Gesundheit heute
Speichenköpfchenbruch
Speichenköpfchenbruch (Radiusköpfchenfraktur): Bruchverletzung am oberen Ende der Speiche (Speichen- oder Radiusköpfchen) neben dem Ellenbogengelenk, meist beim Sturz auf den ausgestreckten Arm. Das kleine Speichenköpfchen prallt dabei gegen das massivere, untere Ende des Oberarmknochens und zerschlägt sich dabei. Brüche, bei denen die Bruchstücke nicht verschoben sind, werden ein bis höchstens zwei Wochen im Gips ruhiggestellt. Bei verschobenen Bruchstücken wird operiert. Meist heilt die Verletzung folgenlos.
Symptome und Leitbeschwerden
- Schmerzen im Ellenbogen, meist auch im Unterarm und Handrücken
- Zunehmende Schwellung der Streck- und Außenseite des Ellenbogens
- Schmerzhafte Bewegungseinschränkung im Ellenbogengelenk, v. a. beim Ein- und Auswärtsdrehen des Unterarms
- Sensibilitätsstörungen im Bereich von Daumen bis Mittelfinger sowie eingeschränkte Streckbewegung von Hand und allen fünf Fingern bei Verletzung des Speichennervs.
Wann in die Arztpraxis
Gleich nach einem Sturz oder Unfall, wenn
- oben genannte Beschwerden auftreten.
Die Erkrankung
Der Speichenköpfchenbruch ist der häufigste Bruch im Bereich des Ellenbogengelenks. Am häufigsten bricht das Speichenköpfchen bei einem Sturz auf den gestreckten Arm. Andere Ursachen sind ein kräftiger Schlag oder eine andere direkte Gewalteinwirkung auf den oberen Teil der Speiche.
Klassifikationen
Zur Einteilung der Speichenköpfchenbrüche gibt es verschiedene Klassifikationen. Bedeutsam für das therapeutische Vorgehen ist die Anzahl der Bruchstücke, der Grad der Verschiebung der Bruchstücke und das Vorliegen von Begleitverletzungen wie z. B. eine Ellenbogenverrenkung.
Komplikationen
Häufige Begleitverletzung ist eine Schädigung der Bänder. Vor allem das innere Seitenband ist oft gezerrt oder angerissen. Werden Blutgefäße mit verletzt, drohen erhebliche, schmerzhafte Gelenkergüsse. Schädigungen des Speichennervs (Nervus radialis) machen sich durch die sog. Fallhand bemerkbar, bei der der Patient Hand und Finger nicht mehr strecken kann, weshalb diese schlaff vom angehobenen Unterarm herabhängen. Außerdem kommt es dabei zu Sensibilitätsstörungen an den ersten drei Fingern der Hand. Bei Schädigung des Ellennervs (Nervus ulnaris) zeigen sich Störungen der Handinnenmuskeln und Gefühlsstörungen an der Handaußenseite. Weitere Komplikationen sind ein gleichzeitiger Bruch der Elle (Unterarmbruch) oder des Oberarms, manchmal auch ein Bruch der Hand durch das Abstützen beim Sturz darauf.
Diagnosesicherung
Die Schmerzsymptomatik ist wenig hilfreich für die Diagnose, da der Unterarm und die Hand beim Bruch des Speichenköpfchens manchmal stärker schmerzen als der Ellenbogen. Dies beruht auf dem Verlauf des Speichennervs, der am Speichenköpfchen vorbei über die Streckseite des Unterarms zum Handrücken zieht. Befindet sich der Hauptdruckschmerz über dem Speichenköpfchen und nimmt er beim Drehen des Unterarms deutlich zu, besteht der Verdacht auf einen Speichenköpfchenbruch. Dann sind Röntgenaufnahmen sinnvoll. In Zweifelsfällen klärt eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) die Diagnose.
Um eine Nerven- oder Gefäßverletzung nicht zu übersehen, prüft die Ärzt*in den sogenannten DMS-Status, d.h. die Durchblutung, die Motorik und die Sensibilität des betroffenen Arms.
Differenzialdiagnosen. Ähnliche Beschwerden zeigen sich nach Ellenbogenverrenkung, Prellung oder Zerrung des Ellenbogengelenks sowie bei Chassaignac-Lähmung, Ellenhakenbruch und Unterarmbrüchen.
Behandlung
Konservativ
Gegen die Schmerzen helfen NSARs wie Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) oder der Wirkstoff Metamizol (z. B. Novalgin®). Hat sich ein sehr starker, schmerzhafter Gelenkerguss gebildet, empfiehlt sich die therapeutische Gelenkpunktion, bei der die Ärzt*in die überschüssige Flüssigkeit mit einer Hohlnadel aus dem Gelenk ablässt. Bei Brüchen, die nicht oder nur wenig verschoben sind, ist eine Oberarm(gips)schiene für 1–2 Wochen ausreichend. Muss der Ellenbogen noch länger stabilisiert werden, bekommt die Patient*in für 1—2 Wochen eine Kunststoffschiene. Schon wenige Tage nach dem Bruch beginnen die Bewegungsübungen, zunächst passiv, dann aktiv. Ab der 6. Woche startet das Muskelaufbautraining und es dürfen wenig belastende Alltagsaktivitäten aufgenommen werden.
Operativ
Stärker verschobene Brüche erfordern eine operative Therapie. Abhängig vom Grad der Zertrümmerung setzt die Ärzt*in das Speichenköpfchen mit kleinen Schrauben oder Platten wieder zusammen und versorgt eventuelle Begleitverletzungen.
Bei ausgedehnten Trümmerbrüchen muss die Ärzt*in das Speichenköpfchen manchmal ersatzlos entfernen. Danach können sich Fehlstellungen im Ellenbogen und eventuell auch im Handgelenk entwickeln. Trotzdem sind die Patient*innen meist beschwerdefrei und können das Gelenk uneingeschränkt bewegen. Eine Alternative zur ersatzlosen Entfernung stellt das Einsetzen einer Speichenköpfchenprothese (Radiusköpfchenprothese) dar.
Nach der Operation wird der Arm für bis zu 10 Tage in einer Gipsschiene fixiert. Anschließend beginnt auch hier die zunächst passive, dann aktive Bewegungstherapie. Das Muskelaufbautraining startet nach etwa 6 Wochen, nach 6 bis 8 Wochen ist der Arm dann wieder im Alltag belastbar. Bei komplizierten Brüchen und aufwändiger Versorgung (z. B. bei Beteilung des Ellenbogengelenks) kann die Heilung auch länger dauern.
Behandlungskomplikationen und Folgeschäden
Arthrose. Nicht immer wachsen bei der konservativen Behandlung die Bruchteile genau so zusammen, wie sie ursprünglich angeordnet waren. Daraus entwickelt sich später manchmal eine Arthrose, die die Beweglichkeit schmerzhaft einschränkt. Auch bei operativer Versorgung eines Speichenköpfchenbruchs besteht das Risiko für eine Arthrose.
Einsteifung. Bei der Ruhigstellung durch die Gipsschiene droht die Einsteifung des Ellenbogengelenks. Vor allem das komplette Strecken des Ellenbogens ist dann oft nicht mehr möglich. Auch nach der operativen Versorgung sind manchmal nicht mehr alle Bewegungen möglich. Das gilt vor allem für Drehbewegungen des Unterarms.
Pseudarthrose. Auch eine mangelhafte Ruhigstellung birgt Risiken. Oft bildet sich dann eine Pseudoarthrose aus, also ein Falschgelenk. Das Ellenbogengelenk ist dadurch instabil und weniger belastbar.
Nervenschädigung. Werden beim operativen Eingriff der Speichen- oder Ellennerv beschädigt, kann es zu Missempfindungen oder Lähmung von Hand bzw. Fingern kommen.
Prognose
Einfache Brüche heilen meist folgenlos aus. Je komplizierter der Bruch und je ausgeprägter die Begleitverletzungen sind, umso häufiger bleiben Bewegungseinschränkungen zurück.
Ihre Apotheke empfiehlt
Eine sofortige Kühlung mit Eisbeuteln oder Kühlpacks lindert die Schmerzen und verringert die Schwellung. Beim Transport zur Ärzt*in schmerzt der verletzte Arm oft weniger, wenn er angewinkelt und mit einem Tuch oder Kleidungsstück vor der Brust gehalten wird.
Hinweis: Bei Verletzungen von Arm oder Hand drohen immer Schwellungen, weshalb Ringe oder anderer Schmuck frühzeitig abgelegt werden sollten.
Was Sie selbst tun können
Sportpause. Wie lange nach einem Speichenköpfchenbruch ein Sportverbot herrscht, entscheidet die behandelnde Ärzt*in individuell nach klinischer und röntgenologischer Kontrolle. In der Regel gilt, dass Sportarten mit geringer Gelenkbelastung wie Radfahren, Schwimmen oder Wandern nach 3 Monaten wieder möglich sind. Sportarten mit hoher Gelenkbelastung wie Sprüngen oder abrupten Drehbewegungen (z. B. bei Fußball, Handball, Skifahren) sind erst nach 6 Monaten wieder erlaubt.
Prävention
Protektoren. Sportarten wie z. B. Skateboard-Fahren, Mountainbiken, Motocross aber auch Ski- und Snowboardfahren haben ein hohes Verletzungsrisiko für die Ellenbogen. Hier ist es ratsam, Ellenbogenprotektoren zu tragen.

Das Einpflanzen einer künstlichen Hüfte und ihre Funktion werden häufig an Modellen aus Kunststoff erklärt.
Zweitmeinung zur Hüftprothese
Seit 2024 möglich
Bei ausgeprägter Arthrose wird oft das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks empfohlen. Doch viele Betroffene sind unsicher, ob das wirklich die beste Maßnahme ist. Seit 2024 gibt´s Entscheidungshilfe: Wer eine Hüftprothese bekommen soll, kann sich auf Kassenkosten eine zweite Meinung dazu einholen.
Wenn nichts anderes mehr hilft
In Deutschland werden pro Jahr etwa 240 000 künstliche Hüftgelenke (Hüftendoprothese) eingesetzt. In etwa 75% wird der Gelenkersatz aufgrund von Arthrose nötig. Empfohlen wird eine neue Hüfte nur dann, wenn alle anderen Maßnahmen zur Behandlung der Arthrose ausgeschöpft sind. Dazu gehören schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, Krankengymnastik, Physiotherapie und die Anpassung der Belastung.
Es ist nicht ganz einfach, bei einer Hüftgelenksarthrose den besten Zeitpunkt für das Einsetzen einer Endoprothese zu finden. Operiert man zu spät, kann das Ergebnis darunter leiden. Z.B. wenn das Gelenk schon zu eingesteift war, um durch die Prothese die volle Bewegung zurückzuerlangen. Oder wenn sich das Schmerzgedächtnis nicht „löschen“ lässt, Schmerzen also trotz reibungslos funktionierender neuer Hüfte weiter bestehen bleiben. In seltenen Fällen ist vielleicht auch der Gelenkersatz gar nicht die richtige Entscheidung für die Betroffene.
Anspruch auf eine qualifizierte zweite Meinung
Auch wenn die behandelnde Ärzt*in nach bestem Wissen und Gewissen zum Hüftersatz rät – oft bleibt bei den Betroffenen eine gewisse Unsicherheit zurück. Da hilft eine neue Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (GbA). Danach haben gesetzlich Krankenversicherte in Zukunft das Recht, sich eine zweite Meinung einzuholen, wenn ihnen ein Hüftgelenksersatz oder der Austausch ihrer Hüftprothese empfohlen wird. Die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse.
Ärzt*innen für die Zweitmeinung findet man im Netz
Die Zweitmeinung gibt es von speziell qualifizierte Fachärzt*innen, im Fall der Hüftgelenksprothese z.B. aus dem Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie. Sie beraten die Patient*innen darüber, ob der geplante Eingriff medizinisch notwendig ist und ob es eventuell doch Behandlungsalternativen gibt.
Zweitmeinungsberechtigte Ärzt*innen findet man im Internet unter www.116117.de/zweitmeinung. Auch die Krankenkassen beraten darüber, wer in der Nähe eine Zweitmeinung abgeben darf. Zu welchem der ermächtigten Fachleute man schließlich geht, entscheidet die Betroffene dann selbst.
Quellen: GbA, Ärztezeitung