Gesundheit heute
Milzriss
Milzriss (Milzruptur): traumatische Schädigung der Milz, meist durch einen Unfall. Bei einem stumpfen Bauchtrauma ist die Milz das am häufigsten verletzte Organ (bis 45 % der Fälle). Je nach Schwere der Verletzung fallen entweder Schmerzen im linken Oberbauch auf oder die Betroffenen zeigen vorrangig Schocksymptome. Durch den Blutverlust besteht Lebensgefahr. Meist ist eine Operation notwendig.
Symptome und Leitbeschwerden
- Leichte bis starke Schmerzen im linken Oberbauch
- Evtl. Schmerzausstrahlung bis in die linke Schulter oder den Hals
- Harte, druckempfindliche Bauchdecke
- Flache, schnelle Atmung (Schonatmung)
- Kreislaufstörungen bis hin zu Schocksymptomen wie schneller Puls, blasse, kaltschweißige Haut, beschleunigte Atmung, Unruhe oder Bewusstseinstrübung.
Wann in die Arztpraxis
Am selben Tag, wenn die beschriebenen Schmerzen und eine Anspannung der Bauchdecke auftreten.
Sofort den Notruf wählen nach einem Unfall oder bei Schocksymptomen.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
Die Milz ist ein Organ, das im linken oberen Bauchraum liegt, in direkter Nachbarschaft zu Leber, Magen und Bauchspeicheldrüse. Sie hat mehrere Aufgaben im Körper. So ist sie an der Immunabwehr beteiligt, z. B. indem sie Krankheitserreger aus dem Blut filtert und an der Entwicklung von Immunzellen mitwirkt. Und sie ist verantwortlich für den Abbau von alten oder beschädigten Blutzellen. Das Milzgewebe ist daher sehr gut durchblutet. Zum äußeren Schutz ist sie von einer Kapsel umgeben. Die weiche Konsistenz der Milz und ihre Blutfülle machen sie besonders empfindlich für Verletzungen. Jede Verletzung des linken Bauchraums kann mit einer Milzverletzung verbunden sein.
Ist die Milzkapsel gerissen, blutet es in den Bauchraum hinein. Das Blut kann sich aber zunächst auch innerhalb der Milzkapsel sammeln. Nach einigen Tagen oder Wochen reißt die Kapsel dann auf (zweizeitige Milzruptur) und es kommt zu einer starken Blutung in den Bauchraum. Durch den Blutverlust steht nicht mehr genug Blut für den Kreislauf zur Verfügung, dadurch sinkt der Blutdruck rapide ab. Durch diesen Mangel an Blutvolumen entwickelt sich ein Schock (Volumenmangelschock), der sofort behandelt werden muss.
Ursachen und Risikofaktoren
Die häufigste Ursache für einen Milzriss ist eine stumpfe Verletzung des linken Bauchraums oder der linken Flanke, z. B. durch einen Verkehrsunfall, einen Arbeits- oder Sportunfall. Bei Kindern und Jugendlichen ist häufig ein Sturz aus größerer Höhe oder mit dem Fahrrad die Ursache. Aber auch ein Schlag oder Tritt in den Bauchraum können ausreichen, um die Milz zu verletzen. Manchmal bricht gleichzeitig eine Rippe und Teile der gebrochenen Rippe spießen sich in die Milz. Auch Stich- oder Schusswunden in die Milz sind möglich. Selten wird eine Milzverletzung durch ärztliche Eingriffe verursacht, beispielsweise bei einer Darmspiegelung oder Operation. In diesem Fall spricht man von iatrogener Milzruptur.
Deutlich seltener reißt die Milz spontan ohne ein vorausgegangenes Trauma. Das kann zum Beispiel passieren, wenn die Milz vergrößert ist, also eine Splenomegalie vorliegt. Die Splenomegalie kann viele Ursachen haben, z. B. Infektionen, bestimmte Blut-, Autoimmun- und Krebserkrankungen sowie Leber- und Stoffwechselkrankheiten. Je stärker die Milz vergrößert ist oder je rascher sie anschwillt, desto leichter kann sie reißen.
Klinik und Verlauf
Die Symptome bei einem Milzriss hängen von der Stärke der Blutung ab. Betroffene zeigen zunächst leichte bis schwere Schmerzen im linken Oberbauch, die besonders bei Druck auf diese Bauchregion auftreten. Die Schmerzen können auch in weiter entfernte Körperteile ausstrahlen, z. B. in die Schulter. Dies wird als „Kehr-Zeichen“ bezeichnet. Auch eine Ausstrahlung bis in die linke Halsseite ist möglich. Dann sprechen Mediziner*innen vom „Saegesser-Zeichen“. Die Bauchdecke fühlt sich hart an und spannt sich bei Druck noch mehr an. Die Patient*innen atmen oberflächlich und schnell, um die schmerzhafte Region möglichst wenig zu bewegen (Schonatmung).
Wenn die Milz reißt, bleibt das austretende Blut zwar im Körper (innere Blutung), nicht aber im Blutkreislauf. Die Blutung wirkt sich also genauso auf den Kreislauf aus, wie wenn es durch eine äußere Verletzung zu einem großen Blutverlust kommt. Geht eine größere Menge Blut verloren, kommt es zum Schock. Der Puls rast und der Blutdruck fällt ab. Die Haut ist blass und kaltschweißig, die Atmung wird immer schneller. Auf Angst und Unruhe folgt durch den Sauerstoffmangel im Gehirn eine Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit und vollständigem Kreislaufkollaps. Es besteht Lebensgefahr.
Anders zeigt sich eine zweizeitige Milzruptur. Hier bemerken die Betroffenen direkt nach der Milzverletzung keine Beschwerden oder nur sehr leichte Schmerzen. Da die Milzkapsel intakt bleibt, tritt das Blut nur in das geschädigte Milzgewebe aus. Der Blutverlust ist zunächst nur gering. Erst Stunden, Tage oder sogar Wochen später reißt dann auch die Milzkapsel. Es kommt zu plötzlichen starken Schmerzen und Schocksymptomen.
Diagnosesicherung
Bei bestimmten Unfällen oder Symptomen liegt der Verdacht auf einen Milzriss nahe. Die Ärzt*in wird dann als erstes den Bauch abtasten. Typisch sind eine Abwehrspannung und beim Beklopfen das sog „Ballance-Zeichen“ (ein gedämpfter Klopfschall in der linken Flanke durch das ausgetretene geronnene Blut). Um die Diagnose abzusichern, hilft eine Ultraschalluntersuchung. Dabei lassen sich ein Milzriss und das ausgetretene Blut eindeutig nachweisen. Bei einem zweizeitigen Milzriss kann die Ultraschalluntersuchung zunächst unauffällig sein, wenn die Kapsel noch intakt und kein Blut ausgetreten ist. Dann wird die Untersuchung nach einigen Stunden, ggf. auch mehrmals wiederholt. Ist der Kreislauf stabil, kommt auch eine Untersuchung mittels CT oder MRT in Betracht.
Auch bei einer Blutuntersuchung erhält die Ärzt*in Hinweise auf eine Blutung, weil das Hämatokrit und die Anzahl der Blutkörperchen durch den Blutverlust sinken.
Durch eine Überwachung der Vitalparameter wie Blutdruck, Atmung und Herzfrequenz können zudem Schocksymptome frühzeitig erkannt werden.
Differenzialdiagnosen. Bei einem Unfall können neben der Milz immer auch andere Organe verletzt sein. Schmerzen im linken Oberbauch treten beispielsweise auch auf, wenn der Magen, die Bauchspeicheldrüse, die Leber oder der Darm betroffen sind. Genauso kommt eine Verletzung der Bauchgefäße infrage. Gebrochene Rippen sind nicht nur selbst schmerzhaft, sondern können durch Einspießen der Bruchenden andere Strukturen verletzen. Möglicherweise ist auch nur die Bauchwand geprellt oder verletzt.
Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Verletzung und dem Ausmaß der Blutung. Ist die Kapsel intakt, wird zunächst abgewartet. Dabei werden der Kreislauf, das Blutbild und die Milz mittels wiederholter Ultraschalluntersuchungen intensiv überwacht. Oft sorgen dann die körpereigene Blutstillung und Heilung dafür, dass die Verletzung sich wieder schließt und abheilen kann.
Ist die Milz stärker verletzt, lässt sich eine Operation nicht umgehen. Bei Schocksymptomen steht aber die Stabilisierung des Kreislaufs an erster Stelle. Bei einem kleineren Riss kann die Milz dann mit einem Gewebekleber, Elektrokauter oder Laser wieder verschlossen werden. Auch bei größeren Milzrissen wird versucht, das Organ zu erhalten, z. B. durch ein resorbierbares (vom Körper später abbaubares) Kunststoffnetz, das die Milz einhüllt und so komprimiert, dass es die Blutung stoppt. Gelingt dies nicht, wird ein Teil der Milz oder sogar das gesamte Organ entfernt. Insbesondere bei Kindern versucht die Ärzt*in aber immer, die Milz zumindest teilweise zu erhalten.
Behandlungskomplikationen
Nach einer Milzoperation besteht wie bei jedem operativen Eingriff das Risiko von Nachblutungen, Wundinfektionen und Nahtrissen.
Wurde die Milz vollständig entfernt, ist für einige Monate das Thromboserisiko erhöht. Auch noch Jahre nach der Milzentfernung sind schwere Infektionen mit möglicherweise tödlichem Ausgang möglich (overwhelming post-splenectomy infections oder kurz OPSI). Das liegt daran, dass die fehlende Milz nicht mehr zur Abwehr von Krankheitserregern und Entwicklung von Immunzellen beitragen kann. Dem wird versucht mit Medikamenten und Impfungen vorzubeugen.
Prognose
Ein Milzriss ist je nach Schwere der Verletzung ein lebensbedrohlicher Notfall. Außerdem hängt die Prognose davon ab, ob auch andere Organe verletzt sind und wie alt die Patient*in ist. Die Sterblichkeit bei einem Milzriss liegt bei bis zu 15 %.
In 65 % der Fälle kann die Milz zumindest teilweise erhalten werden. Bei Kindern sogar bis zu 75 %.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Sportkarenz. Nach einer Milzverletzung sollten Sie je nach Sportart und Schwere der Verletzung 3 bis 6 Wochen auf Sport verzichten. Lassen Sie sich von Ihrer Ärzt*in hierzu genau beraten.
Nach einer Splenektomie. Vermeiden Sie in den ersten Wochen nach einer Milzentfernung lange Autofahrten und Flüge und tragen Sie gegebenenfalls Kompressionsstrümpfe. Dadurch sinkt die Gefahr einer Thrombose.
Notfallantibiotikum. Nach einer Entfernung der Milz ist die Infektionsgefahr hoch. Lassen Sie sich von Ihrer Ärzt*in ein Notfallantibiotikum verschreiben. Bei Auftreten von Fieber, nach einer Verletzung oder einem Tierbiss sollten Sie sofort Ihre Hausarztpraxis aufsuchen. Ist dies nicht möglich, beginnen Sie vorsorglich mit der Antibiotikatherapie.
Prävention
Es gibt keine besonderen Maßnahmen, um einem Milzriss vorzubeugen. Weil Milzverletzungen jedoch häufig bei Sport- oder Arbeitsunfällen auftreten können, sollten Sie hierbei sofern möglich geeignete Schutzkleidung tragen. Zudem sollten Sie nie unangeschnallt Auto fahren.

Nikotinpflaster helfen bei der Raucherentwöhnung und womöglich auch gegen Long-COVID-Beschwerden.
Helfen Nikotinpflaster bei Long-COVID?
Kampf gegen die Müdigkeit
Eigentlich wurden Nikotinpflaster für die Raucherentwöhnung entwickelt. Doch offenbar haben sie noch andere Qualitäten: Einer aktuellen Studie zufolge helfen sie auch bei Long COVID – zumindest gegen Müdigkeit und kognitive Einbußen.
Jede Zehnte leidet länger
Bis zu 10 Prozent der COVID-19-Infizierten entwickeln anhaltende Gesundheitsbeeinträchtigungen, die unter dem Begriff Long COVID zusammengefasst werden. Dazu gehören insbesondere Müdigkeit, Kurzatmigkeit und kognitive Funktionsstörungen wie eine schlechtere Konzentration. Zur Behandlung werden Reha-Maßnahmen und psychologische Unterstützung eingesetzt, daneben auch Medikamente wie Antidepressiva, Antihistaminika oder Schmerzmittel.
Auch Nikotinpflaster wurden bezüglich ihrer Wirkung auf Long COVID untersucht. Deutsche Forschende der Universitätsmedizin Leipzig haben dafür Long-COVID-Patient*innen über zehn Tage hinweg mit Nikotinpflastern behandelt. Davor und danach füllten die 231 Studienteilnehmenden einen Fragebogen zu ihrem Befinden aus.
Bei drei Viertel der Betroffenen weniger Beschwerden
Die Nikotinzufuhr über die Haut war effektiv: 73% der Studienteilnehmenden zeigten einen deutlichen Rückgang ihrer Beschwerden und fühlten sich nach der Nikotintherapie deutlich besser, berichtet die Arbeitsgruppe.
Doch wie kommt diese Wirkung zustande? Als Auslöser von Long COVID gelten u.a. Proteine des Coronavirus, die bei der Infektion in die Zellen gelangen. Im Gehirn besetzen sie wichtige Rezeptoren und blockieren dadurch die gesunde Kommunikation im Nervensystem. Dies erkläre sehr gut die neurologischen Long-COVID-Beschwerden wie kognitive Einbußen, Müdigkeit und Stimmungsverschlechterung, sagen die Forschenden.
Doch nicht nur Viruspartikel, auch Nikotinmoleküle binden an die genannten Rezeptoren. Dadurch können sie die Viruspartikel regelrecht verdrängen. Nachweisen lässt sich das mit einem speziellen bildgebenden Verfahren, der PET-CT/MRT. Diese Untersuchung wurde bei einer Teilnehmerin der Studie vor und nach der Nikotintherapie durchgeführt.
Viruspartikel vom Rezeptor verdrängt
In den Aufnahmen vor der Therapie waren die Rezeptoren noch mit Viruspartikeln besetzt. Nach der zehntägigen Behandlung mit Nikotinpflastern ließ sich deutlich erkennen, dass das Nikotinmolekül die Rezeptoren von den viralen Proteinen befreit hatte. In der Folge war wieder eine normale Signalübertragung möglich, was die Beschwerden der Patientin deutlich linderte.
Jetzt gilt es, diese Ergebnisse mit weiteren, größeren Studien zu untermauern. Bis dahin können Betroffene versuchen, ihre Symptome mit einer niedrig dosierten Nikotinpflastertherapie zu lindern. Zur Sicherheit suchen sie dafür am besten vorher ärztlichen Rat.
Aus gesundheitlichen Gründen mit dem Rauchen anzufangen, ist natürlich keine Option, warnen die Forschenden. Die negativen Auswirkungen des Rauchens überwiegen die möglichen positiven Wirkungen des Nikotins bei weitem.
Quellen: ptaheute, Bioelectronic Medicine