Gesundheit heute

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME): Entzündung der Hirnhäute (allein oder kombiniert mit einer Entzündung des Gehirns und selten auch des Rückenmarks), verursacht durch bei einem Zeckenstich übertragene FSME-Viren. Bei Erwachsenen reichen die Beschwerden von grippeähnlichen Symptomen bis hin zu Lähmungen und Bewusstseinsstörungen, zudem besteht die Gefahr von bleibenden Schäden. Bei Kindern verläuft die Erkrankung meistens leicht und heilt folgenlos ab.

Behandelt wird die FSME rein symptomatisch, d. h. mit fiebersenkenden und schmerzlindernden Medikamenten. Zur Vorbeugung gibt es eine Schutzimpfung gegen FSME, ansonsten gilt es, Zeckenstiche durch Schutzmaßnahmen zu vermeiden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen
  • Später erneuter Fieberanstieg, (heftige) Kopfschmerzen, möglicherweise auch Nackensteifigkeit, Übelkeit und Erbrechen
  • Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen, Sprech- und Schluckstörungen und Bewusstseinsstörungen (bei zusätzlicher Entzündung des Gehirns).

Wann zum Arzt

Heute noch, wenn

  • oben genannte Beschwerden auftreten

Die Erkrankung

Epidemiologie und Übertragung

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis wird durch FSME-Viren ausgelöst, deren Hauptwirte Kleintiernager des Waldes und – selten– auch Ziegen sind. Zecken nehmen beim Stechen dieser Wirtstiere die FSME-Viren auf und übertragen sie dann durch Zeckenstiche auf Menschen. In Risikogebieten sind etwa 3 % der Zecken mit dem FSME-Virus infiziert – wobei nur ein Bruchteil der gestochenen Personen auch tatsächlich erkrankt. Als Risikogebiete gelten große Teile Süddeutschlands, aber auch einzelne Kreise in Rheinland-Pfalz, Hessen und sogar in Niedersachsen gehören laut Robert Koch-Institut inzwischen dazu (Links zu den aktuellen Karten siehe unter "Weiterführende Informationen").

FSME-Infektionen erfolgen vor allem zwischen März und November mit einem Gipfel in den Sommermonaten. Je nach "Zeckenaufkommen" schwanken die jährlichen Erkrankungszahlen, im Jahr 2017 wurden dem Robert Koch-Institut beispielsweise 485 FSME-Erkrankungen gemeldet.

Die meisten Menschen, die von einer mit FSME-Viren infizierten Zecke gestochen werden, zeigen 1–2 Wochen nach dem Stich allenfalls leichte grippeähnliche Beschwerden, die nach einigen Tagen wieder abklingen.

Bei knapp 10 % der Infizierten kommt es jedoch nach 3–4 Wochen zu erneutem Fieberanstieg und einer schweren Entzündung des Nervensystems. In 50 % dieser Fälle bleibt es bei einer reinen Hirnhautentzündung. Bei etwa 40 % der Patienten breitet sich die Entzündung jedoch zusätzlich auf das Gehirn aus und es entwickelt sich eine (Meningoenzephalitis) mit Lähmungen und Bewusstseinsstörungen. Sehr selten kommt es zu einer Entzündung des Rückenmarks (Myelitis).

Diagnosesicherung

Bei Verdacht auf FSME entnimmt der Arzt Blut und Liquor (Entnahme von Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit), um den Erreger direkt nachzuweisen oder nach Antikörpern gegen das FSME-Virus und Entzündungszeichen des Nervensystems zu suchen. Zusätzlich ist manchmal ein Kernspin des Gehirns oder Rückenmarks erforderlich, vor allem, um die wichtigste Differenzialdiagnose, die Herpes-simplex-Gehirnentzündung (Gehirnentzündung) abzugrenzen.

Differenzialdiagnosen. Je nach Ausprägung gibt es zahlreiche andere Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden wie eine FSME verursachen. Dazu gehört an erster Stelle – weil eine sofortige Behandlung erforderlich ist – die Herpes-simplex-Gehirnentzündung. Weitere mögliche Differenzialdiagnosen sind z. B. Hirnhautentzündungen und Hirnentzündungen anderer Ursachen (z. B. Borreliose, Influenza); stehen neurologische Symptome im Vordergrund aber auch Schlaganfall und Hirnblutung.

Behandlung

Patienten mit Verdacht auf eine Frühsommer-Meningoenzephalitis weist der Arzt in ein Krankenhaus ein, weil immer das Risiko einer dramatischen Verschlechterung besteht und sich zum Beispiel eine Atemlähmung entwickeln kann.

Gegen die Infektion selbst gibt es bisher keinen Wirkstoff. Ist die Krankheit ausgebrochen, behandeln die Ärzte die Beschwerden mit Schmerzmitteln und fiebersenkenden Medikamenten, z. B. mit Paracetamol oder Metamizol. Falls die Diagnose nicht eindeutig ist, empfehlen die Leitlinien beim geringsten Verdacht auf eine Herpes-simplex-Gehirnentzündung auch eine sofortige antivirale Behandlung mit Aciclovir (bis zur endgültigen Sicherung der Diagnose).

Bei etwa 5 % der Patienten wird eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich, weil sie eine schwere Bewusstseinsstörung oder Atemlähmung entwickeln. Ein Teil der Patienten benötigt aufgrund von Lähmungen und Sprachstörungen auch krankengymnastische oder logopädische Betreuung.

Prognose

Sind nur die Hirnhäute betroffen, heilt die FSME in der Regel folgenlos aus. Etwa 20 % der Patienten mit zusätzlicher Entzündung des Gehirns behalten dauerhaft Störungen zurück, z. B. Konzentrations- oder Koordinationsstörungen, Hör- oder Sprachschäden sowie Lähmungen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Vor einer Frühsommer-Meningoenzephalitis schützen die FSME- oder Zeckenimpfung und das Vermeiden von Zeckenstichen.

Zeckenimpfung

Die Zeckenimpfung (Encepur®, FSME-Immun®) ist ab dem vollendeten 1. Lebensjahr möglich und empfiehlt sich vor allem für Menschen, die in Risikogebieten leben und dort in Kontakt mit Zecken kommen. Geimpft wird insgesamt dreimal im Zeitraum von 9–12 Monaten. Erst dann besteht ein wirksamer Schutz. Die Impfung sollte alle 3–5 Jahre wiederholt werden, wenn weiterhin ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Der Impfstoff ist im Allgemeinen gut verträglich. Trotzdem sollten Kinder unter 3 Jahren erst nach sorgfältiger Risikoabwägung geimpft werden.

Risikogebiete für FSME sind in Deutschland vor allem Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz. Hinzu kommen weite Teile Österreichs und in der Schweiz. Da sich die Gebiete immer weiter ausbreiten sind jeweils die aktuellen Karten zu beachten (Links unter "Weiterführende Informationen").

Schutz vor Zeckenstichen

  • Zeckenorte meiden. Halten Sie sich möglichst nicht in hohem Gras und Unterholz auf. Zecken sitzen bodennah in der Vegetation, und zwar vor allem in einer Höhe von 30–60 cm. Sie fallen also nicht von den Bäumen, wie häufig behauptet wird.
  • Schützende Kleidung wählen. Tragen Sie beim Spazierengehen oder Wandern geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und lange Hosen. Ziehen Sie die Socken über die Hosenbeine, damit die Zecken nicht so leicht unter die Kleidung krabbeln können. Tragen Sie helle Kleidung – darauf können Sie Zecken besser erkennen.
  • Repellents verwenden. Sprühen Sie Hände, Hals und weitere unbedeckte Körperteile mit zeckenabweisenden Repellents ein.
  • Auf Zecken kontrollieren. Suchen Sie nach dem Spazierengehen oder Wandern Ihre Haut nach Zecken ab, vor allem die Kniekehle, Arme, Hals und Kopf und Intimbereich.
  • Beratung suchen. Informieren Sie sich über die Risikogebiete und lassen Sie sich beraten, ob bei Ihnen eine Impfung gegen FSME sinnvoll ist.
  • Hunde und Katzen vor Zecken schützen! Achten Sie darauf, dass Ihr Haustier keine Zecken mit nach Hause bringt. Vorbeugend wirken sogenannte Spot-on-Lösungen, die direkt auf die Haut aufgebracht werden oder spezielle Zeckenhalsbänder. Inzwischen gibt es auch Tabletten, die bis zu 3 Monate lang gegen Zecken wirken. Die Wirkstoffe der Tabletten schaden den Zecken jedoch in der Regel erst nach dem Biss. Damit verhindern die Tabletten die Kranheitsübertragung an Hund oder Katze. Wird die Zecke jedoch nur im Fell mitgebracht, nimmt sie den Wirkstoff nicht auf und kann sich noch ein anderes Opfer suchen. Daher sollte hier das Fell trotzdem noch auf mitgebrachte Zecken kontrolliert werden.

Weiterführende Informationen

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Von: Dr. med. Nicole Menche in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Verkürzen Albträume das Leben?

Nächtliche Horrortrips belasten den Organismus ähnlich stark wie ein im Wachzustand erlebter Stress.

Verkürzen Albträume das Leben?

Nächtliche Horrortrips

Wer mehr als einmal die Woche von Albträumen heimgesucht wird, lebt gefährlich. Denn dann steigt das Risiko, vor dem 70. Geburtstag zu sterben.

Stressiger Fall ins Bodenlose

Albträume sind Träume, die von intensiven negativen Gefühlen geprägt sind. Beim Fall ins Bodenlose, der Flucht vor einer Gefahr oder dem Erleben des Todes einer geliebten Person schüttet der Körper ein Maximum an Stresshormonen aus. Es kommt zu Herzrasen, Schwitzen und schneller Atmung, und der Betroffene erwacht.

Albträume setzen den Körper also schwer unter Stress. Kommt das immer wieder vor, könnte durch die jeweilige Cortisolausschüttung die zelluläre Alterung vorangetrieben werden. Ob häufige Albträume dadurch das Altern beschleunigen und das Risiko für vorzeitiges Sterben erhöhen, haben britische Forscher*innen untersucht.

Risiko für frühen Tod verdreifacht

Sie analysierten sechs Studien mit rund 186000 Menschen, in denen Albträume miterfasst worden waren. Von rund 87000 Personen lagen Langzeitdaten über bis zu 19 Jahren vor. 174 davon verstarben verfrüht, also vor ihrem 70. Lebensjahr. Menschen mit mindestens einem Albtraum pro Woche hatten ein dreimal so hohes Risiko für einen frühen Tod als Menschen, die weniger als einmal im Monat schlecht träumten, berechneten die Forschenden.

Biologische Alterung beschleunigt

Bei etwa 1000 Studienteilnehmenden war mittels Bluttests das biologische Alter erfasst worden. Dabei zeigte sich, dass diejenigen mit häufigen nächtlichen Horrortrips tatsächlich biologisch älter waren als ihr wahres kalendarisches Alter. Das könnte erklären, warum Menschen mit häufigen Albträumen früher sterben, sagten die Forschenden.

In welchem Maß Albträume zum beschleunigten Altern und einem vorzeitigen Tod beitragen, muss weiter untersucht werden. Es gibt erste Studien, in denen schlafspezifische Psychotherapien gegen Albträume das biologische Altern wieder normalisieren konnten. Ob dies tatsächlich gelingt, müssen größere Studien bestätigen.

Horrorfilme besser meiden

In jedem Fall können Menschen mit häufigen Albträumen etwas dagegen tun: Die Studienautor*innen empfehlen, Horrorfilme vor dem Einschlafen zu meiden. Außerdem hilft erwiesenermaßen die kognitive Verhaltenstherapie gegen nächtliche Horrortrips.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Olena Holubova / Alamy / Alamy Stock Photos