Gesundheit heute

Schleimbeutelentzündung an der Hüfte

Schleimbeutelentzündung an der Hüfte: Schmerzhafte Entzündung einer der Schleimbeutel am Hüftgelenk. Ist der Schleimbeutel an der Außenseite der Hüfte (Bursitis trochanterica) betroffen, sind Schmerzen beim Laufen, Liegen auf der Seite und bei Außendrehung des Beines typisch. Bei Entzündung des Leistenschleimbeutels (Bursitis iliopectinea) schmerzt es vor allem bei Druck auf die Leiste und Streckung der Hüfte. Ursachen sind chronische Überlastungen der Hüfte, z. B. durch Sport oder Fehlstellungen, rheumatische Erkrankungen oder die Schnappende Hüfte (Coxa saltans). Seltener führen eingedrungene Erreger (vor allem Bakterien wie Staphylococcus aureus) zu einer Schleimbeutelentzündung.

Die Erkrankung lässt sich meist gut behandeln, etwa mit Schonung, entzündungshemmenden Medikamenten, Antibiotika bei bakterieller Ursache und Krankengymnastik. Nur in seltenen Fällen ist die komplette oder teilweise Entfernung des entzündeten Schleimbeutels erforderlich.

Symptome und Leitbeschwerden

Bursitis trochanterica:

  • Druckschmerzen an der Außenseite des körpernahen Oberschenkels und der Hüfte, vor allem im Liegen
  • Starke bewegungsabhängige Schmerzen
  • Manchmal Ausstrahlen der Schmerzen ins Knie oder Gesäß
  • Selten Rötung und Schwellung außen an der Hüfte
  • Fieber und Schüttelfrost bei der bakteriellen Schleimbeutelentzündung.

Bursitis iliopectinea:

  • Druckschmerz im Bereich der Leiste
  • Schmerzen beim Strecken der Hüfte
  • Fieber und Schüttelfrost bei der bakteriellen Schleimbeutelentzündung.

Wann in die Arztpraxis

Demnächst, wenn

  • die oben genannten Beschwerden länger als einige Tage anhalten.

Die Erkrankung

An der Hüfte gibt es mehrere Schleimbeutel. Als Stoßdämpfer oder Puffer vermindern sie die Reibung zwischen Sehnen und Knochen. Der wichtigste Schleimbeutel an der Hüfte ist die Bursa trochanterica: Sie puffert die Druck- und Reibekräfte am großen Rollhügel des Oberschenkels ab. Dieser Knochenvorsprung ist an der Seite des Oberschenkels gut tastbar. Er wird mechanisch stark belastet, weil dort mehrere Muskelgruppen mit ihren Sehnen verankert sind.

Krankheitsentstehung und Ursachen

Wenn Schleimbeutel gereizt werden, reagieren sie meist mit einer Entzündung. Dann produziert der Schleimbeutel vermehrt Flüssigkeit, weshalb er anschwillt und schmerzhaften Druck auf Nachbarstrukturen ausübt. Zusätzlich schütten die Entzündungszellen Mediatoren (Gewebshormone) aus, die starke Schmerzen im betroffenen Bereich verursachen.

Verschiedene Ursachen können eine Entzündung der Schleimbeutel am Hüftgelenk auslösen oder begünstigen:

  • Chronische Belastungen durch wiederkehrende, gleichförmige Bewegungen wie beim Sport (Langstreckenlaufen)
  • Chronische Fehlbelastungen durch Beckenschiefstand, unterschiedlich lange Beine, X-Beine, Fehlstellungen des Hüftgelenks
  • Verletzungen der Hüfte
  • Rheumatische Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis
  • Harnsäureablagerungen bei Gicht
  • Infektionen, z. B. mit Bakterien, die im Rahmen einer offenen Verletzung, Gelenkspiegelung oder Operation in das Gelenk gelangen.

Verlauf und Komplikationen

Im Falle einer Bursitis trochanterica kommt es sehr häufig zu einer gleichzeitigen Entzündung der über den Rollhügel laufenden Sehnen (Tractus iliotibialis, siehe Sehnenentzündungen an der Hüfte).

Wenn entzündungsbedingte Schwellungen den normalen Gleitvorgang am großen Rollhügel stören, resultiert daraus manchmal ein spürbares, eventuell schmerzhaftes Schnappen des Tractus iliotibialis. Man spricht dann von einer schnellenden Hüfte (Schnapphüfte, Coxa saltans, siehe dort).

Diagnosesicherung

Die Ärzt*in fragt zunächst nach Art, Ort und Umfang der Beschwerden und grenzt sie gegen andere Hüftsymptome ab, z. B. Leistenschmerz bei Erkrankungen des Hüftgelenks.

  • Körperliche Untersuchung. Beim Abtasten lassen sich Schmerzen über dem großen Rollhügel oder in der Leiste auslösen. Schmerzen bei seitlichem Abspreizen des gestreckten Beins sind ebenso ein häufiger Befund bei der Bursitis trochanterica. Bei der Bursitis iliopectinea schmerzt das Strecken der Hüfte.
  • Bildgebende Verfahren. Die Diagnose lässt sich durch Ultraschalluntersuchungen sichern, die eine Verdickung des Schleimbeutels und/oder einen Schleimbeutelerguss anzeigen. Im Kernspin sind die entzündlichen Veränderungen oft ebenfalls zu erkennen, doch bleibt diese Untersuchung unklaren Fällen vorbehalten. Um eine Knochenbeteiligung auszuschließen, veranlasst die Ärzt*in manchmal ein Röntgenbild.
  • Labor. Die Laborbefunde geben Hinweise auf eine Infektion. Dann sind die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), das C-reaktive Protein (CRP) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) erhöht. Auch ein rheumatischer Prozess lässt sich so nachweisen, etwa durch einen positiven Rheumafaktor, HLA-B27 oder Antinukleäre Antikörper. Bei starkem Verdacht auf eine bakterielle Infektion wird das Gelenk punktiert und die gewonnene Flüssigkeit mikrobiologisch auf Erreger untersucht.
  • Laufanalyse. Sportler, die aufgrund des Laufens eine Schleimbeutelentzündung entwickeln, belasten häufig ihre Gelenke falsch. Solche Fehlbelastungen erkennt die Orthopäd*in in einer Laufanalyse.

Differenzialdiagnosen. Hüftschmerzen sind ein Zeichen zahlreicher Hüfterkrankungen, etwa des Hüftimpingements, der Hüftkopfnekrose, der Hüftgelenksentzündung (Coxitis) und der Hüftgelenksarthrose.

Behandlung

In den meisten Fällen bekommt man eine Schleimbeutelentzündung mit konservativen Maßnahmen in den Griff. Neben den akuten Beschwerden müssen dabei auch Ursachen bzw. Grunderkrankungen behandelt werden. Dazu gehört die antientzündliche Therapie bei Rheumatoider Arthritis oder die Kontrolle der Harnsäurespiegel bei Gicht. Führen Fehlstellungen zu den Beschwerden, werden diese orthopädisch versorgt, beispielsweise mit Einlagen oder Absatzerhöhungen.

Konservativ

Schonen und Entlasten. Damit die Entzündung abheilen kann, muss sie entlastet und geschont werden.

Schmerzmittel. Gegen die Schmerzen verordnet die Ärzt*in meist antientzündliche und schmerzlindernde Präparate wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®), Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder Etoricoxib (z. B. Arcoxia®).

Kälte und Wärme. In der akuten Phase hilft meist Kälte, bei chronischen Beschwerden eher Wärme (mehr dazu siehe "Ihre Apotheke empfiehlt").

Antibiotika. Liegt der Schleimbeutelentzündung eine bakterielle Infektion zugrunde, erhält die Patient*in Antibiotika. Große eitrige Ergüsse werden manchmal auch punktiert und abgezogen, um die Heilung zu beschleunigen und das Gelenk zu entlasten.

Stoßwellentherapie. Stoßwellen sollen bei der Behandlung von Schleimbeutelentzündungen gute Ergebnisse zeigen. Meist werden 3 bis 5 Sitzungen à 5 bis 15 Minuten empfohlen. Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen und die positive Wirkung nicht über Studien gesichert ist.

Kortisonspülungen. Bei besonders schweren Entzündungen wird der Schleimbeutel manchmal mit Kortison gespült, um die Entzündung und die Schmerzen zu lindern.

Physiotherapie. Mithilfe der Physiotherapie lassen sich die hüftumgebenden Muskeln stärken und dehnen. Dazu gehört z. B. das Bein-Heben in Rücken- und Bauchlage, die Wandkniebeuge und die Vorbeugung im Stehen bei überkreuzten Beinen. Außerdem lernt die Patient*in in der Physiotherapie, Haltung und Bewegungsabläufe zu optimieren, um damit Fehlhaltungen und Fehlbelastungen entgegenzuwirken.

Operativ

Eine operative Behandlung ist nur selten erforderlich. Sie kommt infrage, wenn die Schleimbeutelentzündung trotz der oben genannten Maßnahmen chronisch wird. Je nach Ausmaß der Entzündung sind zwei Verfahren möglich:

Bursoskopie. Bei diesem minimal invasiven Verfahren wird nur die entzündete innere Schicht des Schleimbeutels mithilfe eines Endoskops und den passenden Werkzeugen abgetragen. Die Bursoskopie ist also eine Spiegelung des Schleimbeutels (analog einer Gelenkspiegelung).

Komplette Bursektomie. Hier wird der Schleimbeutel in einer offenen Operation komplett entfernt. Nachteil sind größere Operationsnarben, die kosmetisch stören und die Beweglichkeit des Gelenks verschlechtern können.

Prognose

Mit den geeigneten Maßnahmen heilen akute Schleimbeutelentzündungen in der Regel gut aus.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Kälte oder Wärme? Bei neu aufgetretenen, akuten Beschwerden bringen Kälteanwendungen Erleichterung, z. B. in Form von Kühlpacks oder Eisbeuteln. Diese dürfen jedoch wegen der Gefahr von Erfrierungen nie direkt auf die Haut aufgelegt werden, sondern sind immer in ein Tuch einzuwickeln. Bei länger anhaltenden Schmerzen helfen eher Wärmeanwendungen, etwa mit einem Heizkissen oder einem Infrarotstrahler.

Belastungen vermeiden. Schmerzhafte Belastungen zu vermeiden, ist das A und O der Selbsthilfe. Dazu gehört bei Seitenschläfern auch eine andere Schlafposition oder die Unterstützung der Hüfte mit weichen Kissen. Langes Sitzen und Stehen sollte ebenso vermieden werden wie schmerzauslösende Bewegungen beim Sport.

Komplementärmedizin

Physikalische Therapie. In der Akutphase können Umschläge mit essigsaurer Tonerde Linderung verschaffen, der man eine entzündungshemmende Wirkung zuschreibt.

Vorbeugung

Langsam aufbauen. Sportanfänger tun gut daran, ihre Sehnen durch langsamen Trainingsaufbau schonend an die neue Belastung zu gewöhnen. Gerade beim Walking, das bei Sport-(wieder)einsteiger*innen sehr beliebt ist, kommt es anfangs häufig zu Sehnen- und Schleimbeutelentzündungen an der Hüfte.

Beinlänge messen. Bei Beschwerden kann es sich lohnen, die Länge der Beine zu vergleichen. Oft steckt nämlich eine Beinlängendifferenz hinter einer Fehlbelastung. Abhilfe schaffen orthopädische Maßnahmen wie eine einseitige Absatzerhöhung.

Gezielte Übungen. In der Physiotherapie lassen sich einige Übungen erlernen, die einer erneuten Schleimbeutelentzündung vorbeugen. Regelmäßig zuhause durchgeführt, kräftigen und dehnen sie die Hüftmuskeln und entlasten damit das Hüftgelenk.

Von: Dr. med. Martin Schäfer in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wie Bello Frauchen zu Fall bringt

Fertig zum Gassigehen? Aber bitte Vorsicht mit der Leine!

Wie Bello Frauchen zu Fall bringt

Gefährliches Gassigehen

Wer regelmäßig mit seinem Hund Gassi geht, tut etwas Gutes für Herz und Kreislauf. Doch manchmal endet der Spaziergang auch mit einer Handverletzung in der Notaufnahme. Betroffen davon sind vor allem ältere Frauen.

Hundespaziergang mit Kehrseite

Für Hundebesitzer*innen gibt es kaum etwas Schöneres, als mit der Fellnase spazieren zu gehen. Zudem hat das Gassigehen positive Auswirkungen auf die Fitness, und vermutlich bleiben Herrchen und Frauchen dadurch sogar geistig länger fit.

Allerdings bergen Hundespaziergänge auch gewisse Risiken. Vor allem wenn das Tier plötzlich an der Leine zieht oder der Mensch sich darin unerwartet verheddert, kann es zu Verletzungen kommen. Sie betreffen häufig die Hand, wie US-amerikanische Forschende anhand der Analyse entsprechender Studien herausgefunden haben.

Plötzliches Zerren gefährdet die Hand

Insgesamt werteten sie dabei fast 500 000 Arm- oder Handverletzungen aus, die sich beim Gassigehen mit einem Hund ereignet hatten. Drei Viertel der Betroffenen waren Frauen, ein Drittel war über 65 Jahre alt. In knapp 111000 Fällen war es zu Brüchen oder Weichteilverletzungen an der Hand oder am Handgelenk gekommen. Am häufigsten brachen Finger oder das Handgelenk, schreiben die Autor*innen.

Fast die Hälfte der Verletzungen ereigneten sich dadurch, dass der Hund plötzlich an der Leine zog, ohne dass die Besitzer*in zu Fall kam. Bei 23% kam es durch das Zerren zum Sturz. In den restlichen Fällen waren Herrchen oder Frauchen gestürzt, weil sie über die Leine gestolpert waren oder sich darin verfangen hatten.

Handbrüche bei Frauen häufiger

Frauen hatten ein größeres Risiko für einen Bruch der Hand oder des Handgelenks als Männer, schreiben die Autor*innen. Insbesondere traf dies für Über-65-Jährige zu. Eine Ursache dafür ist vermutlich die in fortgeschrittenem Alter häufiger auftretende Osteoporose. Zudem leiden ältere Menschen auch öfter an Gleichgewichts-, Gang- oder Sehstörungen.

Die Autor*innen geben auch einige Tipps, um die Gefahr durch Leinenzug zu minimieren: 

  • Hundeleinen grundsätzlich um die Handfläche und nicht um die Finger oder das Handgelenk wickeln, 
  • Leinen mit Rückzugsmechanismus meiden, da ihre Zugkraft am Ende der Reichweite abrupt zunimmt und 
  • mit geeignetem Hundetraining dem Hund das Ziehen an der Leine abgewöhnen.

Außerdem sollten sich insbesondere ältere Menschen der Sturzgefahr bewusst sein. Das bedeutet, eine geeignete (kleine) Hunderasse zu wählen, beim Gassigang geeignetes Schuhwerk zu tragen und auf unebenem Gelände vorsichtig zu gehen.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Jaromír Chalabala / Alamy / Alamy Stock Photos