist im Rahmen der Diagnostik eher gering, sie unterstützen aber wesentlich die Kontrolle der Therapie. Evtl. lassen sich auch Genveränderungen in der molekulargenetischen Labordiagnostik nachweisen, dies wird bei familiär gehäuft auftretendem gynäkologischen Krebserkrankungen zunehmend versucht.

Weitere Untersuchungen. Zusätzliche Untersuchungen wie Blasen- und Darmspiegelung, evtl. auch ein Ausscheidungsurogramm (AUG), eine Röntgenuntersuchung mittels Kontrastmittel zur Darstellung der Harnwege, Nieren, des Nierenbeckens, der Harnleiter und der Blase, liefern weitere Hinweise zur Ausdehnung des Tumors.

Behandlung

Die Behandlung richtet sich danach, wie weit der Tumor fortgeschritten ist und welche Organe im Körper betroffen sind.

Operative Behandlung

Die Operation dient einerseits der Sicherung der Diagnose und andererseits der genauen Stadienbestimmung und weiteren Therapieplanung. Dazu wird meist das verdächtige Eierstockgewebe noch während der Operation feingeweblich untersucht (Schnellschnitt). Sodann werden, soweit erforderlich, angrenzende Gewebe, alle weiteren Tumorherde sowie (fast immer) der andere Eierstock, Gebärmutter und erreichbare und/oder verdächtige Lymphknoten entfernt sowie bei Tumorbefall auch Darmabschnitte und Teile des Bauchfells.

Chemotherapie

Je nach Tumorart und -stadium ist im Anschluss eine Chemotherapie mit Zytostatika notwendig. Die Standardtherapie ist eine Kombinationstherapie aus Carboplatin und Paclitaxel (Taxol®).

Antikörpertherapie

Die aktuellen Leitlinien empfehlen im fortgeschrittenen Stadium zusätzlich zur Chemotherapie mit Carboplatin und Paclitaxel auch den Antikörper Bevacizumab. Dieser hemmt die Blutgefäßneubildung im Tumorgewebe, sodass sich die Zeit bis zum Wiederauftreten des Tumors verlängern lässt.

Hormontherapie und Strahlentherapie

Bestrahlungen und die beim Brustkrebs häufig wirksame Hormontherapie haben beim Eierstockkrebs leider keinen Effekt.

Rehabilitation

Patientinnen haben nach einer Tumorerkrankung grundsätzlich die Möglichkeit, eine medizinische Rehabilitationsleistung zu beantragen. Als medizinische oder onkologische Rehabilitation bezeichnet man alle medizinischen, psychosozialen und beruflichen Leistungen zur Wiedereingliederung in Familie, Gesellschaft und Berufsleben, die normalerweise durch die Rentenversicherung finanziert werden. Die "Reha" stellt eine wichtige Hilfe bei der Bewältigung der Erkrankung dar und dauert normalerweise 3 Wochen. Ziel ist es, dass die Patientin die verschiedenen psychischen, physischen und sozialen Folgen der Erkrankung mit Unterstützung von Therapeuten und Beratern verarbeitet und körperlich wieder fit wird.

Psychoonkologische Betreuung

In jeder Phase der Krebserkrankung ist ein Psychoonkologe als Ansprechpartner zu empfehlen, der sowohl die betroffene Frau, aber auch die Angehörigen betreut. Dies passiert im Rahmen des stationären Aufenthaltes oder im nachstationären Umfeld. Bei der psychoonkologischen Beratung können Fragen zur Erkrankung und Behandlung, zu Problemen im Alltag und Beruf besprochen werden. Außerdem wird geklärt, welche Unterstützung Familie und Freunde leisten können oder auch selbst benötigen.

Psychoonkologische Angebote werden von verschiedenen Berufsgruppen geleitet, v. a. von Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeitern, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten oder Mitarbeitern aus dem Pflegebereich.

Nachsorge

Die Nachsorge umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um frühzeitig einen Rückfall und das Auftreten von Metastasen sowie Langzeitfolgen der Krebstherapie zu erkennen:

  • Im 1. bis 3. Jahr alle 3 Monate
  • Im 4. und 5. Jahr alle 6 Monate
  • Ab dem 6. Jahr einmal jährlich im Rahmen des Krebsfrüherkennungsprogrammes.

Von diesen Zeitintervallen wird von Fall zu Fall aufgrund von individuellem Rückfallrisiko, Langzeitfolgen der Therapie und möglichen Begleiterkrankungen abgewichen.

Zur Nachsorgeuntersuchung gehören:

  • Das Gespräch mit dem Frauenarzt oder Onkologen
  • Die körperliche Untersuchung mit Gewichtskontrolle, gynäkologischer und rektaler Tastuntersuchung sowie Untersuchung auf Ödembildungen
  • Scheidenabstrich
  • Ultraschall von Scheide, Nieren und kleinem Becken.

Komplikationen

Nach der Operation. Durch die Entfernung der Eierstöcke vor Eintritt der Wechseljahre werden (auch junge) Frauen in die Wechseljahre versetzt – mit den typischen Wechseljahrsbeschwerden, die abrupt einsetzen. Durch die Einnahme von Hormonen werden die meisten Beschwerden gelindert. Eine lokale Therapie mit einer östrogenhaltigen Salbe oder Creme hilft gegen die Trockenheit der Scheide (eingeführt in die Vagina) oder gegen Hitzewallungen (aufgetragen auf die Haut). Von einer Hormonersatztherapie ist beim Eierstockkrebs abzuraten, da die Östrogengabe eventuelle Tumorreste zum Wachsen anregen würde.

Die Scheide kann durch die Operation verkürzt sein und die Fähigkeit zur Befeuchtung verlieren. Beides führt zu Problemen beim Geschlechtsverkehr. Auch hier helfen östrogenhaltige Salben oder Cremes.

Weitere mögliche Folgen der Operation sind Verwachsungen im Operationsbereich, die beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen unangenehme Empfindungen oder Schmerzen verursachen.

Wurden Lymphknoten im Becken und in der Bauchhöhle entfernt, drohen Lymphödeme im Genitalbereich, in der Leiste und an den Beinen, die unangenehm und schmerzhaft sein können.

Nach der Strahlenbehandlung. Akutfolgen treten Tage nach der Bestrahlung auf und klingen meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Hierzu gehören

  • Durchfall und/oder Reizdarmbeschwerden
  • Schmerzhafte Reizung von Schleimhäuten in Scheide, Blase oder Darm
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Infektionen
  • Gerötete und brennende Bauchhaut.

Spätfolgen treten Monate bis Jahre nach der Behandlung auf und können dann auch bestehen bleiben. Hierzu zählen

  • Schleimhautentzündungen mit Blutungen
  • (Lymph-)Ödeme an den Beinen
  • Blasenfunktionsstörungen
  • Probleme beim Stuhlgang durch Entzündungen des Schließmuskels
  • trockene und/oder verengte Vagina.

Nach der Chemotherapie. Bei der Behandlung mit den natürlichen oder synthetischen Substanzen, die das Zellwachstum und die Zellteilung hemmen sollen (Zytostatika), wird besonders das sich rascher erneuernde Gewebe geschädigt: Haarwurzeln, Schleimhäute von Magen und Darm sowie das blutbildende System im Knochenmark. Mögliche Begleiterscheinungen sind Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und erhöhte Infektanfälligkeit. Durch entsprechende Medikamente können die Nebenwirkungen größtenteils gelindert werden. Nach Ende der Chemotherapie verschwinden die Nebenwirkungen in der Regel wieder.

Nach der Antikörpertherapie. Bei der Behandlung mit Antikörpern treten ebenfalls unerwünschte Nebenwirkungen auf. Sehr häufig sind Bluthochdruck, Erschöpfung und Schwäche (Fatigue), Wundheilungsstörungen, Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen. Häufige und schwerwiegende Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Durchbrüche, Blutungen sowie Blutgerinnsel in den Gefäßen, in deren Folge Herzinfarkt oder Schlaganfall drohen.

Prognose

Die Prognose ist insgesamt schlecht, hängt aber im konkreten Fall stark vom feingeweblichen Typ und von der Ausdehnung des Tumors zum Zeitpunkt der Diagnose ab sowie vom Alter und Allgemeinzustand der Patientin. In frühen Stadien ist Eierstockkrebs gut heilbar. Die 5-Jahres-Überlebensrate (über alle Erkrankten gemittelt) liegt bei 30 bis 40 %. Grund hierfür ist vor allem die meist späte Diagnosestellung und das hohe Rezidivrisiko.

Prophylaxe

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass vor allem vorbelastete Frauen, die Mutationen in den Brustkrebsgenen BRCA-1 (BReast-CAncer-1) und BRCA-2 (BReast-CAncer-2) tragen, von einer vorbeugenden operativen Entfernung der Eierstöcke profitieren. Der Eingriff verringert nicht nur das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, sondern auch die Gefahr, Brustkrebs zu bekommen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Keine andere Erkrankung berührt so sehr die Intimität, das Selbstverständnis und das Körpergefühl der Frau wie eine Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter. Häufige Folge sind Probleme und Befangenheit im Umgang mit Sexualität, Angst vor Berührungen des Partners bis hin zur dauerhaften Abneigung gegen Geschlechtsverkehr. Dies alles wiederum verschlechtert das Selbstwertgefühl, was ein entspanntes, lustvolles Erleben von Sexualität erneut blockiert: ein Teufelskreis. Und ein heikles Thema, über das mit dem Partner oft nicht gesprochen und das auch vom Arzt zu selten angesprochen wird. Versuchen Sie Ihre Probleme mit der "neuen" Sexualität nicht zu verschweigen und nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Die Schwierigkeiten haben nämlich keineswegs nur psychische Ursachen. Typische Folgen der Operation, Bestrahlungsbehandlung und Lymphknotenentfernung in der Beckenregion sind die Verengung und Vernarbung des Scheideneingangs und eine nur noch eingeschränkte Befeuchtung (Lubrikation). Dies führt vor allem in der Anfangszeit zu starken Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Folgende Tipps helfen Ihnen, die Beschwerden zu lindern:

Scheideninfektionen. Das Scheidengewebe ist nach der Bestrahlung anfällig für Infektionen. Waschen Sie (nur) das äußere Geschlechtsorgan mit Wasser und ein wenig milder Seife. Scheidenspülungen werden von den meisten Experten nicht mehr empfohlen, da sie Beschwerden verschlimmern und das saure pH-Milieu der Scheide stören.

Kalte Kompressen und kühle Sitzbäder lindern eventuell noch vorhandenes Wundgefühl. Tragen Sie lockere, kochfeste und saugfähige Unterwäsche aus Baumwolle.

Scheidentrockenheit. Gleitcremes und Östrogensalben verbessern Geschmeidigkeit und Feuchtigkeit der Scheide. Vaginaldehner (Dilatoren) sind speziell dazu entwickelt worden, die Scheide nach gynäkologischen Operationen oder Bestrahlungen schonend zu dehnen. Es gibt sie in verschiedenen Formen, Durchmessern und Längen und sogar als Maßanfertigung. Sie werden wie ein Tampon eingeführt, wobei das Einführen mit Gleitcreme erleichtert wird. Auch vorsichtig praktizierter Geschlechtsverkehr regeneriert die Dehnbarkeit der Scheide nach und nach. Leichte Blutungen nach dem Sex sind normal und kein Anlass zur Besorgnis.

Chronische Beinschwellungen. Gegen Wassereinlagerungen in den Beinen (Lymphödeme) helfen Lymphdrainage, Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen. Gehen Sie viel schwimmen. Dies wirkt wie eine Art Lymphdrainage und ist eine optimale Vorbeugung gegen Ödeme. Versuchen Sie, das Tragen von schweren Lasten zu vermeiden, und verzichten Sie auf zu heiße und lange Fuß- und Vollbäder und zu lange Sonnenaufenthalte. Eine Faustregel: Lieber laufen und liegen statt sitzen und stehen.

Entzündungen der Harnblase, Harninkontinenz. Entzündungsfolgen von Harnblase und Darm, die nach einer Strahlenbehandlung auftreten, bessern sich, richtig behandelt, nach wenigen Wochen wieder. Ein häufiges Problem besteht nach ausgedehnten Operationen im Beckenbereich darin, dass geringe Urinmengen unkontrolliert austreten. Da die Funktion der Blasenmuskulatur durch die Behandlung beeinträchtigt ist, leiden Frauen unter einer Harninkontinenz. Normalerweise ist diese Störung nur vorübergehend und wird durch eine konsequente Medikamenteneinnahme behoben. Zur Vorbeugung einer Harninkontinenz hat sich regelmäßiges Beckenbodentraining als effektiv erwiesen.

Durchfall und Reizdarmbeschwerden. Treten als Folge der Strahlentherapie Darmbeschwerden auf, lassen sich diese laut einer Studie vermeiden oder zumindest lindern, wenn die Frauen während der Behandlung Selen als Natriumsalz einnehmen: Dank dieser Nahrungsergänzung hatten nur 21 % der behandelten Frauen mit Durchfall zu kämpfen im Vergleich zu 45 % der Frauen ohne Selengabe. So verringerte Selen strahlungsbedingte Beschwerden, ohne den Nutzen der Bestrahlung zu beeinträchtigen.

Wechseljahresbeschwerden. Bei einer Eierstockentfernung oder dem dauerhaften Ausfall der Eierstockfunktion als Folge der Bestrahlung kommt es zu typischen Wechseljahrsbeschwerden, die entsprechend behandelt werden können.

Komplementärmedizin

Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Ayurveda und Anthroposophie haben jeweils eigene Konzepte zur Tumortherapie.

Homöopathie zeigte in kontrollierten Studien keine Wirksamkeit in der Krebstherapie. Viele Betroffene empfinden die eingesetzten homöopathischen Mittel jedoch als hilfreich gegen therapiebedingte Müdigkeit, körperliche Schwäche, Schwindel, Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Übelkeit.

Ayurveda hilft möglicherweise vorbeugend gegen einige Krebsarten, ist aber therapeutisch ziemlich unerforscht und auch nicht frei von Nebenwirkungen.

Akupunktur kann zur Linderung der Begleitsymptome der Chemotherapie wie Übelkeit beitragen, hat jedoch keine Wirkung auf den Krankheitsverlauf.

Misteltherapie gegen Krebs ist schon seit 100 Jahren bekannt. Während viele Patienten von der Behandlung mit Mistelpräparaten überzeugt sind, sind Experten eher kritisch, denn es gibt bis heute keinen sicheren Beweis für die Wirksamkeit gegen Tumorerkrankungen. Studien zeigen nur, dass eine Verbesserung der Lebensqualität möglich ist. In den derzeit gültigen Leitlinien zur Krebstherapie spielt die Therapie mit Mistelpräparaten deshalb keine Rolle.

Prävention und Früherkennung

Da es beim Eierstockkrebs keine Frühsymptome gibt, besteht die einzige vorsorgende Maßnahme in der jährlichen Krebsfrüherkennung einschließlich eines Vaginalultraschalls, der allerdings nicht von den Kassen gezahlt und als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angebotenen wird.

Laut Experten eignet sich der Ultraschall durch die Scheide nicht zur sicheren Früherkennung von Eierstockkrebs. Einerseits besteht die Gefahr, einen falsch-positiven Befund zu bekommen (das heißt, es liegt in Wahrheit kein Tumor vor). Andererseits fehlen bisher Beweise, dass eine frühzeitige Behandlung die Sterblichkeit verringert. Auch die Kombination aus Vaginalultraschall und der Bestimmung des Tumormarkers CA-125 im Blut erlauben keine (absolut) sichere Früherkennung.

Bei familiär gehäuft auftretenden Krebserkrankungen werden bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr die Eileiter beidseitig entfernt (Adnexektomie). Dieser präventive Eingriff mindert das Karzinomrisiko um 80 %.

Weiterführende Informationen

  • www.noggo.de – Internetseite der Nord-Ostdeutschen Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie e. V., Berlin: Fachinformation und Selbsthilfetipps zu allen Krebsarten der Frau, die Broschüre Eierstockkrebs ist kostenlos bestellbar.
  • www.selbsthilfekrebs.de – Internetseite des Onkologischen Patientenseminar Berlin-Brandenburg e. V. (OPS), Universitätsklinikum Charité, Berlin: User finden ausführliche Informationen zu Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs sowie Wissenswertes zu Studien, Selbsthilfe und Sozialleistungen. Zudem stehen den Nutzern der Seite zwei Hotlines (eine für medizinischen Rat, eine für Beratung durch Betroffene) zur Verfügung. Buchtipps, Links und weiterführende Adressen ergänzen das Serviceangebot.
  • www.eierstockkrebs-forum.de – Internetangebot der Nord-Ostdeutschen Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie, Berlin: Informationsportal und Forum für Patientinnen und Angehörige.
  • H. Delbrück: Eierstockkrebs. Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige. Kohlhammer, 2004. Patientenratgeber mit aktuellen Informationen zu Therapiemöglichkeiten und ihren Folgewirkungen.
  • J.Sehouli; W. Lichtenegger: Eierstockkrebs: 100 Fragen – 100 Antworten. akademos, 2003. Beantwortet anschaulich und verständlich Fragen, die an Brustkrebs erkrankte Frauen formuliert haben. Auch Themen wie Ernährung und Sexualität finden ihren Platz. Für Patienten und Angehörige.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Leitbeschwerden“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“ „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
Zurück
Heiß und kalt gegen den Schmerz

Auch Eisbäder können in der physikalischen Therapie zur Behandlung von Erkrankungen genutzt werden.

Heiß und kalt gegen den Schmerz

Therapeutische Temperaturreize

Wärme und Kälte werden schon seit Jahrhunderten zur Behandlung von Schmerzen, Verletzungen und entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Inzwischen weiß man auch, dass Anwendungen wie Sauna und Kältekappen sogar vorbeugend wirken können. Doch was passiert dabei im Körper, welche Erkrankungen lassen sich damit behandeln und wann muss man mit extremen Temperaturreizen aufpassen?

Therapie mit Tradition

Unsere Vorfahren kannten sich mit der therapeutischen Wirkung von Wärme gut aus: Archäologische Funde belegen zum Beispiel, dass wärmende Kirschkernkissen schon vor dem 15. Jahrhundert genutzt wurden. Im alten Ägypten nahm man heiße Steine und Sandsäcke, um Schmerzen zu lindern. Die römischen Thermen waren berühmt für ihre Heilwirkung durch heißes Wasser und heiße Dämpfe. Und eine bestimmte Form der Wärmetherapie, das Moxa-Brennen, wird seit Jahrtausenden in der traditionellen chinesischen Medizin praktiziert.

Ähnlich sieht es mit Kälteanwendungen aus: Medizinische Texte aus der Zeit vor Christi Geburt dokumentieren Kältebehandlungen bei Verletzungen. Auch Hippokrates und Galen empfahlen Eis und kaltes Wasser für die Therapie von Prellungen und Entzündungen. Arabische Ärzte wie Avicenna propagierten im Mittelalter kalte Umschläge gegen Fieber.

Wärme- und Kälteanwendungen konnten auch durch die moderne Medizin nicht verdrängt werden. Sie sind auch heute ein wichtiger Bestandteil von Behandlungen. Im Rahmen der physikalischen Therapie werden Temperaturreize sowohl in traditioneller Weise, aber auch in neuen Anwendungsarten wie z.B. Kältekammern erfolgreich eingesetzt.

TRP-Kanäle reagieren auf Kälte und Wärme

Früher beruhte der Einsatz von Kälte und Wärme gegen Schmerzen auf Erfahrungsmedizin, also auf Beobachtungen von Patient*innen, die damit behandelt werden. Seit Kurzem verstehen Forschende jedoch genauer, warum Wärmepflaster oder Coolpacks schmerzlindernd wirken: In der Haut befinden sich Nervenfasern mit temperaturempfindlichen Rezeptorkanälen (TRP-Kanäle). Sie reagieren auf definierte Temperaturveränderungen. Durch ihre Reaktion werden verschiedene Vorgänge im Körper angestoßen.

Wärme aktiviert insgesamte vier TRP-Kanäle. Einer davon wird auch durch Capsaicin, einem Inhaltsstoff der Paprika angeregt. Die Aktivierung dieser Kanäle an den Nervenendigungen in der Haut löst drei Mechanismen aus:

  • Es kommt zur Stimulation von Nervenzentren im Gehirn, die wiederum schmerzlindernde Nervenbahnen im Rückenmark beeinflussen. Dadurch wird der Schmerz abgeschwächt.
  • Wo Pflaster oder Wärmekissen aufliegen, steigt die Temperatur im Gewebe. Dadurch wird die Durchblutung verbessert, was wiederum den Stoffwechsel ankurbelt und Heilungsprozesse beschleunigt.
  • Die Wärme macht auch das Bindegewebe elastischer. So erklärt man sich, dass Wärme die Beweglichkeit bei schmerzender Muskel- und Gelenksteifigkeit verbessert.

Auch für die Kälte gibt es TRP-Kanäle an den Nervenfasern. Zwei wurden bisher identifiziert: TRPA1 übermittelt bei Hauttemperaturen (nicht Außentemperaturen!) unter 17° C Signale an das Gehirn und ist damit an der Wahrnehmung extremer Kälte beteiligt. TRPM8 wird bei einer Hauttemperatur von 25-27° C aktiviert – und durch chemische Substanzen wie Menthol. Nach Aktivierung von Kältekanälen kommt es zu folgenden Reaktionen:

  • Schmerzleitende Signale werden abgeschwächt, das Schmerzempfinden deshalb vermindert.
  • Der Transkriptionsfaktor Nrf2 wird aktiviert. Dieses Protein reguliert bestimmte Gene in den Zellen und spielt eine Rolle bei entzündungshemmenden und zellschützenden Prozessen.
  • Durch das Sinken der Gewebetemperatur wird die Durchblutung gedrosselt. Dadurch gelangen weniger entzündungsfördernde Enzyme und Hormone in das Gewebe, Entzündungen werden dadurch gemildert.

Hinweis: Entdeckt wurden die TRP-Kanäle vom US-amerikanischen Sinnesphysiologen Prof. Dr. David Julius. Er hielt dafür im Jahr 2021 den Nobelpreis für Medizin.

Wo kommt Wärme zum Einsatz?

Wärme wird auf zweierlei Weise angewendet. Tradition hat die lokale Therapie, also die direkte Anwendung auf der Haut. Dies geschieht mithilfe von

  • Wärmeflaschen, elektrischen Wärmekissen oder in der Mikrowelle (früher auf dem Ofen) aufgeheizten Kirschkernkissen
  • Rotlicht und Fangopackungen
  • Wärmekompressen oder Wärmepflaster auf chemischer Basis, ohne spezielle Wirkstoffe
  • Wärmepflaster oder Wärmecremes/-salben mit speziellen Wirkstoffen wie Capsaicin, dem Capsaicin-Analogon Nonivamid oder gefäßerweiternden Substanzen (z.B.) Nicoboxil

Eine solche lokale Wärmetherapie ist bei verschiedenen Erkrankungen wirksam. Dazu gehört die Behandlung von Muskelkater und Rückenschmerzen, aber auch die Vorbeugung von nächtlichen Wadenkrämpfen. Ein weiteres Einsatzgebiet lokaler Wärme sind Schmerzen und Krämpfe im Rahmen der Menstruation. Dabei soll die Wärme auf Bauch und Unterleib ähnlich wirksam sein wie Schmerztabletten. Das beruht nicht nur auf einer Beseitigung von Muskelverspannungen. Die Wärme fördert auch die Durchblutung des Beckens. Dadurch werden Körperflüssigkeiten und Blut besser abtransportiert und der Druck auf Nervenbahnen im Becken nimmt ab.

Wärme kann außerdem bei der rheumatoiden Arthritis die Gewebeelastizität verbessern und dadurch die Gelenksteifigkeit reduzieren. Hierbei ist jedoch unbedingt zu beachten, dass Wärme nur in entzündungsfreien Phasen der Erkrankung angewendet wird. Ist die Krankheit aktiv, schadet Wärme. Denn durch die verbesserte Durchblutung wird die Entzündung weiter angetrieben.

Doch nicht nur lokale Wärme hat positive Wirkungen. Wird der ganze Körper in der Sauna aufgeheizt, wird das Herz-Kreislauf-System trainiert. Dadurch lernt der Körper, besser mit Hitze fertig zu werden. Außerdem reagiert er auf zellulärer Ebene schneller auf extreme Reize. Insgesamt werden antioxidative, entzündungshemmende und zellschützende Prozesse angestoßen. Infolgedessen verbessert sich die Funktion der Gefäßinnenhaut und das Risiko für Atemwegsinfekte sinkt.

Für manche Menschen ist Wärme als Therapie allerdings nicht geeignet. Patient*innen mit Diabetes mellitus leiden z. B. häufig an Nerven- oder Durchblutungsstörungen. Sie müssen mit Wärme besonders vorsichtig umgehen: Eine zu heiß befüllte Wärmeflasche kann bei gestörtem Schmerz- oder Temperaturempfinden leicht zu Verbrennungen führen. Gleiches gilt für Menschen, die aufgrund einer anderen Ursache an einer Nervenstörung leiden. Auch das Saunieren wird in einigen Situationen nicht empfohlen. Das gilt für Personen mit instabiler Angina pectoris, fiebriger Erkrankung oder verminderter Schweißbildung, aber auch für Patient*innen nach einem Herzinfarkt.

Hinweis: Wärmepflaster- und cremes mit und ohne pharmakologische Inhaltsstoffe sind in der Apotheke zu haben. Dort erhält man auch eine ausführliche Beratung, welche Form der Wärmeapplikation für die jeweiligen Beschwerden am besten geeignet ist.

Was Kälte alles kann

Die Kältetherapie hat ebenfalls seit je her zahlreiche Einsatzgebiete. Dazu gehören insbesondere

  • Akute Verletzungen wie Zerrungen und Prellungen. Durch die kältebedingte Verringerung der Durchblutung werden Schwellungen und Schmerzen reduziert.
  • Rheumatische Erkrankungen. Kälte führt im akuten, entzündlichen Stadium zu einem Rückgang der entzündlichen Reaktion und zu einer Verminderung von Gelenkschwellungen.
  • Schmerztherapie. Durch Verringerung der Durchblutung wird die Ansammlung von schmerzauslösenden Substanzen im Gewebe vermindert. Außerdem verlangsamt Kälte die Weiterleitung von Schmerzimpulsen entlang der Nervenbahnen.
  • Regeneration beim Sport. Kälteanwendungen können die Intensität und die Dauer von Muskelkater verringern.

Zum Kühlen gibt es neben dem klassischen Eiswürfelbeutel auch Sprays, Eislollys, Kältekompressen und Kühlgele.

Kältespray wird insbesondere bei Sportverletzungen, Prellungen und Verstauchungen eingesetzt. Dazu sprüht man es aus mindestens 20 cm Entfernung auf die Haut. Zu beachten ist dabei, dass zu langes Sprayen zu Erfrierungen führen kann.

Eislollys kommen vor allem bei Sehnenansatzschmerzen und in der Sportmedizin zum Einsatz. Man kann sie mit einem Joghurtbecher, Wasser und einem Holzspatel selbst herstellen. Sie werden mit kreisenden Bewegungen auf dem betroffenen Areal bewegt, wobei das Schmelzwasser kontinuierlich mit einem Handtuch aufzunehmen ist.

Kältekompressen helfen besonders gut bei Insektenstichen, stumpfen Verletzungen, Zahnschmerzen oder akuten Muskel- und Gelenkentzündungen. Es gibt sie als Gelkompressen (oder Cool-Packs), die im Eisfach gelagert und bei Bedarf auf die betroffene Stelle gelegt werden. Chemische Kompressen kühlen, nachdem der Innenbeutel durch Druck zum Platzen gebracht wurde. Für beide Arten gilt: Immer ein Tuch zwischen Haut und Kompresse legen, denn ein direkter Hautkontakt mit der konstanten Kälte kann zu Erfrierungen führen. Außerdem sollte in Intervallen, also nicht permanent gekühlt werden.

Kühlgel mit Menthol oder Alkohol erfrischt müde Füße, Arme und Beine. Es wird auf die Haut aufgetragen und leicht einmassiert. Für Kinder unter sechs Jahren sind solche Kühlgele nicht geeignet, weil sie die empfindliche Haut reizen. Schwangere sollte vor allem mentholhaltige Gele meiden. Das ätherische Öl kann vorzeitige Wehen auslösen.

Eine relativ neue Art der lokalen, also örtlichen Kälteanwendung ist die Kältekappe. Sie soll gegen den durch Chemotherapie ausgelösten Haarausfall helfen. Denn die Chemotherapie wirkt besonders auf Zellen, die sich schnell teilen: und das sind neben den Krebszellen auch die Haarfollikelzellen. Bei dieser vorbeugenden Therapie wird die Kopfhaut während der Chemo mit einer Spezialkappe gekühlt, in der -4° C kalte Flüssigkeit zirkuliert. Die Haarfollikelzellen fahren aufgrund der kältebedingt verringerten Hautdurchblutung ihren Stoffwechsel herunter und sind deshalb weniger anfällig für die Chemotherapeutika. In Studien mit Brustkrebspatientinnen konnte die Kältekappe bei der Hälfte der Frauen den Haarverlust auf weniger als 50% verringern. An einigen Kliniken wird dieses Scalp-Cooling bereits eingesetzt. Unklar ist allerdings noch, ob die herabgekühlte Kopfhaut nicht auch zirkulierende Tumorzellen schützt, die später zu einer Metastasierung führen könnten.

Neben den verschiedenen örtlichen Kälteanwendungen wird auch die Ganzkörper-Kältetherapie immer populärer. Dafür setzt man den Organismus in Kältekammern für wenige Minuten Temperaturen unter -100° C aus. Eine Alternative zu den Kammern ist das Eintauchen des Körpers bis zum Brustbein in 4° C kaltes Wasser. Von dieser Kältebehandlung verspricht man sich den Rückgang von Entzündungen und Schmerzen sowie eine bessere Regeneration nach sportlicher Belastung.

Nachgewiesen sind positive Effekte auf die rheumatoide Arthritis und auf die Fibromyalgie. Daneben soll der Kälteschock auch Psyche und Wohlbefinden verbessern, auf das Immunsystem wirken und das Körperfettgewebe beeinflussen. Wie die Ganzkörperkältetherapie wirkt, ist noch nicht völlig geklärt. Diskutiert werden u.a. die Freisetzung von Noradrenalin, die Abnahme entzündungsfördernder Botenstoffen und die Verlangsamung von Stoffwechselaktivitäten.

Hinweis: Genauso wie die Sauna ist auch die Ganzkörper-Kältetherapie nicht für alle Menschen geeignet. Weil dabei Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz steigen, sollten Patient*innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor solchen Kälteanwendungen immer ihre Ärzt*in konsultieren.

Quellen: Esch J, DAZ 2024; 15: 42; Morvilius S, Erfahrungsheilkunde 2022: 3: 153-157

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / FotoHelin / Alamy Stock Photos