Gesundheit heute
Coxitis
Coxitis (Arthritis des Hüftgelenks): Entzündung des Hüftgelenks mit starken Schmerzen in der Leiste, Schonhaltung und Hinken. Sie entsteht durch eine Infektion mit Bakterien (septische Coxitis, eitrige Coxitis), als Rheumatoide Arthritis oder entzündlicher Schub einer Hüftgelenksarthrose sowie als Begleitreaktion von hüftgelenksnahen Erkrankungen (z. B. Tumoren).
Die septische Coxitis erfordert eine sofortige Therapie mit Antibiotika und gegebenenfalls operativer Säuberung und Spülung. Ihre Prognose ist gut, meist heilt sie bei rechtzeitiger Behandlung folgenlos aus. Die anderen Formen werden im Rahmen der (rheumatischen) Grunderkrankungen medikamentös und physikalisch behandelt. Lässt sich die Zerstörung des Hüftgelenks damit nicht aufhalten, ist eine Gelenkprothese erforderlich.
Hinweis: Informationen zur bei Kindern häufigen und harmlosen nicht-bakterielle Hüftgelenksentzündung (Hüftschnupfen) finden Sie unter Coxitis fugax.
Symptome und Leitbeschwerden
- Dauerschmerzen in der Leiste, oft bis zum Knie ziehend
- Hinken, Schonhaltung mit leichter Beugung und Drehung der Hüfte nach außen, eingeschränkte Beweglichkeit
- Manchmal Fieber und reduziertes Allgemeinbefinden.
Wann in die Arztpraxis
In den nächsten Tagen, wenn
- Schmerzen in der Leiste länger als drei Tage anhalten.
Sofort, wenn
- die Schmerzen mit Fieber verbunden sind
- ein Kind von akuten Leistenschmerzen und Hinken betroffen ist.
Die Erkrankung
In Deutschland sind jedes Jahr etwa 2 bis 10 von 100.000 Einwohnern von einer Coxitis betroffen. Die Ursachen sind vielfältig, wobei sich zwei große Gruppen unterscheiden lassen: die infektiösen (oder bakteriellen bzw. septischen Hüftgelenksentzündungen) und die nicht-infektiösen (abakteriellen oder nichtseptischen) Formen.
Septische Coxitis
Die septische Coxitis wird durch Bakterien verursacht, die auf verschiedene Wege in das Hüftgelenk geraten. Bei Erwachsenen sind dies fast immer Injektionen in das Gelenk, Operationen oder Verletzungen an der Hüfte, z. B. nach einem Bruch oder einem Gelenkersatz. Dabei gelangen die Bakterien auf direktem Wege von außen in das Gelenk. Manchmal wandern Krankheitskeime aber auch von anderen Entzündungsherden im Körper über das Blut (hämatogen) ins das Hüftgelenk. Erreger sind beispielsweise Staphylokokken, Streptokokken, Syphiliserreger oder Gonokokken, früher häufig auch Tuberkulosebakterien. Unbehandelt zerstört eine septische Coxitis in jedem Alter innerhalb weniger Wochen das Gelenk und versteift es letztendlich.
Nicht-infektiöse Coxitis
Bei den nicht-infektiösen Hüftgelenksentzündungen lassen sich keine Erreger nachweisen. Stattdessen handelt es sich um entzündliche Prozesse anderer Ursachen, vor allem im Rahmen rheumatischer Erkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis, der Juvenilen Arthritis oder der Reaktiven Arthritis. Auch diese Erkrankungen zerstören langfristig das betroffene Hüftgelenk. Nicht immer versteift es dabei, oft wird es stattdessen auch instabil (Hüftluxation). Auch ein Vordringen des Hüftkopfs in das Becken (Protrusion) ist nicht selten.
Weniger gefährlich ist die rheumatische Coxitis, die oft bei Morbus Bechterew auftritt. Sie wird nur selten chronisch und heilt meist folgenlos. Ebenfalls nicht akut gefährlich, jedoch äußerst schmerzhaft, ist die Coxitis als Folge einer aktivierten Arthrose. Sie ist eine akute, entzündliche Zuspitzung der verschleißbedingten Erkrankung und tritt oft in wiederholten Schüben auf.
Eine weitere, seltene Ursache für nicht-infektiöse Entzündungen sind Knochentumoren im Bereich der Hüfte, deren Wachstum das Hüftgelenk zerstören können.
Diagnosesicherung
Die klinische Diagnose ist schwierig, da sich die Beschwerden – Leistenschmerz, Hinken, Einschränkung der Beweglichkeit, Schonhaltung – nicht von anderen Hüfterkrankungen unterscheiden. Wichtige Hinweise ergeben sich manchmal aus Begleitsymptomen wie
- Fieber bei septischer Coxitis
- Rückenschmerzen bei Morbus Bechterew
- Befall weiterer Gelenke bei rheumatoider, juveniler und reaktiver Arthritis.
Labor. Bei einer Infektion sind meist die weißen Blutkörperchen, das C-reaktive Protein (CRP) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) im Blut erhöht, bei rheumatischem Prozess bestimmte Marker wie etwa ein positiver Rheumafaktor, HLA-B27, oder antinukleäre Antikörper. Punktiert die Ärzt*in das Gelenk, lassen sich in der Gelenkflüssigkeit gegebenenfalls Bakterien und verschiedene Entzündungszellen nachweisen.
Bildgebende Verfahren. In den ersten Tagen nach Beschwerdebeginn helfen oft Ultraschalluntersuchungen, die Ursache zu klären. Einige Zeit später sind auch auf Röntgen- oder CT-Bildern Veränderungen zu finden. Kernspinbilder zeigen v. a. die entzündliche Reaktion der Weichteile.
Differenzialdiagnosen. Ähnliche Beschwerden verursacht bei Kindern die Coxitis fugax sowie die Hüftkopfnekrose Morbus Perthes. Bei Erwachsenen ist die Hüftarthrose die wichtigste Differenzialdiagnose.
Behandlung
Die septische Coxitis bedarf einer sofortigen, konsequenten Behandlung. Ein Grundpfeiler der Therapie sind Antibiotika. Häufig werden diese im Rahmen einer stationären Behandlung über intravenöse Infusionen oder Injektionen verabreicht. Die Einnahme von Tabletten ist allerdings auch möglich. Gegen die Schmerzen verordnet die Ärzt*in entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkstoffe wie z. B. Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ). Daneben soll das Gelenk geschont werden, am besten mit Bettruhe. Beim Aufstehen und Gehen entlasten Gehhilfen wie Gehstöcke die Hüfte. Reichen antibiotische Therapie und Ruhigstellung nicht aus, öffnet die Ärzt*in das Gelenk und entfernt das infizierte Gewebe. Danach legt sie für mehrere Tage eine Drainage in die Wunde, um die Flüssigkeit aus dem Entzündungsgebiet abzuleiten. Im schlimmsten Fall ist ein Gelenkersatz (Prothese) nötig.
Die nicht-infektiöse Coxitis wird zusammen mit der zugrundeliegenden Erkrankung behandelt, z. B. mit Medikamenten (Antirheumatika, NSAR), Krankengymnastik und physikalischer Therapie (z. B. Kälte- oder Wärmebehandlungen). Auch kleinere operative Eingriffe wie z. B. die Entfernung der Gelenkinnenhaut (Synovektomie) sind manchmal nötig. Wenn diese Maßnahmen versagen und die Entzündung der Hüfte weiter fortschreitet, ist ein Gelenkersatz erforderlich.
Prognose
Bei frühzeitiger antibiotischer Behandlung ist die Prognose der septischen Coxitis sehr gut, meist heilt sie folgenlos aus. Die Entwicklung der nicht-infektiösen Hüftgelenksentzündungen hängt von der Grunderkrankung ab. Lässt sich das rheumatische Geschehen nicht aufhalten, ist eine Hüftprothese oft unumgänglich.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Gleich in die Arztpraxis. Nehmen Sie weder bei Erwachsenen noch bei Kindern plötzliches Hinken und/oder Schmerzen in der Leiste auf die leichte Schulter. Eine bakterielle Hüftgelenksentzündung muss unverzüglich behandelt werden, damit das Gelenk keinen Schaden nimmt.

Bei schwerer Handarthrose kann das Nähen zum Problem werden.
Was hilft bei Handarthrose?
Üble Schmerzen
Tabletten, Gelenkinjektionen oder Gele: Zur Linderung der Schmerzen bei Handarthrose gibt es viele medikamentöse Optionen. Doch welche davon ist am wirksamsten?
Vor allem Frauen betroffen
Viele Menschen leiden an einer Arthrose der Hände. Ursachen sind zum Beispiel genetische Faktoren, Gelenkverletzungen und Fehlbelastungen. Auch Hormone können eine Rolle spielen: Das zeigt sich daran, dass vor allem Frauen ab Beginn der Wechseljahre von der Handarthrose betroffen sind.
Drei Arten werden unterschieden: Die Arthrose der Finger, des Daumens und des Handgelenks. Allen gemeinsam ist der Schmerz. Um ihn zu bekämpfen, gibt es viele verschiedene Methoden. Sie reichen von der Einnahme von Schmerzmitteln bis hin zur Injektion ins Gelenk.
Kortisontabletten am effektivsten
Eine dänische Arbeitsgruppe hat jetzt anhand von 65 Studien untersucht, welche Methode am besten gegen den Arthroseschmerz hilft. Dabei wurden die Daten von fast 6000 Betroffenen analysiert. Es stellte sich heraus, dass im Vergleich zu einem Placebo (einem wirkungslosen Scheinmedikament) Glukokortikoide (Kortison) zum Schlucken am wirkungsvollsten waren. An zweiter Stelle standen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) in Tablettenform, zu denen z.B. Ibuprofen, Acetylsalicylsäure und Diclofenac gehören.
Gelenkinjektionen ohne Effekt
Oft verschrieben werden bei der Handarthose Schmerzgele auf Basis von NSAR. Sie hatten dieser Analyse zufolge allerdings keinen Effekt auf die Arthroseschmerzen. Das Gleiche galt den Autor*innen zufolge für Gelenkinjektionen. Weder direkt ins Gelenk gespritzte Hyaluronsäure, noch Glukokortikoide waren besser als das Placebo. Ebenfalls als wirkungslos erwies sich Hydroxychloroquin, ein bei rheumatischen Erkrankungen oft verschriebener Wirkstoff.
Für die meisten der zahlreichenen Medikamente bei der Handarthrose lässt sich anhand der analysierten Studien keine Wirksamkeit nachweisen, resümiert das Autorenteam. Als effektiv gegen Arthroseschmerzen der Hand hätten sich nur Kortison und NSAR in Tablettenform erwiesen.
Quelle: British Medical Journal