Gesundheit heute
Spaltblase
Spaltblase (Blasenekstrophie): Mangelhafter Verschluss der Bauchdecke unterhalb des Nabels sowie der Vorderwand von Harnblase und Harnröhre während der embryonalen Entwicklung. Die Spaltblase wird in mehreren Sitzungen operativ korrigiert, die erste Operation erfolgt schon 24 bis 72 Stunden nach der Geburt. Auch wenn die Kontinenz hergestellt werden kann, drohen langfristig häufig Folgen wie vermehrte Harnwegsinfektionen, Probleme beim Geschlechtsverkehr oder Rückstau des Harns in Harnleiter und Niere (vesikoureteraler Reflux).
Symptome und Leitbeschwerden
Nach operierter Spaltblase
- Harninkontinenz
- Vesiko-ureteraler Reflux
- Infektionen der Harnwege (Blasenentzündung, Nierenbeckenentzündung)
- Sexuelle Dysfunktion
Wann zum Arzt
Betroffene Kinder werden sofort nach der Geburt vom Arzt versorgt.
Die Erkrankung
Die Spaltblase ist eine seltene Fehlbildung, sie kommt bei etwa 3 bis 10 von 100.000 Neugeborenen vor. Betroffene Jungen leiden gleichzeitig unter einer gespaltenen Harnröhre (Epispadie), Mädchen zusätzlich unter einer zweigeteilten Klitoris.
Diagnosesicherung
Eine Spaltblase wird heute per Ultraschall bereits während der Schwangerschaft erkannt. Typisches Zeichen ist das Fehlen einer flüssigkeitsgefüllten Harnblase. Falls eine Ultraschalldiagnostik unterbleibt, erkennt der Arzt die schwere Fehlbildung sofort nach der Geburt an der offenen Bauchwand.
Behandlung
Direkt nach der Geburt bedecken die Ärzte die offene Harnblase mit steriler Plastikfolie und feuchten diese zum Schutz der empfindlichen Schleimhaut regelmäßig an. Manche Ärzte empfehlen zur Bedeckung der offenen Blase auch fetthaltige Wundgaze und darüber sterile Kompressen.
Das Kind wird dann in ein kinderurologisches Zentrum verlegt. Dort erfolgt die erste Operation innerhalb der ersten 24–72 Lebensstunden, um die Blase zu verschließen. Manche Ärzte korrigieren bei guten Bedingungen eine vorliegende Harnröhrenöffnung (Epispadie) gleich mit. Ansonsten wird eine Epispadie meist zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat operativ verschlossen.
Damit das Kind später trocken werden kann, ist nach 2–5 Jahren mindestens eine weitere Operation notwendig, um Harnblase, Harnröhre und Harnleitermündungen zu rekonstruieren. Falls dies nicht möglich ist, pflanzen die Ärzte die Harnleiter alternativ in den Darm ein und der Betroffene lernt, den After als kontrollierbares Kontinenzorgan zu nutzen. Diese Form der Harnableitung wird auch Enddarmblase genannt. Hier droht seltener eine Harninkontinenz als in den Fällen, in denen die Harnblase rekonstruiert wurde, doch treten insgesamt häufiger Komplikationen auf. Dazu gehören z. B. Harninfektionen durch Darmbakterien oder verstopfte Harnleiter durch den im Darm kontinuierlich gebildeten Schleim. Im Einzelfall sind also Vor- und Nachteile der Operationsmethoden gut abzuwägen.
Prognose
Ist die Operation der Spaltblase nicht erfolgreich, drohen langfristig eine verkleinerte Harnblase und Harninkontinenz. Auch bei erfolgreich operierten Patienten muss mit Langzeitfolgen wie einer erhöhten Neigung zu Harnwegsinfekten oder einem vesiko-ureteralen Reflux gerechnet werden. Sexuelle Dysfunktionen sind nach Spaltblasenoperation ebenfalls möglich.
Weiterführende Informationen

Wenn kleine Kinder Blasenprobleme entwickeln, kann das an der Qualität der Schultoiletten liegen.
Zurückhalten gefährdet Blasengesundheit
Verdreckte Schultoiletten
Jüngere Kinder leiden häufig unter Blasen- oder Harnröhrenerkrankungen. Womöglich liegt das mit daran, dass die Toiletten in vielen Schulen so schäbig sind.
Verdreckt und ohne Toilettenpapier
Nicht nur deutsche Klassenzimmer, auch die Schultoiletten sind in vielen Fällen in einem beklagenswerten Zustand. Oft sind sie dreckig, lassen sich nicht abschließen und das Klopapier fehlt. Kein Wunder, dass Schulkinder deshalb eher einen Bogen um sie machen, wie eine Berliner Untersuchung gezeigt hat: Ein Viertel der befragten Jungen und Mädchen gab dabei an, weniger zu essen und zu trinken, um die Toilette nicht aufsuchen zu müssen. 40% beklagten fehlendes Toilettenpapier und einen unerträglichen Gestank. Fast die Hälfte von ihnen versuchte, die Schultoiletten für das kleine Geschäft zu meiden, fürs große waren es sogar 85%.
Blasenerkrankungen und Austrocknung
Urin einhalten oder zu wenig zu trinken begünstigt jedoch Erkrankungen der Harnwege, wie z. B. Blaseninfekte, Einnässen durch Blasenüberfüllung und sogar Nierenkomplikationen. Wird nicht genug getrunken, trocknet der Organismus aus – was die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Kinder schmälert.
Dass Schultoiletten tatsächlich die Blasengesundheit beeinflussen, unterstreicht jetzt eine französische Studie. Darin beantworteten 405 Vor- und Grundschulkinder und ihre Eltern Fragen zu den Schultoiletten und zu Harnwegsproblemen. Dazu gehörten z. B. starker Harndrang nach dem Schulbesuch, Einnässen tagsüber oder nachts oder Blasenentzündungen.
Toiletten häufig zu hoch oder zu groß
Auch in den französischen Schulen gab fast die Hälfte der Kinder an, die Schultoiletten nicht zu nutzen. Gründe waren ebenfalls vor allem mangelnde Sauberkeit, fehlende Türschlösser, nicht kindgerechte Toilettengrößen und eine schlechte Beheizung.
Diese Barrieren hatten Folgen, so die französischen Forschenden. Jedes zehnte Kind dieser Untersuchung wies eine Harnwegserkrankung auf. Besonders stark war der Zusammenhang, wenn sich die Toiletten nicht abschließen ließen. Betroffen waren vor allem Kinder, die erst spät „sauber“ geworden waren, Stuhlentleerungsstörungen aufwiesen oder deren Eltern ein niedrigeres Bildungsniveau hatten.
Quelle: Springer Medizin