Gesundheit heute
Kapselverletzungen an den Fingern
Kapselverletzung am Finger (Fingerkapseldistorison, Fingerkapselriss): Überdehnungen oder Riss einer Gelenkkapsel am Finger, manchmal auch kombiniert mit einem knöchernen Abriss. Kapselverletzungen entstehen vor allem durch gewaltsame Überstreckung eines Fingergelenks, häufig beim Ballsport. Bei starker Krafteinwirkung und weitgehender Zerreißung der Gelenkkapsel kommt es manchmal zusätzlich zu einer Fingerverrenkung. Zur Behandlung reicht häufig eine Ruhigstellung in einer Schiene, gelegentlich ist eine Operation erforderlich.
Symptome und Leitbeschwerden
- Schmerzhafte Schwellung und Bewegungseinschränkung eines Fingergelenks
- Schmerzhafte Fehlstellung im Gelenkbereich und Bewegungsunfähigkeit bei zusätzlicher Fingerverrenkung.
Wann in die Arztpraxis
Sofort, wenn
- eine klaffende (Schnitt-)Verletzung an Hand oder Fingern mit Bewegungseinschränkung oder eine Fehlstellung im Bereich eines Fingergelenks vorliegt.
In den nächsten Tagen, wenn
- Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung im Bereich eines Fingergelenks nicht rasch wieder abnehmen.
Die Erkrankung
Gelenkkapseln umschließen die Gelenkhöhle und bestehen aus zwei Schichten: Der äußere, straffe, bindegewebige Anteil ist mit der Knochenhaut und den anliegenden Bändern verbunden. Dadurch stabilisiert er das Gelenk und führt es bei Bewegungen in die gewünschte Richtung. Der innere Teil der Gelenkkapsel wird Gelenkinnenhaut genannt. Sie besteht aus locker angeordneten Bindegewebszellen, die die Gelenkflüssigkeit (Synovia, Gelenkschmiere) produzieren und wieder aufnehmen und dadurch für einen reibungslosen Ablauf bei der Bewegung sorgen.
Wird ein Fingergelenk überstreckt, kommt es auf der Beugeseite zur Überdehnung und oftmals auch zum Einriss der Gelenkkapsel und der Faserknorpelplatte, die das Gelenk an dieser Stelle verstärkt. Bei seitlicher Abknickung eines Fingergelenks sind die seitliche Gelenkkapsel und die sie verstärkenden Seitenbänder betroffen (wie beispielsweise beim Skidaumen). Manchmal reißen Kapsel oder Bänder mitsamt einem kleinen Knochenstück aus ihrer Verankerung am Knochen aus (knöcherner Kapselausriss bzw. knöcherner Bandausriss). Bei vollständiger Zerreißung von Kapsel und Bändern wird das Gelenk nicht mehr ausreichend zusammengehalten; es kommt zu einer Fingerverrenkung.
Ursachen und Risikofaktoren
Fingerkapselrisse ereignen sich vor allem beim Sport, z. B. durch das Abknicken des Fingers nach hinten beim Aufprall eines Balls. Besonders oft passiert das beim Volleyball oder Handball. Weitere Verletzungsmuster sind Stürze auf den ausgestreckten Finger. Sehr selten reißt die Kapsel bei starkem Zug am Finger.
Diagnosesicherung
Eine erste Diagnose ergibt sich meist beim Abtasten und Bewegen des verletzten Fingers. Zum Ausschluss einer Gelenkinstabilität versucht die Ärzt*in, das betroffene Fingergelenk seitlich aufzuklappen und die benachbarten Knochen gegeneinander zu verschieben. Wird der Schmerz stärker, wenn die Ärzt*in den Finger in seiner Längsachse staucht, spricht das eher für einen Knochenbruch.
Um begleitende Verletzungen von Gefäßen und Nerven nicht zu übersehen, müssen auch Durchblutung, Beweglichkeit (Motorik) und Sensibilität von Hand und Fingern untersucht werden.
Röntgenaufnahmen des verletzten Fingergelenks dienen dazu, einen Knochenbruch sicher auszuschließen und einen eventuellen knöchernen Kapsel- oder Bandausriss festzustellen. Beim Verdacht auf Bandschäden wird meist ein MRT veranlasst.
Differenzialdiagnosen. Akut auftretende Schmerzen, Schwellungen oder Fehlstellungen eines Fingers sind auch Kennzeichen eines Fingerbruchs, einer Fingerprellung oder einer Fingerverrenkung.
Behandlung
Die nötigen Sofortmaßnahmen sind in der PECH-Regel zusammengefasst:
- Pause: Hand sofort ruhigstellen und schonen.
- Kühlen (Eis): Gelenk 15 bis 20 Minuten lang kühlen. Dabei dürfen Eiswürfel und Coolpacks nicht direkt, sondern nur in ein Tuch gewickelt auf die Haut kommen, da sie sonst Kälteschäden hervorrufen.
- Kompression (compression): Ein Kompressionsverband lindert das Anschwellen. Achtung, nicht zu stramm anlegen, damit Blutzu- und abfuhr gewährleistet bleiben!
- Hochlagern. Das Hochlagern der Hand (z. B. in einer Armschlinge) verhindert eine zu starke Durchblutung des verletzten Fingers und wirkt ebenfalls dem Anschwellen entgegen.
Bei starken Schmerzen helfen entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ). Achtung: Aspirin (Acetylsalicylsäure) darf zur Schmerzbehandlung nicht verwendet werden, weil es blutverdünnend wirkt und es dadurch zu einer vermehrten Einblutung in das betroffene Gewebe kommen kann.
Hinweis: Bei Verletzungen der Hand sind Ringe, Armbänder und Uhren abzulegen, da das Anschwellen der Finger droht.
Konservativ
Einfache Kapselrisse und kleinere knöcherne Ausrisse stellt die Ärzt*in mit einer Fingerschiene aus Gips, Kunststoff oder Aluminium ruhig. Liegt eine Verrenkung vor, werden die Knochen vor Anlegen der Schiene durch dosierten Zug und Druck wieder eingerichtet, meist unter Lokalbetäubung. Die Schiene verbleibt 2 bis 3 Wochen am Finger. Vollständig verheilt ist ein Kapselriss am Finger nach etwa 6 Wochen, bei Begleitverletzungen kann die Heilung auch länger dauern.
Operativ
Eine operative Therapie empfiehlt sich bei starker Gelenkinstabilität sowie bei größeren verschobenen oder knöchernen Kapselbandausrissen, die nach konservativer Therapie oftmals zur frühzeitigen Arthrose führen. Je nach Verletzung richtet die Chirurg*in Verrenkungen offen ein, näht zerrissene Kapselanteile oder befestigt ausgerissene Knochenstücke mit Draht oder kleinen Schrauben. Manchmal blockiert sie das Gelenk auch vorübergehend mit einem Draht, um es ruhigzustellen.
Prognose
Einfache Gelenkkapselverletzungen heilen meist folgenlos. Bei erheblichen Begleitverletzungen können trotz operativer Versorgung Funktionsstörungen wie beispielsweise das Einsteifen eines Fingers zurückbleiben.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Geduld. Auch wenn 2 bis 3 Wochen nach einem Kapselriss die Fingerschiene entfernt wird, ist für die nächsten drei Wochen Schonung angesagt. Das bedeutet nicht nur Verzicht auf Sport, sondern auch Vorsicht im Alltag. Wann der Finger gezielt beübt und voll belastet werden darf, ist individuell verschieden und mit der Ärzt*in zu klären.
Leichte Massagen. Massieren Sie nach Abnahme der Fingerschiene den Bereich über dem betroffen Gelenk mit sanften (schmerzfreien!) kreisförmigen Bewegungen. Das fördert die Durchblutung und mobilisiert die Gelenkschmiere.
Vorsichtig bewegen. Greifübungen mit einem weichen Bällchen oder einer leeren Plastikflasche bereiten den Finger nach der Ruhigstellung auf das tägliche Leben vor. Zwischendurch lässt sich auch immer wieder eine kleine sanfte Fingergymnastik mit Beugen, Strecken oder Faustschluss einlegen. Achtung: Schmerzen sind ein Alarmsignal, dass der Finger zu sehr belastet wird.
Fingergymnastik im Wasserbad. Nach der Schienen-Therapie lässt sich der Finger besonders gut im warmen Wasserbad mobilisieren. Empfohlen werden 5-mal täglich etwa fünfminütige Bäder in angenehm handwarmem Wasser. Welche Bewegungen in welchem Ausmaß erlaubt sind, ist mit der behandelnden Ärzt*in abzuklären.
Prävention
Finger tapen. Vor allem bei Volleyball, Basketball, Handball oder auch beim Rugby versuchen die Spieler, ihre Finger durch prophylaktisches Tapen zu stabilisieren und damit vor Verletzungen zu schützen.
Technik erlernen. Fingerverletzungen drohen bei vielen Tätigkeiten. Vor allem beim Sport lassen sich Unfälle vermeiden, wenn man die Technik gut beherrscht. Bei Sportarten mit hohem Sturzrisiko ist ein Falltraining sinnvoll.

Fertig zum Gassigehen? Aber bitte Vorsicht mit der Leine!
Wie Bello Frauchen zu Fall bringt
Gefährliches Gassigehen
Wer regelmäßig mit seinem Hund Gassi geht, tut etwas Gutes für Herz und Kreislauf. Doch manchmal endet der Spaziergang auch mit einer Handverletzung in der Notaufnahme. Betroffen davon sind vor allem ältere Frauen.
Hundespaziergang mit Kehrseite
Für Hundebesitzer*innen gibt es kaum etwas Schöneres, als mit der Fellnase spazieren zu gehen. Zudem hat das Gassigehen positive Auswirkungen auf die Fitness, und vermutlich bleiben Herrchen und Frauchen dadurch sogar geistig länger fit.
Allerdings bergen Hundespaziergänge auch gewisse Risiken. Vor allem wenn das Tier plötzlich an der Leine zieht oder der Mensch sich darin unerwartet verheddert, kann es zu Verletzungen kommen. Sie betreffen häufig die Hand, wie US-amerikanische Forschende anhand der Analyse entsprechender Studien herausgefunden haben.
Plötzliches Zerren gefährdet die Hand
Insgesamt werteten sie dabei fast 500 000 Arm- oder Handverletzungen aus, die sich beim Gassigehen mit einem Hund ereignet hatten. Drei Viertel der Betroffenen waren Frauen, ein Drittel war über 65 Jahre alt. In knapp 111000 Fällen war es zu Brüchen oder Weichteilverletzungen an der Hand oder am Handgelenk gekommen. Am häufigsten brachen Finger oder das Handgelenk, schreiben die Autor*innen.
Fast die Hälfte der Verletzungen ereigneten sich dadurch, dass der Hund plötzlich an der Leine zog, ohne dass die Besitzer*in zu Fall kam. Bei 23% kam es durch das Zerren zum Sturz. In den restlichen Fällen waren Herrchen oder Frauchen gestürzt, weil sie über die Leine gestolpert waren oder sich darin verfangen hatten.
Handbrüche bei Frauen häufiger
Frauen hatten ein größeres Risiko für einen Bruch der Hand oder des Handgelenks als Männer, schreiben die Autor*innen. Insbesondere traf dies für Über-65-Jährige zu. Eine Ursache dafür ist vermutlich die in fortgeschrittenem Alter häufiger auftretende Osteoporose. Zudem leiden ältere Menschen auch öfter an Gleichgewichts-, Gang- oder Sehstörungen.
Die Autor*innen geben auch einige Tipps, um die Gefahr durch Leinenzug zu minimieren:
- Hundeleinen grundsätzlich um die Handfläche und nicht um die Finger oder das Handgelenk wickeln,
- Leinen mit Rückzugsmechanismus meiden, da ihre Zugkraft am Ende der Reichweite abrupt zunimmt und
- mit geeignetem Hundetraining dem Hund das Ziehen an der Leine abgewöhnen.
Außerdem sollten sich insbesondere ältere Menschen der Sturzgefahr bewusst sein. Das bedeutet, eine geeignete (kleine) Hunderasse zu wählen, beim Gassigang geeignetes Schuhwerk zu tragen und auf unebenem Gelände vorsichtig zu gehen.
Quelle: Springer Medizin