Gesundheit heute

Behandlungsstrategien in der Dermatologie

Arzneimittel zur äußerlichen Anwendung auf der Haut werden Externa (Lokaltherapeutika) genannt.

Arzneimittelgrundlagen

Entscheidend für den Behandlungserfolg ist nicht nur der im Arzneimittel enthaltene Wirkstoff, sondern auch die Mischung aus Träger-, Hilfs- und Konservierungsstoffen (die Arzneimittelgrundlagen also), mit denen dieser auf oder in die Haut gebracht wird. Die Grundlage definiert die Darreichungsform und die vom Patienten wahrgenommenen Eigenschaften des Präparats:

  • Fettige Grundlagen (wasserfreie Grundlagen) wie Vaseline oder Fettsalbe glätten spröde, raue Haut, weshalb sie bei extrem trockener und schuppender Haut als Mittel der Wahl gelten. Nachteilig ist jedoch, dass sie die Abgabe von Wasser und Wärme behindern und einen ausgeprägten Fettglanz hinterlassen.
  • Flüssige Grundlagen wie Wasser oder Alkohol wirken kühlend und juckreizlindernd, Alkohol zusätzlich desinfizierend. Sie erleichtern eine großflächige Wirkstoffverteilung auf der Haut und verkleben die Haare nicht. Bei häufigem Gebrauch trocknen sie allerdings die Haut aus.
  • Feste Grundlagen, z. B. Puder aus Talkum, Stärke oder Zinkoxid, saugen Sekrete wie Schweiß auf. Wegen ihrer austrocknenden Eigenschaften sind sie nicht für extrem trockene Haut geeignet.

Am gebräuchlichsten sind Kombinationen der oben genannten Grundlagen in Form von Emulsionen. Bei einer Emulsion vom Öl-in-Wasser-Typ (O/W-Emulsion) ist Fett oder Öl fein im Wasser verteilt wie etwa bei Milch. Eine Emulsion vom Wasser-in-Öl-Typ (W/O-Emulsion) hat dagegen die umgekehrte Zusammensetzung.

  • O/W-Emulsionen haben einen hohen Wasseranteil. Daher fetten sie nur leicht, spenden aber reichlich Feuchtigkeit. Außerdem führt der hohe Wasseranteil zu einem kühlenden Effekt, der z. B. Juckreiz lindert. Nicht zuletzt sind O/W-Emulsionen leicht aufzutragen, ziehen schnell ein und hinterlassen keinen Fettfilm.
  • W/O-Emulsionen haben dagegen einen hohen Fett- oder Ölanteil. Sie führen der Haut viel Fett z. B. zur Rückfettung zu, aber nur wenig Feuchtigkeit. Im Vergleich zu O/W-Emulsionen lassen sie sich schwerer auf der Haut verteilen, ziehen langsamer ein und hinterlassen einen leichten Fettglanz auf der Haut.

Damit die Emulsion nicht wieder in ihre Einzelbestandteile zerfällt, braucht sie als Hilfsstoff einen Emulgator.

Emulgatoren und Konservierungsstoffe sind auf dem Etikett oder im Beipackzettel eines Produkts angegeben.

Um eine individuelle dermatologische Therapie zu gewährleisten, verschreibt der Arzt als Externa nicht nur Fertigarzneimittel, sondern auch speziell auf den einzelnen Patienten abgestimmte Rezepturen, die in der Apotheke auf der Grundlage von Basispräparaten (z. B. Basislotion, Basiscreme oder Basissalbe) angefertigt werden. Basispräparate enthalten definitionsgemäß keine Arzneimittel.

Basispräparate werden im Rahmen einer Intervalltherapie auch im Wechsel als reines Basispräparat und als Basispräparat mit Wirkstoff eingesetzt. Dies ist insbesondere bei der Langzeitkortisontherapie sinnvoll, damit sich die durch Kortisonnebenwirkungen in Mitleidenschaft gezogenen Hautbereiche wieder erholen können. Um diese Intervalltherapie zu erleichtern, bieten viele Hersteller deshalb zu ihren Kortisonpräparaten identische Basispräparate an, z. B. Dermatop®-Salbe mit Kortison und Dermatop®-Basissalbe ohne Wirkstoff.

Basispräparate sind außerdem empfehlenswert für die tägliche Hautpflege bei schubartig verlaufenden Hauterkrankungen (z. B. bei Neurodermitis und Schuppenflechte), zur Nachbehandlung einer überstandenen Hautkrankheit und nicht zuletzt auch für die tägliche Pflege gesunder Haut.

Arzneimittelwirkstoffe

Die wichtigsten äußerlich angewendeten Wirkstoffgruppen in der Dermatologie sind:

  • Antiphlogistika zur Behandlung leichter Entzündungen, z. B. Bufexamac bei einem leichten Neurodermitisschub.
  • Kortison unterdrückt alle Entzündungsprozesse der Haut (z. B. Hydrocortison in Ebenol®-Salbe). Es gibt viele verschiedene Kortisonpräparate, die sich in ihrer Wirkstärke unterscheiden. Je höher die Wirksamkeit, desto eher treten Nebenwirkungen an der behandelten Haut auf: erweiterte Äderchen, Akne, bleibende Hautverdünnung oder vermehrtes Haarwachstum. Bei langfristiger oder großflächiger Anwendung führen hochwirksame Präparate zudem zu allgemeinen Nebenwirkungen, wie sie für die Einnahme von Kortison typisch sind. Trotz dieser Nachteile ist Kortison in ausgewählten Fällen ein unverzichtbarer Wirkstoff, der sich durch kein anderes Medikament ersetzen lässt.
  • Immunsuppressiva wie Tacrolimus (Prograf®) sind erst seit Kurzem verfügbare Wirkstoffe, z. B. gegen akute Neurodermitisschübe. Wie Kortison greifen sie in die Immunabwehr ein und unterdrücken Entzündungsprozesse, allerdings ohne dessen Nebenwirkungen.
  • Antibiotika zur Behandlung von bakteriellen Infektionen, beispielsweise Erythromycin bei Acne vulgaris.
  • Antimykotika zur Behandlung von Pilz- und Hefepilzinfektionen, beispielsweise Amorolfin in Loceryl®Nagellack bei Nagelpilz.
  • Virostatika zur Behandlung von viralen Infektionen, z. B. Aciclovir (Zovirax®) bei Lippenherpes.
  • Antihistaminika unterbinden bei Allergien die Wirkungen des Histamins und stillen damit den Juckreiz z. B. Dimetinden in Fenistil® Gel oder Chlorphenoxamin in Systral® Creme.
  • Lokalanästhetika wirken örtlich betäubend z. B. Benzocain in Anaesthesin® Salbe. Sie werden v. a. zur Schmerzstillung bei ärztlichen Eingriffen eingesetzt, z. B. bei einer Hautbiopsie.
  • Keratolytika dienen dem Ablösen von Hornhaut oder Schuppen, beispielsweise Salicylsäure bei Hühneraugen.

Bei einigen Hautkrankheiten sind systemische, also innerlich wirksame Medikamente erforderlich, v. a. bei großflächigen Hautveränderungen, bei hartnäckigen und schweren Verlaufsformen oder wenn ein Wirkstoff aufgrund seiner chemisch-physikalischen Eigenschaften die Hautbarriere nicht überwinden kann.

Weitere Therapiemöglichkeiten

Neben der Arzneimitteltherapie stehen dem Hautarzt weitere Behandlungsmethoden zur Verfügung:

Bei der Lichttherapie (Fototherapie) nutzt man die Tatsache, dass sich einige Hautzustände durch natürliche Sonneneinstrahlung oder künstliches UVB- oder UVA-Licht bessern. Die positive Wirkung des UV-Lichts kann durch Baden in Sole- oder Meerwasser, Balneo-Fototherapie und bestimmte chemische Substanzen gesteigert werden (Chemo-Fototherapie). Ein Beispiel ist die zur Behandlung der Schuppenflechte sehr verbreitete PUVA-Therapie.

Lasertherapie. Zur Zerstörung oder Entfernung von geschädigtem Gewebe eignen sich die Lasertherapie, chirurgische Maßnahmen und die Kältetherapie: Mit Laserstrahlen behandelt der Arzt v. a. kleinere Hautveränderungen, z. B. die roten Äderchen bei einer Rosazea. Wuchernde Hautveränderungen oder bösartige Hauttumoren werden dagegen meist operativ entfernt.

Bei der Kältetherapie (Kryotherapie) werden die betroffenen Hautstellen so stark gekühlt, dass Eiskristalle die Zellen zerstören. So lassen sich z. B. Plantarwarzen mit Kohlensäureschnee entfernen. Da das Bindegewebe zwischen den Zellen erhalten bleibt, ist das Risiko für die Entstehung von Narben gering.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Berthold Gehrke, Dr. Ute Koch in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
Heuschnupfen bei Schwangeren lindern

Niesattacken aufgrund einer Pollenallergie sind auch in der Schwangerschaft eine Quälerei.

Heuschnupfen bei Schwangeren lindern

Ohne Gefahr fürs Kind

Frauen mit Pollenallergien bleiben auch in der Schwangerschaft nicht von Schniefnase, Niesattacken und juckenden Augen verschont. Doch welche Antiallergika können werdende Mütter gefahrlos anwenden?

Pollensaison reicht von Januar bis Oktober

Heuschnupfen ist weit verbreitet und quält die Betroffenen inzwischen von Januar bis in den späten Oktober. Dabei machen die Pollen auch vor Schwangeren nicht Halt. Bleibt es bei den schon bekannten Beschwerden wie Naselaufen, juckende Augen und Niesattacken, darf man sich mit Rat aus der Apotheke selbst behandeln. Kommt es dabei jedoch zu Kurzatmigkeit, trockenen Husten oder pfeifender Atmung, sollte die Ärzt*in aufgesucht werden.

Nicht alle Antihistaminika geeignet

Zur Selbstbehandlung mit Tabletten werden Schwangeren die Antihistaminika Loratadin und Cetirizin empfohlen. Für beide Präparate gibt es auf dem Portal Embryotox über 5000 bzw. 1300 Erfahrungsberichte, bei denen keine schädigende Wirkung auf das Kind aufgetreten sind. Trotzdem rät die Packungsbeilage dazu, den Einsatz vorsorglich mit der behandelnden Ärzt*in zu sprechen.

Für Schwangere ungeeignete Antihistaminika sind Dimetidin und Bilastin. Dimetidin hat in seltenen Fällen bei Einnahme durch die Mutter beim Neugeborenen Zittrigkeit und Durchfall ausgelöst. Für den sehr neuen Wirkstoff Bilastin gibt es bisher noch nicht genügend Daten, um die Einnahme in der Schwangerschaft als sicher einzustufen.

Lindernde Augentropfen und Nasensprays

Auch Augentropfen und Nasensprays dürfen bei Pollenallergie in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Für die verstopfte oder laufende Nase wird in erster Linie der Wirkstoff Cromoglicinsäure empfohlen. Wichtig: Cromoglicinsäure erreicht erst nach 24 bis 48 Stunden seine maximale Wirkung, es ist daher sinnvoll, die Anwendung schon vorbeugend zu starten. Daneben helfen auch Nasensprays mit Kochsalz oder Meersalz. Sie reinigen die Nasenschleimhaut und spülen Allergen aus.

In Augentropfen hilft Cromoglicinsäure gegen allergisches Augenjucken. Diese Präparate gelten in der gesamten Schwangerschaft und in der Stillzeit als sicher.

Vorbeugen senkt Pollenbelastung

Vorbeugen ist auch bei der Pollenallergie überaus hilfreich. Folgende Maßnahmen helfen, den Kontakt mit den Allergenen zu reduzieren: 

  • Pollenvorhersage beachten und Freizeitaktivitäten danach planen. In der Stadt ist die Pollenkonzentration frühmorgens am niedrigsten, auf dem Land abends ab ca. 19 Uhr.
  • Im Auto einen Pollenfilter in die Lüftung einbauen, an Fenster Pollenschutzgitter montieren. 
  • Das Einschleppen von Pollen durch Kleidung verhindern: Wäsche nicht im Freien trocknen um keine Pollen „einzufangen“ und draußen getragen Kleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen und ablegen. 
  • Nach längerem Aufenthalt im Freien Pollen durch Duschen und Haarewaschen vom Körper entfernen.

Quelle: pta heute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Connect Images / Martin Leigh