Gesundheit heute

Wirbelsäuleninfektionen

Wirbelsäuleninfektionen: Meist durch Bakterien ausgelöste Entzündung der Wirbelkörper (Spondylitis) und der Bandscheiben (Spondylodiszitis). Die Erreger gelangen entweder von einem Infektionsherd im Körper über das Blut in die Wirbelsäule (z. B. bei einer Tuberkuloseinfektion), oder sie werden bei einer offenen Verletzung oder durch einen ärztlichen Eingriff von außen übertragen (z. B. bei wirbelsäulennahen Injektionen oder Operationen). Bemerkbar machen sich Infektionen der Wirbelsäule durch lokale Schmerzen, Schonhaltung und Entzündungszeichen wie Nachtschweiß und Fieber. Je nach Ausdehnung der Infektion reicht die Therapie von mehrwöchiger, antibiotischer Behandlung im Krankenhaus bis zur Operation. Bei rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose gut, insbesondere bei Kindern.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Lokale, meist dumpfe und bohrende Schmerzen im Rücken, auch nachts
  • Berührungs- und Druckempfindlichkeit über dem betroffenen Wirbel
  • Schmerzen beim Nach-vorne-Beugen, steife Körperhaltung (Schonhaltung)
  • Nachtschweiß, Müdigkeit und Fieber
  • Selten: Lähmungen und Gefühlsstörungen, wenn das Rückenmark mitbetroffen ist
  • In der Spätphase Ausbildung eines spitzwinkligen Buckels (Gibbus) durch Zerstörung des betroffenen Wirbelkörpers.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen bei

  • nächtlichen Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen
  • Ausbildungen von Missempfindungen oder Gefühlsstörungen.

Am gleichen Tag

  • wenn Lähmungen auftreten.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Wirbelsäuleninfektionen werden vor allem durch Bakterien, seltener durch Pilze oder Parasiten ausgelöst. Die Krankheitserreger gelangen über zwei Wege in die Wirbelsäule:

  • Von innen über den Blutweg aus einem Infektionsherd, der sich an beliebiger Stelle im Körper befinden kann. In den Industrienationen handelt es sich dabei meist um eine zunächst unerkannte Blutvergiftung, z. B. aufgrund von Magen-Darm-Infekten oder einer Blasenentzündung. In den Entwicklungsländern ist vor allem die Tuberkulose Ursache einer Wirbelsäuleninfektion.
  • Von außen über eine offene Verletzung oder durch einen ärztlichen Eingriff (Injektionen oder Operationen) im Bereich der Wirbelsäule.

Besonders gefährdet für Wirbelsäuleninfektionen sind Menschen, deren Immunsystem beeinträchtigt ist, z. B. aufgrund von Diabetes, Alkoholabhängigkeit, Tumorerkrankungen, HIV-Infektion, Mangelernährung oder langfristiger Behandlung mit Kortisonpräparaten oder Zytostatika.

Verlauf

Die Entzündung beginnt meist in den Wirbelkörpern und setzt sich dann auf die Bandscheibe fort, oft greift sie auch auf benachbarte Weichteilgewebe über. Die entzündlichen Veränderungen führen zu nächtlichen Ruheschmerzen. Die Patienten zeigen oft allgemeine Anzeichen einer Infektion wie Fieber, Schüttelfrost und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Langfristig kann es zu einem deutlichen Gewichtsverlust kommen. Ohne Behandlung führt die Zerstörung der Wirbel zu Knickbildungen in der Wirbelsäule, es entsteht beispielsweise ein Buckel (Gibbus), durch den der Patient nach vorne gebeugt steht und geht. Greift die Entzündung auf Nervenstrukturen über, drohen Gefühlsstörungen und Lähmungen. Bei weit fortgeschrittener Erkrankung breitet sich die Infektion gelegentlich auch in den Brust- oder Bauchraum aus.

Diagnosesicherung

Weisen die Beschwerden auf eine Infektion der Wirbelsäule hin, sucht der Arzt zunächst im Blut nach Entzündungszeichen, bei Fieber zusätzlich nach Bakterien. Kernspin und Knochenszintigrafie machen die Entzündungs- und Zerstörungsprozesse im Knochen und den Weichteilen sichtbar. Selten ist zur Diagnosesicherung eine Gewebeentnahme (Biopsie) erforderlich.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Beschwerden werden durch Tumoren in der Wirbelsäule oder rheumatische Erkrankungen wie z. B. den Morbus Bechterew verursacht. Wichtig ist bei einer Wirbelsäuleninfektion immer der Ausschluss einer Tuberkulose.

Behandlung

Grundpfeiler der Behandlung sind die Ruhigstellung der Wirbelsäule und die antibiotische Therapie (in den seltenen Fällen, in denen die Infektion durch andere Erreger wie Pilze oder Parasiten ausgelöst wurde, stattdessen mit den jeweils passenden Wirkstoffen wie z. B. Antipilzmitteln).

Ruhigstellung (Immobilisation). Damit die betroffenen Wirbelkörper durch die entzündlichen Veränderungen nicht zusammenbrechen und die Entzündung ausheilen kann, muss die Wirbelsäule unbedingt ruhiggestellt werden. Das geschieht mit speziellen Orthesen oder Gipsschalen. Je nach Ausmaß der Knochenveränderungen muss der Patient auch eine mehrwöchige Bettruhe einhalten.

Schmerztherapie. Gegen die oft heftigen Schmerzen und zum Eindämmen der Entzündung verordnet der Arzt Paracetamol (z. B. ben-u-ron®) oder Ibuprofen (z. B. Nurofen®).

Antibiotika. Zur Behandlung einer bakteriellen Infektion erhält der Patient über 2 bis 4 Wochen eine Infusionsbehandlung mit hoch dosierten Antibiotika (bzw. Antipilzmittel bei einer Pilzinfektion). Zunächst verordnet der Arzt ein breit wirkendes Antibiotikum, das gegen die häufigsten Erreger einer Wirbelsäuleninfektion wirkt. Sobald der verantwortliche Keim im Blut oder in der Gewebeprobe nachgewiesen wurde, wird die antibiotische Therapie an diesen Erreger angepasst. Eine anschließende Behandlung mit Tabletten ist so lange erforderlich, bis die Entzündungswerte im Blut wieder normal sind – in der Regel dauert dies mehrere Monate. Meist heilt die Infektion ohne bleibende Schäden aus.

Operative Behandlung. Wenn die antibiotische Therapie keine ausreichende Wirkung zeigt, Abszesse in benachbarten Weichteilen entstehen oder die Wirbelsäule ihre Stabilität verliert, muss die Infektion operativ behandelt werden. Dabei legt der Operateur den betroffenen Wirbelkörper meist von vorne frei (der Patient liegt auf dem Rücken), entfernt das kranke Gewebe, spült den Eiter aus und versteift im Bedarfsfall die zerstörten Wirbelsäulenabschnitte (Spondylodese).

Prognose

Das Ausheilen von Wirbelsäuleninfektionen ist langwierig, meist dauert es Monate, bis die Erreger aus Knochen und Bandscheibe verschwunden sind und die Entzündung eingedämmt ist. In seltenen Fällen kann es sogar nach Jahren wieder zu einem Aufflammen des entzündlichen Geschehens kommen. Die Prognose bei Kindern ist in der Regel günstig, bei ihnen heilen Wirbelsäuleninfektionen meist folgenlos aus.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Medikamenteneinnahme. Nehmen Sie die Ihnen verschriebene antibiotische Therapie unbedingt wie verordnet regelmäßig ein – auch wenn die Beschwerden schon verschwunden sind. Wirbelsäuleninfektionen sind hartnäckig und benötigen eine lange Zeit, bis die Entzündung tatsächlich eingedämmt und die Erreger eliminiert sind.

Bettruhe. Um auszuheilen, benötigt der Körper unbedingt Ruhe. Halten Sie, wenn verordnet, die Bettruhe ein.

Nachkontrollen. Von einer endgültigen Heilung kann frühestens nach einigen Monaten bis zu einem Jahr gesprochen werden. Nehmen Sie die erforderlichen Nachkontrollen wahr, damit Ihr Arzt den Verlauf Ihrer Erkrankung im Blick behält und eventuelle Komplikationen rechtzeitig erkennen und behandeln kann.

Von: Dr. med. Siegfried Locher in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
7 Sport-Mythen unter der Lupe

Regelmäßiges Dehnen ist wichtig für den Körper. Ob man es beim Training oder zwischendurch macht, ist unerheblich.

7 Sport-Mythen unter der Lupe

Von Kältespray bis Magnesium

Was bringt Magnesium bei Muskelkrämpfen? Sollte man vor dem Sport präventiv NSAR nehmen? Und wann ist Dehnen sinnvoll? Um Sport und Gesundheit ranken sich viele Mythen. Ein Mediziner spricht Klartext, was davon stimmt.

  • Dehnen ist gesund. Die einen schwören auf Dehnen vor dem Sport, die anderen machen das lieber nach dem Training. Für den Sportmediziner und Orthopäden Dr. Patric Behr ist Dehnen generell sinnvoll und der Zeitpunkt unbedeutend. Wichtig ist nur, dass überhaupt regelmäßig gedehnt wird – ob in Zusammenhang mit einem Training oder zwischendurch ist dabei egal.

  • Magnesium hilft gegen Muskelkrämpfe. Muskelkrämpfe liegen in den meisten Fällen nicht am Magnesiummangel, sagt Dr. Behr. Eher ist der Muskel nicht richtig trainiert oder sogar verkürzt. Zudem können Muskelkrämpfe neurogen getriggert sein – also Beschwerden im Rücken können Muskelkrämpfe im Unterschenkel auslösen. In all diesen Fällen hilft Magnesium nicht. Eine gezielte Zufuhr ist nur in speziellen Fällen sinnvoll, etwa bei hohen Ausdauerleistungen in extremer Hitze.
  • NSAR vor dem Sport steigert die Leistung. Entzündungshemmende Schmerzmittel sollen die Leistungsfähigkeit steigern und Schmerzen kaschieren. Beides ist nicht sinnvoll und sogar kontraproduktiv. Denn durch ein geringeres Schmerzempfinden steigt die Verletzungsgefahr. Besser ist es, zum Schutz des Organismus regenerierende Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Dr. Behr empfiehlt dafür z. B. Curcumin.
  • Fettverbrennung beginnt erst nach 30 Minuten. Das ist ein Mythos: Denn der Körper verbrennt beim Sport immer Kalorien. Allerdings werden die Fettreserven erst ab einem bestimmten Kalorienverbrauch angezapft. Das kann je nach Verbrauch früher oder später geschehen. Pauschale Zeitangaben machen da keinen Sinn.
  • Aufwärmen senkt das Verletzungsrisiko. Das stimmt. Deshalb ist richtiges Aufwärmen so wichtig. Richtig heißt, dass dabei alle Bewegungsmuster der Sportart vorkommen. Über die Dauer lässt sich streiten, bei einer Stunde Sport geht man von ungefähr 10 Minuten aus. Nicht vergessen werden darf, dass am Ende der Belastung die Verletzungsgefahr wieder steigt. Denn dann lässt die Aufmerksamkeit nach und die Muskeln sind müde. Deshalb sollte man in sein Training immer eine Cool-down-Phase integrieren.
  • Bringen Tapes im Sport etwas? Wissenschaftliche Beweise gibt es für den Nutzen der Tapes nicht. Manche Sportler*innen berichten dennoch, dass sie Schmerzen reduzieren können und die Stabilität verbessern. Wichtig ist allerdings, dass die Tapes richtig angebracht werden.
  • Kälte ist bei Verletzungen sinnvoll. Das ist richtig, weshalb Kälte (Eis) auch ein wichtiger Bestandteil der bekannten PECH-Regel bei geschlossenen Verletzungen ist. Kälte reduziert die Schmerzen und wirkt Schwellungen entgegen. Im Idealfall kühlt man sofort. Besser als Eissprays ist ein Eiswasser-Schwann. Denn Eis-Sprays können zu Verbrennungen auf der Haut führen.

Quelle: medscape

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Connect Images / Zachary Miller