Gesundheit heute
Kontaktallergie
Kontaktallergie ([akutes] allergisches Kontaktekzem, allergische Kontaktdermatitis): Durch direkten Kontakt mit einem Allergen ausgelöstes, meist örtlich begrenztes Ekzem. Typische Kontaktallergene sind einige Metalle, insbesondere Nickel (z. B. in Schmuck) oder Chrom, sowie Substanzen in Kosmetikprodukten, Latexhandschuhen oder äußerlich angewandten Medikamenten.
Die Kontaktallergie ist bei Erwachsenen die häufigste Allergieform und eine der häufigsten Berufskrankheiten. Auch nach jahrzehntelangem Kontakt mit einer Substanz kann sich plötzlich eine Kontaktallergie entwickeln, wenn die Barrierefunktion der Haut überfordert ist.
Behandelt werden die Hautbeschwerden vor allem mit Kortison. Gelingt es, das Allergen konsequent zu vermeiden, kann das Ekzem spurenlos abheilen.
Symptome und Leitbeschwerden
- Plötzlich auftretende geschwollene, gerötete und nässende Knötchen und Bläschen
- Später trockener Hautausschlag mit Rötung, Verdickung, Schuppung und Rissen
- Fast immer starker Juckreiz.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen bei
- Verdacht auf eine berufsbedingte Kontaktallergie
- Übergang des nässenden Ausschlags in eine trockene Form.
Sofort bei
- großflächigen akuten Hautreaktionen mit Juckreiz, Rötung, Knötchen und Bläschen
- gleichzeitiger Atemnot und/oder Kreislaufbeschwerden.
Die Erkrankung
Kontaktallergien sind weit verbreitet: 15–20 % der Allgemeinbevölkerung sind gegen eines der häufigen Kontaktallergene sensibilisiert. 5–6 % der Kinder und etwa 8 % der Erwachsenen entwickeln mindestens einmal im Leben ein Kontaktekzem.
Krankheitsentstehung
Die Kontaktallergie ist eine Allergie vom verzögerten Typ, bei dem die allergischen Hautreaktionen nicht sofort, sondern erst 24–72 Stunden nach Allergenkontakt auftreten. Warum sich eine Person gegen einen Stoff sensibilisiert und allergisch reagiert, ist noch nicht geklärt. Offenbar spielen auch genetische Faktoren eine Rolle, so sind z. B. bei zweieiigen Zwillingen häufiger beide Geschwister von einer Nickelallergie betroffen als bei eineiigen Zwillingen. Inzwischen konnten die Forscher auch einige Gene ausfindig machen, die die Entwicklung einer Kontaktallergie beeinflussen (z. B. das Filaggrin-Gen oder die Gene der N-Acetyltransferasen).
Auslöser
Die weitaus häufigste Kontaktallergie ist die Nickelallergie bzw. eine Allergie auf Nickelsalze wie Nickelsulfat. Nickel findet man z. B. in Schmuck (auch Silber- und Weißgoldschmuck), Brillenrahmen, Armbanduhren, Verschlüssen von Kleidungsstücken, Türklinken, Geldmünzen, Scheren (eine Nickelallergie ist bei Friseuren eine anerkannte Berufskrankheit), Messern und Küchengeräten. Ohrstecker und Piercings bergen ein besonderes Risiko, weil sie das Allergen besonders tief in bzw. unter die Haut bringen.
Selbst Nahrungsmittel können Probleme bereiten, wenn Nickelspuren aus dem Boden in die Pflanze gelangen (z. B. bei Bohnen, Erdnüssen, Haselnüssen oder Kakao) oder wenn saure Speisen Nickelmoleküle aus dem Kochtopf herauslösen. Der immunbiologische Wirkmechanismus der Nickelallergie wurde erst jüngst entschlüsselt: Die sich herauslösenden Nickelpartikel heften sich an ein Rezeptor-Eiweiß mit dem englischen Namen toll-like receptor 4 (TLR4) und aktivieren dadurch das Immunsystem. Dieses bildet verstärkt entzündungsfördernde Stoffe, die das Ekzem auslösen.
Eine weitere häufige Kontaktallergie ist die 28k29Latexallergie, häufig auftretend bei medizinischem Pflegepersonal, das Schutzhandschuhe tragen muss. Bei sehr allergieanfälligen Patienten kann man manchmal ein Latexasthma beobachten.
Weit verbreitete Allergene sind auch die Chromsalze; vor allem das vierwertige Chrom (Chrom IV) ist stark allergisch. Da Chromsalze zum Gerben von Leder genutzt werden, kann das Schuhleder an den Füßen Kontaktallergien auslösen. Eine Alternative sind pflanzlich und chromfrei gegerbte Schuhe. Aber auch in älteren, zementhaltigen Baustoffen finden sich Chromsalze: So sind die Schuhe von Maurern, Bergarbeitern und Galvanisatoren häufig mit Baustoffen kontaminiert, wodurch die Füße ständig mit dem Allergen in Kontakt kommen und ebenfalls eine Kontaktallergie droht. Seit 2006 ist es glücklicherweise Vorschrift, das gefährliche Chrom IV im Zement durch Zinnsulfat-Zusätze unschädlich zu machen. Diese sorgen dafür, dass das Chrom IV zu dem viel weniger schädlichen Chrom III reduziert wird. Seitdem sind Chromallergien viel seltener geworden.
Bei Reinigungspersonal finden sich häufig Kontaktallergien an den Händen, hervorgerufen durch Haushaltsreiniger. Der ständige Kontakt mit Wasser und Reinigungsmitteln stört den Fett- und Säureschutzmantel der Haut und erleichtert dadurch das Eindringen von Allergenen.
Auch unter den Pflanzen und Hölzern gibt es eine Reihe von Auslösern für eine Kontaktallergie, nicht nur bei direktem Kontakt, auch bei Verwendung von Holzbeizen und Naturkosmetik. Häufige Allergene finden sich z. B. in Kamille, Rainfarn und Arnika.
Weitere Allergieauslöser finden sich in Textilien, Medikamenten (z. B. in Neomycin, Benzocain, Bufexamac), Kosmetika, Haarfärbemitteln, Seifen und anderen Pflegepräparaten. Es handelt sich z. B. um Duft-, Konservierungs- und Gerbstoffe, oder Desinfektionsmittel.
Klinik
Je nach Allergenmenge und Dauer des Allergenkontakts entwickeln sich unterschiedliche Hautveränderungen:
- Bei der akuten Kontaktallergie, ausgelöst durch kurzzeitigen, intensiven Allergenkontakt, kommt es zu einer ausgeprägten Hautrötung mit Knötchen und wassergefüllten Bläschen, die sich später öffnen und nässen. Fast immer tritt starker Juckreiz auf. Kratzen verursacht zusätzliche Hautschäden. Die Hautveränderungen sind meistens auf die mit dem Allergen in Berührung gekommenen Hautstellen begrenzt. Lediglich bei allergisierenden Stäuben (wie Zement, Sägemehl, trockene Pflanzenteile) oder Duftstoffen (Sprays, Dämpfe, Parfüm) ist ein unscharf begrenzter Hautauschlag insbesondere im Gesicht möglich.
- Wirkt ein Allergen in geringen Mengen, jedoch fortdauernd auf die Haut ein, kommt es zur subakuten Kontaktallergie. Typisch für diese Form ist neben einer juckenden und nässenden Hautrötung ein vergröbertes Hautbild mit Schuppung.
- Ständiger Kontakt mit einem Allergen, z. B. im Berufsalltag, führt zu einer chronischen Kontaktallergie, gekennzeichnet durch eine trockene, gerötete, grobe, verdickte Haut mit starker Schuppung. Ein chronisches Geschehen kann über die Stellen des Allergenkontakts hinaus sogar an ganz anderer Stelle auftreten (das Ekzem "streut"). Vereinzelt kommt es zu begleitenden Reaktionen an den Atemwegen, die schlimmstenfalls zu asthmaähnlichen Beschwerden führen.
Typische Lokalisationen
Manche Lokalisationen sind für bestimmte Kontaktallergien besonders typisch:
- Augenregion: Brillengestell, Make Up, Augentropfen
- Behaarter Kopf: Haarfärbemittel, Klammern, Dauerwelle
- Ohren: Ohrstecker, Piercings
- Mitte des Dekolletés, Kettenlinie um den Hals: Kettenanhänger und Ketten
- Achselhöhle: Enthaarungsmittel und Deos
- Handgelenk: Uhr, Armband
- Hände: Latex- oder Gummihandschuhe, Chromsalze
- Taille: Gürtel, Gummiband der Unterwäsche
- Bauchnabel: Hosenknöpfe, Gürtelschnalle, Piercings
- Genitalbereich: Kondome, Intimpflegemittel, Enthaarungsmittel, Piercings
- Analfalte: feuchtes Toilettenpapier, Seife
- Hinterer Oberschenkel: Toilettensitz
- Vorderer Oberschenkel (Hosentasche): Feuerzeug, Schlüssel
- Unterschenkel: Thrombosestrümpfe
- Füße: Fußspray, Socken, Fußkettchen.
Diagnosesicherung
Die Diagnose stellt der Hautarzt anhand der typischen Hautveränderungen, ihrer Lokalisation und der Angaben des Patienten. Welche Allergene für das Ekzem verantwortlich sind, lässt sich nach Abheilen des Ekzems am sichersten durch einen Epikutantest herausfinden.
Je nach vermutetem Auslöser stehen für einen solchen Hauttest neben einer Standardreihe mit 27 häufigen Allergenen wie z. B. Nickelsulfat, Duftstoff-Mixe und Perubalsam weitere spezifische Testreihen zur Verfügung, so
- eine Standardreihe für Kinder
- eine Testreihe für Konservierungsmittel
- eine Testreihe für Augenmedikamente
- eine Testreihe für Leder und Schuhe
- eine Testreihe für Friseurstoffe.
Differenzialdiagnosen. Neurodermitis, Erysipel und Pilzinfektionen der Haut sehen häufig ähnlich aus wie ein Kontaktekzem. Außerdem wird das Kontaktekzem leicht mit dem toxischen Kontaktekzem verwechselt, das auf einer Schädigung der Haut durch aggressive chemische oder physikalische Einflüsse beruht. Dazu kommt, dass sich eine Kontaktallergie leicht auf dem Boden eines toxischen Kontaktekzems entwickelt. Mischformen sind also häufig.
Auch die Unterscheidung zwischen Ekzem und Dermatitis ist unscharf. Beide Begriffe beschreiben entzündliche Hautzustände, die durch eine Unverträglichkeitsreaktion verursacht werden. Es gibt zwar keinen einheitlichen medizinischen Sprachgebrauch, aber tendenziell werden akute Hautreaktionen eher als Dermatitis und chronische eher als Ekzem bezeichnet.
Behandlung
Wichtigster Schritt bei einer Kontaktallergie ist zuerst einmal die Allergenkarenz, also das Meiden des auslösenden Stoffes (mehr dazu unter "Ihr Apotheker empfiehlt".
Pharmakotherapie
Therapie der Wahl ist das Eincremen der betroffenen Hautareale mit Kortisonpräparaten. Bei nässendem Ausschlag werden eine wasserreiche O/W-Emulsion (z. B. Dermatop® Creme mit Prednicarbat) und eventuell zusätzlich feuchte Umschläge mit 0,9%iger Kochsalzlösung oder Bäder mit Gerbstoffen (Tannolact®) verordnet.
Chronische und trockene Ekzeme erfordern ein Kortisonpräparat mit hohem Fettanteil, z. B. Ecural®Salbe oder Dermatop®Fettsalbe. Haben sich auf der Haut schuppende und verdickte Plaques gebildet, unterspritzt der Arzt diese mit Kortison (z. B. Triam Injekt®).
Prognose
Wird das Allergen gefunden und gemieden, heilt das Ekzem meist folgenlos ab.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Allergenkarenz. Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung und Behandlung einer Kontaktallergie besteht darin, das Allergen herauszufinden und zu meiden (Allergenkarenz). Manchmal erfordert diese Maßnahme, ein Hobby aufzugeben oder sogar den Arbeitsplatz zu wechseln. In anderen Fällen reicht z. B. die Verwendung von Schutzhandschuhen, Hautschutzsalben oder Hautschutzschaum.
Frühzeitig zum Hautarzt. Bei fortbestehendem Allergenkontakt heilt die Krankheit nicht, sondern wird chronisch. Deshalb ist es wichtig, beim geringsten Verdacht auf eine berufsbedingte Kontaktallergie einen Hautarzt aufzusuchen, der entsprechende Vorsorgemaßnahmen vorschlägt und einleitet.
Komplementärmedizin
Bei der Kontaktallergie steht die Suche nach dem auslösenden Reiz durch Allergietests im Vordergrund, daher sind alternative Maßnahmen nur unterstützend zur Behandlung der Beschwerden relevant. Bewährt haben sich v. a. die Hydrotherapie und Pflanzenheilkunde, bei chronischen Formen kommen dieselben komplementärmedizinischen Methoden in Betracht, die bei der Neurodermitis aufgeführt sind.
Pflanzenheilkunde. Empfehlenswert sind lokale Maßnahmen, z. B. Anwendungen mit Gerbstoffpräparaten. So profitieren viele Patienten von Kompressen mit Extrakten aus Eichenrinde, Hamamelis (Zaubernuss), Walnussblättern oder schwarzem Tee.
Hydrotherapie. Entzündungshemmend wirken Umschläge mit kaltem abgekochten Wasser, die alle 5 Minuten erneuert werden, auch Umschläge mit Malventee sowie Quarkwickel (solange die Haut nicht offen und blutig ist) zur Kühlung und Rückfettung der Haut haben sich bewährt. Lauwarme Bäder, z. B. mit Zusätzen von Milch (außer bei Milchallergie!) und 1 Esslöffel Olivenöl, abgekochter Eichenrinde oder Weizenkleie sind bei akuten Neurodermitisschüben empfehlenswert. Chronische Ekzeme reagieren dagegen besser auf Ölbäder; sie wirken am besten, wenn das Öl erst nach 5 Minuten Badezeit dem Wasser zugesetzt wird. Für trockene und verdickte Haut eignen sich auch Sole-Bäder mit einem Salzgehalt von 1,5–6 %. Die Badedauer sollte 5–10 Minuten nicht übersteigen. Nach dem Bad empfiehlt sich eine einstündige Bettruhe, anschließend wird die Haut mit klarem Wasser abgeduscht und eingecremt.
Lichttherapie. Mitunter lassen sich die kontaktallergischen Symptome mittels UV-Bestrahlung verbessern, allerdings nicht bei chronischen Verlaufsformen.
Homöopathie. Bei chronischer Kontaktallergie empfiehlt die Homöopathie Acidum formicicum, bei Quaddeln und Entzündung Atropa belladonna sowie bei Verschlechterung der Beschwerden durch Kälte oder Wasser Rhus toxicodendron.
Akupunktur. In manchen Fällen kann Akupunktur den Juckreiz lindern.
Prävention
- Wer zu Kontaktallergien neigt, tut gut daran, auf Modeschmuck, Piercings, Weichspüler, Desinfektionsmittel und Duftstoffe zu verzichten und mit Reinigungsmitteln eher sparsam umzugehen.
- Regelmäßige und sorgfältige Pflege der belasteten Hautareale hilft, den Säureschutzmantel der Haut zu erhalten und ihre Barrierefunktion zu stärken. Zur Reinigung empfehlen sich seifenfreie Waschlösungen und rückfettende Badezusätze, zum Eincremen Pflegeprodukte mit hohem Fettanteil.
- Speziell für die Hände sind im Handel zahlreiche Cremes und Salben erhältlich, die pflegende Zusätze wie Harnstoff oder Dexpanthenol enthalten. Für eine optimale Wirkung ist es erforderlich, das Eincremen nach jedem Händewaschen zu wiederholen.
Weiterführende Informationen
Viele Informationen zu Allergien und Kontaktallergien sowie eine Liste der häufigen Allergene finden Sie auf der Website des Allergieinformationsdienstes des Helmholtz Zentrums München: https://www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-allergie/allergene/kontaktallergene.html

Menschen mit Hyperhidrose müssen ihre Hemden oft mehrmals am Tag wechseln.
Das hilft gegen Schwitzen
Den Hahn abdrehen
Schwitzen ist gesund: Es reguliert die Körpertemperatur, schützt die Haut und trägt sogar zur Ausscheidung von Stoffwechselprodukten bei. Doch häufig stört der Schweiß auch - etwas durch unangenehmen Geruch oder dunkle Schwitzflecken unter den Armen. Zum Glück lässt sich das mit Deos und Cremes gut in den Griff bekommen. Und auch bei übermäßigem, krankhaftem Schwitzen gibt es einige Methoden, nasse Hände und Achseln zuverlässig trockenzulegen.
Ohne Schweiß geht´s nicht
Etwa drei Millionen Schweißdrüsen sind in der menschlichen Haut verteilt. Allerdings kommen sie nicht überall vor: Die meisten davon finden sich in den Achselhöhlen, an den Fußsohlen, den Handflächen und der Stirn. Ganz ohne Schweißdrüsen kommen dagegen die Lippen und die Eichel aus.
Hauptfunktion von Schweiß ist, den Körper vor Überhitzung zu schützen. Steigt die Körpertemperatur, wird vermehrt Schweiß produziert und über die Poren ausgeschieden. Auf der Haut verdunstet er und sorgt für Abkühlung.
Eine weitere wichtige Aufgabe des Schwitzens ist der Schutz vor Krankheitserregern. Denn Schweiß hat einen sauren ph-Wert und trägt zum natürlichen Säureschutzmantel der Haut bei. Dieser bewahrt die Haut nicht nur vor dem Austrocknen, er hemmt auch das Wachsen von Mikroorganismen. Zusätzlich befindet sich in menschlichem Schweiß ein Eiweiß, das als natürliches Antibiotikum wirkt (Dermcidin).
Schweiß dient auch der Kommunikation zwischen Menschen. In ihm sind Botenstoffe wie Pheromone, die unbewusst wahrgenommen werden und Angst oder sexuelle Anziehung auslösen können. Schlussendlich kann der Körper über den Schweiß auch Stoffwechselprodukte wie Harnstoff oder Alkohole ausscheiden. Damit unterstützt er die Leber und die Nieren.
Hinweis: Schweiß besteht zu 99% aus Wasser, dazu kommen u.a. Harnstoff, Elektrolyte, Mineralstoffe, Eiweiße und Fette. Frischer Schweiß ist geruchlos. Erst wenn ihn die Bakterien auf der Haut zersetzen, entstehen die unangenehm riechenden Substanzen Ameisensäure, Buttersäure und Essigsäure.
Was uns schwitzen lässt
Die Schweißdrüsen eines Erwachsenen produzieren pro Tag etwa 0,2 bis 1,0 L Schweiß. Bei hohen Temperaturen, Stress oder starker körperlicher Anstrengung kann die Menge sogar auf bis zu 10 Liter und mehr gesteigert werden.
Stimuliert wird das Schwitzen bei Gesunden durch zahlreiche Auslöser:
- erhöhte Körpertemperatur durch Hitze oder anstrengende körperliche Aktivitäten
- Ausschüttung von Stresshormonen bei Stress, Angst, Nervosität und Aufregung
- hormonelle Veränderungen, wie z. B. In der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren
- Konsum von Substanzen, die über das vegetative Nervensystem die Schweißbildung anregen (Kaffee, Tee, scharfe Gewürze oder Nikotin).
Neben diesem normalen Schwitzen gibt es jedoch auch das krankhafte Schwitzen, die sogenannte Hyperhidrose. Dabei handelt es sich um eine übermäßige, kaum kontrollierbare Schweißproduktion, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränkt. Ohne jede Ursache kommt es bei ihnen nicht nur zu tropfnassen Händen. Häufig schwitzen sie so stark, dass sie mehrmals am Tag Hemd oder Bluse wechseln müssen. Das Schwitzen belastet nicht nur psychisch, es hat oft auch körperliche Folgen. Denn auf den betroffenen Hautarealen drohen Rötungen, Entzündungen und Infektionen. Etwa 1-2% der deutschen Bevölkerung leiden an dieser Erkrankung, deren Ursache weitgehend unbekannt ist.
Hinweis: Starkes Schwitzen reicht für die Diagnose Hyperhidrose nicht aus. Eine Hyperhidrose besteht erst ab einer Schweißproduktion von mehr als 20 mg/min an der Handfläche bzw 50 mg/min unter den Achseln. Gemessen wird die Schweißproduktion mit Filterpapier oder Sensoren in der Hautarztpraxis.
Den Schweiß bändigen
Es gibt einige allgemeine Tipps, die gegen das Schwitzen empfohlen werden. Dazu gehört das Tragen luftiger Kleidung, am besten aus natürlichen Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Seide. Meist wird zu Zurückhaltung bei scharfen Speisen, Alkohol und koffeinhaltigen Getränken geraten. Ob dies im Einzelfall gegen das unerwünschte Schwitzen nützt, sollte ausprobiert werden.
Immer anzuraten ist eine regelmäßige Körperhygiene. Entfernt man die Achselhaare, kann der Schweiß besser von der Haut verdunsten. Zudem wird dadurch die Ansiedelung von Bakterien, die den Schweiß zersetzen, vermindert. Das reduziert zumindest den unangenehmen Geruch.
Vor allem aber helfen Deodorants bei starkem Schwitzen. Es gibt sie als Spray, als Creme, als Roller oder Stick. Fachlich unterscheidet man zwischen Deodorants, die den Geruch vermindern und „übertünchen“ und Antitranspiranzien, die die Schweißbildung hemmen. Viel Produkte kombinieren beide Wirkarten, weshalb man heute meist übergeordnet von „Deos“ spricht. Deos wirken folgendermaßen gegen das Schwitzen und seine Folgen:
- Überdecken des Körpergeruchs, z. B. mit Duft und Parfümstoffen. Produkte mit ausschließlich duftender Wirkung enthalten meist starke ätherische Öle, z. B. aus Zitrone, Orange, Grapefruit, Vanille, Lavendel oder Zedernöl.
- Verringerung der für den Schweißgeruch verantwortlichen Mikroorganismen, z.B. mit Zinksalzen.
- Reduktion der Schweißsekretion, insbesondere durch Aluminiumchlorid. Aluminium verstopft die Schweißdrüsen und verhindert dadurch, dass der Schweiß austritt und an die Hautoberfläche gelangt. Außerdem wirkt es antibakteriell und reduziert dadurch den Schweißgeruch. Die Konzentrationen der angebotenen Produkte variieren von 3 bis 20%, hochdosierte Aluminiumdeos sollen laut Hersteller bis zu fünf Tage wirken.
Aluminium in Deos und anderen Kosmetika wurde vor einiger Zeit verdächtigt, das Risiko für Brustkrebs und Alzheimer zu erhöhen. In einer aktuellsten Stellungnahme vom 6. Oktober 2023 resümiert das Bundesinstitut für Risikobewertung auf der Grundlage dreier Studien, dass „[…] die Wahrscheinlichkeit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung durch den regelmäßigen Gebrauch von aluminiumhaltigen Kosmetika insgesamt nach gegenwärtigem wissenschaftlichem Kenntnisstand sehr niedrig ist“.
Hinweis: Sprays sind hygienischer als Deoroller. Denn bei Deorollern werden beim Benutzen hauteigene Bakterien in das Innere der Flasche transportiert, wo sie sich ungehindert vermehren können.
Gegen Schwitzfüße und schwitzende Hände
Zur Behandlung stark schwitzender Hände und Füße gibt es eine Salbe zum Auftragen auf die Haut. Sie enthält Methenamin (Hexamethylentetramin), das beim Kontakt mit Schweiß Formaldehyd freisetzt. Formaldehyd lässt die Eiweiße im Schweiß verklumpen, wodurch die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen teilweise verstopft werden. Auf diese Weise verringert sich an den behandelten Stellen die Schweißabgabe. An den Füßen trägt man die Paste zwei Mal pro Woche auf, am besten lässt man sie über Nacht einwirken. Nach etwa ein bis zwei Wochen setzt die Wirkung ein.
Zusätzlich kann man bei Schwitzfüßen Einlagen mit Silberfäden oder Fußsprays mit Silberionen verwenden. Silber hat eine stark antibakterielle Wirkung und hemmt die Vermehrung geruchsbildender Bakterien. Einlagen aus Zedernholz sind auch hilfreich, sie absorbieren übermäßigen Schweiß. Fußpuder in den Schuhen und auf den Füßen saugen den Schweiß ebenfalls auf.
Tipp: Ebenfalls hilfreich bei Schwitzfüßen sind Fußbäder, vor allem mit Salbei und Eichenrinde. Die ätherischen Öle von Salbei wirken antibakteriell, und die in Eichenrinde vorhandenen Gerbstoffe (Tannine) ziehen die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen zusammen.
Starke Geschütze gegen krankhaftes Schwitzen
Bei einer Hyperhidrose reichen die genannten Maßnahmen meist nicht aus, um die sehr große Menge an Schweiß einzudämmen. Für diese Fälle gibt es weitere Maßnahmen gegen das Schwitzen.
Medikamente. Bei ausgeprägter Hyperhidrose können Tabletten helfen, die über das vegetative Nervensystem die Schweißproduktion hemmen. Dabei handelt es sich um sogenannte Anticholinergika oder Psychopharmaka, die anticholinerg wirken. Auf Dauer wird dazu nicht geraten, da die Präparate zahlreiche Nebenwirkungen haben. Dazu gehören Mundtrockenheit, Harnverhalt, Sehstörungen und Verstopfung. In schweißtreibenden Situationen wie Prüfungen oder Vorstellungsgesprächen können die Substanzen aber vorübergehend nützlich sein.
Leitungswasser-Iontophorese. Bei dieser Methode handelt es sich um Stromwasserbäder, mit denen man Hände und Füße recht gut trockenlegen kann. Anfangs sind mehrere 10- bis 20minütige Bäder pro Woche nötig, was recht aufwendig ist. Wenn ein Effekt eingetreten ist, reichen pro Woche ein bis zwei Iontophoresen. Bei diagnostizierter Hyperhidrose ist es möglich, ein Heimgerät zu bekommen.
Thermische Zerstörung der Schweißdrüsen. Hautärzt*innen bieten oft auch die thermische Zerstörung der Schweißdrüsen an, z. B. mit Radiofrequenz, Laser oder Ultraschall. Dies ist bisher nur in den Achselhöhlen möglich. Wie erfolgreich die Verfahren sind, kann man bisher noch nicht genau sagen, dazu ist die Datenlage zu dünn. Ein Nachteil ist, dass mit diesen Methoden nicht nur (gewollt) die Schweißdrüsen, sondern auch andere Strukturen der Haut geschädigt werden. Besonders gefährdet sind Nerven und Fettgewebe.
Botoxbehandlung. Recht erfolgversprechend ist dagegen die Behandlung mit Botox. Dabei spritzt die Ärzt*in mit einer sehr feinen Nadel Botulinumtoxin in definierte Punkte. Bei der Achselhöhle meist 15 bis 20 Mal, an Händen und Füßen sind bis zu 50 Injektionen erforderlich. Das gespritzte Botox hemmt das aus den Nerven freigesetzte Acetylcholin daran, die Schweißdrüsen zu aktivieren. Dadurch wird die Schweißproduktion für etwa drei Monate gedrosselt, oft hält der Effekt auch länger an. Die Erfolgsrate liegt bei 80 bis 90%. Patient*innen, die damit gute Erfahrung gemacht haben, lassen sich meist zwei- bis dreimal pro Jahr behandeln. Wichtig ist, dass Botox für die Behandlung der Hyperhidrose an der Achselhöhle explizit zugelassen ist. An Händen und Füßen wirkt es ebenfalls, dort wird es jedoch mangels Zulassung off label eingesetzt. Nebenwirkungen sind selten, es kann zu vorübergehenden Gefühlsstörungen oder Abschwächung der Handmuskulatur kommen.
Saugkürettage. Eine weitere effektive Methode ist die operative Entfernung der Schweißdrüsen. Bei diesem minimal-invasiven Eingriff schabt und saugt die Ärzt*in die Schweißdrüsen mit Küretten und Saugkanülen ab. Danach wird die Wunde mit einer Naht oder Klammer verschlossen. Die kleine Operation dauert etwa eine bis zwei Stunden und kann nur in den Achselhöhlen durchgeführt werden. Seltene Nebenwirkungen sind u.a. vorübergehende Gefühlsstörungen durch Verletzung von Hautnerven.
Sympathikusblockade. In sehr schweren Fällen empfehlen die Ärzt*innen auch manchmal die endoskopische Sympathikusblockade. Dabei werden die Nervenfasern, die das Schwitzen steuern, im Rahmen einer sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie gezielt unterbrochen oder mit Clips blockiert. Für Hände, Achseln und Gesicht geschieht dies im oberen Bereich der Wirbelsäule. Bei Hyperhidrose der Füße durchtrennt oder blockiert man die für das Schwitzen verantwortlichen Teile des Sympathikusnervs im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Erfolgsquoten sind hoch, das Schwitzen an den Händen wird bei bis zu 95% der Betroffenen abgestellt, das Schwitzen unter den Achseln bei bis zu 80%. Allerdings besteht das Risiko des kompensatorischen Schwitzens: Etwa die Hälfte der mit Sympathikusblockade behandelten Patient*innen berichtet, dass sie nach dem Eingriff an anderen Bereichen des Körpers vermehrt schwitzen – was die meisten jedoch als weniger störend empfinden.
Quellen: DAZ, Universitätsspital Zürich