Gesundheit heute

Aufbau und Funktion der Hand

Die menschliche Hand ist ein kompliziertes Gebilde: Acht Handwurzelknochen, fünf Mittelhandknochen und 14 Fingerknochen sind durch Gelenke mit ihren Kapseln und Bändern flexibel verbunden. Die acht Handwurzelknochen (Ossa carpalia) sind in zwei Reihen angeordnet. Die distale Reihe aus großem und kleinem Vieleckbein (Os trapezium und Os trapezoideum), Kopfbein (Os capitatum) und Hakenbein (Os hamatum) steht mit den Mittelhandknochen in Verbindung. Das große Vieleckbein bildet gemeinsam mit dem Daumengrundglied das Daumensattelgelenk, welches das Gegenüberstellen des Daumens ermöglicht (Oppositionsstellung). Die proximale Reihe umfasst das Kahnbein (Os scaphoideum), das Mondbein (Os lunatum), das Dreiecksbein (Os triquetrum) und das Erbsenbein (Os pisiforme). Kahnbein und Mondbein bilden gemeinsam mit der Speiche das Handgelenk. Die Handwurzelknochen sind miteinander in den Karpalgelenken durch Bänder fest verbunden und gegeneinander kaum beweglich. Bei einem Sturz auf die Hand können die Handwurzelknochen gegeneinander verschoben werden, indem die festen Bindegewebszüge reißen. Außerdem sind Knochenbrüche der Handwurzelknochen möglich, meistens des Kahnbeins bei Sturz auf die ausgestreckte Hand. In der Folge ist die Hand sehr schmerzhaft und nahezu unbeweglich, da die Handwurzelknochen maßgeblich zur Beweglichkeit der Hand beitragen. Der Arzt stellt die normale Lage der Knochen zueinander wieder her - notfalls im Rahmen einer Operation - und stellt die Hand für mehrere Wochen in einem Gips ruhig. Die Muskeln, die die Hand bewegen, liegen zum Großteil am Unterarm. Die zugehörigen Strecksehnen verlaufen über Handgelenk und Handrücken bis zu den Fingerendgliedern; die Beugesehnen verlaufen dagegen über Handgelenk und Handfläche (Hohlhand) zu den Fingern, wobei jeweils eine oberflächliche Beugesehne bis zum Mittelglied und eine tiefe Beugesehne bis zum Endglied reicht. Die Sehnen sind teilweise von schützenden Sehnenscheiden umgeben. Zu den langen Unterarmmuskeln kommen noch kurze Handmuskeln zwischen den Mittelhandknochen und im Daumen- und Kleinfingerballen.

Zwei Hauptschlagadern (Arteria radialis und Arteria ulnaris) mit ihren Begleitvenen und drei Hauptnerven Speichennerv, Mittelnerv und Ellennerv verzweigen sich in der Hand, sodass jeder Finger von vier Gefäßnervenbündeln versorgt wird.

Die Feingliedrigkeit der Hand ist Voraussetzung für ihre große Bewegungsvielfalt und Präzision. Damit verbunden ist aber auch eine große Verletzlichkeit: Sehnen, Nerven und Blutgefäße sowie die relativ dünnen Knochen liegen, von nur wenig schützendem Muskel- und Fettgewebe bedeckt, direkt unter der Haut. Außerdem befinden sich unsere Hände ständig in gefährlicher Nähe zu Messern und Maschinen und werden täglich sehr stark beansprucht. Handverletzungen und verschleißbedingte Beschwerden im Bereich der Hände sind daher sehr häufig.

Von: Dr. med. Michael Bedall, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wie Bello Frauchen zu Fall bringt

Fertig zum Gassigehen? Aber bitte Vorsicht mit der Leine!

Wie Bello Frauchen zu Fall bringt

Gefährliches Gassigehen

Wer regelmäßig mit seinem Hund Gassi geht, tut etwas Gutes für Herz und Kreislauf. Doch manchmal endet der Spaziergang auch mit einer Handverletzung in der Notaufnahme. Betroffen davon sind vor allem ältere Frauen.

Hundespaziergang mit Kehrseite

Für Hundebesitzer*innen gibt es kaum etwas Schöneres, als mit der Fellnase spazieren zu gehen. Zudem hat das Gassigehen positive Auswirkungen auf die Fitness, und vermutlich bleiben Herrchen und Frauchen dadurch sogar geistig länger fit.

Allerdings bergen Hundespaziergänge auch gewisse Risiken. Vor allem wenn das Tier plötzlich an der Leine zieht oder der Mensch sich darin unerwartet verheddert, kann es zu Verletzungen kommen. Sie betreffen häufig die Hand, wie US-amerikanische Forschende anhand der Analyse entsprechender Studien herausgefunden haben.

Plötzliches Zerren gefährdet die Hand

Insgesamt werteten sie dabei fast 500 000 Arm- oder Handverletzungen aus, die sich beim Gassigehen mit einem Hund ereignet hatten. Drei Viertel der Betroffenen waren Frauen, ein Drittel war über 65 Jahre alt. In knapp 111000 Fällen war es zu Brüchen oder Weichteilverletzungen an der Hand oder am Handgelenk gekommen. Am häufigsten brachen Finger oder das Handgelenk, schreiben die Autor*innen.

Fast die Hälfte der Verletzungen ereigneten sich dadurch, dass der Hund plötzlich an der Leine zog, ohne dass die Besitzer*in zu Fall kam. Bei 23% kam es durch das Zerren zum Sturz. In den restlichen Fällen waren Herrchen oder Frauchen gestürzt, weil sie über die Leine gestolpert waren oder sich darin verfangen hatten.

Handbrüche bei Frauen häufiger

Frauen hatten ein größeres Risiko für einen Bruch der Hand oder des Handgelenks als Männer, schreiben die Autor*innen. Insbesondere traf dies für Über-65-Jährige zu. Eine Ursache dafür ist vermutlich die in fortgeschrittenem Alter häufiger auftretende Osteoporose. Zudem leiden ältere Menschen auch öfter an Gleichgewichts-, Gang- oder Sehstörungen.

Die Autor*innen geben auch einige Tipps, um die Gefahr durch Leinenzug zu minimieren: 

  • Hundeleinen grundsätzlich um die Handfläche und nicht um die Finger oder das Handgelenk wickeln, 
  • Leinen mit Rückzugsmechanismus meiden, da ihre Zugkraft am Ende der Reichweite abrupt zunimmt und 
  • mit geeignetem Hundetraining dem Hund das Ziehen an der Leine abgewöhnen.

Außerdem sollten sich insbesondere ältere Menschen der Sturzgefahr bewusst sein. Das bedeutet, eine geeignete (kleine) Hunderasse zu wählen, beim Gassigang geeignetes Schuhwerk zu tragen und auf unebenem Gelände vorsichtig zu gehen.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Jaromír Chalabala / Alamy / Alamy Stock Photos