Gesundheit heute
Ellenbogenschleimbeutel-Entzündung
Ellenbogenschleimbeutelentzündung (Bursitis olecrani, Studentenellenbogen): Entzündung des Schleimbeutels an der vom Ellenhaken gebildeten Ellenbogenspitze, die sich vor allem mit starken Schmerzen und einer bis zu hühnereigroßen Schwellung bemerkbar macht. In den meisten Fällen ist eine Überlastung des Ellenbogens die Ursache (z. B. durch langes Aufstützen bei der Schreibtischarbeit), manchmal führen auch Erkrankungen wie Gicht oder Arthritis dazu. In seltenen Fällen kommt es durch offene Verletzungen oder Eingriffe am Ellenbogen zu einer bakteriellen (septischen) Entzündung des dortigen Schleimbeutels. Die Behandlung beinhaltet Ruhigstellung und entzündungshemmende Medikamente, bei bakterieller Entzündung Antibiotika. In hartnäckigen Fällen wird der Schleimbeutel operativ entfernt. Bleibende Folgen sind bei sachgerechter Therapie nicht zu erwarten.
Symptome und Leitbeschwerden
- Bis zu hühnereigroße Schwellung, oft auch Hautrötung und Überwärmung über der Ellenbogenspitze
- Starke Druckschmerzhaftigkeit, v. a. das Aufstützen auf den Ellenbogen ist schmerzhaft
- Spannungsgefühl und Schmerzen im Ellenbogengelenk bei starker Beugung des Arms
- In akuten Fällen manchmal innerhalb des geröteten Bereichs sichtbarer Eiterherd, der nach außen durchbrechen und ein Loch in der Haut hinterlassen kann
- Nach Verletzung gegebenenfalls anhaltende wässrige Absonderung aus einer Riss- oder Platzwunde an der Ellenbogenspitze.
Wann in die Arztpraxis
Innerhalb der nächsten Tage, wenn
- die Beschwerden trotz Schonung und Kühlung fortbestehen.
Am gleichen Tag, wenn
- ein Eiterherd durchgebrochen ist oder eine Riss- oder Platzwunde an der Ellenbogenspitze besteht.
Sofort bei
- Fieber und Schüttelfrost.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
An verschiedenen Stellen des Körpers liegen Schleimbeutel (Bursae) liegen zwischen Knochenvorsprüngen und Haut und dienen dort als Stoßdämpfer. Einer dieser Schleimbeutel befindet sich direkt an der Ellenbogenspitze. Wird er z. B. bei ständigem Aufstützen auf den Ellenbogen überbeansprucht (Studentenellenbogen), bei einem Sturz verletzt oder durch Harnsäurekristalle bei Gicht gereizt, kann er sich entzünden. Es entsteht eine nicht-eitrige oder aspetische Schleimbeutelentzündung. Die Schleimhaut, die den Ellenbogenschleimbeutel auskleidet, produziert dann vermehrt Flüssigkeit, der Beutel schwillt an und verursacht dadurch Schmerzen. Nach einer Verletzung blutet es gelegentlich in den Schleimbeutel, was Schwellung und Schmerzen noch verstärkt.
Selten dringen über offene Wunden Staphylokokken oder andere Bakterien in den Schleimbeutel ein und führen dort zu einer hoch schmerzhaften, eitrigen Infektion. Dann spricht die Ärzt*in von einer septischen Ellenbogenschleimbeutelentzündung.
Verlauf
Nicht-eitrige (aseptische) Entzündungen verlaufen oft äußerst langwierig, wenn die Auslöser bestehen bleiben.
Komplikationen
Unbehandelt führt eine eitrige Entzündung des Ellenbogenschleimbeutels manchmal zu schweren Allgemeininfektionen (Sepsis).
Diagnosesicherung
Die körperliche Untersuchung zeigt eine deutliche Schwellung am Ellenbogen mit Druckschmerz und eventuell Überwärmung. Bei akuten Erkrankungen punktiert die Ärzt*in gelegentlich den Schleimbeutel, um eine Infektion oder Gicht als Ursache auszuschließen.
Differenzialdiagnosen. Schmerzen am Ellenbogen entstehen auch beim Tennisarm und beim Golferellenbogen, Oberarmbruch im Gelenkbereich, Ellenbogenverrenkung, Gicht oder Rheumatoider Arthritis.
Behandlung
Den betroffenen Ellenbogen zu schonen, ist die erste, manchmal auch einzig erforderliche Behandlungsmaßnahme. In manchen Fällen ist es hilfreich, den Ellenbogen für kurze Zeit in einer Oberarmschiene ruhigzustellen.
Medikamente. Zur Unterstützung der Ausheilung verordnet die Ärzt*in entzündungshemmende Medikamente (NSAR) wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ) in Salben- oder Tablettenform. Bei sehr starken Schmerzen spritzt die Ärzt*in auch örtliche Betäubungsmittel direkt in oder an den Schleimbeutel.
Punktion. Reichen diese Behandlungsmaßnahmen nicht aus, entschließen sich manche Ärzt*innen dazu, den Schleimbeutel anzustechen und mit einer Spritze Flüssigkeit abzuziehen. Zusätzliches Einspritzen von Kortisonpräparaten hilft, die Entzündung einzudämmen und ein rasches Nachlaufen des Schleimbeutelinhalts zu verhindern. Aus dem gleichen Grund wird nach einer Punktion auch ein Druckverband angelegt.
Antibiotika. Eine bakterielle, eitrige (septische) Infektion erfordert eine Behandlung mit Antibiotika. Außerdem wird der Schleimbeutel chirurgisch eröffnet, damit der Eiter abfließen (drainiert werden) kann.
Bursektomie. Tritt bei einer eitrigen Schleimbeutelentzündung innerhalb von 2 bis 3 Monaten trotz Antibiotika und Eiterdrainage keine Besserung ein, muss der Schleimbeutel operativ entfernt werden (Bursektomie). Das gleiche gilt für schwere chronische aseptische Ellenbogenschleimbeutelentzündungen, die auf konservative Maßnahmen keine Besserung zeigen. Nach der Bursektomie stellt die Ärzt*in den operierten Ellenbogen in einer Oberarmschiene ruhig, damit die Wundheilung ungestört verläuft.
Prognose
Werden die Auslöser abgestellt, heilen aseptische Ellenbogenschleimbeutelentzündungen bei ausreichender Schonung meist gut aus. Das Gleiche gilt bei rechtzeitiger Säuberung und Wundversorgung auch für frische Verletzungen im Bereich des Schleimbeutels. Bei veralteten Wunden ist der Schleimbeutel oft so entzündet, dass ihn die Ärzt*in entfernen muss.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Kühlen. Bei akuten Schmerzen hilft Kälte. Meist werden dazu Coolpacks eingesetzt. Diese dürfen jedoch wegen der Gefahr von Erfrierungen nie direkt auf die Haut aufgelegt werden, sondern sind immer in ein Tuch einzuwickeln.
Prävention
Protektoren. Sportarten wie z. B. Skateboard-Fahren, Mountainbiken, Motocross aber auch Ski- und Snowboardfahren bringen ein hohes Verletzungsrisiko für die Ellenbogen mit sich. Hier ist es ratsam, Ellenbogenprotektoren zu tragen.
Ergonomische Sitzhaltung. Wer viel am Schreibtisch arbeitet, sollte sich auf jeden Fall das Abstützen auf den Ellenbogen abgewöhnen. Für eine gute Sitz- und Arbeitshaltung gibt es zudem verschiedene Hilfsmittel. Sie reichen vom passenden Bürostuhl, großen Gymnastikbällen oder Wackelstühlen bis zu speziellen Mauspads und Unterarmstützen, die sich am Schreibtisch befestigen lassen. Immer empfehlenswert sind Pausen zwischen den Arbeitseinheiten mit kleinen Gymnastikeinlagen, um Arme, Schultern und Hände zu lockern.

Regelmäßiges Dehnen ist wichtig für den Körper. Ob man es beim Training oder zwischendurch macht, ist unerheblich.
7 Sport-Mythen unter der Lupe
Von Kältespray bis Magnesium
Was bringt Magnesium bei Muskelkrämpfen? Sollte man vor dem Sport präventiv NSAR nehmen? Und wann ist Dehnen sinnvoll? Um Sport und Gesundheit ranken sich viele Mythen. Ein Mediziner spricht Klartext, was davon stimmt.
- Dehnen ist gesund. Die einen schwören auf Dehnen vor dem Sport, die anderen machen das lieber nach dem Training. Für den Sportmediziner und Orthopäden Dr. Patric Behr ist Dehnen generell sinnvoll und der Zeitpunkt unbedeutend. Wichtig ist nur, dass überhaupt regelmäßig gedehnt wird – ob in Zusammenhang mit einem Training oder zwischendurch ist dabei egal.
- Magnesium hilft gegen Muskelkrämpfe. Muskelkrämpfe liegen in den meisten Fällen nicht am Magnesiummangel, sagt Dr. Behr. Eher ist der Muskel nicht richtig trainiert oder sogar verkürzt. Zudem können Muskelkrämpfe neurogen getriggert sein – also Beschwerden im Rücken können Muskelkrämpfe im Unterschenkel auslösen. In all diesen Fällen hilft Magnesium nicht. Eine gezielte Zufuhr ist nur in speziellen Fällen sinnvoll, etwa bei hohen Ausdauerleistungen in extremer Hitze.
- NSAR vor dem Sport steigert die Leistung. Entzündungshemmende Schmerzmittel sollen die Leistungsfähigkeit steigern und Schmerzen kaschieren. Beides ist nicht sinnvoll und sogar kontraproduktiv. Denn durch ein geringeres Schmerzempfinden steigt die Verletzungsgefahr. Besser ist es, zum Schutz des Organismus regenerierende Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Dr. Behr empfiehlt dafür z. B. Curcumin.
- Fettverbrennung beginnt erst nach 30 Minuten. Das ist ein Mythos: Denn der Körper verbrennt beim Sport immer Kalorien. Allerdings werden die Fettreserven erst ab einem bestimmten Kalorienverbrauch angezapft. Das kann je nach Verbrauch früher oder später geschehen. Pauschale Zeitangaben machen da keinen Sinn.
- Aufwärmen senkt das Verletzungsrisiko. Das stimmt. Deshalb ist richtiges Aufwärmen so wichtig. Richtig heißt, dass dabei alle Bewegungsmuster der Sportart vorkommen. Über die Dauer lässt sich streiten, bei einer Stunde Sport geht man von ungefähr 10 Minuten aus. Nicht vergessen werden darf, dass am Ende der Belastung die Verletzungsgefahr wieder steigt. Denn dann lässt die Aufmerksamkeit nach und die Muskeln sind müde. Deshalb sollte man in sein Training immer eine Cool-down-Phase integrieren.
- Bringen Tapes im Sport etwas? Wissenschaftliche Beweise gibt es für den Nutzen der Tapes nicht. Manche Sportler*innen berichten dennoch, dass sie Schmerzen reduzieren können und die Stabilität verbessern. Wichtig ist allerdings, dass die Tapes richtig angebracht werden.
- Kälte ist bei Verletzungen sinnvoll. Das ist richtig, weshalb Kälte (Eis) auch ein wichtiger Bestandteil der bekannten PECH-Regel bei geschlossenen Verletzungen ist. Kälte reduziert die Schmerzen und wirkt Schwellungen entgegen. Im Idealfall kühlt man sofort. Besser als Eissprays ist ein Eiswasser-Schwann. Denn Eis-Sprays können zu Verbrennungen auf der Haut führen.
Quelle: medscape