Gesundheit heute
Akne
Akne (Acne vulgaris): Hauterkrankung, die mit Vergrößerung der Talgdrüsen, vermehrter Talgproduktion und dadurch begünstigten Entzündungen einhergeht. Sie tritt bevorzugt in der Pubertät auf und heilt in der Regel bis zum dritten Lebensjahrzehnt von allein ab.
Die Akne ist eine der häufigsten Hautkrankheiten überhaupt. Fast jeder Mensch hat in seiner Jugend mehr oder weniger stark ausgeprägte Pubertätspickel, denn eine der Ursachen ist ein vorübergehender Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen (Testosteron und andere Androgene) in der Pubertät. Daher verläuft eine Akne bei Jungen meist stärker als bei Mädchen. Neben Hormonen können aber auch Medikamente, Bakterien und Verhornungsstörungen eine Akne auslösen oder begünstigen.
In der Mehrzahl ist die Akne eine vorübergehende Erscheinung und lässt sich mit Hautreinigung und -pflege beherrschen. Schwere Akneformen erfordern jedoch eine medikamentöse Therapie mit externen und/oder internen Aknemitteln (Salben, Lotionen oder Gelen bzw. Tabletten).
Symptome und Leitbeschwerden
- Knötchen, Eiterbläschen und Mitesser auf allgemein fettiger Haut, bevorzugt im Gesicht, an Hals und Dekolleté und am Rücken
- Als Folgephänomen (das sich verselbstständigen kann) zwanghaftes Kratzen, Knibbeln und Drücken an betroffenen Stellen
- Im Verlauf Abszesse oder Narben.
Wann zum Arzt
Demnächst bei
- vermehrtem Auftreten von Mitessern
- Pusteln oder Papeln.
Die Erkrankung
Die Akne ist eine der häufigsten Hauterkrankungen überhaupt. Bis zu 80 % der Jugendlichen in Deutschland sind von ihr betroffen, Jungen und junge Männer meist stärker als Mädchen. Im späteren Alter trifft es dagegen vor allem das weibliche Geschlecht: In westlichen Industrieländern leiden etwa 40–50 % der Frauen zwischen 30 und 40 Jahren an einer Spätakne (Acne tarda) mit Mitessern, Pusteln und Papeln.
Krankheitsentstehung
Wie und warum sich eine Akne genau entwickelt ist noch nicht vollständig geklärt. Die Experten gehen von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren aus. Die wichtigsten sind:
Seborrhö (Überproduktion von Hautfetten durch die Talgdrüsen): Bei vermehrter Produktion von Talg durch die in der Lederhaut gelegenen Talgdrüsen kann dieser nicht mehr schnell genug an der Hautoberfläche abfließen und der Talg sammelt sich in den Talgdrüsen an.
Verhornungsstörungen. Bei Aknepatienten sterben die Hornzellen in der Oberhaut schneller ab, was allgemein als Verhornungsstörung bezeichnet wird. Die Hornzellen verkleben miteinander und bilden zusammen mit dem Talg einen Pfropf im Ausführungsgang der Talgdrüse. Der Pfropf, der den Talgabfluss zusätzlich behindert, ist unter dem Namen Mitesser (Komedo) bekannt. Erreicht er die Hautoberfläche, wird er durch den Hautfarbstoff Melanin dunkel getönt; diese Verfärbung ist jedoch keinesfalls ein Hinweis auf mangelhafte Hygiene.
Bakterienkolonisation. Unter einem Mitesser siedeln sich häufig Bakterien (Propionibakterien) an, die zu eitrigen Entzündungen führen; rote schmerzhafte Knötchen und eitrige Bläschen sind die sichtbaren Folgen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die oben geschilderten Vorgänge in der Haut werden durch verschiedene Ursachen ausgelöst oder aufrechterhalten:
- Hormonelle Einflüsse: Männliche Hormone stimulieren die Talgproduktion, Östrogene hemmen sie. Akne ist deshalb typisch für die Pubertät, für Zeiten, in denen die Hormone schwanken (vor der Menstruation, nach dem Absetzen der Pille, in der Schwangerschaft) und für Erkrankungen, bei denen männliche Hormone im Überschuss vorhanden sind (z. B. beim Hirsutismus)
- Genetische Veranlagung, z. B. erhöhte Werte des Wachstumsfaktors IGF-1
- Medikamente wie z. B. Kortison, Verhütungsmittel, DHEA-S (Steroidakne), Anabolika (Dopingmittel, Sportlerakne), Lithium, Vitamin-B-Präparate (Acne medicamentosa)
- Sonnenschutzmittel und UV-Strahlung (Mallorca-Akne)
- Chemikalien wie Schmieröl oder Chlor (Ölakne bzw. Chlorakne)
- Neugeborenenakne durch Hormone der Mutter
- Psychische Faktoren
- Rauchen
- Falsche Hautpflege mit sog. komedogenen (Mitesser-fördernden) Produkten wie Kakaobutter, Lanolin, Kokosnussöl
- Ob die Ernährung eine Rolle spielt ist umstritten.
Klinik
Je nach Schweregrad unterscheidet der Arzt verschiedene Akneformen:
- Die Acne comedonica ist gekennzeichnet durch zahlreiche, überwiegend geschlossene Mitesser (Komedonen).
- Bei der Acne papulopustulosa entstehen aus den Mitessern durch bakterielle Besiedelung Knötchen und teils eitrige Bläschen, vereinzelt bleiben Narben zurück.
- Die Acne conglobata zeichnet sich durch eine sehr starke Seborrhö (Talgproduktion) aus und tritt überwiegend bei Männern auf. V. a. an Rücken und Nacken entstehen große Mitesser sowie eitrig einschmelzende Knoten, die erhebliche Narben hinterlassen.
Verlauf
Bei den meisten Jugendlichen verläuft die Erkrankung mild. Nur etwa ein Drittel der Betroffenen leidet unter Akneformen, die eine ärztliche Behandlung erfordern.
Diagnosesicherung
Die typische Akne ist für den Hautarzt eine Blickdiagnose. Um den Verlauf und einen Therapieerfolg besser beurteilen zu können, bestimmt und dokumentiert er den Schweregrad der Akne, z. B. anhand der Anzahl der Pusteln in einem definierten Hautbereich. Zum Einordnen der ursächlichen Faktoren befragt er den Betroffenen nach dem Zeitpunkt des Auftretens, seiner Ernährung, Kosmetikprodukten und der Einnahme von Medikamenten. Bei Frauen achtet der Arzt zudem auf den Behaarungstyp und andere, vermännlichende Anzeichen (Zyklusstörungen, tiefe Stimme).
Bei unklaren oder schweren Verläufen setzt der Arzt auch Laboruntersuchungen ein. Bestimmt werden dann z. B. Kortison, Blutbild, Entzündungswerte, Blutzucker und Insulin. Bei Frauen mit Unregelmäßigkeiten der Regel (Zyklusstörungen) oder anderen Hinweisen auf Hormonstörungen bestimmt der Arzt die Blutkonzentration von Hormonen wie freies und Gesamttestosteron, FSH und LH sowie DHEA und DHEA-S.
In manchen Fällen entnimmt der Arzt auch einen Abstrich von Mitessern oder Pusteln, um Bakterien im Labor nachweisen zu lassen.
Differenzialdiagnosen. Haarbalgentzündung (Follikulitis) und Schweißdrüsenabszesse können ähnliche Hauterscheinungen hervorrufen.
Behandlung
Überblick
Bei leichten Verlaufsformen empfiehlt der Arzt eine sorgfältige Hautreinigung und -pflege, vorzugsweise mit speziellen Aknepräparaten, die in jeder Drogerie erhältlich sind. Eine schwerer ausgeprägte Akne sollte medikamentös behandelt werden, nicht nur aus kosmetischen Gründen, sondern auch um Narben zu vermeiden.
Die medikamentöse Therapie wird unterteilt in eine externe Behandlung mit Cremes, Lösungen und Gelen und eine interne Therapie mit der Einnahme von Antibiotika, Hormonen und/oder Isotretinoin. Häufig werden dabei verschiedene Aknemittel kombiniert.
Externe Therapeutika
Retinoide. Lokal angewendete Retinoide (auch Vitamin-A-Säure genannt) wie Isotretinoin, Tretinoin und Adapalen gehören zu den Mitteln der ersten Wahl bei der behandlungsbedürftigen Akne. Die als Cremes, Lösungen oder Gele zur Verfügung stehenden Präparate werden zunächst einmal täglich aufgetragen (Mundwinkel und Lider aussparen!), bei guter Verträglichkeit auch 2 Mal. Es dauert allerdings einige Wochen, bevor diese Präparate die erwünschte Wirkung zeigen. Nach Beginn der Behandlung scheint die Akne zunächst "aufzublühen" – die Haut rötet sich, spannt und brennt. Oft tauchen auch vorübergehend verstärkt Eiterbläschen auf. Diese Erstverschlimmerung ist normal und kein Zeichen für eine Unverträglichkeit. Nach etwa 3 Monaten kann beurteilt werden, ob die Therapie erfolgreich ist. Ein Rückgang der Papeln und Pusteln um 50 % wird als gutes, um > 75 % als sehr gutes Ansprechen bewertet. In Schwangerschaft und Stillzeit und bei Kindern unter 12 Jahren dürfen lokal aufzutragende Retinoide nicht angewendet werden (siehe Hinweis unten).
Benzoylperoxid. Häufig verordnet der Arzt auch Benzoylperoxid (BPO) in Form von Gelen oder Cremes (z. B. Cordes® BPO Creme). Die Behandlung mit BPO sollte die Beschwerden innerhalb von acht Wochen verbessern. BPO ist auch zur Langzeitanwendung geeignet, da Resistenzen ausbleiben. Beim Auftragen sind die Augen, Nasenlöcher und die Lippen auszusparen, da BPO die Schleimhäute reizt. Augenbrauen, Kopfhaare, Barthaare und Textilien können beim Kontakt mit BPO ausbleichen.
Azelainsäure. Dieses Präparat steht als Creme oder Gel zur Verfügung (z. B. Skinoren®). Es führt zwar in den ersten Behandlungswochen vorübergehend zu Reizung und Schuppung der Haut, wird aber insgesamt bei empfindlicher Haut oft besser vertragen als andere lokale Aknemittel. Azelainsäure kann in der Schwangerschaft verabreicht werden.
Lokale Antibiotika. Reichen BPO oder Azelainsäure nicht aus, kombiniert sie der Arzt bei entzündlicher Akne oft mit lokalen Antibiotika in Creme- oder Salbenform. Typische Präparate dafür sind Tetrazykline, Erythromycin (z. B. Aknemycin®Salbe), Clindamycin (z. B. Basocin®Akne Lösung) und Nadifloxacin (z. B. Nadixa®-Creme). Lokale Antibiotika werden jedoch aufgrund der Gefahr der Resistenzentwicklung nur kurzfristig eingesetzt.
Fruchtsäuren. Sie sind in Waschgelen und Peelings eingearbeitet und reinigen die Haut intensiv, indem sie die Hornschüppchen lösen und die Anzahl der Mitesser vermindern. Reagiert die Haut auf die Fruchtsäure gereizt, empfiehlt es sich, das Präparat zunächst nur jeden zweiten Tag anzuwenden. Präparate zur Eigenanwendung haben einen bis zu 10%igen Säuregehalt, der Hautarzt arbeitet mit bis zu 70%igen Fruchtsäurepräparaten.
Interne Therapie
In schweren Fällen empfiehlt der Arzt eine interne Therapie mit Antibiotika, Hormonen oder Retinoiden.
Antibiotika. Reicht bei einer entzündlichen Akne die lokale Therapie nicht aus oder ist die Haut großflächig befallen, kommen Antibiotika in Tabletten- oder Kapselform zum Zuge (systemische Antibiotikatherapie). Die Wirkstoffe erreichen über die Blutbahn die aknebefallene Haut und bekämpfen dort effektiv die (mit)verursachenden Bakterien. Häufig verordnete Präparate sind Minocyclin (z. B. Skid®), Doxycyclin, Tetracyclin oder Erythromycin. Aufgrund der möglichen Entwicklung einer Resistenz verordnet der Arzt die Präparate nur vorübergehend.
Hormontherapie. Eine interne Hormontherapie erwägt der Arzt bei Frauen mit schwerer Akne. Verwendet werden z. B. Östrogene oder Antiandrogene wie Cyproteronacetat (zum Beispiel auch als Pille wie Diane 35®). Die Behandlung führt bei weiblichen Patienten häufig zu einer deutlichen Verringerung der Talgproduktion. Eine Besserung der Akne tritt 2–3 Monate nach Therapiebeginn ein, insgesamt dauert die Behandlung mindestens ein Jahr. Die Hormontherapie ist nebenwirkungsreich, vor allem bei Raucherinnen oder Patientinnen mit Übergewicht oder Arteriosklerose drohen Thrombosen und Embolien. Nach Absetzen der Hormone erfolgt oft ein Rückfall mit erneuter, überschießender Bildung von Pusteln und Papeln.
Isotretinoin. Äußerst wirksam ist der Abkömmling des Vitamin A Isotretinoin (z. B. in Isoderm® Kapseln), das wegen seiner Nebenwirkungen aber schweren Verlaufsformen vorbehalten bleibt. Isotretinoin wird sowohl äußerlich als auch innerlich angewendet. Als Hauptwirkung normalisieren sich Menge und Zusammensetzung des Talgs. Die Heilungsrate ist hoch, in über 60 % treten jedoch Rückfälle auf.
Hinweis. Die am meisten gefürchtete Nebenwirkung von Retinoiden wie Isotretinoin ist die Schädigung von Ungeborenen. Deshalb dürfen Mädchen und Frauen bis 3 Monate nach Therapieende nicht schwanger werden. Weitere Nebenwirkungen umfassen trockene Haut, insbesondere der Lippen, Schälung der Haut, Schleimhautentzündungen, gehäuftes Nasenbluten und Augenbindehautentzündungen. Wird Isotretinoin als Tablette eingenommen, sind Leberschäden möglich, weshalb eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte erforderlich ist. Ferner drohen Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen.
Prognose
In etwa 90 % der Fälle bildet sich die Akne nach der Pubertät zurück. Bei den restlichen Betroffenen können die Beschwerden bis ins 5. Lebensjahrzehnt bestehen.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie selbst tun können
- Je früher und konsequenter eine Akne behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf eine narbenfreie Abheilung. Suchen Sie deshalb frühzeitig den Hautarzt auf, um die passende Therapie einzuleiten.
- Die Behandlung der Akne braucht Zeit und Geduld! Akne ist kein Zeichen mangelnder Körperhygiene. Die meisten Betroffenen neigen eher dazu, sich zu viel zu waschen und Seife einzusetzen – was die Haut tendenziell verschlechtert, weil der Säureschutzmantel darunter leidet. Wichtig ist eine gründliche und sorgfältige Hautpflege, die speziell auf fettige Haut abgestimmt sein sollte.
- Auf keinen Fall dürfen Sie Pickel ausdrücken, weil sie sich dann häufig entzünden und möglicherweise lebenslange Narben zurücklassen.
- Wenn Sie sich schminken wollen, verwenden Sie ölfreie und antiseptische Produkte aus der Apotheke, die speziell für die Aknehaut entwickelt worden sind.
- Wohldosiertes Sonnenlicht kann die Akne günstig beeinflussen, besonders in Kombination mit Salz bei einem Urlaub am Meer. Vermeiden Sie jedoch ausgedehnte Sonnenbäder, da diese oft zur vermehrten Bildung von Mitessern führen.
- Während der Anwendung mancher Aknesalben (z. B. mit den Wirkstoffen Vitamin-A-Säure oder Benzoylperoxid) oder Fruchtsäurepeelings sowie der Einnahme von Tetracyclin oder Minocyclin besteht unter Sonneneinstrahlung die Gefahr fototoxischer Reaktionen, die schweren Sonnenbränden ähneln.
- Inwieweit die Ernährung einen Einfluss auf den Akneverlauf hat, ist umstritten. Wissenschaftlich ließ sich bislang keinerlei Zusammenhang beweisen. Wenn Sie allerdings an sich selbst eine Verschlimmerung der Akne nach Einnahme bestimmter Nahrungsmittel beobachten, sollten Sie diese mit Vorsicht genießen.
- Die Einnahme von Lactoferrin, Vitamin E und Zink kann Studien zufolge eine leichte bis mittelschwere Akne bessern.
Komplementärmedizin
Hydrotherapie. Kamillen- und Salbei-Gesichtsdampfbäder weichen die Haut auf, sodass nachfolgende Therapien wie z. B. das Abtupfen mit Calendula-Extrakt besser wirken können. Bei großflächiger Akne empfehlen sich Quark-Kompressen sowie Heilerde-Auflagen (Heilerde mit 1 l Wasser anrühren, einen halben Zentimeter dick auf die betroffene Hautpartie aufbringen, nach etwa einer halben Stunde wieder entfernen). Abheilend wirken Schwefelbäder mit Sole.
Lichttherapie. Licht, Luft und Sonne unterstützen den Heilungsprozess, eine Bestrahlung mit Blaulicht oder Orangelicht vermindert den Talgfluss. Die Bestrahlung sollte immer durch einen Dermatologen durchgeführt werden – die Wellenlängen, die in Sonnenstudios zum Einsatz kommen, können erkrankte Haut schädigen.
Pflanzenheilkunde. Äußerlich sind tägliche Waschungen mit Tee aus Kamille, Thymian, Salbei, Rosmarin oder Ackerschachtelhalm – auch als Gesichtsdampfbad – zu empfehlen, ebenso wie Hametum® oder Calendula-Extrakt zum Auftupfen sowie Kompressen mit Weizenkleieextrakt (z. B. Silvapin®). Zur inneren Anwendung eignen sich alle Tees, die den Stoffwechsel fördern, so z. B. Tee aus Löwenzahn, Brennnessel und Schachtelhalm.
Akupunktur. Neben der Akupunktur, die zur Aknebehandlung mit teils guten Erfolgen eingesetzt wird, bietet sich zusätzlich die Bestrahlung mit einem Softlaser an.
Psychotherapie. Je nach Ausprägung kann Akne psychisch sehr belastend sein, reaktive depressive Verstimmungen und sozialer Rückzug sind mitunter die Folge. Helfen können hier im Einzelfall eine Gesprächstherapie sowie soziales Verhaltenstraining.
Weiterführende Informationen
- www.aknetherapie.de – Private Internetseite von Betroffenen mit guten Pro- und Kontra-Diskussionen über die verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten bei Akne.

Menschen mit Hyperhidrose müssen ihre Hemden oft mehrmals am Tag wechseln.
Das hilft gegen Schwitzen
Den Hahn abdrehen
Schwitzen ist gesund: Es reguliert die Körpertemperatur, schützt die Haut und trägt sogar zur Ausscheidung von Stoffwechselprodukten bei. Doch häufig stört der Schweiß auch - etwas durch unangenehmen Geruch oder dunkle Schwitzflecken unter den Armen. Zum Glück lässt sich das mit Deos und Cremes gut in den Griff bekommen. Und auch bei übermäßigem, krankhaftem Schwitzen gibt es einige Methoden, nasse Hände und Achseln zuverlässig trockenzulegen.
Ohne Schweiß geht´s nicht
Etwa drei Millionen Schweißdrüsen sind in der menschlichen Haut verteilt. Allerdings kommen sie nicht überall vor: Die meisten davon finden sich in den Achselhöhlen, an den Fußsohlen, den Handflächen und der Stirn. Ganz ohne Schweißdrüsen kommen dagegen die Lippen und die Eichel aus.
Hauptfunktion von Schweiß ist, den Körper vor Überhitzung zu schützen. Steigt die Körpertemperatur, wird vermehrt Schweiß produziert und über die Poren ausgeschieden. Auf der Haut verdunstet er und sorgt für Abkühlung.
Eine weitere wichtige Aufgabe des Schwitzens ist der Schutz vor Krankheitserregern. Denn Schweiß hat einen sauren ph-Wert und trägt zum natürlichen Säureschutzmantel der Haut bei. Dieser bewahrt die Haut nicht nur vor dem Austrocknen, er hemmt auch das Wachsen von Mikroorganismen. Zusätzlich befindet sich in menschlichem Schweiß ein Eiweiß, das als natürliches Antibiotikum wirkt (Dermcidin).
Schweiß dient auch der Kommunikation zwischen Menschen. In ihm sind Botenstoffe wie Pheromone, die unbewusst wahrgenommen werden und Angst oder sexuelle Anziehung auslösen können. Schlussendlich kann der Körper über den Schweiß auch Stoffwechselprodukte wie Harnstoff oder Alkohole ausscheiden. Damit unterstützt er die Leber und die Nieren.
Hinweis: Schweiß besteht zu 99% aus Wasser, dazu kommen u.a. Harnstoff, Elektrolyte, Mineralstoffe, Eiweiße und Fette. Frischer Schweiß ist geruchlos. Erst wenn ihn die Bakterien auf der Haut zersetzen, entstehen die unangenehm riechenden Substanzen Ameisensäure, Buttersäure und Essigsäure.
Was uns schwitzen lässt
Die Schweißdrüsen eines Erwachsenen produzieren pro Tag etwa 0,2 bis 1,0 L Schweiß. Bei hohen Temperaturen, Stress oder starker körperlicher Anstrengung kann die Menge sogar auf bis zu 10 Liter und mehr gesteigert werden.
Stimuliert wird das Schwitzen bei Gesunden durch zahlreiche Auslöser:
- erhöhte Körpertemperatur durch Hitze oder anstrengende körperliche Aktivitäten
- Ausschüttung von Stresshormonen bei Stress, Angst, Nervosität und Aufregung
- hormonelle Veränderungen, wie z. B. In der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren
- Konsum von Substanzen, die über das vegetative Nervensystem die Schweißbildung anregen (Kaffee, Tee, scharfe Gewürze oder Nikotin).
Neben diesem normalen Schwitzen gibt es jedoch auch das krankhafte Schwitzen, die sogenannte Hyperhidrose. Dabei handelt es sich um eine übermäßige, kaum kontrollierbare Schweißproduktion, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränkt. Ohne jede Ursache kommt es bei ihnen nicht nur zu tropfnassen Händen. Häufig schwitzen sie so stark, dass sie mehrmals am Tag Hemd oder Bluse wechseln müssen. Das Schwitzen belastet nicht nur psychisch, es hat oft auch körperliche Folgen. Denn auf den betroffenen Hautarealen drohen Rötungen, Entzündungen und Infektionen. Etwa 1-2% der deutschen Bevölkerung leiden an dieser Erkrankung, deren Ursache weitgehend unbekannt ist.
Hinweis: Starkes Schwitzen reicht für die Diagnose Hyperhidrose nicht aus. Eine Hyperhidrose besteht erst ab einer Schweißproduktion von mehr als 20 mg/min an der Handfläche bzw 50 mg/min unter den Achseln. Gemessen wird die Schweißproduktion mit Filterpapier oder Sensoren in der Hautarztpraxis.
Den Schweiß bändigen
Es gibt einige allgemeine Tipps, die gegen das Schwitzen empfohlen werden. Dazu gehört das Tragen luftiger Kleidung, am besten aus natürlichen Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Seide. Meist wird zu Zurückhaltung bei scharfen Speisen, Alkohol und koffeinhaltigen Getränken geraten. Ob dies im Einzelfall gegen das unerwünschte Schwitzen nützt, sollte ausprobiert werden.
Immer anzuraten ist eine regelmäßige Körperhygiene. Entfernt man die Achselhaare, kann der Schweiß besser von der Haut verdunsten. Zudem wird dadurch die Ansiedelung von Bakterien, die den Schweiß zersetzen, vermindert. Das reduziert zumindest den unangenehmen Geruch.
Vor allem aber helfen Deodorants bei starkem Schwitzen. Es gibt sie als Spray, als Creme, als Roller oder Stick. Fachlich unterscheidet man zwischen Deodorants, die den Geruch vermindern und „übertünchen“ und Antitranspiranzien, die die Schweißbildung hemmen. Viel Produkte kombinieren beide Wirkarten, weshalb man heute meist übergeordnet von „Deos“ spricht. Deos wirken folgendermaßen gegen das Schwitzen und seine Folgen:
- Überdecken des Körpergeruchs, z. B. mit Duft und Parfümstoffen. Produkte mit ausschließlich duftender Wirkung enthalten meist starke ätherische Öle, z. B. aus Zitrone, Orange, Grapefruit, Vanille, Lavendel oder Zedernöl.
- Verringerung der für den Schweißgeruch verantwortlichen Mikroorganismen, z.B. mit Zinksalzen.
- Reduktion der Schweißsekretion, insbesondere durch Aluminiumchlorid. Aluminium verstopft die Schweißdrüsen und verhindert dadurch, dass der Schweiß austritt und an die Hautoberfläche gelangt. Außerdem wirkt es antibakteriell und reduziert dadurch den Schweißgeruch. Die Konzentrationen der angebotenen Produkte variieren von 3 bis 20%, hochdosierte Aluminiumdeos sollen laut Hersteller bis zu fünf Tage wirken.
Aluminium in Deos und anderen Kosmetika wurde vor einiger Zeit verdächtigt, das Risiko für Brustkrebs und Alzheimer zu erhöhen. In einer aktuellsten Stellungnahme vom 6. Oktober 2023 resümiert das Bundesinstitut für Risikobewertung auf der Grundlage dreier Studien, dass „[…] die Wahrscheinlichkeit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung durch den regelmäßigen Gebrauch von aluminiumhaltigen Kosmetika insgesamt nach gegenwärtigem wissenschaftlichem Kenntnisstand sehr niedrig ist“.
Hinweis: Sprays sind hygienischer als Deoroller. Denn bei Deorollern werden beim Benutzen hauteigene Bakterien in das Innere der Flasche transportiert, wo sie sich ungehindert vermehren können.
Gegen Schwitzfüße und schwitzende Hände
Zur Behandlung stark schwitzender Hände und Füße gibt es eine Salbe zum Auftragen auf die Haut. Sie enthält Methenamin (Hexamethylentetramin), das beim Kontakt mit Schweiß Formaldehyd freisetzt. Formaldehyd lässt die Eiweiße im Schweiß verklumpen, wodurch die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen teilweise verstopft werden. Auf diese Weise verringert sich an den behandelten Stellen die Schweißabgabe. An den Füßen trägt man die Paste zwei Mal pro Woche auf, am besten lässt man sie über Nacht einwirken. Nach etwa ein bis zwei Wochen setzt die Wirkung ein.
Zusätzlich kann man bei Schwitzfüßen Einlagen mit Silberfäden oder Fußsprays mit Silberionen verwenden. Silber hat eine stark antibakterielle Wirkung und hemmt die Vermehrung geruchsbildender Bakterien. Einlagen aus Zedernholz sind auch hilfreich, sie absorbieren übermäßigen Schweiß. Fußpuder in den Schuhen und auf den Füßen saugen den Schweiß ebenfalls auf.
Tipp: Ebenfalls hilfreich bei Schwitzfüßen sind Fußbäder, vor allem mit Salbei und Eichenrinde. Die ätherischen Öle von Salbei wirken antibakteriell, und die in Eichenrinde vorhandenen Gerbstoffe (Tannine) ziehen die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen zusammen.
Starke Geschütze gegen krankhaftes Schwitzen
Bei einer Hyperhidrose reichen die genannten Maßnahmen meist nicht aus, um die sehr große Menge an Schweiß einzudämmen. Für diese Fälle gibt es weitere Maßnahmen gegen das Schwitzen.
Medikamente. Bei ausgeprägter Hyperhidrose können Tabletten helfen, die über das vegetative Nervensystem die Schweißproduktion hemmen. Dabei handelt es sich um sogenannte Anticholinergika oder Psychopharmaka, die anticholinerg wirken. Auf Dauer wird dazu nicht geraten, da die Präparate zahlreiche Nebenwirkungen haben. Dazu gehören Mundtrockenheit, Harnverhalt, Sehstörungen und Verstopfung. In schweißtreibenden Situationen wie Prüfungen oder Vorstellungsgesprächen können die Substanzen aber vorübergehend nützlich sein.
Leitungswasser-Iontophorese. Bei dieser Methode handelt es sich um Stromwasserbäder, mit denen man Hände und Füße recht gut trockenlegen kann. Anfangs sind mehrere 10- bis 20minütige Bäder pro Woche nötig, was recht aufwendig ist. Wenn ein Effekt eingetreten ist, reichen pro Woche ein bis zwei Iontophoresen. Bei diagnostizierter Hyperhidrose ist es möglich, ein Heimgerät zu bekommen.
Thermische Zerstörung der Schweißdrüsen. Hautärzt*innen bieten oft auch die thermische Zerstörung der Schweißdrüsen an, z. B. mit Radiofrequenz, Laser oder Ultraschall. Dies ist bisher nur in den Achselhöhlen möglich. Wie erfolgreich die Verfahren sind, kann man bisher noch nicht genau sagen, dazu ist die Datenlage zu dünn. Ein Nachteil ist, dass mit diesen Methoden nicht nur (gewollt) die Schweißdrüsen, sondern auch andere Strukturen der Haut geschädigt werden. Besonders gefährdet sind Nerven und Fettgewebe.
Botoxbehandlung. Recht erfolgversprechend ist dagegen die Behandlung mit Botox. Dabei spritzt die Ärzt*in mit einer sehr feinen Nadel Botulinumtoxin in definierte Punkte. Bei der Achselhöhle meist 15 bis 20 Mal, an Händen und Füßen sind bis zu 50 Injektionen erforderlich. Das gespritzte Botox hemmt das aus den Nerven freigesetzte Acetylcholin daran, die Schweißdrüsen zu aktivieren. Dadurch wird die Schweißproduktion für etwa drei Monate gedrosselt, oft hält der Effekt auch länger an. Die Erfolgsrate liegt bei 80 bis 90%. Patient*innen, die damit gute Erfahrung gemacht haben, lassen sich meist zwei- bis dreimal pro Jahr behandeln. Wichtig ist, dass Botox für die Behandlung der Hyperhidrose an der Achselhöhle explizit zugelassen ist. An Händen und Füßen wirkt es ebenfalls, dort wird es jedoch mangels Zulassung off label eingesetzt. Nebenwirkungen sind selten, es kann zu vorübergehenden Gefühlsstörungen oder Abschwächung der Handmuskulatur kommen.
Saugkürettage. Eine weitere effektive Methode ist die operative Entfernung der Schweißdrüsen. Bei diesem minimal-invasiven Eingriff schabt und saugt die Ärzt*in die Schweißdrüsen mit Küretten und Saugkanülen ab. Danach wird die Wunde mit einer Naht oder Klammer verschlossen. Die kleine Operation dauert etwa eine bis zwei Stunden und kann nur in den Achselhöhlen durchgeführt werden. Seltene Nebenwirkungen sind u.a. vorübergehende Gefühlsstörungen durch Verletzung von Hautnerven.
Sympathikusblockade. In sehr schweren Fällen empfehlen die Ärzt*innen auch manchmal die endoskopische Sympathikusblockade. Dabei werden die Nervenfasern, die das Schwitzen steuern, im Rahmen einer sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie gezielt unterbrochen oder mit Clips blockiert. Für Hände, Achseln und Gesicht geschieht dies im oberen Bereich der Wirbelsäule. Bei Hyperhidrose der Füße durchtrennt oder blockiert man die für das Schwitzen verantwortlichen Teile des Sympathikusnervs im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Erfolgsquoten sind hoch, das Schwitzen an den Händen wird bei bis zu 95% der Betroffenen abgestellt, das Schwitzen unter den Achseln bei bis zu 80%. Allerdings besteht das Risiko des kompensatorischen Schwitzens: Etwa die Hälfte der mit Sympathikusblockade behandelten Patient*innen berichtet, dass sie nach dem Eingriff an anderen Bereichen des Körpers vermehrt schwitzen – was die meisten jedoch als weniger störend empfinden.
Quellen: DAZ, Universitätsspital Zürich