Gesundheit heute
Sehnenentzündung am Innenschenkel
Sehnenentzündung am Innenschenkel (Adduktoren-Tendopathie): schmerzhafte Entzündung der Sehnenansätze an der Innenseite des Oberschenkels, meist in der Leiste. Es handelt sich um ein häufiges, oft hartnäckiges Problem bei Leistungssportler*innen, vor allem bei Fußballer*innen. Sportpause, entzündungshemmende Medikamente und physiotherapeutische Maßnahmen beschleunigen die Heilung.
Symptome und Leitbeschwerden
- Schmerzen an der Innenseite des Oberschenkels zur Leiste hin, oft auch am Sitzknochen
- Beschwerden besonders während sportlicher Belastung
- Im fortgeschrittenen Stadium Schmerzen auch beim Gehen.
Wann in die Arztpraxis
In den nächsten Wochen
- wenn die oben genannten Beschwerden länger als einige Tage anhalten.
Die Erkrankung
Im Bereich des Innenschenkels befinden sich die Adduktoren. Das sind die Muskeln, die das Bein zum Körper heranziehen. Besonders beim Fußball, aber auch bei anderen (Ball-)Sportarten sind diese Muskeln hohen Belastungen ausgesetzt. Über- und Fehlbelastungen führen leicht zu einer Entzündung der Sehnenansätze. Wird das Bein nicht konsequent geschont, kann sich die Sehne nicht erholen und die Entzündung verstärkt sich.
Eine einseitige Entzündung der Adduktorensehnen entsteht vor allem, wenn ein Bein dauerhaft stärker belastet wird. Das passiert häufig, weil viele Fußballspieler*innen ein Spielbein und ein Standbein haben, also immer mit dem gleichen Bein schießen und dem anderen das Gewicht halten.
Bei Frauen kommt es aufgrund der breiteren Beckenform häufig beidseitig, d. h. an beiden Oberschenkeln zu Problemen mit den Adduktoren.
Diagnosesicherung
Durch Betasten der Muskulatur in Ruhe und unter Anspannung kann die Ärzt*in die betroffenen Muskeln oder Sehnen ermitteln. Oft besteht auch ein tast- und sichtbares Ungleichgewicht zwischen den kräftigen Oberschenkelstreckern und den Adduktoren. Ultraschalluntersuchungen lassen manchmal verdickte Sehnenansätze erkennen. Im Zweifelsfall helfen Röntgenbilder bei der Abgrenzung gegen andere Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden.
Differenzialdiagnosen. Ähnliche Schmerzen treten auch auf bei Wirbelsäulenproblemen oder der Hüftgelenksarthrose, aber auch bei beginnenden Leistenbrüchen (weiche Leiste, Sportlerleiste). Das ist so, weil ein Teil der Beinmuskulatur mit dem Leistenband in Verbindung steht.
Behandlung
Die Behandlung umfasst v. a. physiotherapeutische Maßnahmen, insbesondere in Form von lokalen Behandlungen, z. B. manueller Therapie, Elektrotherapie und Kälteauflagen. Wichtig ist auch das gezielte Training aller Oberschenkelmuskeln zum Ausgleich eines muskulären Ungleichgewichts durch einseitiges, monotones Training.
Medikamentös sind Schmerzmittel, z. B. NSAR, angezeigt. Die lokale Injektion von Kortisonpräparaten zeigt zwar kurzfristig Wirkung, verstärkt jedoch langfristig die Probleme, da sie die ohnehin geschädigten Sehnenansätze zusätzlich schwächt.
Bei chronischem Verlauf ist selten eine Operation erforderlich, z. B. wenn die Sehne vernarbt ist oder Teile der Muskulatur gerissen sind.
Prognose
Bei ausreichender Schonung (Sportpause!) heilt die Verletzung folgenlos aus.
Ihre Apotheke empfiehlt
Sofortmaßnahmen
Treten akute Schmerzen auf, lassen sie sich meist gut mit den Maßnahmen der PECH-Regel in den Griff bekommen.
- Pausieren (mindestens 24 Stunden lang)
- Kühlen. Immer wieder für nicht länger als 15 Minuten ein in ein Tuch gewickeltes Coolpack auf die Innenseite des Oberschenkels legen. Nach 24 Stunden die Muskeln vorsichtig dehnen und nun mit Wärme behandeln.
- Compression. Oberschenkel mit einem Verband umwickeln.
- Hochlagern.
Prävention
Beine wechseln. Wer beim Training und im Spiel immer wieder Stand- und Spielbein wechselt, beugt Sehnenproblemen vor.
Gezielt Adduktoren trainieren. Neben vielen anderen Übungen für das Adduktorentraining sind folgende zwei typisch:
- Kniebeugen. Aufrecht stehen, Hohlkreuz machen. Fußspitzen etwa 45° nach außen verdrehen. Langsam nach unten gehen, bis die Oberschenkel parallel zum Boden sind. Dann mithilfe der Adduktoren wieder nach oben drücken.
- Ausfallschritt seitlich. Aufrecht stehen, Hände vor die Brust. Dann abwechselnd nach rechts und links einen Ausfallschritt machen, dabei in die Hocke und dann wieder nach oben gehen.
Adduktoren testen. Gut ausgebildete Adduktoren erkennt man daran, dass die Betroffenen im Liegen mit ausgestreckten Beinen zwischen ihren Oberschenkeln einen Medizinball halten können – und zwar für einige Minuten ohne zu zittern.
Kompressions- und Wärmehosen tragen. Neoprenhosen wärmen die Oberschenkelmuskulatur und beugen damit Verletzungen vor.

Regelmäßiges Dehnen ist wichtig für den Körper. Ob man es beim Training oder zwischendurch macht, ist unerheblich.
7 Sport-Mythen unter der Lupe
Von Kältespray bis Magnesium
Was bringt Magnesium bei Muskelkrämpfen? Sollte man vor dem Sport präventiv NSAR nehmen? Und wann ist Dehnen sinnvoll? Um Sport und Gesundheit ranken sich viele Mythen. Ein Mediziner spricht Klartext, was davon stimmt.
- Dehnen ist gesund. Die einen schwören auf Dehnen vor dem Sport, die anderen machen das lieber nach dem Training. Für den Sportmediziner und Orthopäden Dr. Patric Behr ist Dehnen generell sinnvoll und der Zeitpunkt unbedeutend. Wichtig ist nur, dass überhaupt regelmäßig gedehnt wird – ob in Zusammenhang mit einem Training oder zwischendurch ist dabei egal.
- Magnesium hilft gegen Muskelkrämpfe. Muskelkrämpfe liegen in den meisten Fällen nicht am Magnesiummangel, sagt Dr. Behr. Eher ist der Muskel nicht richtig trainiert oder sogar verkürzt. Zudem können Muskelkrämpfe neurogen getriggert sein – also Beschwerden im Rücken können Muskelkrämpfe im Unterschenkel auslösen. In all diesen Fällen hilft Magnesium nicht. Eine gezielte Zufuhr ist nur in speziellen Fällen sinnvoll, etwa bei hohen Ausdauerleistungen in extremer Hitze.
- NSAR vor dem Sport steigert die Leistung. Entzündungshemmende Schmerzmittel sollen die Leistungsfähigkeit steigern und Schmerzen kaschieren. Beides ist nicht sinnvoll und sogar kontraproduktiv. Denn durch ein geringeres Schmerzempfinden steigt die Verletzungsgefahr. Besser ist es, zum Schutz des Organismus regenerierende Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Dr. Behr empfiehlt dafür z. B. Curcumin.
- Fettverbrennung beginnt erst nach 30 Minuten. Das ist ein Mythos: Denn der Körper verbrennt beim Sport immer Kalorien. Allerdings werden die Fettreserven erst ab einem bestimmten Kalorienverbrauch angezapft. Das kann je nach Verbrauch früher oder später geschehen. Pauschale Zeitangaben machen da keinen Sinn.
- Aufwärmen senkt das Verletzungsrisiko. Das stimmt. Deshalb ist richtiges Aufwärmen so wichtig. Richtig heißt, dass dabei alle Bewegungsmuster der Sportart vorkommen. Über die Dauer lässt sich streiten, bei einer Stunde Sport geht man von ungefähr 10 Minuten aus. Nicht vergessen werden darf, dass am Ende der Belastung die Verletzungsgefahr wieder steigt. Denn dann lässt die Aufmerksamkeit nach und die Muskeln sind müde. Deshalb sollte man in sein Training immer eine Cool-down-Phase integrieren.
- Bringen Tapes im Sport etwas? Wissenschaftliche Beweise gibt es für den Nutzen der Tapes nicht. Manche Sportler*innen berichten dennoch, dass sie Schmerzen reduzieren können und die Stabilität verbessern. Wichtig ist allerdings, dass die Tapes richtig angebracht werden.
- Kälte ist bei Verletzungen sinnvoll. Das ist richtig, weshalb Kälte (Eis) auch ein wichtiger Bestandteil der bekannten PECH-Regel bei geschlossenen Verletzungen ist. Kälte reduziert die Schmerzen und wirkt Schwellungen entgegen. Im Idealfall kühlt man sofort. Besser als Eissprays ist ein Eiswasser-Schwann. Denn Eis-Sprays können zu Verbrennungen auf der Haut führen.
Quelle: medscape