Gesundheit heute

Nierenarterienstenose

Nierenarterienstenose (Nierenschlagaderverengung): Verengung der Nierenarterien, die zu Bluthochdruck und/oder Abnahme der Nierenfunktion führt. Ursache bei älteren Menschen ist vor allem die Arteriosklerose (80 %), bei jüngeren Frauen eine Erkrankung der Arterien, die sog. Fibromuskuläre Dysplasie.

Behandelt wird mit Medikamenten gegen den erhöhten Blutdruck, in manchen Fällen auch operativ. Bei frühzeitiger Diagnose und Aufweitung der verengten Nierenarterie ist die Prognose gut.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Kopfschmerzen beim Aufwachen, vor allem im Hinterkopfbereich
  • Herzklopfen, stechende Brustschmerzen
  • Schwindelanfälle, Ohrensausen, Sehstörungen bis hin zu kurzen Ohnmachtsanfällen, Verwirrtheit.
  • Spät: Abnahme der Urinmenge
  • Selten: Strömungsgeräusch oder tastbares Schwirren im Bereich des Nabels.

Bei Blutdruckentgleisung:

  • Möglicherweise Sehstörungen, Schwindel, stärkste Kopfschmerzen
  • Herzschmerzen oder reißende Schmerzen im Brustkorb oder Bauchbereich
  • Bewusstseinsstörungen oder Lähmungserscheinungen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • erstmals hohe Blutdruckwerte gemessen werden
  • sich Beschwerden wie grundloses Nasenbluten (außer bei Jugendlichen während der Pubertät), Blut im Urin oder Kopfschmerzen beim Aufwachen häufen
  • Herzklopfen, Schwindelanfälle oder Sehstörungen auftreten.

Sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus, wenn die Blutdruckwerte

  • anhaltend über 200/130 mmHg liegen
  • mit Unwohlsein verbunden sind.

Die Erkrankung

Die mit Abstand häufigste Ursache für eine Verengung der Nierenarterie ist die Arteriosklerose, sie ist für etwa 80 % der Fälle verantwortlich. Bei Frauen zwischen 25 und 50 Jahren führt vor allem die Fibromuskuläre Dysplasie zu einer Nierenarterienstenose. Bei dieser Erkrankung vermehrt sich das Binde- und Muskelgewebe in der Gefäßwand und engt dadurch das Gefäßinnere ein. Weitere seltene Ursachen für eine Stenose der Nierenarterie sind Nebenwirkungen einer Bestrahlungstherapie, Tumoren, die von außen auf das Gefäß drücken oder ein Aneurysma (Aussackung einer Arterie).

Diagnosesicherung

Bereits die körperliche Untersuchung kann Hinweise auf eine Nierenarterienstenose liefern: Ist die Verengung der Nierenarterien stark fortgeschritten, hört der Arzt mit dem Stethoskop ein Strömungsgeräusch in der Gegend des Bauchnabels. Meist hat der Patient erhöhte Blutdruckwerte, wobei der diastolische Blutdruckwert verhältnismäßig stärker erhöht ist als der systolische Wert.

Typische Laborveränderungen bei einer Nierenarterienstenose sind

  • vermindertes Kalium, erhöhtes Kreatinin und erhöhtes Renin im Blut
  • Eiweiße im Urin.

Mit der Farbduplexsonografie kann der Arzt den Blutstrom und somit mögliche Gefäßverengungen bildlich darstellen. Weitere bildgebenden Verfahren sind die Nierenszintigrafie, die CT mit Kontrastmittel und die MRT.

Eine Digitale Substraktionsangiografie (Computerberechnete Darstellung der Arterie nach Kontrastmittelgabe) ist heute diagnostisch nur noch selten erforderlich und wird vor allem dann durchgeführt, wenn ein therapeutischer Eingriff (Perkutane transluminale Angioplastie, PTA, siehe unten) geplant ist.

Differenzialdiagnosen. Eine renale Hypertonie wird auch hervorgerufen durch eine chronische Nierenbeckenentzündung, reninproduzierende Tumoren (Nierenzellkarzinom) oder eine Nierenzyste.

Behandlung

Medikamentöse Blutdrucksenkung

Zunächst versucht der Arzt, den Blutdruck mit Medikamenten einzustellen. In Frage kommen

  • ACE-Hemmer
  • AT1-Antagonisten
  • Betablocker
  • Kalziumkanalblocker und
  • Diuretika.
  • Bei einer beidseitigen Nierenarterienstenose sind ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten allerdings kontraindiziert.

Operative Therapie

Die operative Therapie der Nierenarterienstenose wird empfohlen bei

  • Einzelniere oder beidseitigem Befall
  • Eingeschränkter Nierenfunktion
  • Fibromuskulärer Dysplasie
  • Unzureichender medikamentöser Blutdruckkontrolle.

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA). Um die verengten Nierenarterien zu dehnen, führt der Arzt zuerst eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel (Nierenarteriografie) durch. Unter Röntgenkontrolle schiebt er dann einen Ballonkatheter von der Beinarterie bis in die Nierenarterie, um durch Aufblasen des Ballons die Nierenarterie zu dehnen. Bei Patienten mit Arteriosklerose legt er außerdem einen Stent ein, der die Arterie offen halten soll. Durch die PTA bessert sich bei vielen Patienten der Bluthochdruck, bei manchen erreicht er sogar wieder Normalwerte. Auch die Nierenfunktion wird häufig gebessert bzw. stabilisiert.

Offene Gefäßoperation. Liegt ein Aneurysma vor oder ist eine PTA nicht möglich, ersetzen die Ärzte die verengte Nierenarterie mit einem aortorenalen Bypass. Als Verbindungsstück zwischen Bauchaorta und Niere nutzen sie entweder eine Gefäßprothese oder patienteneigenes Venenmaterial. Statt eines aortorenalen Bypasses ist auch ein Bypass von der Milzarterie zur linken Niere oder von der Leberarterie zur rechten Niere möglich.

Prognose

Bei jedem 2. Patienten mit einer arteriosklerotisch bedingten Nierenarterienstenose schreitet die Verengung fort, in etwa 15 % der Fälle droht der komplette Verschluss.

Von: Dr. med. André Lauber, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hautreizung unter Windeln vermeiden

Damit die Haut unter einer Windel gesund bleibt, gibt es einiges zu beachten.

Hautreizung unter Windeln vermeiden

Ob Baby oder alter Mensch

Windeln halten Jung und Alt trocken, doch darunter kommt es durch den Kontakt mit Urin und Stuhl leicht zu Hautirritationen. Wie lässt sich vorbeugen?

Bei Erwachsenen nicht von Windeldermatitis sprechen

Hautirritationen unter der Windel drohen nicht nur bei Säuglingen und Kleinkindern. Auch ältere Menschen leiden schnell darunter, wenn sie aufgrund einer Inkontinenz in entsprechende Windeln oder Plastikhosen gepackt werden. Während man bei Säuglingen von einer Windeldermatitis spricht, heißt die Erkrankung bei Erwachsenen Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD).

Ob Windeldermatitis oder IAD, ob Kind oder Erwachsener – die Ursache der Hautreizung ist immer ein Zusammenspiel folgender Faktoren:

  • Okklusionseffekt, d.h. die meist luftdicht abgeschlossen sitzende Windel
  • Feuchtes und warmes Klima unter der Windel
  • Reibung des Materials an der im Intimbereich besonders sensiblen Haut
  • Druckstellen
  • Kontakt mit Stuhl und Urin.

Bei milden Verläufen ist die Haut nur gerötet. Kommt es zu Pusteln und Papeln, sind häufig Bakterien oder Pilze beteiligt. In diesen Fällen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Das Gleiche gilt, wenn eine milde Dermatitis trotz der im Folgenden beschriebenen Maßnahmen nicht besser wird.

Windelfreie Zeit einplanen

Zur Behandlung der Windeldermatitis oder IAD empfehlen Hautärzt*innen eine windelfreie Zeit im Tagesablauf, damit die Haut sich an der Luft erholen kann. Zudem sollte die Windel alle zwei bis drei Stunden gewechselt werden, damit Ausscheidungen so kurz wie möglich Kontakt mit der Haut haben. Es gibt bei den Windeln auch Unterschiede: Produkte mit absorbierenden Gelen binden die Feuchtigkeit besser und sind vor allem im Fall einer bereits erkrankten Haut eine gute Wahl.

Gereinigt wird der gestresste Bereich am besten mit öligen Pflegetüchern oder klarem Wasser. Die Produkte sollen duft- und alkoholfrei sein, und zum Eincremen sollten milde Cremes verwendet werden. Zusätzlich helfen Sitzbäder mit Kamille und Gerbstoffen, damit die betroffene Haut wieder heilt. Um zu verhindern, dass die Hautreizung erneut auftritt, sind spezielle zinkhaltige und pflegende Hautschutzcremes hilfreich.

Inkontinenzhilfen wechseln kann helfen

Die IAD von Erwachsenen wird prinzipiell genauso behandelt wie die Windeldermatitis bei Kindern. In Fällen, in denen es immer wieder zu einer IAD kommt, müssen die behandelnden Ärzt*innen manchmal andere Inkontinenzmaßnahmen verschreiben. Eine Option ist ein Blasenkatheter, bei Stuhlinkontinenz können auch Analtampons helfen, dass der Kontakt der Ausscheidungen zur Haut minimiert wird.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: denis kalinichenko/shutterstock.com