Gesundheit heute
Krätze
Krätze (Scabies): Durch weibliche Krätzmilben (Sarcoptes scabiei) hervorgerufene ansteckende Hautkrankheit. Diagnostisch wegweisend ist der starke, vor allem nächtliche Juckreiz, die Hauterscheinungen variieren je nach Ausmaß von kommaförmigen Papeln bis zu verkrusteten Läsionen. Untermauert wird die Verdachtsdiagnose durch den mikroskopischen Nachweis von Milben, ihren Eiern und Milbenkot in abgeschabten Hautpartikeln.
Zum Abtöten der Krätzmilben kommen Cremes und Lotionen zum Einsatz, in schweren Fällen müssen die Anti-Krätzmittel auch oral eingenommen werden. Um eine erneute Infektion zu vermeiden ist es notwendig, Bettwäsche, Kleidung, Stofftiere und andere körpernahe Textilien und Gegenstände durch Hygienemaßnahmen von Krätzmilben zu befreien.
Symptome und Leitbeschwerden
- Vor allem nächtlicher Juckreiz
- Gewundene, millimeterlange tastbare Milbengänge mit dunklen Pünktchen am Gangende (Milbenhügel)
- Später Papeln, Knötchen, Bläschen und Verkrustungen
- Kratzeffekte.
Wann zum Arzt
Am gleichen Tag, wenn
- oben genannte Beschwerden oder Hautanzeichen auftreten.
Die Erkrankung
Epidemiologie
Die Krätze ist weltweit verbreitet, nach Daten der WHO sind weltweit 300 Millionen Menschen an ihr erkrankt. Wie viele Personen in Deutschland infiziert sind, ist unklar, da die Krätze nur meldepflichtig ist, wenn sie in Einrichtungen wie z. B. Kitas, Gefängnissen oder Pflegeheimen auftritt. Die Datenlage ist laut Robert Koch-Institut daher sehr lückenhaft. Seit einigen Jahren werden jedoch mehr Anti-Krätzemittel verordnet, weshalb Expert*innen von einer Zunahme der Erkrankung ausgehen.
Die Krätze kann Menschen jeden Alters betreffen, durch vermehrte Nähe beim Stillen, Kuscheln und Geschlechtsverkehr werden aber vor allem Säuglinge, Kleinkinder und Personen zwischen 15 und 45 Jahren von der Krätzmilbe befallen.
Übertragung
Die Übertragung der Krätzmilben erfolgt vor allem direkt durch engen körperlichen Kontakt (auch beim Geschlechtsverkehr), seltener indirekt über gemeinsam benutzte Gegenstände wie Kleidung, Kissen, Bettwäsche, Kuscheltiere oder Blutdruckmanschetten. Dabei ist Krätze keine Folge mangelhafter Hygiene – sie kommt auch in den besten Familien vor. Bevor die Infektion bemerkt wird, vergehen meist bis zu 8 Wochen. Die ersten Beschwerden zeigen sich erst 3–4 Wochen nach Ansteckung. An Krätze Erkrankte sollten Gemeinschaftseinrichtungen wie Schule oder Kindergärten nicht besuchen.
Klinik und Lokalisation
Das Milbenweibchen bohrt Gänge in die Hornschicht der Haut. Dort legt es seine Eier ab, aus denen sich binnen 3 Wochen neue Milben entwickeln. Bei genauem Hinsehen sind die bis zu 1 cm langen Milbengänge an den betroffenen Hautstellen als winzige gerötete Linien mit leicht erhöhtem Ende sichtbar, später kommen oft kleine rötliche Knötchen und Bläschen hinzu. Insbesondere bei Kindern bilden sich manchmal auch 1–2 cm große braunrote Knoten, bevorzugt an Rumpf und Genitalien.
Bevorzugt befallen werden Hautbereiche mit sehr dünner Haut, z. B.
- zwischen den Fingern oder den Zehen
- an den Handgelenken, Ellenbeugen
- am inneren Fußrand
- an Brustwarzen und am Penis
- an Kopf, Gesicht, Hand- und Fußsohlen (bei Säuglingen).
Der begleitende quälende Juckreiz entsteht als Reaktion auf den Milbenkot. Er nimmt bei Wärme (z. B. nachts im Bett) zu und verleitet zum Aufkratzen der Haut.
Sonderformen
Scabies crustosa (Krustenkrätze). Diese Variante der Krätze ist hoch ansteckend und trifft vor allem Menschen, deren Immunabwehr geschwächt ist. Die Haut ist massenweise von Milben befallen, es bilden sich Krusten und Borken auf rotem Grund. Weil die Immunreaktion geschwächt ist, empfinden die Betroffenen oft keinen Juckreiz. Patient*innen mit einer Scabies crustosa werden isoliert und sowohl äußerlich als auch innerlich mit Anti-Krätzmitteln behandelt.
Scabies nodosa. Sehr seltene Form der Krätze mit verstärkter Immunreaktion auf den Milbenkot. Typisch sind stark juckende Knötchen, die sich erst lange nach Behandlung zurückbilden. Betroffen sind meist Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen, vor allem am Genital, in der Analregion und in den Achselhöhlen.
Komplikationen
Die durch das Kratzen verletzte Haut neigt zu bakteriellen Infektionen, die sich in eitrigen Pustelausschlägen ( Impetigo) äußern.
Diagnosesicherung
Wegweisend für die Diagnose sind der nächtliche Juckreiz und enger Kontakt zu Betroffenen in der unmittelbaren Umgebung. Um die Krätze von Hauterkrankungen mit ähnlichem Erscheinungsbild, z. B. einer Kontaktallergie oder Neurodermitis zu unterscheiden, hat die Ärzt*in folgende Möglichkeiten:
- Untersuchung von Hautmaterial mit dem Lichtmikroskop: Hierzu öffnet sie mit einer Nadel oder einem Skalpell einen Milbengang am blinden Ende (also am Milbenhügel) und schabt den Ganginhalt auf einen Objektträger. Unter dem Mikroskop lassen sich dann meist Milben, Eier und Milbenkot erkennen.
- Untersuchung der Haut mit dem Auflichtmikroskop (Dermatoskopie). Hierbei benutzt die Ärzt*in eine besonders stark beleuchtete Lupe, die er direkt auf die erkrankte Hautstelle aufsetzt. Dabei erkennt sie die Milben oft an ihrer dreieckigen Form.
- Klebebandtest. Nach Aufkleben eines durchsichtigen Klebebandes auf eine verdächtige Hautstelle zieht die Ärzt*in den Klebefilm ruckartig ab und untersucht ihn unter dem Mikroskop auf Milbenkot, Eier und Milben. Der Klebebandtest ist für empfindliche Haut nicht geeignet.
Differenzialdiagnose. Die Krätze kann mit vielen juckenden Hauterkrankungen verwechselt werden, z. B. mit der Neurodermitis, Pilzerkrankungen der Haut, oder dem allergischen Ekzem. Wichtige Differenzialdiagnose für die Krätze, bei der sich Krusten ausgebildet haben, ist die Schuppenflechte.
Behandlung
Die Behandlungsziele bei der Krätze sind das Abtöten der Milben (und damit die Beendigung der Ansteckungsgefahr) und die Linderung des quälenden Juckreizes (und dadurch das Abheilen der Hautläsionen). Um erneute Infektionen zu vermeiden, muss außerdem die Umgebung des Infizierten saniert werden. Maßnahmen, mit denen man Milben aus Kleidung, Bettwäsche, Kuscheltieren und Heimtextilien entfernt, lesen Sie unter "Ihr Apotheker empfiehlt".
Die gewöhnliche Krätze kann zu Hause behandelt werden. Patient*innen mit einer Scabies crustosa weist die Ärzt*in meist in ein Krankenhaus ein, wo sie wegen der hohen Ansteckungsgefahr bis zum Behandlungsende isoliert werden.
Abtöten der Milben
Äußerlich anzuwendende Wirkstoffe. Zur Behandlung der Krätze stehen Salben, Emulsionen oder Gele mit milbenabtötenden Wirkstoffen zur Verfügung. Um die Milben vom Körper zu beseitigen, muss die gesamte Haut vom Hals abwärts behandelt werden. Da Krätze ansteckend ist, gilt dieses Vorgehen für die komplette Familie. Bei Säuglingen und Kleinkindern behandelt man Kopf und Kopfhaut mit, lediglich die Region um Augen, Nase und Mund werden ausgespart. Folgende Wirkstoffe stehen zur Verfügung:
- 5%ige Permethrin-Salbe (z. B. Infectoscab®) tötet die Krätzmilben bereits bei der ersten Behandlung ab. Dieses Insektizid ist trotz seiner stärkeren Wirkung für den Menschen weniger giftig als das früher eingesetzte Hexachlorcyclohexan (= Lindan, z. B. in Jacutin® Gel), bei dem darüber hinaus mehrere Behandlungen nötig sind. Permethrin ist Mittel der 1. Wahl für Patienten aller Altersklassen. Es ist auch Mittel erster Wahl bei Schwangeren und Stillenden, muss jedoch Off-Label angewendet werden, da es wie alle anderen Anti-Krätzmittel für Schwangere und Stillende nicht zugelassen ist.
- 25%iges Benzylbenzoat als Emulsion wird an 3 aufeinander folgenden Tagen auf die Haut aufgetragen und dann am 4. Tag abgewaschen bzw. abgeduscht. Als Emulsion eignet es sich auch zur Behandlung von befallener Kopfhaut. Für Kinder wird 10%ige Emulsion verwendet.
- Crotamiton als 10%ige Lösung, Creme oder Salbe wird an 3–5 Tagen aufgetragen und danach abgewaschen.
Hinweis: Bei Babys und Kleinkindern sollten nach dem Einreiben die Hände verbunden und die Körperhaut vollständig abgedeckt werden, damit der Wirkstoff nicht von der Haut abgeleckt werden kann.
Hinweis: Auch Haustiere (besonders Katzen) sollten unbedingt von behandelter Haut ferngehalten werden. Da sich Hund und Katze beim Menschen mit Krätzmilben anstecken können (und diese dann wieder auf den Menschen übergehen können), sollten sie im Verdachtsfall am besten in der Tierarztpraxis vorgestellt werden. Dort erhalten sie die passende Behandlung.
Innerlich anzuwendende Wirkstoffe. Seit Mai 2016 ist in Deutschland eine systemische Behandlung mit Ivermectin-Tabletten (Scabioral®) möglich. Einzunehmen sind einmalig 200 µg pro Kilogramm Körpergewicht. Empfohlen wird die systemische Behandlung bei immunsupprimierten Patient*innen und Patient*innen, die auf Permethrin-Salbe nicht ansprechen. Eine weitere Indikation sind großflächige Ekzeme. Zusätzlich eignet sich Ivermectin zur Behandlung von Betroffenen, bei denen eine korrekte Behandlung mit äußerlichen Mitteln nicht zu gewährleisten ist, etwa bei körperlichen und geistigen Behinderungen oder organisatorischen Schwierigkeiten.
Wiederholung der Therapie. In folgenden Fällen ist es empfehlenswert, die lokale oder orale Therapie nach 7 bzw. 14 Tagen zu wiederholen:
- Abwehrgeschwächte Patient*innen
- Ausgedehnte Krätze
- Zeichen einer aktiven Infektion nach 14 Tagen (Papeln, Gänge, mikroskopischer Nachweis)
- Krätze in Gemeinschaftseinrichtungen (um Infektionsketten zu unterbrechen)
- Scabies crustosa.
Behandlung des Juckreizes
Gegen den quälenden Juckreiz, der die Betroffenen vor allem nachts um den Schlaf bringt, verordnet die Ärzt*n juckreizstillende Mittel wie orale Antihistaminika (z. B. Levocetirizin oder Desloratidion) oder niedrig-dosierte Kortison-Salben.
Dauer der Ansteckungsgefahr
Nach abgeschlossener Behandlung mit einem Anti-Krätzemittel zum Einreiben oder 24 Stunden nach Einnahme von Ivermectin gelten Betroffene mit gewöhnlicher Krätze nicht mehr als ansteckend, d. h. Kinder können wieder in die Schule oder Kindertagesstätte gehen.
Patient*innen mit einer Scabies crustosa sind hochansteckend und müssen während ihrer gesamten Behandlungszeit (etwa 2 Wochen) isoliert bleiben.
Sind Personen einer Gemeinschaftseinrichtung an einer Krätze erkrankt, gelten besondere Bestimmungen. So werden Kontaktpersonen und (behandelte) Infizierte über 6 Wochen lang mehrfach nachuntersucht und müssen der Gemeinschaftseinrichtung fernbleiben, bis eine Weiterverbreitung ausgeschlossen ist.
Prognose
Oft dauert es nach der Therapie noch mehrere Tage oder sogar Wochen, bis die Hautveränderungen und der Juckreiz abklingen. Dies ist kein Hinweis auf eine unzureichende Wirkung, sondern auf eine allergische Reaktion, die von dem verbleibenden Kot sowie den abgetöteten oder geschädigten Milben ausgelöst wird.
Ihr Apotheker empfiehlt
Sanierung der Umgebung
- Beziehen Sie nach der Behandlung die Betten neu und wechseln Sie die Kleidung.
- Waschen Sie Kleider, Handtücher, Bettwäsche, Pantoffeln und Stofftiere mindestens 10 Minuten bei 60 °C. Falls eine solche Wäsche nicht möglich ist, können Sie auch ein Heißdampfgerät benutzen.
- Alternativ frieren Sie Textilien (auch Kuscheltiere und andere „körpernahe“ Gegenstände) für 2 Stunden bei −25 °C ein, um die Milben abzutöten. Herkömmliche Tiefkühltruhen kühlen jedoch häufig nur auf −18 °C, ob diese Temperatur zum Abtöten der Krätzmilben ausreicht ist ungewiss, es liegen dazu keine Daten vor.
- Sie können Kuscheltiere, Pantoffeln und andere Textilien auch in einen Plastiksack stecken und diesen 72 Stunden lang bei 21 °C konstanter Temperatur lagern.
- Saugen Sie Möbel wie Sofas, Sessel oder Betten sowie Fußbodenbeläge sorgfältig mit dem Staubsauger ab. Außerhalb des menschlichen Körpers überleben die Milben bei normaler Raumtemperatur und Luftfeuchte höchstens 2–4 Tage, bei kühlerer und feuchter Luft (z. B. in Kellern) auch bis zu 14 Tagen.
- Bei Skabies crustosa müssen Sie auch die Matratze der Patient*in dekontaminieren. Das gelingt z. B., indem Sie die Matratze 7 Tage unbenutzt bei einer Raumtemperatur von mindestens 21 °C lagern.
Komplementärmedizin
Pflanzenheilkunde. Als wirksam hat sich die äußerliche Anwendung von 5%igem Teebaumöl erwiesen. In Versuchen verendeten Krätzmilben innerhalb von wenigen Stunden nach Einreibungen mit Teebaumöl.
Hydrotherapie. Unterstützend zur medikamentösen Behandlung können Bäder mit Hopfen, Baldrian, Rosmarin oder Melisse genommen werden. Auch ansteigende Arm- und Fußbäder (z. B. angereichert mit ätherischen Ölen aus Kampfer, Nelken oder Lavendel), oder Ölbäder sind empfehlenswert.
Weiterführende Informationen
RKI-Ratgeber zur Krätze unter https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Skabies.html
Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz - IfSG):§ 34 unter https://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__34.html

Menschen mit Hyperhidrose müssen ihre Hemden oft mehrmals am Tag wechseln.
Das hilft gegen Schwitzen
Den Hahn abdrehen
Schwitzen ist gesund: Es reguliert die Körpertemperatur, schützt die Haut und trägt sogar zur Ausscheidung von Stoffwechselprodukten bei. Doch häufig stört der Schweiß auch - etwas durch unangenehmen Geruch oder dunkle Schwitzflecken unter den Armen. Zum Glück lässt sich das mit Deos und Cremes gut in den Griff bekommen. Und auch bei übermäßigem, krankhaftem Schwitzen gibt es einige Methoden, nasse Hände und Achseln zuverlässig trockenzulegen.
Ohne Schweiß geht´s nicht
Etwa drei Millionen Schweißdrüsen sind in der menschlichen Haut verteilt. Allerdings kommen sie nicht überall vor: Die meisten davon finden sich in den Achselhöhlen, an den Fußsohlen, den Handflächen und der Stirn. Ganz ohne Schweißdrüsen kommen dagegen die Lippen und die Eichel aus.
Hauptfunktion von Schweiß ist, den Körper vor Überhitzung zu schützen. Steigt die Körpertemperatur, wird vermehrt Schweiß produziert und über die Poren ausgeschieden. Auf der Haut verdunstet er und sorgt für Abkühlung.
Eine weitere wichtige Aufgabe des Schwitzens ist der Schutz vor Krankheitserregern. Denn Schweiß hat einen sauren ph-Wert und trägt zum natürlichen Säureschutzmantel der Haut bei. Dieser bewahrt die Haut nicht nur vor dem Austrocknen, er hemmt auch das Wachsen von Mikroorganismen. Zusätzlich befindet sich in menschlichem Schweiß ein Eiweiß, das als natürliches Antibiotikum wirkt (Dermcidin).
Schweiß dient auch der Kommunikation zwischen Menschen. In ihm sind Botenstoffe wie Pheromone, die unbewusst wahrgenommen werden und Angst oder sexuelle Anziehung auslösen können. Schlussendlich kann der Körper über den Schweiß auch Stoffwechselprodukte wie Harnstoff oder Alkohole ausscheiden. Damit unterstützt er die Leber und die Nieren.
Hinweis: Schweiß besteht zu 99% aus Wasser, dazu kommen u.a. Harnstoff, Elektrolyte, Mineralstoffe, Eiweiße und Fette. Frischer Schweiß ist geruchlos. Erst wenn ihn die Bakterien auf der Haut zersetzen, entstehen die unangenehm riechenden Substanzen Ameisensäure, Buttersäure und Essigsäure.
Was uns schwitzen lässt
Die Schweißdrüsen eines Erwachsenen produzieren pro Tag etwa 0,2 bis 1,0 L Schweiß. Bei hohen Temperaturen, Stress oder starker körperlicher Anstrengung kann die Menge sogar auf bis zu 10 Liter und mehr gesteigert werden.
Stimuliert wird das Schwitzen bei Gesunden durch zahlreiche Auslöser:
- erhöhte Körpertemperatur durch Hitze oder anstrengende körperliche Aktivitäten
- Ausschüttung von Stresshormonen bei Stress, Angst, Nervosität und Aufregung
- hormonelle Veränderungen, wie z. B. In der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren
- Konsum von Substanzen, die über das vegetative Nervensystem die Schweißbildung anregen (Kaffee, Tee, scharfe Gewürze oder Nikotin).
Neben diesem normalen Schwitzen gibt es jedoch auch das krankhafte Schwitzen, die sogenannte Hyperhidrose. Dabei handelt es sich um eine übermäßige, kaum kontrollierbare Schweißproduktion, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränkt. Ohne jede Ursache kommt es bei ihnen nicht nur zu tropfnassen Händen. Häufig schwitzen sie so stark, dass sie mehrmals am Tag Hemd oder Bluse wechseln müssen. Das Schwitzen belastet nicht nur psychisch, es hat oft auch körperliche Folgen. Denn auf den betroffenen Hautarealen drohen Rötungen, Entzündungen und Infektionen. Etwa 1-2% der deutschen Bevölkerung leiden an dieser Erkrankung, deren Ursache weitgehend unbekannt ist.
Hinweis: Starkes Schwitzen reicht für die Diagnose Hyperhidrose nicht aus. Eine Hyperhidrose besteht erst ab einer Schweißproduktion von mehr als 20 mg/min an der Handfläche bzw 50 mg/min unter den Achseln. Gemessen wird die Schweißproduktion mit Filterpapier oder Sensoren in der Hautarztpraxis.
Den Schweiß bändigen
Es gibt einige allgemeine Tipps, die gegen das Schwitzen empfohlen werden. Dazu gehört das Tragen luftiger Kleidung, am besten aus natürlichen Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Seide. Meist wird zu Zurückhaltung bei scharfen Speisen, Alkohol und koffeinhaltigen Getränken geraten. Ob dies im Einzelfall gegen das unerwünschte Schwitzen nützt, sollte ausprobiert werden.
Immer anzuraten ist eine regelmäßige Körperhygiene. Entfernt man die Achselhaare, kann der Schweiß besser von der Haut verdunsten. Zudem wird dadurch die Ansiedelung von Bakterien, die den Schweiß zersetzen, vermindert. Das reduziert zumindest den unangenehmen Geruch.
Vor allem aber helfen Deodorants bei starkem Schwitzen. Es gibt sie als Spray, als Creme, als Roller oder Stick. Fachlich unterscheidet man zwischen Deodorants, die den Geruch vermindern und „übertünchen“ und Antitranspiranzien, die die Schweißbildung hemmen. Viel Produkte kombinieren beide Wirkarten, weshalb man heute meist übergeordnet von „Deos“ spricht. Deos wirken folgendermaßen gegen das Schwitzen und seine Folgen:
- Überdecken des Körpergeruchs, z. B. mit Duft und Parfümstoffen. Produkte mit ausschließlich duftender Wirkung enthalten meist starke ätherische Öle, z. B. aus Zitrone, Orange, Grapefruit, Vanille, Lavendel oder Zedernöl.
- Verringerung der für den Schweißgeruch verantwortlichen Mikroorganismen, z.B. mit Zinksalzen.
- Reduktion der Schweißsekretion, insbesondere durch Aluminiumchlorid. Aluminium verstopft die Schweißdrüsen und verhindert dadurch, dass der Schweiß austritt und an die Hautoberfläche gelangt. Außerdem wirkt es antibakteriell und reduziert dadurch den Schweißgeruch. Die Konzentrationen der angebotenen Produkte variieren von 3 bis 20%, hochdosierte Aluminiumdeos sollen laut Hersteller bis zu fünf Tage wirken.
Aluminium in Deos und anderen Kosmetika wurde vor einiger Zeit verdächtigt, das Risiko für Brustkrebs und Alzheimer zu erhöhen. In einer aktuellsten Stellungnahme vom 6. Oktober 2023 resümiert das Bundesinstitut für Risikobewertung auf der Grundlage dreier Studien, dass „[…] die Wahrscheinlichkeit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung durch den regelmäßigen Gebrauch von aluminiumhaltigen Kosmetika insgesamt nach gegenwärtigem wissenschaftlichem Kenntnisstand sehr niedrig ist“.
Hinweis: Sprays sind hygienischer als Deoroller. Denn bei Deorollern werden beim Benutzen hauteigene Bakterien in das Innere der Flasche transportiert, wo sie sich ungehindert vermehren können.
Gegen Schwitzfüße und schwitzende Hände
Zur Behandlung stark schwitzender Hände und Füße gibt es eine Salbe zum Auftragen auf die Haut. Sie enthält Methenamin (Hexamethylentetramin), das beim Kontakt mit Schweiß Formaldehyd freisetzt. Formaldehyd lässt die Eiweiße im Schweiß verklumpen, wodurch die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen teilweise verstopft werden. Auf diese Weise verringert sich an den behandelten Stellen die Schweißabgabe. An den Füßen trägt man die Paste zwei Mal pro Woche auf, am besten lässt man sie über Nacht einwirken. Nach etwa ein bis zwei Wochen setzt die Wirkung ein.
Zusätzlich kann man bei Schwitzfüßen Einlagen mit Silberfäden oder Fußsprays mit Silberionen verwenden. Silber hat eine stark antibakterielle Wirkung und hemmt die Vermehrung geruchsbildender Bakterien. Einlagen aus Zedernholz sind auch hilfreich, sie absorbieren übermäßigen Schweiß. Fußpuder in den Schuhen und auf den Füßen saugen den Schweiß ebenfalls auf.
Tipp: Ebenfalls hilfreich bei Schwitzfüßen sind Fußbäder, vor allem mit Salbei und Eichenrinde. Die ätherischen Öle von Salbei wirken antibakteriell, und die in Eichenrinde vorhandenen Gerbstoffe (Tannine) ziehen die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen zusammen.
Starke Geschütze gegen krankhaftes Schwitzen
Bei einer Hyperhidrose reichen die genannten Maßnahmen meist nicht aus, um die sehr große Menge an Schweiß einzudämmen. Für diese Fälle gibt es weitere Maßnahmen gegen das Schwitzen.
Medikamente. Bei ausgeprägter Hyperhidrose können Tabletten helfen, die über das vegetative Nervensystem die Schweißproduktion hemmen. Dabei handelt es sich um sogenannte Anticholinergika oder Psychopharmaka, die anticholinerg wirken. Auf Dauer wird dazu nicht geraten, da die Präparate zahlreiche Nebenwirkungen haben. Dazu gehören Mundtrockenheit, Harnverhalt, Sehstörungen und Verstopfung. In schweißtreibenden Situationen wie Prüfungen oder Vorstellungsgesprächen können die Substanzen aber vorübergehend nützlich sein.
Leitungswasser-Iontophorese. Bei dieser Methode handelt es sich um Stromwasserbäder, mit denen man Hände und Füße recht gut trockenlegen kann. Anfangs sind mehrere 10- bis 20minütige Bäder pro Woche nötig, was recht aufwendig ist. Wenn ein Effekt eingetreten ist, reichen pro Woche ein bis zwei Iontophoresen. Bei diagnostizierter Hyperhidrose ist es möglich, ein Heimgerät zu bekommen.
Thermische Zerstörung der Schweißdrüsen. Hautärzt*innen bieten oft auch die thermische Zerstörung der Schweißdrüsen an, z. B. mit Radiofrequenz, Laser oder Ultraschall. Dies ist bisher nur in den Achselhöhlen möglich. Wie erfolgreich die Verfahren sind, kann man bisher noch nicht genau sagen, dazu ist die Datenlage zu dünn. Ein Nachteil ist, dass mit diesen Methoden nicht nur (gewollt) die Schweißdrüsen, sondern auch andere Strukturen der Haut geschädigt werden. Besonders gefährdet sind Nerven und Fettgewebe.
Botoxbehandlung. Recht erfolgversprechend ist dagegen die Behandlung mit Botox. Dabei spritzt die Ärzt*in mit einer sehr feinen Nadel Botulinumtoxin in definierte Punkte. Bei der Achselhöhle meist 15 bis 20 Mal, an Händen und Füßen sind bis zu 50 Injektionen erforderlich. Das gespritzte Botox hemmt das aus den Nerven freigesetzte Acetylcholin daran, die Schweißdrüsen zu aktivieren. Dadurch wird die Schweißproduktion für etwa drei Monate gedrosselt, oft hält der Effekt auch länger an. Die Erfolgsrate liegt bei 80 bis 90%. Patient*innen, die damit gute Erfahrung gemacht haben, lassen sich meist zwei- bis dreimal pro Jahr behandeln. Wichtig ist, dass Botox für die Behandlung der Hyperhidrose an der Achselhöhle explizit zugelassen ist. An Händen und Füßen wirkt es ebenfalls, dort wird es jedoch mangels Zulassung off label eingesetzt. Nebenwirkungen sind selten, es kann zu vorübergehenden Gefühlsstörungen oder Abschwächung der Handmuskulatur kommen.
Saugkürettage. Eine weitere effektive Methode ist die operative Entfernung der Schweißdrüsen. Bei diesem minimal-invasiven Eingriff schabt und saugt die Ärzt*in die Schweißdrüsen mit Küretten und Saugkanülen ab. Danach wird die Wunde mit einer Naht oder Klammer verschlossen. Die kleine Operation dauert etwa eine bis zwei Stunden und kann nur in den Achselhöhlen durchgeführt werden. Seltene Nebenwirkungen sind u.a. vorübergehende Gefühlsstörungen durch Verletzung von Hautnerven.
Sympathikusblockade. In sehr schweren Fällen empfehlen die Ärzt*innen auch manchmal die endoskopische Sympathikusblockade. Dabei werden die Nervenfasern, die das Schwitzen steuern, im Rahmen einer sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie gezielt unterbrochen oder mit Clips blockiert. Für Hände, Achseln und Gesicht geschieht dies im oberen Bereich der Wirbelsäule. Bei Hyperhidrose der Füße durchtrennt oder blockiert man die für das Schwitzen verantwortlichen Teile des Sympathikusnervs im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Erfolgsquoten sind hoch, das Schwitzen an den Händen wird bei bis zu 95% der Betroffenen abgestellt, das Schwitzen unter den Achseln bei bis zu 80%. Allerdings besteht das Risiko des kompensatorischen Schwitzens: Etwa die Hälfte der mit Sympathikusblockade behandelten Patient*innen berichtet, dass sie nach dem Eingriff an anderen Bereichen des Körpers vermehrt schwitzen – was die meisten jedoch als weniger störend empfinden.
Quellen: DAZ, Universitätsspital Zürich