Gesundheit heute
Das medizinische Fachgebiet Schlafmedizin
Die Schlafmedizin (Somnologie) ist eines der jüngsten medizinischen Fachgebiete, das sich mit allen Formen des nichterholsamen Schlafs beschäftigt.
Die Herausforderung für den Schlafmediziner besteht darin, echte Schlafstörungen von solchen zu unterscheiden, denen lediglich falsche Schlafgewohnheiten zugrunde liegen. Während echte Schlafstörungen durch körperliche Erkrankungen, psychische Belastungen oder Nebenwirkungen von Arzneimitteln bedingt sind, also ärztlich behandelt werden müssen, lassen sich die anderen Formen oft schon durch Beachtung der Schlafhygiene verbessern.
Einen Facharzt für Schlafmedizin gibt es bisher nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (GDSM) erteilt Ärzten mit nachgewiesenen Spezialkenntnissen jedoch einen „Qualitätsnachweis Somnologie“. Die Mehrzahl der derzeit tätigen Schlafmediziner sind Internisten, Neurologen, Psychiater oder Psychotherapeuten. Die meisten Schlafprobleme werden jedoch durch den Hausarzt behandelt – zum einen, weil Schlaflabore nur durch Überweisung zugänglich sind, zum anderen, weil die Erstdiagnostik durch den Hausarzt auch deshalb sinnvoll ist, weil vielen Schlafproblemen unrealistische Erwartungen an den Schlaf zugrunde liegen. Hier hilft häufig schon ein aufklärendes Gespräch zwischen Patient und Hausarzt.

Frauen leiden häufiger unter Restless Legs als Männer.
Restless Legs zur Ruhe bringen
Eisen oder Dopaminagonist?
Wenn Restless Legs den Schlaf rauben, ist guter Rat oft teuer. Lebensstiländerungen können helfen, reichen aber bei ausgeprägten Beschwerden nicht aus. Zur Wahl stehen dann Eisen, Antiepileptika oder Dopaminagonisten.
Bis zu 10 % der Bevölkerung betroffen
Restless Legs (RLS) sind eine chronische neurologische Erkrankung, bei der es in Ruhe zu einem starken Stechen, Kribbeln oder Schmerzen in den Beinen kommt. Diese unangenehmen Gefühle lösen bei den Betroffenen einen Bewegungsdrang aus (restless legs = ruhelose Beine), mit dem sich die Beschwerden kurzfristig lindern lassen. Weil Restless Legs sich vor allem nachts und in Ruhephasen bemerkbar machen, stören sie den Schlaf der Betroffenen meist erheblich.
Bis zu 10% der Bevölkerung sollen vom RLS betroffen sein, Frauen in der Regel häufiger als Männer. In leichten Fällen können nicht-medikamentöse Maßnahmen wie moderater Ausdauersport, Wechselduschen und eine gute Schlafhygiene helfen. Außerdem soll man abends auf Kaffee, Alkohol und Rauchen verzichten – diese Genussmittel gelten als mögliche Auslöser der Beschwerden.
Eisenmangel korrigieren
Hat die Betroffene einen erniedrigten Eisenspiegel (gemessen an den Ferritinwerten im Blut), steht als erste Maßnahme die Gabe von Eisen an. Liegt ein Eisenmangel vor, bessern sich die Beschwerden nach einem Ausgleich häufig. Die Eisengabe kann durch Tabletten oder intravenös erfolgen. Die Verabreichung über die Vene wird vor allem bei einem starken Eisenmangel bevorzugt.
Reicht das nicht aus, werden ein Dopaminagonist oder ein Antiepileptikum (z. B. Gabapentinoid) verordnet. Bei effektiver Therapie erfolgt dann eine Langzeitbehandlung mit diesen Wirkstoffen. Bleiben die Beschwerden bestehen, sind Opioide als Monotherapie oder kombiniert mit einem Dopaminagonisten eine Option.
Dopaminagonisten nur mit Fingerspitzengefühl
Dopaminagonisten können allerdings eine Reihe von Nebenwirkungen hervorrufen. Typisch ist, dass sie nach einigen Monaten der Anwendung die Beschwerden häufig verstärken. Dies droht vor allem, wenn sie hoch dosiert werden – wie es in den USA häufig geschieht. Dort wurden die Leitlinien inzwischen geändert: Als Erstlinientherapie bei schwerem RLS wird die intravenöse Eisenbehandlung, gefolgt von Antiepileptika, empfohlen.
In Deutschland gehören beim schweren RLS weiterhin Dopaminagonisten zur ersten Wahl. Betont werden aber entsprechende Vorsichtsmaßnahmen:
- Die Dosierung soll so gering wie möglich gehalten werden und die jeweilige Maximaldosis nicht übersteigen.
- Der Verlauf soll engmaschig kontrolliert werden, um eine dopaminverursachte Verschlechterung nicht zu übersehen.
- Dopaminagonisten sollen nicht kombiniert werden.
Quellen: Leitlinien Restless Legs, Medscape