Gesundheit heute
Aufbau und Funktion von Nieren und Harnwegen
Zum Harnsystem zählen die Nieren, die Harnleiter, die Blase und die Harnröhre.
Nieren
Die Nieren (ren, Mehrzahl renis) sind zwei bohnenförmige Organe, die oberhalb der Taille links und rechts neben der Wirbelsäule liegen. Die Niere eines Erwachsenen ist etwa 10 cm lang, 5 cm breit und wiegt ~ 150 g. Zu ihrem Schutz sind die Nieren in eine dicke Fettschicht eingelagert.
Die Nieren sind Filterstationen, Hormonproduzenten und Blutdruckregulatoren. Ihre Hauptaufgabe ist, Wasser, Mineralien und Stoffwechselabbauprodukte auszuscheiden. Pro Tag filtern die Nieren mit den Nierenkörperchen (Glomerula) ~ 170 l Primärharn aus dem Blut, wovon jedoch nur 1–2 l den Körper als Urin (Endharn) verlassen. Die restliche Flüssigkeit wird wieder in den Blutkreislauf zurückgeführt (Rückresorption), sonst würde man innerhalb von weniger als einer Stunde austrocknen und alle lebensnotwendigen Salze verlieren. Dieses Filtern und Resorbieren findet in einem schleifenförmigen System von winzigen Röhren (Tubuli) statt, an dessen Ende sich der konzentrierte Urin im Nierenbecken sammelt.
Die Nieren bilden drei Hormone:
- Renin, das den Blutdruck reguliert
- Erythropoetin (EPO), das zur Bildung der roten Blutkörperchen benötigt wird
- Vitamin D3 als Hormonvorstufe, das für den Kalziumhaushalt und somit für den Knochenstoffwechsel wichtig ist.
Die Nieren greifen nicht nur mit dem Hormon Renin in die Regulation des Blutdrucks ein. Indem sie Wasser aus dem Primärharn in den Körper zurückführen, regulieren sie den Flüssigkeitshaushalt und somit auch den Blutdruck.
Im Urin befinden sich viele Stoffe, die ausgeschieden werden müssen. Dazu zählen Endprodukte des Stoffwechsels wie Kreatinin, Harnstoff und in kleinsten Beimengungen Ammoniak, der abgestandenem Urin den stechenden Geruch verleiht. Auch viele Abbauprodukte von Medikamenten und Giftstoffe werden über die Nieren ausgeschieden. Zusätzlich sorgen die Nieren für das Gleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt.
Harnwege und Harnblase
Der in den Nieren produzierte Urin sammelt sich in den Nierenbecken und fließt kontinuierlich durch die Harnleiter (Ureter) zur Harnblase (Vesica urinaria), einem Hohlorgan, das von kräftigen Muskeln umgeben ist und in dem der Urin einige Zeit gespeichert wird. Haben sich ~ 250 ml Urin angesammelt, kommt es zum Harndrang, wobei die Harnblasenschließmuskeln (Sphinkter) weiterhin den Verschluss der Blase gewährleisten und der Gang auf die Toilette somit noch nicht zwingend nötig ist.
Unangenehm wird der Harndrang erst, wenn die Blase mit 350–500 ml Urin gefüllt ist. Entleert wird die Harnblase normalerweise über einen kontrollierbaren Reflex: Der Harnblasenmuskel (Detrusor) zieht sich zusammen, gleichzeitig erschlafft der Schließmuskel und der Urin fließt über die Harnröhre (Urethra) ab. Bei Frauen ist die Harnröhre nur 2,5–4 cm kurz, bei Männern hingegen zieht sie sich 20–25 cm lang durch den ganzen Penis. Durch die kurze Harnröhre leiden Frauen häufiger an einer Blasenentzündung. Aufsteigende Bakterien haben bei Frauen einen kürzeren Weg bis zur Harnblase.

Wenn kleine Kinder Blasenprobleme entwickeln, kann das an der Qualität der Schultoiletten liegen.
Zurückhalten gefährdet Blasengesundheit
Verdreckte Schultoiletten
Jüngere Kinder leiden häufig unter Blasen- oder Harnröhrenerkrankungen. Womöglich liegt das mit daran, dass die Toiletten in vielen Schulen so schäbig sind.
Verdreckt und ohne Toilettenpapier
Nicht nur deutsche Klassenzimmer, auch die Schultoiletten sind in vielen Fällen in einem beklagenswerten Zustand. Oft sind sie dreckig, lassen sich nicht abschließen und das Klopapier fehlt. Kein Wunder, dass Schulkinder deshalb eher einen Bogen um sie machen, wie eine Berliner Untersuchung gezeigt hat: Ein Viertel der befragten Jungen und Mädchen gab dabei an, weniger zu essen und zu trinken, um die Toilette nicht aufsuchen zu müssen. 40% beklagten fehlendes Toilettenpapier und einen unerträglichen Gestank. Fast die Hälfte von ihnen versuchte, die Schultoiletten für das kleine Geschäft zu meiden, fürs große waren es sogar 85%.
Blasenerkrankungen und Austrocknung
Urin einhalten oder zu wenig zu trinken begünstigt jedoch Erkrankungen der Harnwege, wie z. B. Blaseninfekte, Einnässen durch Blasenüberfüllung und sogar Nierenkomplikationen. Wird nicht genug getrunken, trocknet der Organismus aus – was die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Kinder schmälert.
Dass Schultoiletten tatsächlich die Blasengesundheit beeinflussen, unterstreicht jetzt eine französische Studie. Darin beantworteten 405 Vor- und Grundschulkinder und ihre Eltern Fragen zu den Schultoiletten und zu Harnwegsproblemen. Dazu gehörten z. B. starker Harndrang nach dem Schulbesuch, Einnässen tagsüber oder nachts oder Blasenentzündungen.
Toiletten häufig zu hoch oder zu groß
Auch in den französischen Schulen gab fast die Hälfte der Kinder an, die Schultoiletten nicht zu nutzen. Gründe waren ebenfalls vor allem mangelnde Sauberkeit, fehlende Türschlösser, nicht kindgerechte Toilettengrößen und eine schlechte Beheizung.
Diese Barrieren hatten Folgen, so die französischen Forschenden. Jedes zehnte Kind dieser Untersuchung wies eine Harnwegserkrankung auf. Besonders stark war der Zusammenhang, wenn sich die Toiletten nicht abschließen ließen. Betroffen waren vor allem Kinder, die erst spät „sauber“ geworden waren, Stuhlentleerungsstörungen aufwiesen oder deren Eltern ein niedrigeres Bildungsniveau hatten.
Quelle: Springer Medizin