Gesundheit heute
Schwindel
Schwindel (Vertigo): Gleichgewichtsstörung, bei der der Betroffene fälschlicherweise meint, die Umgebung bewege sich, oft verbunden mit Übelkeit und Erbrechen. Schwindel ist keine eigenständige Krankheitsdiagnose, sondern ein Symptom, das bei vielen unterschiedlichen Erkrankungen und Störungen vorkommt. Häufige Ursachen sind Innenohrerkrankungen, Gefäßerkrankungen, neurologische und psychische Störungen oder unerwünschte Medikamentenwirkungen. Beim multimodalen Altersschwindel kommen meist mehrere Schwindelursachen zusammen.
Die Behandlung des Schwindels richtet sich nach der Ursache, z. B. genügt beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel ein sog. Befreiungsmanöver (ein Positionswechsel nach festem Muster), während beim Akustikusneurinom operiert werden muss. Zur Akuttherapie und in Fällen, in denen sich keine Ursache finden lässt, verordnet der Arzt auch Medikamente gegen Schwindel, die Antivertiginosa. Beim multimodalen Altersschwindel sind zudem Gangschulung und Gleichgewichtstraining von besonderer Bedeutung.
Symptome und Leitbeschwerden
- Schwindelgefühle, Gefühle "wie im Karussell", "wie auf einem Schiff" oder "wie in einem auf- und abfahrenden Lift"
- Benommenheit, schummriges Gefühl im Kopf
- Gangunsicherheit
- Übelkeit und Erbrechen
- Evtl. begleitende Hörstörungen und/oder Kopfschmerzen.
Wann zum Arzt
Sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus, bei
- plötzlich auftretendem, starkem und unerklärlichem Schwindel
- plötzlich aufgetretenen Gangstörungen, Benommenheit
- plötzlichen Seh- und Hörstörungen.
Demnächst, wenn
- sich Gangunsicherheiten oder Gleichgewichtsstörungen entwickeln
- immer wieder Benommenheit oder Schwindel auftritt
- Sehen und Hören kontinuierlich schlechter wird.
Die Erkrankung
Schwindel gehört zu den Gesundheitsproblemen, die zwar nicht altersbedingt sind, aber mit zunehmendem Alter häufiger werden: Klagen schätzungsweise 10 % aller Patienten einer Hausarztpraxis über Schwindel, so sind es bei den über 65-Jährigen bis zu 30 % und bei hochbetagten Pflegeheimbewohnern sogar bis zu 70 %.
Krankheitsentstehung
Augen, Gleichgewichtsorgane und verschiedene Reizaufnehmer (Rezeptoren) in Muskeln, Gelenken und Haut leiten ständig Informationen über unsere Position im Raum zum Gehirn weiter. Schwindel entsteht immer dann, wenn sich diese Informationen widersprechen, sodass das Gehirn kein stimmiges Bild erstellen kann. Begleitet wird Schwindel häufig von Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Blässe und Schweißausbruch, da die an der Gleichgewichtsregulation beteiligten Nervenzellen im Gehirn mit denen zur Steuerung vegetativer Reaktionen verbunden sind.
Schwindel als solcher ist kein krankhaftes Phänomen. Jeder kennt das Kinderspiel, erst länger im Kreis gedreht und dann losgelassen zu werden. Schwindel, scheinbare Drehbewegungen der Umwelt und Taumeln sind dabei absolut normal und machen den Reiz des Spiels aus. Schwindel bei einfachem Drehen des Kopfs hingegen ist ein Krankheitszeichen.
Schwindelformen
Für die Ursachenfindung ist eine genaue Beschreibung des Schwindels unverzichtbar, wobei folgende Schwindelformen unterschieden werden:
- Zum systematischen Schwindel oder gerichteten Schwindel gehören
- Drehschwindel. Der Betroffene hat das Gefühl, seine Umgebung drehe sich um ihn wie in einem Karussell
- Schwankschwindel. Hier hat man das Gefühl, als ob der Boden unter den Füßen schwanke, etwa wie auf einem Boot
- Liftschwindel. Hier meint der Betroffene, sich wie in einem Aufzug nach oben oder unten zu bewegen
- Der ungerichtete, unsystematische oder auch diffuse Schwindel wird auch Benommenheitsschwindel genannt und geht mit dem Gefühl der "Schummrigkeit" oder "Duseligkeit" sowie häufig mit Unsicherheit bzw. Gangunsicherheit einher.
Ursachen
Die Ursache für Schwindel kann in allen an der Reizaufnahme und -verarbeitung beteiligten Strukturen liegen. Deshalb wird Schwindel durch eine große Anzahl von Erkrankungen, Störungen oder Situationen ausgelöst. Der Arzt unterscheidet neben dem "normalen" physiologischen Schwindel aufgrund von Höhe, Karussellfahren oder Reisekrankheit zwei Hauptgruppen:
Beim vestibulären Schwindel liegt die Ursache in Gleichgewichtsorgan, Kleinhirn oder Stammhirn. Hier dominiert der Drehschwindel als Beschwerde, häufig kommen aber auch Schwank- und Liftschwindel und manchmal auch Benommenheitsschwindel vor. Mögliche Ursachen für vestibulären Schwindel sind
- Gutartiger plötzlich auftretenden Lagerungsschwindel (benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel, BPPV). Hier handelt es sich um eine der häufigsten Schwindelformen mit sekundenlangen Drehschwindelattacken, Übelkeit und einer kurz dauernden Augenbewegungsstörung. Ihm liegt eine Ablösung von winzigen Steinchen aus dem Innenohr zugrunde, die meist in den hinteren Bogengang fallen und bei schnellen Kopfbewegungen den Schwindel auslösen.
- Bilaterale Vestibulopathie. Bei dieser Erkrankung des Gleichgewichtsorgans kommt es zu bewegungsabhängigem Schwankschwindel und Gangunsicherheit, verstärkt in Dunkelheit und auf unebenem Grund.
- Morbus Menière. Hier sind anfallsartiger Drehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen, Hörminderung und Tinnitus die typischen Beschwerden.
- Neuritis vestibularis. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine durch Infektion ausgelöste Entzündung des Gleichgewichtsnervs, die zu einem Dauerdrehschwindel mit Übelkeit, Erbrechen und Fallneigung führt. Je nach Schwere der Entzündung halten sich die Symptome bis zu drei Wochen. In der Regel heilt eine Neuritis vestibularis folgenlos ab.
- Vestibuläre Migräne. Es handelt sich um eine Migräneform mit Dreh- und Schwankschwindel.
- Hirnstamm- oder Kleinhirnläsionen. Hier kann es zu Schwindel in Form von Dreh- oder Schwankschwindel und/oder Gangstörungen, Störungen der Bewegungskoordination und Sprachstörungen kommen. Ursachen sind beispielsweise Schlaganfälle oder Tumore.
- TIAs (tranistorische ischämische Attacke), also kurzfristige Durchblutungsstörungen im Kleinhirn. Hier sind Schwankschwindelattacken für Minuten bis Stunden typisch.
- Vergiftung mit Alkohol oder Drogen. Dabei kommt es meist zu ungerichtetem Benommenheitsschwindel, manchmal auch zu Drehschwindel.
- Akustikusneurinom. Hier sind neben dem Schwindel die einseitige Schwerhörigkeit und Tinnitus typisch.
- Ototoxische Medikamente. Hierbei handelt es sich um Wirkstoffe, die das Innenohr schädigen und Hörstörungen, aber auch Schwindel auslösen können. Mögliche Präparate sind Furosemid, Chinin oder Gentamycin.
Der nicht-vestibuläre Schwindel oder diffuse Schwindel hat seinen Auslöser außerhalb des Gleichgewichtsorgans. Hier leiden die Betroffenen vor allem unter dem Benommenheitsschwindel, Mischformen mit gerichteten Schwindeltypen sind jedoch auch möglich. Mögliche Ursachen sind:
- Schlechtes Sehen durch Fehlsichtigkeit oder Augenbewegungsstörungen
- Multimodaler Altersschwindel. Dieser im Alter sehr häufige Schwindel kann nicht auf eine einzelne Ursache zurückgeführt werden, sondern ist durch ein Zusammenspiel verschiedener ungünstiger Einflüsse bedingt, z. B. schwankender Blutdruck plus schlechtes Sehen plus Nervenschäden (z. B. bei Zuckerkrankheit) plus depressive Verstimmung plus eine Vielzahl eingenommener Medikamente. Typisch sind ungerichteter Schwindel, Gangunsicherheit und Schwankschwindel
- Nervenschäden mit beeinträchtigter Tastempfindung in der Haut, wodurch keine oder unpassende Meldungen an das Gehirn weitergeleitet werden, z. B. bei der Polyneuropathie
- Blutdruckabfall bei gestörter Kreislaufregulation oder Herzrhythmusstörungen, typisch ist der Benommenheitsschwindel
- Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), vor allem wenn der Blutdruck rasch und stark ansteigt (Hypertensive Krise), aber auch beim schon länger bestehenden, moderaten Bluthochdruck.
- Subclavian-Steal-Syndrom. Hier kommt es durch Gefäßverengung der A. subclavia zu Minderdurchblutung des Gehirns bei körperlicher Belastung des Armes. Beschwerden sind u. a. plötzlicher Schwindel, Synkopen und Sehstörungen
- Funktionelles HWS-Syndrom nach einer Verletzung
- (Überdosierte) Medikamente gegen zu hohen Blutdruck oder Epilepsie sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel. Sie führen zu Müdigkeit, Benommenheit und damit auch Schwindel
- Erkrankungen des Gehirns und der Hirnnerven wie z.B. Durchblutungsstörungen (insbesondere TIA und Schlaganfall, hier ist der Schwindel stark und akut auftretend), intrakranielle Hypertension und Schädigungen des Sehnervs.
Weitere Schwindelursachen. Eine häufige Erkrankung ist der phobische Schwankschwindel, bei dem eine angstbesetzte Auslösesituation für die Beschwerden verantwortlich ist. Physiologisch, aber äußerst unangenehm sind Höhenschwindel und der Schwindel bei Reisekrankheit, auch Kinetose genannt. Bei den beiden letztgenannten Schwindeln variieren die Beschwerden, es können Benommenheitsschwindel, Drehschwindel und Schwankschwindel auftreten.
Folgen des Schwindels
Durch die schwindelbedingte Stand- und Gangunsicherheit sind vor allem ältere Menschen erheblich gefährdet, zu stürzen und einen Knochenbruch zu erleiden. Gleichzeitig neigen sie dazu, aus Angst vor einem Sturz ihre Aktivitäten auf ein Minimum zu reduzieren, was langfristig zur Immobilität mit all ihren Folgeschäden führt.
Diagnosesicherung
Mithilfe einer gründlichen Befragung grenzt der Arzt die möglichen Ursachen des Schwindels ein. Dabei kommt es nicht nur auf Art und Dauer des Schwindels an, sondern auch darauf, ob eventuelle Begleitbeschwerden bestehen. Ein "Schwarzwerden vor den Augen" deutet z. B. auf eine kreislaufbedingte Ursache hin, Kopfschmerzen auf die vestibuläre Migräne. Wichtig ist es auch, mögliche Auslöser wie Medikamente oder Situationen zu erkennen. Die weiteren diagnostischen Maßnahmen hängen von der vermuteten Ursache ab, ein typisches Programm umfasst z. B.
- eine neurologische und HNO-ärztliche Untersuchung (letztere besonders bei Drehschwindel)
- einen Schellong-Test (zum Ausschluss oder Nachweis einer Blutdruckregulationsstörung)
- ein Langzeit-EKG (zum Ausschluss von Herzrhythmusstörungen)
- eine Dopplersonografie der Hirnarterien (um Verengungen als Ursache kurzzeitiger Unterbrechungen der Gehirndurchblutung auszuschließen)
- gegebenenfalls ein MRT (zum Ausschluss eines Schlaganfalls oder Tumors)
- sowie die Untersuchung des Liquors und verschiedene Bluttests.
Differenzialdiagnosen. Bei der Beschwerde "Schwindel" kommen alle oben genannten Störungen und Erkrankungen in Frage.
Behandlung
Die Behandlung des Schwindels ist ursachenabhängig. Feststellbare Grunderkrankungen wie etwa Herzrhythmusstörungen werden immer entsprechend therapiert.
Konservative Behandlung
Zur Behandlung des benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels gibt es zwei sogenannte Befreiungsmanöver (nach Epley und nach Semont). Dabei werden die schwindelverursachenden Steinchen durch koordinierte Bewegungen von Kopf und Körper und durch die Schwerkraft aus den Bogengängen herausmanövriert. Links zu anschaulichen Videos siehe unter "Weiterführende Informationen".
In seiner Wirkung vielfach unterschätzt wird das Gang- und Gleichgewichtstraining. Beim gutartigen plötzlich auftretenden Lagerungsschwindel z. B. steht es als Lagerungstraining ganz im Vordergrund, aber auch bei anderen Ursachen des Schwindels kann Training die Beschwerden wesentlich bessern. Nach dem Motto "Was nicht passt, wird passend gemacht" lernt das Gehirn, die (widersprüchlichen) Informationen neu zu verrechnen und korrigiert den Schwindel so selbst. Die verständliche und als Erstmaßnahme aus Sicherheitsgründen durchaus richtige Haltung, sich hinzulegen und zu schonen, vermeidet den Schwindel zwar zunächst einmal, wirkt sich aber auf Dauer ungünstig aus. Einzelheiten, welche Übungen am besten geeignet sind, finden Sie beim jeweiligen Krankheitsbild.
Manchmal ist Schwindel psychisch oder psychosomatisch bedingt oder ein organischer Schwindel wird durch psychische Faktoren verfestigt (Angst vor dem nächsten Schwindelanfall). Hier muss (zusätzlich) die psychische Störung behandelt werden, etwa durch eine Verhaltenstherapie.
Pharmakotherapie
Medikamente gegen Schwindel, Antivertiginosa genannt, sollten nur bei heftigem Drehschwindel mit Übelkeit kurzzeitig eingesetzt werden, bis die quälende Übelkeit abgeklungen ist, z. B bei der Neuritis vestibularis.
Als Erstlinien-Therapie hat sich in internationalen Studien Dimenhydrinat durchgesetzt.
Liegt dem Schwindel eine vestibuläre Störung zugrunde, verordnen manche Ärzte Flunarizin (z. B. Flunavert®). Auch das für den Morbus Menière zugelassene Betahistin (z. B. Vasomotal®) wird bei Schwindel off label (also ohne Zulassung für diesen speziellen Zweck) eingesetzt, auch wenn es bisher in klinischen Studien noch keinen Wirkungsnachweis erbringen konnte.
Die Behandlung des Schwindels im Rahmen der Reisekrankheit wird im entsprechenden Artikel beschrieben.
Behandlung von Altersschwindel
Bei älteren Menschen kann der Arzt häufig keine eindeutige Ursache für den Schwindel feststellen. In diesen Fällen geht man alle möglicherweise beteiligten Störfaktoren an, auch wenn jeder für sich allein nicht ausreicht, den Schwindel zu erklären. So werden die eingenommenen Medikamente überprüft, Augen und Ohren bzw. Brille und Hörgerät kontrolliert und Blutdruck und Blutzucker optimal eingestellt. Gleichzeitig wird durch Hilfsmittel, wie etwa Gehhilfen und Haltemöglichkeiten, im häuslichen Umfeld versucht, die Sturzgefahr zu mindern. Physiotherapie und Trainingsprogramme haben einen (mindestens) genauso hohen Stellenwert wie bei jüngeren Menschen, erfordern aber nicht selten erhebliche Motivationsarbeit.
Ihr Apotheker empfiehlt
- Lassen Sie jeden Schwindel, der im Alltag zu Stand- und Gangunsicherheit und damit zu Sturz- und Verletzungsgefahr führt, zügig vom Arzt abklären.
- Wenn Sie unter Schwindel leiden, meiden Sie den Auslöser des Schwindels. Ist der Auslöser unbekannt, führen Sie ein Schwindeltagebuch. Auf diese Weise lassen sich die auslösenden Ursachen erkennen.
- Lassen Sie bei neu aufgetretenem Schwindel auch abklären, ob Sie eine Brille brauchen oder ob Ihre Brille angepasst werden muss.
- Halten Sie sich im Schwindelanfall gut fest oder legen Sie sich hin.
- Im akuten Anfall hilft oft ein nasser Lappen auf Stirn oder Nacken und bewusste tiefe Bauchatmung.
- Fahren Sie weder Auto noch Fahrrad, solange Sie unter Schwindel leiden.
Weiterführende Informationen
Dr. Bodo Schiffmann: Jetzt hole ich mir mein Leben zurück, Hilfe zur Selbsthilfe für Schwindelpatienten. Tredition, 2018. Buch mit vielen interessanten Informationen und Anregungen für Schwindelpatienten. Video zum Befreiungsmanöver nach Epley: https://www.youtube.com/watch?v=ePodC5wHR7c Video zum Bfreiungsmanöver nach Semont: https://www.youtube.com/watch?v=3M7HtMdRy3w

Für Menschen mit Reisekrankheit kann schon eine ruhige Überfahrt mit der Fähre zum Problem werden.
Reisekrankheit sicher behandeln
Mit Kaugummi und Ohrpflaster
Wer unter Reisekrankheit leidet, hat meist wenig Freude an der Autofahrt in den Urlaub. Auch Schiffsausflüge sind für die Betroffenen eher unangenehm. Zum Glück gibt es gute Möglichkeiten, Übelkeit, Erbrechen und Schwindel vorzubeugen.
Konflikt im Gehirn
Die Reisekrankheit ist weit verbreitet. Bis zu 10% aller Menschen leiden darunter, Kinder sind am häufigsten davon betroffen. Die typischen Beschwerden sind Übelkeit und Erbrechen, oft kommen Blässe und Kaltschweißigkeit sowie Schwindel und Kopfschmerzen dazu.
Ursache der Reisekrankheit ist ein Konflikt der Sinneseindrücke. Bei kurvenreichen Autofahrten, Turbulenzen im Flieger oder starkem Wellengang ist der Körper plötzlichen Gleichgewichtsveränderungen ausgesetzt. Die Empfindungen des Gleichgewichtsorgans decken sich allerdings nicht mit dem, was man sieht. Diese widersprüchlichen Signale überfordern das Gehirn, und es kommt zu den typischen Symptomen.
Ohne Medikamente helfen
Schon einige Verhaltensweisen können gegen Reiseübelkeit helfen:
- Wer unter Reisekrankheit leidet, sollte vor der Fahrt nur eine leichte, fettarme Mahlzeit einnehmen und auf Alkohol und Rauchen verzichten.
- Im Auto sollte man den Blick auf die Straße richten und nicht lesen. Zudem ist es ratsam, regelmäßige Pausen einzulegen und sich dabei zu bewegen. Oft hilft es, wenn während der Fahrt geschlafen wird.
- Auf dem Schiff raten Expert*innen dazu, sich möglichst an Deck und in der frischen Luft aufzuhalten. Der Blick sollte dabei in die Ferne gerichtet werden.
Antihistaminika kauen oder schlucken
Oft reichen die allgemeinen Tipps nicht aus, die Beschwerden zu unterdrücken. Dann kommen Antihistaminika zum Einsatz. Der Wirkstoff Dimenhydrinat blockiert im Gehirn die Weiterleitung von Impulsen, die Erbrechen und Übelkeit auslösen. Es gibt ihn als Tabletten, Reisekaugummi, Sirup, Zäpfchen und Sublingualtabletten.
Um ihre Wirkung zu entfalten, sollte Zäpfchen, Tabletten und Sirup etwa eine halbe bis eine Stunde vor Reise-Antritt verabreicht werden. Zäpfchen sind besonders gut geeignet, wenn der Brechreiz so stark ist, dass man mit Tabletten oder Sirup nichts mehr ausrichten kann.
Reisekaugummis mit Dimenhydrinat wirken besonders schnell und sind insbesondere als Stand-by-Medikament hilfreich. Sie müssen nur etwa 5 Minuten gekaut werden, damit sich der Effekt entfaltet. Danach spuckt man sie aus. Reisekaugummis sind für kleine Kinder nicht geeignet, Gleiches gilt für Träger*innen von Zahnprothesen.
Aufgrund ihrer möglichen Nebenwirkungen sollten Menschen mit bestimmten Erkrankungen keine Antihistaminika einsetzen. Dazu gehören u.a. das Engwinkelglaukom, akutes Asthma, eine vergrößerte Prostata und Epilepsie. Da Antihistaminika sehr müde machen (sedieren), dürfen sie auch nicht zusammen mit zentral dämpfenden Präparaten eingenommen werden. Wer unsicher ist, sollte vor einer Einnahme die Hausärzt*in fragen oder sich Rat in der Apotheke holen.
Alternativen zu Medikamenten
Ebenfalls die Reiseübelkeit lindern soll Ingwer. Wer ihn nicht als Tee oder roh zu sich nehmen möchte, kann auf Kapseln zurückgreifen. Spezielle Präparate sind auch für Kinder ab sechs Jahren zugelassen.
Eine weitere Option sind Armbänder, die Druck auf einen bestimmten, gegen Brechreiz wirkenden Akupressurpunkt ausüben.
Pflaster hinters Ohr
Kommt es trotz aller genannten Maßnahmen immer wieder zu einer schweren Reisekrankheit, kann man sich von der Ärzt*in Scopolamin verschreiben lassen. Dieses Medikament unterdrückt Übelkeit und Brechreiz, indem es das Brechzentrum und das Gleichgewichtsorgan beeinflusst. Scopolamin wird als Hautpflaster angeboten, das man sich spätestens fünf Stunden vor Reiseantritt hinters Ohr klebt. Es wird kontinuierlich über die Haut aufgenommen, ein Pflaster wirkt etwa 72 Stunden lang.
Quellen: pta heute / Gelbe Liste