Gesundheit heute
Hautpflege bei chronischen Hauterkrankungen
Menschen mit chronischen Hauterkrankungen (z. B. Schuppenflechte, Neurodermitis, Rosazea), Ekzemen (nicht infektiöser entzündlicher Hautausschlag) und Allergien müssen bei der Auswahl ihrer Hautpflegeprodukte besonders vorsichtig sein und auf mögliche allergieauslösende (allergene) Inhaltsstoffe achten. Dazu zählen insbesondere Konservierungsmittel sowie Duft- und Farbstoffe.
Jedes Pflegeprodukt, auch aus der Naturkosmetik, enthält Hilfsstoffe, um Haltbarkeit und Stabilität bei unterschiedlichen Temperaturen zu gewährleisten. Auf diese Hilfsstoffe kann die vorgeschädigte Haut reagieren.
Wer mit handelsüblichen Präparaten nicht zurechtkommt, kann es mit Basisemulsionen versuchen, die als pharmakologische Salbengrundlage zugelassen sind und mit einem Minimum an Fremdstoffen auskommen.
Als Grundregel empfiehlt sich bei chronischen Hauterkrankungen oft: Weniger ist mehr. Neurodermitikern empfehlen Hautärzte beispielsweise, das Duschen und Haarewaschen zu reduzieren und auf Vollbäder und Schwimmbadbesuche zu verzichten. Auch Säuglinge mit Hautproblemen profitieren von weniger Ganzkörperwaschungen.
Sollten Sie Fragen zur individuellen Hautpflege haben, besprechen Sie diese mit Ihrem Haus- oder Hautarzt.
Seife oder Syndet?
Seifen sind Natriumsalze langkettiger Fettsäuren und reinigen die Haut durch Emulgierung von Schmutz und Verunreinigung. Sie verschieben allerdings auch den sauren pH-Wert der Haut in den alkalischen Bereich. Anschließend benötigt die Haut bis zu 3 Stunden, um ihren Säureschutzmantel wieder aufzubauen.
Als Alternative zu Seifen bieten sich Syndets an, synthetische Reinigungsprodukte, die mit unterschiedlichen pH-Werten erhältlich sind. Schwach saure Syndets (pH-Wert ~ 5) sind bei allen Formen der Problemhaut wie fettiger, trockener oder Altershaut zu bevorzugen.
Medizinisches Make-up
Einige Erkrankungen wie die Weißfleckenkrankheit, Rosazea und Feuermale führen zu ausgeprägten Farbveränderungen der Haut. Sie werden häufig mit stark deckendem haltbaren und wasserfesten medizinischen Make-up (Camouflage, wörtlich: Tarnung) abgedeckt. Die untere Schicht enthält Komplementärfarben, die die Verfärbungen optisch so ergänzen, dass sie fast „ausgelöscht“ werden. So lassen sich rötliche z. B. mit grüner und bläuliche Hautveränderungen mit oranger Farbe abdecken. Erst danach wird das eigentliche, hautfarbene Make-up aufgetragen, das derzeit in über 60 natürlichen Hauttönen erhältlich ist. Fachkosmetikerinnen geben bei der Farbwahl und Anwendung des medizinischen Make-ups wichtige Anregungen.

Ob in der Sonne oder im Solarium – unter UV-Einstrahlung werden Endorphine freigesetzt.
Was steckt hinter Bräunungssucht?
Sonnenbaden ohne Ende
Es gibt Menschen, die können gar nicht genug in der Sonne oder im Solarium brutzeln. Nicht immer steckt ein Schönheitsideal dahinter. So manche „Superbräuner*innen“ leiden auch unter einer psychischen Störung, der sogenannten Tanorexie.
Endorphine heben die Laune
Vor etwa 100 Jahren ging es los mit dem Trend: Braun werden galt als schick und war ein Zeichen für Luxus und Freizeit. Mit der zunehmenden Reisefreudigkeit der 60er-Jahre wuchs sich gebräunte Haut immer mehr zum Schönheitsideal aus. Daran hat sich nach wie vor wenig geändert, auch wenn man heute weiß, wie gefährlich UV-Strahlen für die Haut sind.
Doch für manche Menschen ist braun sein mehr als schön sein - sie sind regelrecht süchtig nach UV-Strahlen. Bei einigen erklären Expert*innen das damit, dass beim Sonnenbaden Endorphine ausgeschüttet werden. Diese körpereigenen Botenstoffe lösen Euphorie und Wohlbefinden aus. Bei Gesunden hebt das die Laune, doch in einigen Fällen können die Endorphine zur Entwicklung einer Sucht beitragen.
Wird der Wunsch, sich zu bräunen, zwanghaft, spricht man von einer sogenannten Tanorexie. Bei dieser psychischen Störung nutzen Erkrankte jede Möglichkeit, sich zu bräunen, sei es durch die natürliche Sonne oder im Solarium. Einige helfen auch mit Bräunungstabletten nach und sind vom Scheitel bis zur Fußsohle gefärbt. Rund 250 000 Frauen und Männer in Deutschland sollen von einer Tanorexie betroffen sein, sagt der Psychiater Prof. Bernhard Baune.
Störung der Körperwahrnehmung
Bei der Tanorexie handelt sich wie bei der Magersucht (Anorexie) um eine Störung des Körperschemas: Die eigene Wahrnehmung stimmt nicht mit der Fremdwahrnehmung überein. Betroffene empfinden ihre Haut selbst dann noch als zu blass, wenn sie bereits stark gebräunt ist. Dass ihre Haut dadurch schneller altert und das Hautkrebsrisiko steigt, blenden sie meist aus oder leugnen es.
Eine Aufklärung über die gesundheitlichen Risiken bringt deshalb meist wenig. Zwar ist es wichtig, die Gefahr von Hautkrebs zu thematisieren. Bei manchen führt auch die Simulation der Hautalterung anhand eigener Fotos zu Entsetzen und einem Umdenken. In der Mehrzahl der Fälle benötigen die Betroffenen jedoch psychotherapeutische Hilfe.
Verhaltenstherapie hilft
Die Behandlung bei Tanorexie orientiert sich an Methoden der Suchttherapie, insbesondere die Verhaltenstherapie wird dazu eingesetzt. Ähnlich wie bei der Magersucht ist es das Ziel, das gestörte Körperbild zu verändern, wodurch auch das Suchtverhalten eingedämmt werden soll.
Wichtig ist dabei, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten, meint der Experte. Zwar sollen die Patient*innen lernen, helle Haut als Erfolg zu sehen. Die Therapie darf aber nicht dazu führen, dass sie eine Photophobie entwickeln und gar nicht mehr in die Sonne gehen.
Quelle: Ärztezeitung