Gesundheit heute

Ganglien

Ganglien (Einzahl: Ganglion, Überbein): Feste, meist schmerzlose Schwellungen, vor allem an Handgelenk, Fingern oder auch in der Kniekehle. Es handelt sich dabei um unter der Haut gelegene Hohlräume, die mit gallertartiger Flüssigkeit gefüllt und mit benachbarten Gelenken, Knorpelscheiben (Menisken) oder Sehnen(-scheiden) verbunden sind. Von der harmlosen Erkrankung sind überwiegend Frauen zwischen 20 und 40 Jahren betroffen. Bei leichten Beschwerden helfen Schonung, entzündungshemmende Wirkstoffe und Hausmittel. Bilden sich Ganglien nicht spontan zurück, lassen sie sich problemlos mit einem kleinen Eingriff entfernen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Prall-elastischer, erbsen- bis kirschgroßer Knoten oder eiförmige Schwellung unter der Haut, meist am Handgelenk, seltener an Fingern, Ellenbogen, Kniekehle, Außenseite des Knies oder Fußrücken
  • Manchmal bewegungsabhängige Beschwerden, dumpfe Dauerschmerzen, Druckgefühl oder -empfindlichkeit, Kribbeln oder Taubheitsgefühl.

Wann in die Arztpraxis

Bei Gelegenheit, wenn

  • ein Ganglion über mehrere Monate Beschwerden verursacht oder kosmetisch stört.

Am gleichen Tag, wenn

  • es nach spontanem Platzen des Ganglions zu Schmerzen, Überwärmung und Rötung kommt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Als Krankheitsursache werden degenerative, arthrotische, verletzungs- oder überlastungsbedingte Reizzustände angenommen, die an der betreffenden Stelle die Gelenkkapsel oder Sehnenscheide schwächen und zu einer überschießenden Produktion von Gelenkschmiere führen. Diese bricht schließlich in das umliegende Weichteilgewebe ein und bildet dort einen flüssigkeitsgefüllten, meist in mehrere Kammern unterteilten Hohlraum.

Häufige Lokalisationen sind

  • Handgelenk, vor allem Handaußenseite und Handrücken
  • Fingergelenke, Ellenbogen
  • Fußrücken
  • Knie, insbesondere am Außenmeniskus.

Klinik

Kleine Ganglien verursachen meist keine Probleme. Sind sie sehr groß, können sie jedoch die benachbarten Muskeln und Gelenke stören und bei Bewegungen zu Schmerzen führen. Drückt ein Ganglion auf eine Sehne, droht eine Sehnenscheidenentzündung, drückt es auf einen Nerven, sind Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl möglich.

Diagnosesicherung

Basismaßnahmen zur Diagnosesicherung eines Ganglions ist die körperliche Untersuchung, das heißt das vorsichtige Abtasten der Schwellung, sowie die Untersuchung mit dem Ultraschall. Besteht der Verdacht auf eine Gelenkschädigung, veranlasst die Ärzt*in außerdem ein Röntgenbild.

Weitere, seltenere diagnostische Verfahren sind

  • Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) und deren feingewebliche Untersuchung bei Verdacht auf einen Tumor
  • MRT, vor allem vor einer geplanten Operation
  • Gelenkspiegelung, z. B. bei einem Meniskusganglion.

Differenzialdiagnosen. Pralle, relativ feste Schwellungen treten auch auf als Kallusbildung nach Knochenbrüchen oder beim Morbus Paget. Weitere Differenzialdiagnosen sind zudem gutartige oder bösartige Tumoren wie Atherome (Grützbeutel), Lipome oder auch Fibrosarkome.

Behandlung

Ein beschwerdefreies Ganglion, muss nicht behandelt werden. Häufig bildet es sich von allein zurück.

Bei Schmerzen, Druck auf Nerven bzw. Blutgefäße oder wenn das Ganglion kosmetisch stört, kommen verschiedene Verfahren infrage:

  • Konservative Behandlung. Hier steht die Förderung der Rückbildung durch Schonung und Ruhigstellung mit einer Schiene oder Bandage im Vordergrund. Gleichzeitig können entzündungshemmende Wirkstoffe eingenommen werden, etwa NSAR wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ), evtl. auch Kortison.
  • Punktion. Dabei sticht die Ärzt*in das Ganglion mit einer Hohlnadel an und saugt den Inhalt ab. Da nur die Flüssigkeit, nicht aber die Kapsel entfernt wird, ist hierbei die Rückfallquote mit bis zu 50 % hoch. Spritzt man zusätzlich Kortison in das Ganglion, lässt sich manchmal eine dauerhafte Heilung erreichen.
  • Operative Entfernung. Vor allem länger bestehende, immer wieder auftretende oder große Ganglien sollten operativ entfernt werden. Beim Meniskusganglion ist dafür in aller Regel eine Gelenkspiegelung nötig. Das Risiko von Rückfällen liegt hier bei 10–20 %.

Prognose

30–50 % der Ganglien bilden sich innerhalb einiger Wochen oder Monate von selbst zurück. Punktierte Ganglien treten in der Hälfte der Fälle wieder auf, operierte zu 10 bis 20 %.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Hausmittel. Durch das Auflegen oder Aufbringen folgender Hausmittel sollen Schmerzen und Entzündung eingedämmt oder die Durchblutung gefördert werden:

  • Heilerde als Paste oder in Form von Umschlägen
  • Arnikasalben oder Beinwell-Salben
  • Warme Kompressen (oder warme Fußbäder bei Ganglien im Fußbereich)
  • Ingwer- oder Kartoffelscheiben.

Passende Schuhe. Bei Ganglien im Fußbereich sind gut passende, nicht drückende Schuhe wichtig. Sitzt das Ganglion am Fußrücken, hilft es, vorübergehend oben offene Schuhe wie Sandalen zu tragen.

Geplatzt – und nun? Ganglien können platzen und auf diese Weise problemlos abheilen. Manchmal kommt es dadurch allerdings zu Infektionen, die sich durch Erwärmen, Hautrötung und Schwellung bemerkbar machen. Suchen Sie in diesen Fällen eine Ärzt*in auf.

Hinweis: Auch wenn ein Ganglion manchmal wie ein praller Pickel aussieht, dürfen Sie es keinesfalls ausdrücken. Die Punktion oder Entfernung eines Ganglions muss unter sterilen Bedingungen erfolgen. Durch die mögliche Verbindung des Hohlraums zum Gelenk drohen schwere Infektionen.

Von: Dr. med. Michael Bedall in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wie Bello Frauchen zu Fall bringt

Fertig zum Gassigehen? Aber bitte Vorsicht mit der Leine!

Wie Bello Frauchen zu Fall bringt

Gefährliches Gassigehen

Wer regelmäßig mit seinem Hund Gassi geht, tut etwas Gutes für Herz und Kreislauf. Doch manchmal endet der Spaziergang auch mit einer Handverletzung in der Notaufnahme. Betroffen davon sind vor allem ältere Frauen.

Hundespaziergang mit Kehrseite

Für Hundebesitzer*innen gibt es kaum etwas Schöneres, als mit der Fellnase spazieren zu gehen. Zudem hat das Gassigehen positive Auswirkungen auf die Fitness, und vermutlich bleiben Herrchen und Frauchen dadurch sogar geistig länger fit.

Allerdings bergen Hundespaziergänge auch gewisse Risiken. Vor allem wenn das Tier plötzlich an der Leine zieht oder der Mensch sich darin unerwartet verheddert, kann es zu Verletzungen kommen. Sie betreffen häufig die Hand, wie US-amerikanische Forschende anhand der Analyse entsprechender Studien herausgefunden haben.

Plötzliches Zerren gefährdet die Hand

Insgesamt werteten sie dabei fast 500 000 Arm- oder Handverletzungen aus, die sich beim Gassigehen mit einem Hund ereignet hatten. Drei Viertel der Betroffenen waren Frauen, ein Drittel war über 65 Jahre alt. In knapp 111000 Fällen war es zu Brüchen oder Weichteilverletzungen an der Hand oder am Handgelenk gekommen. Am häufigsten brachen Finger oder das Handgelenk, schreiben die Autor*innen.

Fast die Hälfte der Verletzungen ereigneten sich dadurch, dass der Hund plötzlich an der Leine zog, ohne dass die Besitzer*in zu Fall kam. Bei 23% kam es durch das Zerren zum Sturz. In den restlichen Fällen waren Herrchen oder Frauchen gestürzt, weil sie über die Leine gestolpert waren oder sich darin verfangen hatten.

Handbrüche bei Frauen häufiger

Frauen hatten ein größeres Risiko für einen Bruch der Hand oder des Handgelenks als Männer, schreiben die Autor*innen. Insbesondere traf dies für Über-65-Jährige zu. Eine Ursache dafür ist vermutlich die in fortgeschrittenem Alter häufiger auftretende Osteoporose. Zudem leiden ältere Menschen auch öfter an Gleichgewichts-, Gang- oder Sehstörungen.

Die Autor*innen geben auch einige Tipps, um die Gefahr durch Leinenzug zu minimieren: 

  • Hundeleinen grundsätzlich um die Handfläche und nicht um die Finger oder das Handgelenk wickeln, 
  • Leinen mit Rückzugsmechanismus meiden, da ihre Zugkraft am Ende der Reichweite abrupt zunimmt und 
  • mit geeignetem Hundetraining dem Hund das Ziehen an der Leine abgewöhnen.

Außerdem sollten sich insbesondere ältere Menschen der Sturzgefahr bewusst sein. Das bedeutet, eine geeignete (kleine) Hunderasse zu wählen, beim Gassigang geeignetes Schuhwerk zu tragen und auf unebenem Gelände vorsichtig zu gehen.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Jaromír Chalabala / Alamy / Alamy Stock Photos