Gesundheit heute

Schuppenflechte

Häufigkeit: 3

Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris): Chronische, meist schubweise auftretende Hautkrankheit mit starker Schuppenbildung. Häufig zeigen sich auch krankhafte Nagelveränderungen. Als Ursache wird eine erbliche Autoimmunerkrankung angenommen, die bei bakteriellen Infekten, Stress, Einnahme bestimmter Medikamente oder anderen Auslösern zum Ausbruch kommt und zu einer massiv beschleunigten Zellerneuerung in der Oberhaut führt. An einer Schuppenflechte leiden etwa 2–3 % der Bevölkerung.

Die Erkrankung verläuft individuell verschieden. Bei etwa einem Viertel der Betroffenen tritt die Schuppenflechte nur einmalig auf, bei anderen wechseln sich Krankheitsschübe und belastungsfreie Phasen ab. Die Schuppenflechte ist nicht heilbar, lässt sich aber recht gut behandeln. Bei schwerer Ausprägung leiden Betroffene oft sehr unter ihrem äußeren Erscheinungsbild. Wichtig zu wissen ist auch, dass die Erkrankung für die Mitmenschen nicht ansteckend ist.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Scharf begrenzte, gerötete Herde mit silbrig-grauen Schuppen, v. a. an den Streckseiten der Arme und Beine (Ellenbogen, Knie), den Handinnenflächen und Fußsohlen, den Nägeln und am behaarten Kopf
  • Krank aussehende Nägel
  • Manchmal Juckreiz.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • sich die Haut plötzlich deutlich sichtbar wie oben beschrieben schuppt.

Heute noch, wenn

  • Eiterpusteln auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Schuppenflechte ist eine genetische Erkrankung, d. h. die Veranlagung dafür wird vererbt. Das bedeutet aber nicht, dass auch jeder mit einer entsprechenden Erbanlage daran erkrankt. Wenn die Krankheit aber ausbricht, dann richtet sich das körpereigene Immunsystem, insbesondere die T-Lymphozyten, gegen die Zellen der Oberhaut. Dadurch kommt es in der Oberhaut zu einer Entzündung. Der Körper reagiert darauf mit der Produktion vieler neuer Hautzellen (beschleunigte Zellproliferation) – obwohl sich eigentlich noch genug Hautzellen im betroffenen Areal befinden. Während eine Oberhautzelle in gesunder Haut innerhalb von etwa 30 Tagen von der Keimschicht zur Hautoberfläche wandert, ist dieser Vorgang bei der Schuppenflechte auf etwa 4–8 Tage verkürzt. Die Haut verdickt sich und beginnt sich stark zu schuppen. Folge ist die typische Anhäufung silbrig-weißer Schuppen auf scharf begrenzten, runden, leicht erhabenen, rötlichen Flecken. Solche Schuppenherde werden auch Plaques genannt. Insgesamt ist die Haut trocken und neigt zu schmerzhaften Rissen.

Klinik und Verlauf

Die eine Schuppenflechte gibt es nicht – vielmehr verläuft sie bei den Betroffenen individuell sehr unterschiedlich. Besonders häufig tritt sie zum ersten Mal während der Pubertät oder im Alter zwischen 40 und 50 Jahren auf. Erkennen lässt sie sich an den typischen Schuppenherden, die meistens münz- bis handtellergroß sind, manchmal auch deutlich kleiner. Sie können sowohl als einzelne, scharf begrenzte Flecken auftreten als auch großflächig zusammenfließen (konfluieren) und ganze Körperpartien bedecken. Typischerweise sind die Herde an beiden Körperhälften symmetrisch ausgeprägt. Häufig besteht Juckreiz. Bei etwa der Hälfte der Patient*innen kommen krankhafte Nagelveränderungen in Form von gelblichen Verfärbungen (Ölflecknägel), grübchenförmigen Einsenkungen (Tüpfelnägel) oder schlimmstenfalls zerbröckelnde Krümelnägeln hinzu.

Zwei Drittel der Betroffenen zeigen einen chronischen Verlauf mit immer wiederkehrenden Schüben. Die Krankheitsschübe treten v. a. in der Herbst- und Winterzeit auf, wenn die Haut durch trockene Heizungsluft und widrige Wetterverhältnisse belastet ist. In den Sommermonaten kommt es dagegen häufig zu einer Besserung.

Begünstigende Faktoren

Trotz der genetischen Veranlagung bricht die Krankheit nicht immer aus. Oft wird sie durch bestimmte Faktoren getriggert, zum Beispiel durch Stress, Infekte oder Grunderkrankungen wie Diabetes oder eine Infektion. Auch andere Einflüsse können akute Schübe auslösen oder einen bestehenden Schub verschlimmern, etwa

  • physikalische Faktoren wie exzessives Sonnenbaden, Druck oder Verletzungen
  • chemische Reize wie Kosmetika oder Lösungsmittel
  • Medikamente wie Betablocker, ACE-Hemmer, Lithium, Malariamittel oder Rheumamittel
  • Genussmittel wie Alkohol und Nikotin.

Komplikationen

Als Komplikation der Schuppenflechte tritt bei mindestens 5 % der Betroffenen eine Psoriasis-Arthrose (Psoriasis arthropathica) auf, also eine schmerzhafte Entzündung von Gelenken insbesondere an Fingern und Zehen, Knie- und Hüftgelenken, In ausgeprägter Form droht sogar eine Gelenkverformung. Besonders gefährdet sind Patient*innen mit einer Psoriasis inversa, die v. a. die Analfalte, die Genitalregion, den Bauchnabel, die Handflächen, die Fußsohlen und die Nägel befällt. Weitere, äußerst seltene, aber schwere Sonderformen sind die psoriatische Erythrodermie, bei der die gesamte Haut gerötet und mit Schuppen bedeckt ist, und die Psoriasis pustulosa (0,5–2,5 %), die mit der Bildung von Eiterpusteln einhergeht und bei einem Befall des gesamten Körpers tödlich verlaufen kann.

Auch besteht bei Patient*innen mit Schuppenflechte ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wissenschaftler*innen ermittelten ein gegenüber Gesunden um 10 bis 30 Prozent erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden oder daran zu sterben. Dabei ist die Gefahr umso größer, je schwerer die Symptome der Schuppenflechte ausgeprägt sind. Patient*innen mit einer Schuppenflechte entwickeln zudem häufiger einen Morbus Crohn oder eine Zöliakie.

Diagnosesicherung

Die Krankengeschichte und die typischen Hautveränderungen reichen meist aus, um die Diagnose zu stellen. Die Schuppenflechte zeigt einige charakteristische Phänomene, die die Hautärzt*in provozieren kann:

  • Kerzenfleckphänomen. Hier wird die Schuppenschicht bei leichtem Kratzen heller und lässt sich gut entfernen, ähnlich wie bei einem Kerzenwachsfleck.
  • Phänomen des letzten Häutchens. Werden Schuppen entfernt, erscheint ein glänzendes letztes Häutchen, nach weiterem Kratzen zeigen sich winzige punktförmige Blutungen (blutiger Tau, Auspitz-Zeichen).

Zweifelt die Hautärzt*in dennoch an der Diagnose, entnimmt sie unter örtlicher Betäubung eine kleine Hautprobe (Biopsie).

PASI-Index. Das Ausmaß der Schuppenflechte wird mit dem Psoriasis Area and Severity Index (PASI) ermittelt. Dabei beurteilt die Ärzt*in die Herde in Bezug auf Rötung, Schuppung, Hautdicke, Ausdehnung und Körperregion. Insgesamt sind 0 bis 72 Punkte möglich, bei ≤ 10 Punkten handelt es sich um eine leichte Form, bei > 10 Punkten um eine mittelschwere bis schwere Schuppenflechte. Der PASI dient nicht nur der Therapieplanung – regelmäßig gemessen, lässt sich mit seiner Hilfe auch der Verlauf und das Ansprechen der Schuppenflechte auf die Behandlung beurteilen.

Differenzialdiagnose. Die unbehandelte, typische Schuppenflechte lässt sich kaum mit einer anderen Hauterkrankung verwechseln. Schwieriger ist es mit den Sonderformen wie z. B. der Psoriasis arthropathica. Bilden sich hier nur wenige Schuppen, wird die Erkrankung oft als Arthritis anderen Ursprungs fehlgedeutet.

Behandlung

Zur Behandlung der Schuppenflechte steht eine Vielzahl von Wirkstoffen und Verfahren zur Verfügung, die je nach Ausprägung der Hauterscheinungen eingesetzt werden. Neben der Basistherapie wird bei leichtem Verlauf (PASI ≤ 10 Punkte) die äußerliche, lokale Behandlung mit Cremes und Salben empfohlen, bei mittelschwerer bis schwerer Verlaufsform kommen physikalische Maßnahmen und die innere Therapie mit Medikamenten hinzu.

Basistherapie

Bei allen Schweregraden der Erkrankung gilt es, die Schuppen abzulösen und die verdickte Haut aufzuweichen. Dazu empfiehlt sich beispielsweise 5%ige Salicylvaseline oder 10%ige Harnstoffsalbe. Auch verschiedene Ölmischungen helfen beim Schuppenlösen und Aufweichen der Haut.

Äußerliche Behandlung

Sind die Schuppen abgelöst, beginnt die eigentliche Therapie der Schuppenflechte mit äußerlich anzuwendenden Mitteln.

  • Vitamin-D-Abkömmlinge. Vitamin D3 verlangsamt die beschleunigte Hautneubildung und dämmt chronisch-wiederkehrende Herde ähnlich gut ein wie ein mittelstarkes Kortisonpräparat. Im Gegensatz zu Kortison ist es besser verträglich, häufigste Nebenwirkungen sind vorübergehende Hautreizungen. Vitamin-D-Abkömmlinge sollen nicht mit Salicylsäure kombiniert werden, da es sonst zu einer Wirkminderung kommt. Häufig verwendete Vertreter sind Tacalcitol, Calcitriol oder Calcipotriol.
  • Calcineurin-Inhibitoren. Diese Wirkstoffe modulieren das Immunsystem und wirken auf die schuppigen Herde ähnlich gut wie mittelstarkes Kortison. Ihr Vorteil ist, dass sie auch in empfindlichen Hautbereichen wie Gesicht und Genitalbereich angewendet werden dürfen. Nebenwirkungen sind Hautbrennen und manchmal Hautinfektionen. Zur Verfügung stehen die Wirkstoffe Tacrolimus und Pimecrolimus. Beide sind jedoch noch nicht für die Schuppenflechte zugelassen, ihr Einsatz erfolgt deshalb Off-Label.
  • Vitamin-A-Abkömmlinge. Mit dem lokal wirksamen Retinoid Tazaroten sollen 70 Prozent der hartnäckigen Schuppenherde abheilen. Allerdings treten oft lästige Nebenwirkungen wie Hautbrennen und Juckreiz auf. Tazaroten wird in Deutschland, der Schweiz und Österreich nicht mehr vertrieben und ist nur über die internationale Apotheke erhältlich . In der Schwangerschaft darf es nicht eingenommen werden, weil es als Retinoid das ungeborene Kind schädigt.
  • Kortison. Kortison wirkt stark antientzündlich und hemmt zudem die überschießende Zellteilung. Wirkstoffe wie Betamethason bringen deshalb die Schuppenherde häufig gut zum Abheilen. Allerdings macht Kortison bei längerer Anwendung die Haut dünner und dadurch verletzlicher. Im Gesicht, am Hals und an den Genitalien soll Kortison deshalb nicht aufgetragen werden. Zur Anwendung am behaarten Kopf und an miterkrankten Finger- oder Zehennägeln ist es aber gut einsetzbar, da diese Stellen weniger empfindlich sind. Ist eine Behandlung über einen längeren Zeitraum erforderlich, geschieht dies abwechselnd mit einem wirkstofffreien Basispräparat. Eine längerfristige Kortisonbehandlung muss ausschleichend beendet werden. Das heißt, dass die Dosis allmählich reduziert wird, oder die Patient*in zunächst auf ein schwächeres Kortison wechselt. Anderenfalls treten die Hautveränderungen sonst an gleicher Stelle verstärkt wieder auf (Rebound-Phänomen). Nicht verwendet werden darf Kortison in Schwangerschaft und Stillzeit.
  • Dithranol. Dieses Präparat wird in hoher Konzentration nur als "Minutentherapie" verabreicht, bleibt also nur für 1–20 Minuten auf der Haut. Bei der klassischen Therapie ist die Konzentration niedriger, weshalb es halb- oder ganztägig aufgebracht wird. Dithranol ist dafür bekannt, dass es die Haut wie auch Kleidung bei Kontakt intensiv braun verfärbt. Als fertige Creme oder Salbe ist Dithranol in Deutschland nicht mehr im Handel. Verschreibt die Ärzt*in diesen Wirkstoff, muss die Salbe mit dem Wirkstoff individuell in der Apotheke angerührt werden.
  • Teer. Teerpräparate haben sich seit über 100 Jahren bei der Behandlung der Psoriasis bewährt. In letzter Zeit sind sie jedoch wegen ihrer möglicherweise krebsfördernden Wirkung in Verruf geraten. Einige "unverdächtige" Präparate sind manchmal noch in Gebrauch. Sie zeigen eine gute Wirkung auf die Entzündungsaktivität und den begleitenden Juckreiz. Auf rote, nässende Stellen dürfen sie nicht aufgetragen werden. Außerdem sind sie für Schwangere, Stillende und Säuglinge verboten.

Physikalische Therapie

PUVA-Therapie. Hierbei wird die Haut durch den Wirkstoff Psoralen gegenüber UVA-Licht empfindlicher gemacht und anschließend bestrahlt (PUVA = Psolaren + UVA). In Tablettenform, als Badezusatz oder Creme verabreicht, hemmt Psoralen unter dem Einfluss der UV-Strahlen die Bildung von Hautzellen. Die PUVA-Therapie erfolgt im Anfangsstadium viermal, später zwei- bis dreimal wöchentlich. Als Nebenwirkungen können Juckreiz, Übelkeit und Hautrötung auftreten. Bei Schwangeren, Stillenden und Menschen mit einem erhöhten Hautkrebsrisiko ist die PUVA kontraindiziert. Außerdem sollte sie immer durch fachlich geschultes Personal erfolgen, da es einige Formen und Stadien der Schuppenflechte gibt, bei denen die Lichttherapie nicht geeignet ist.

Balneophototherapie. Ähnlich gute Erfolge wie die PUVA-Therapie erzielt die Balneophototherapie, eine Kombination aus medizinischen Bädern und UV-B-Strahlung. Sowohl pflanzliche als auch mineralische Zusätze wie Kohlensäure, Schwefel oder Sole sorgen für die Therapiewirkung der Bäder. Während oder direkt nach dem zwanzigminütigen Bad wird die Patient*in mit UV-B bestrahlt. Ideal sind 3 bis 5 Behandlungen in der Woche. Die Therapie ist Kassenleistung, bezahlt wird eine Serie mit 35 Behandlungen, wobei nach sechs Monaten eine neue Behandlungsserie begonnen werden darf. Der Bundesverband der Deutschen Dermatologen führt eine Liste mit Hautärzt*innen, die die Therapie anwenden (Link unter "Weiterführende Informationen").

Selektive UVB-Therapie bzw. Schmalband-UVB-Bestrahlung. Diese Bestrahlung mit UVB-Licht ist auch als Heimbehandlung möglich und vergleichbar effektiv wie im Therapiezentrum.

Heliotherapie. Bei dieser Lichttherapie kommt natürliches Sonnenlicht zum Einsatz, wirksam ist der UV-B-Anteil. Sie wird ohne Lichtschutz durchgeführt, weswegen besonders darauf geachtet werden sollte, Sonnenbrand zu vermeiden.

Totes-Meer-Therapie. Eine Kur am Toten Meer wirkt wie eine "natürliche" Balneophototherapie. Neben der "Lichttherapie" durch den Aufenthalt in der prallen Sonne (der sich täglich von wenigen Minuten bis zu Stunden steigern soll) steht zwei- bis dreimal täglich ein Bad im salzhaltigen Toten Meer an. Von einem so durchgeführten vierwöchigen Kur-Aufenthalt profitieren viele Betroffene.

Systemische Therapie mit Medikamenten

Ab einem PASI von 10 und beim Vorliegen einer Psoriasis-Arthritis empfehlen die Ärzt*innen die systemische Therapie der Schuppenflechte. Die dazu eingesetzten Medikamente sind hochwirksam, bergen aber auch zahlreiche, z. T. erhebliche Nebenwirkungen. Deshalb wird eine Behandlung damit häufig in Spezialambulanzen durchgeführt, die an Universitätskliniken angeschlossen sind. Regelmäßige Therapiekontrollen und die Überwachung von Blutdruck, Blutbild, Leber- und Nierenfunktion sind bei den meisten Wirkstoffen unerlässlich. Da viele der Wirkstoffe in der Schwangerschaft verboten sind, ist bei Frauen im gebärfähigen Alter vor der Therapie eine Schwangerschaft auszuschließen und auf eine sichere Verhütungsmethode während und zum Teil bis Wochen nach der Behandlung zu achten.

First-Line-Therapie. Diese Medikamente gelten als Wirkstoffe der ersten Wahl bei mittelschwerer bis schwerer Schuppenflechte.

  • Acitretin. Das Retinoid Acitretin hemmt das Wachstum der Horn-bildenden Hautzellen, ist entzündungshemmend und greift in den Immunhaushalt ein.
  • Ciclosporin. Dieser Calcineurin-Blocker wirkt auf das Immunsystem und damit stark entzündungshemmend. Da erhebliche Nebenwirkungen wie Hypertrichose, Nierenschädigung und ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen drohen, setzen die Ärzt*innen Ciclosporin vornehmlich kurzfristig ein.
  • Fumarsäureester. Auch Fumarsäureester wirken auf das Immunsystem und damit antientzündlich. Als wichtige Nebenwirkung gelten Blutbildveränderungen und Nierenschädigung. Vor der eigentlichen Therapie ist eine vorsichtige Verträglichkeitsanpassung mit niedrig dosiertem Wirkstoff erforderlich.
  • Methotrexat. Methotrexat ist ein Folsäureantagonist, der auch bei schwerem Rheuma eingesetzt wird. Unter dem wöchentlich subkutan verabreichten hochwirksamen Medikament drohen erhebliche Nebenwirkungen, es wirkt toxisch auf Leber, Niere und Knochenmark.
  • Adalimumab. Dieser TNF-alpha-Antagonist kann neben anderen schweren unerwünschten Wirkungen auch eine Tuberkulose reaktivieren, daneben ist unter der Therapie das Risiko für schwere Infektionen erhöht. Adalimumab wird subkutan injiziert.
  • Sekulimumab. Sekulimumab wirkt antientzündlich, indem es Interleukin-17 hemmt. Als typische Nebenwirkungen gelten Pilzinfektionen, Durchfall und das Aufflackern chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Second-Line-Therapie. Greifen die First-Line-Wirkstoffe nicht oder dürfen sie nicht gegeben werden (z. B. weil eine chronische Infektion vorliegt), empfehlen die Leitlinien den Einsatz folgender Second-Line-Wirkstoffe:

  • Apremilast. Apremilast ist ein 2015 zugelassener Phosphodiesterase-IV-Hemmstoff, der das Hautbild auch bei schwierigen Fällen deutlich bessert. Gefährlich sind die Auswirkungen des Medikaments auf die Psyche. Manche Behandelten entwickeln Suizidgedanken und suizidales Verhalten, vor allem, wenn sie in der Vergangenheit bereits an psychiatrischen Beschwerden litten. Bei auftretenden Stimmungsschwankungen muss deswegen immer die behandelnde Ärzt*in informiert werden.
  • Etanercept. Der TNF-alpha-Hemmstoff wirkt stark antientzündlich und dämmt dadurch auch ausgeprägte Herde ein. Er wird ein- bis zweimal die Woche unter die Haut gespritzt. Als Nebenwirkungen drohen schwere Infektionen. Manchmal bildet das Immunsystem nach der Verabreichung auch Antikörper gegen den Wirkstoff oder körpereigene Strukturen. Außerdem gibt es Hinweise, dass unter dem Wirkstoff vermehrt Lymphome auftreten.
  • Infliximab. Dieser TNF-alpha-Antagonist wird alle 2 Wochen (später mit längeren Intervallen) als Infusion verabreicht. Unter der Therapie besteht ein erhöhtes Risiko für schwere Infektionen und bösartige Erkrankungen wie Lymphome, Leukämien oder Gebärmutterhalskrebs.
  • Ustekinumab. Der Antikörper gegen Interleukin 12 und 23 wird unter die Haut gespritzt. Als unerwünschte Wirkungen drohen Übelkeit und Durchfall, Juckreiz und Quaddeln. Außerdem ist das Risiko für Infektionen erhöht.

Prognose

Die Schuppenflechte ist eine chronische Erkrankung, die in Schüben unterschiedlicher Schwere und in unterschiedlich langen Intervallen auftritt. Leichtere Formen lassen sich gut mit den genannten Maßnahmen behandeln. Bei schwerer Schuppenflechte ist die Lebensqualität der Betroffenen oft stark beeinträchtigt, weshalb viele Erkrankte auch schwere Depressionen entwickeln.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Hautpflege. Bei Schuppenflechte ist eine gewissenhafte Reinigung und Pflege der Haut besonders wichtig, um die Hautschuppen sanft zu entfernen, der Haut Feuchtigkeit zuzuführen und sie vor Rissen und Reizungen zu schützen. Häufig werden zur Pflege Präparate mit Harnstoff (Urea) empfohlen, da diese gut in die äußeren Hautschichten eindringen und dort Feuchtigkeit binden. Ob Salben, Cremes oder Lotionen eingesetzt werden, kommt auf das individuelle Hautgefühl an. Bei der Wahl der Reinigungs- und Pflegeprodukte sollten sich Betroffene von der Hautärzt*in oder in der Apotheke beraten lassen.

Sommer nutzen. Meist bessert sich die Schuppenflechte in den Sommermonaten. Zu beachten ist jedoch, dass sich schrittweise an die Sonne gewöhnt werden muss und Sonnenbrände unbedingt zu vermeiden sind.

Aufenthalt am Meer. Seeluft und das Baden im Meer sollen ebenfalls einen günstigen Einfluss auf die Schuppenflechte haben. Wer nicht ans Meer kann, kann es sich durch Vollbäder mit Salz vom Toten Meer in die heimische Badewanne holen.

Kleidung. Schuppenherde treten häufig dort auf, wo Kleidung auf der Haut kratzt und reibt. Weiche, nicht scheuernde Kleidung hilft deshalb, die Ausbreitung der Erkrankung einzudämmen.

Ernährung. Jede Schuppenflechte ist anders – dementsprechend gibt es auch nicht die eine richtige Ernährung für Erkrankte. Wichtig ist, sich selbst gut zu beobachten, z. B. auch mithilfe eines Ernährungstagebuches. So lässt sich gut herausfinden, ob bestimmte Lebensmittel einen Schub auslösen. Insbesondere Alkohol sollten Betroffene generell nur mit Vorsicht genießen – nicht selten folgt ein akuter Schub nach ausgiebigem Alkoholkonsum.

Entspannen. Auch Stress und psychische Probleme können Krankheitsschübe verstärken oder sogar auslösen. Entspannung und Stressabbau sind daher wichtige Bestandteile der Selbstbehandlung. Neben ausreichend Schlaf und reichlich Bewegung an der frischen Luft empfiehlt sich auch das Erlernen eines Entspannungsverfahrens. Wer regelmäßig übt, kann auch abschalten, wenn die Lebensumstände einmal etwas turbulenter sind.

Hilfe suchen. Die Schuppenflechte ist eine sehr belastende Erkrankung. Aufgrund der offen sichtbaren Hauterscheinungen werden die Betroffenen häufig stigmatisiert. Unterstützung bieten Selbsthilfegruppen, bei denen man sich mit Leidensgenossen austauschen und Rat kann, z. B. der Deutsche Psoriasis Bund oder das Psoriasis-Netz.

Depressionen behandeln. Ist der Leidensdruck sehr hoch, entwickeln viele Betroffene Depressionen oder andere psychische Probleme. Eine Psychotherapie kann helfen, die Erkrankung anzunehmen und dadurch erträglicher zu machen.

Komplementärmedizin

Die Komplementärmedizin sieht die Psoriasis als Folge einer Stoffwechselentgleisung und bietet entsprechende Therapieansätze an.

Hydrotherapie. Insbesondere Bäder mit den Zusätzen von Sole oder Schwefel sind aufgrund ihrer schuppenlösenden Wirkung empfehlenswert. Milch-Molke-Bäder lindern den Juckreiz, feuchte Umschläge mit Brennnesseltee dämpfen die Entzündung. Dass auch Sauna-Besuche die Beschwerden bessern können, wird ihrer durchblutungsfördernden und schweißtreibenden Wirkung zugeschrieben.

Pflanzenheilkunde. Um den Stoffwechsel zu normalisieren, bieten sich Teemischungen aus Sennesblättern, Kümmel, Kamillenblüten und Bittersüß oder alternativ aus Bittersüß, Brennnesselblättern, Löwenzahnwurzel, Sennesblättern, Fenchel und Sandsegge an, die über 4 Wochen zweimal täglich getrunken werden sollten. Äußerlich haben sich die Pflanzenwirkstoffe der Aloe vera sowie der Mahonie, einer Berberitzenart, in Form von Salbe bewährt.

Akupunktur. Die Therapie mit Akupunktur wird unterschiedlich bewertet, mitunter kann der Juckreiz unterbunden werden. Akupunktiert werden darf nur in schubfreien Intervallen mit dem Ziel, diese Intervalle zu verlängern.

Weiterführende Informationen

  • Internetseite des Vereins www.Psoriasis-Netz.de, Berlin: Von Selbsthilfegruppen betriebenes Informationsportal mit umfangreichen Informationen zur Schuppenflechte und deren Behandlung.

  • www.psoriasis-bund.de – Deutscher Psoriasis-Bund e. V., Hamburg: Informationen und Kontakt zu Selbsthilfegruppen.

  • Aktuelle Liste der Dermatologen, die die Balneophototherapie anbieten

  • www.psonet.de - Webseite mit einer Liste von Ärzten und Kliniken mit hoher Expertise zur Schuppenflechte.

Von: Dr. Ute Koch, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Das hilft gegen Schwitzen

Menschen mit Hyperhidrose müssen ihre Hemden oft mehrmals am Tag wechseln.

Das hilft gegen Schwitzen

Den Hahn abdrehen

Schwitzen ist gesund: Es reguliert die Körpertemperatur, schützt die Haut und trägt sogar zur Ausscheidung von Stoffwechselprodukten bei. Doch häufig stört der Schweiß auch - etwas durch unangenehmen Geruch oder dunkle Schwitzflecken unter den Armen. Zum Glück lässt sich das mit Deos und Cremes gut in den Griff bekommen. Und auch bei übermäßigem, krankhaftem Schwitzen gibt es einige Methoden, nasse Hände und Achseln zuverlässig trockenzulegen.

Ohne Schweiß geht´s nicht

Etwa drei Millionen Schweißdrüsen sind in der menschlichen Haut verteilt. Allerdings kommen sie nicht überall vor: Die meisten davon finden sich in den Achselhöhlen, an den Fußsohlen, den Handflächen und der Stirn. Ganz ohne Schweißdrüsen kommen dagegen die Lippen und die Eichel aus.

Hauptfunktion von Schweiß ist, den Körper vor Überhitzung zu schützen. Steigt die Körpertemperatur, wird vermehrt Schweiß produziert und über die Poren ausgeschieden. Auf der Haut verdunstet er und sorgt für Abkühlung.

Eine weitere wichtige Aufgabe des Schwitzens ist der Schutz vor Krankheitserregern. Denn Schweiß hat einen sauren ph-Wert und trägt zum natürlichen Säureschutzmantel der Haut bei. Dieser bewahrt die Haut nicht nur vor dem Austrocknen, er hemmt auch das Wachsen von Mikroorganismen. Zusätzlich befindet sich in menschlichem Schweiß ein Eiweiß, das als natürliches Antibiotikum wirkt (Dermcidin).

Schweiß dient auch der Kommunikation zwischen Menschen. In ihm sind Botenstoffe wie Pheromone, die unbewusst wahrgenommen werden und Angst oder sexuelle Anziehung auslösen können. Schlussendlich kann der Körper über den Schweiß auch Stoffwechselprodukte wie Harnstoff oder Alkohole ausscheiden. Damit unterstützt er die Leber und die Nieren.

Hinweis: Schweiß besteht zu 99% aus Wasser, dazu kommen u.a. Harnstoff, Elektrolyte, Mineralstoffe, Eiweiße und Fette. Frischer Schweiß ist geruchlos. Erst wenn ihn die Bakterien auf der Haut zersetzen, entstehen die unangenehm riechenden Substanzen Ameisensäure, Buttersäure und Essigsäure.

Was uns schwitzen lässt

Die Schweißdrüsen eines Erwachsenen produzieren pro Tag etwa 0,2 bis 1,0 L Schweiß. Bei hohen Temperaturen, Stress oder starker körperlicher Anstrengung kann die Menge sogar auf bis zu 10 Liter und mehr gesteigert werden.

Stimuliert wird das Schwitzen bei Gesunden durch zahlreiche Auslöser:

  • erhöhte Körpertemperatur durch Hitze oder anstrengende körperliche Aktivitäten
  • Ausschüttung von Stresshormonen bei Stress, Angst, Nervosität und Aufregung
  • hormonelle Veränderungen, wie z. B. In der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren
  • Konsum von Substanzen, die über das vegetative Nervensystem die Schweißbildung anregen (Kaffee, Tee, scharfe Gewürze oder Nikotin).

Neben diesem normalen Schwitzen gibt es jedoch auch das krankhafte Schwitzen, die sogenannte Hyperhidrose. Dabei handelt es sich um eine übermäßige, kaum kontrollierbare Schweißproduktion, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränkt. Ohne jede Ursache kommt es bei ihnen nicht nur zu tropfnassen Händen. Häufig schwitzen sie so stark, dass sie mehrmals am Tag Hemd oder Bluse wechseln müssen. Das Schwitzen belastet nicht nur psychisch, es hat oft auch körperliche Folgen. Denn auf den betroffenen Hautarealen drohen Rötungen, Entzündungen und Infektionen. Etwa 1-2% der deutschen Bevölkerung leiden an dieser Erkrankung, deren Ursache weitgehend unbekannt ist.

Hinweis: Starkes Schwitzen reicht für die Diagnose Hyperhidrose nicht aus. Eine Hyperhidrose besteht erst ab einer Schweißproduktion von mehr als 20 mg/min an der Handfläche bzw 50 mg/min unter den Achseln. Gemessen wird die Schweißproduktion mit Filterpapier oder Sensoren in der Hautarztpraxis.

Den Schweiß bändigen

Es gibt einige allgemeine Tipps, die gegen das Schwitzen empfohlen werden. Dazu gehört das Tragen luftiger Kleidung, am besten aus natürlichen Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Seide. Meist wird zu Zurückhaltung bei scharfen Speisen, Alkohol und koffeinhaltigen Getränken geraten. Ob dies im Einzelfall gegen das unerwünschte Schwitzen nützt, sollte ausprobiert werden.

Immer anzuraten ist eine regelmäßige Körperhygiene. Entfernt man die Achselhaare, kann der Schweiß besser von der Haut verdunsten. Zudem wird dadurch die Ansiedelung von Bakterien, die den Schweiß zersetzen, vermindert. Das reduziert zumindest den unangenehmen Geruch.

Vor allem aber helfen Deodorants bei starkem Schwitzen. Es gibt sie als Spray, als Creme, als Roller oder Stick. Fachlich unterscheidet man zwischen Deodorants, die den Geruch vermindern und „übertünchen“ und Antitranspiranzien, die die Schweißbildung hemmen. Viel Produkte kombinieren beide Wirkarten, weshalb man heute meist übergeordnet von „Deos“ spricht. Deos wirken folgendermaßen gegen das Schwitzen und seine Folgen:

  • Überdecken des Körpergeruchs, z. B. mit Duft und Parfümstoffen. Produkte mit ausschließlich duftender Wirkung enthalten meist starke ätherische Öle, z. B. aus Zitrone, Orange, Grapefruit, Vanille, Lavendel oder Zedernöl.
  • Verringerung der für den Schweißgeruch verantwortlichen Mikroorganismen, z.B. mit Zinksalzen.
  • Reduktion der Schweißsekretion, insbesondere durch Aluminiumchlorid. Aluminium verstopft die Schweißdrüsen und verhindert dadurch, dass der Schweiß austritt und an die Hautoberfläche gelangt. Außerdem wirkt es antibakteriell und reduziert dadurch den Schweißgeruch. Die Konzentrationen der angebotenen Produkte variieren von 3 bis 20%, hochdosierte Aluminiumdeos sollen laut Hersteller bis zu fünf Tage wirken.

Aluminium in Deos und anderen Kosmetika wurde vor einiger Zeit verdächtigt, das Risiko für Brustkrebs und Alzheimer zu erhöhen. In einer aktuellsten Stellungnahme vom 6. Oktober 2023 resümiert das Bundesinstitut für Risikobewertung auf der Grundlage dreier Studien, dass „[…] die Wahrscheinlichkeit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung durch den regelmäßigen Gebrauch von aluminiumhaltigen Kosmetika insgesamt nach gegenwärtigem wissenschaftlichem Kenntnisstand sehr niedrig ist“.

Hinweis: Sprays sind hygienischer als Deoroller. Denn bei Deorollern werden beim Benutzen hauteigene Bakterien in das Innere der Flasche transportiert, wo sie sich ungehindert vermehren können.

Gegen Schwitzfüße und schwitzende Hände

Zur Behandlung stark schwitzender Hände und Füße gibt es eine Salbe zum Auftragen auf die Haut. Sie enthält Methenamin (Hexamethylentetramin), das beim Kontakt mit Schweiß Formaldehyd freisetzt. Formaldehyd lässt die Eiweiße im Schweiß verklumpen, wodurch die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen teilweise verstopft werden. Auf diese Weise verringert sich an den behandelten Stellen die Schweißabgabe. An den Füßen trägt man die Paste zwei Mal pro Woche auf, am besten lässt man sie über Nacht einwirken. Nach etwa ein bis zwei Wochen setzt die Wirkung ein.

Zusätzlich kann man bei Schwitzfüßen Einlagen mit Silberfäden oder Fußsprays mit Silberionen verwenden. Silber hat eine stark antibakterielle Wirkung und hemmt die Vermehrung geruchsbildender Bakterien. Einlagen aus Zedernholz sind auch hilfreich, sie absorbieren übermäßigen Schweiß. Fußpuder in den Schuhen und auf den Füßen saugen den Schweiß ebenfalls auf.

Tipp: Ebenfalls hilfreich bei Schwitzfüßen sind Fußbäder, vor allem mit Salbei und Eichenrinde. Die ätherischen Öle von Salbei wirken antibakteriell, und die in Eichenrinde vorhandenen Gerbstoffe (Tannine) ziehen die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen zusammen.

Starke Geschütze gegen krankhaftes Schwitzen

Bei einer Hyperhidrose reichen die genannten Maßnahmen meist nicht aus, um die sehr große Menge an Schweiß einzudämmen. Für diese Fälle gibt es weitere Maßnahmen gegen das Schwitzen.

Medikamente. Bei ausgeprägter Hyperhidrose können Tabletten helfen, die über das vegetative Nervensystem die Schweißproduktion hemmen. Dabei handelt es sich um sogenannte Anticholinergika oder Psychopharmaka, die anticholinerg wirken. Auf Dauer wird dazu nicht geraten, da die Präparate zahlreiche Nebenwirkungen haben. Dazu gehören Mundtrockenheit, Harnverhalt, Sehstörungen und Verstopfung. In schweißtreibenden Situationen wie Prüfungen oder Vorstellungsgesprächen können die Substanzen aber vorübergehend nützlich sein.

Leitungswasser-Iontophorese. Bei dieser Methode handelt es sich um Stromwasserbäder, mit denen man Hände und Füße recht gut trockenlegen kann. Anfangs sind mehrere 10- bis 20minütige Bäder pro Woche nötig, was recht aufwendig ist. Wenn ein Effekt eingetreten ist, reichen pro Woche ein bis zwei Iontophoresen. Bei diagnostizierter Hyperhidrose ist es möglich, ein Heimgerät zu bekommen.

Thermische Zerstörung der Schweißdrüsen. Hautärzt*innen bieten oft auch die thermische Zerstörung der Schweißdrüsen an, z. B. mit Radiofrequenz, Laser oder Ultraschall. Dies ist bisher nur in den Achselhöhlen möglich. Wie erfolgreich die Verfahren sind, kann man bisher noch nicht genau sagen, dazu ist die Datenlage zu dünn. Ein Nachteil ist, dass mit diesen Methoden nicht nur (gewollt) die Schweißdrüsen, sondern auch andere Strukturen der Haut geschädigt werden. Besonders gefährdet sind Nerven und Fettgewebe.

Botoxbehandlung. Recht erfolgversprechend ist dagegen die Behandlung mit Botox. Dabei spritzt die Ärzt*in mit einer sehr feinen Nadel Botulinumtoxin in definierte Punkte. Bei der Achselhöhle meist 15 bis 20 Mal, an Händen und Füßen sind bis zu 50 Injektionen erforderlich. Das gespritzte Botox hemmt das aus den Nerven freigesetzte Acetylcholin daran, die Schweißdrüsen zu aktivieren. Dadurch wird die Schweißproduktion für etwa drei Monate gedrosselt, oft hält der Effekt auch länger an. Die Erfolgsrate liegt bei 80 bis 90%. Patient*innen, die damit gute Erfahrung gemacht haben, lassen sich meist zwei- bis dreimal pro Jahr behandeln. Wichtig ist, dass Botox für die Behandlung der Hyperhidrose an der Achselhöhle explizit zugelassen ist. An Händen und Füßen wirkt es ebenfalls, dort wird es jedoch mangels Zulassung off label eingesetzt. Nebenwirkungen sind selten, es kann zu vorübergehenden Gefühlsstörungen oder Abschwächung der Handmuskulatur kommen.

Saugkürettage. Eine weitere effektive Methode ist die operative Entfernung der Schweißdrüsen. Bei diesem minimal-invasiven Eingriff schabt und saugt die Ärzt*in die Schweißdrüsen mit Küretten und Saugkanülen ab. Danach wird die Wunde mit einer Naht oder Klammer verschlossen. Die kleine Operation dauert etwa eine bis zwei Stunden und kann nur in den Achselhöhlen durchgeführt werden. Seltene Nebenwirkungen sind u.a. vorübergehende Gefühlsstörungen durch Verletzung von Hautnerven.

Sympathikusblockade. In sehr schweren Fällen empfehlen die Ärzt*innen auch manchmal die endoskopische Sympathikusblockade. Dabei werden die Nervenfasern, die das Schwitzen steuern, im Rahmen einer sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie gezielt unterbrochen oder mit Clips blockiert. Für Hände, Achseln und Gesicht geschieht dies im oberen Bereich der Wirbelsäule. Bei Hyperhidrose der Füße durchtrennt oder blockiert man die für das Schwitzen verantwortlichen Teile des Sympathikusnervs im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Erfolgsquoten sind hoch, das Schwitzen an den Händen wird bei bis zu 95% der Betroffenen abgestellt, das Schwitzen unter den Achseln bei bis zu 80%. Allerdings besteht das Risiko des kompensatorischen Schwitzens: Etwa die Hälfte der mit Sympathikusblockade behandelten Patient*innen berichtet, dass sie nach dem Eingriff an anderen Bereichen des Körpers vermehrt schwitzen – was die meisten jedoch als weniger störend empfinden.

Quellen: DAZ, Universitätsspital Zürich

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Aycan AYKAN / Alamy / Alamy Stock Photos