Gesundheit heute
Hypophysenadenome
Hypophysenadenome: Gutartige Tumoren der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), die zu Hormonstörungen, Kopfschmerzen und Sehstörungen führen können. Je nach Art und Ausmaß ist eine Über- oder Unterproduktion der Hypophysenhormone möglich. Adenome, die keine Auswirkung auf den Hormonhaushalt haben und kleiner als 1 cm sind, werden meist nur regelmäßig kontrolliert. Zur Behandlung größerer oder hormonaktiver Tumoren gibt es verschiedene Optionen: Die operative Entfernung, die Verkleinerung durch Bestrahlung und die medikamentöse Therapie. Häufig werden auch verschiedene Maßnahmen kombiniert. Bei rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose gut.
Symptome und Leitbeschwerden
- Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen, wenn der Tumor wächst und auf benachbarte Hirnstrukturen drückt
- Übermäßiges Wachstum von Händen, Füßen und Kopf bei Erwachsenen, bei Kindern ausgeprägtes Längenwachstum (bei Überproduktion des Wachstumshormons)
- Unregelmäßiger Zyklus, Brustwachstum, verstärkter Milchfluss, Milcheinschuss ohne Schwangerschaft (bei Überproduktion von Prolaktin)
- Bluthochdruck, Gewichtszunahme mit Fettumverteilungsstörungen (Vollmondgesicht, Stiernacken), Diabetes (bei Überproduktion von ACTH)
- Müdigkeit, Gewichtsverlust, Verstopfung, Libidoverlust und Unfruchtbarkeit (wenn mehr als 80 % des Hypophysenvorderlappengewebes zerstört ist und eine Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion vorliegt).
Wann in die Arztpraxis
Sofort als Notfall, wenn
- plötzlich starke Kopfschmerzen oder Sehstörungen auftreten.
Demnächst, bei
- Müdigkeit und Gewichtsverlust ohne erklärbare Ursache
- Milcheinschuss ohne Schwangerschaft
- starker Gewichtszunahme mit rumpf- und nackenbetonter Fettverteilung
- Libidoverlust, Potenzstörungen.
Die Erkrankung
Hypophysenadenome sind gutartige Geschwulste (Wucherungen), die sich aus dem Drüsengewebe der hormonproduzierenden Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) entwickeln. Sie sind relativ selten, auf 100.000 Personen kommen etwa 80 bis 100 Neuerkrankungen pro Jahr. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Unter den Hirntumoren haben Hypophysenadenome einen Anteil von 10 bis 15 %.
Ursachen
In den meisten Fällen handelt es sich vermutlich um eine spontane, unkontrollierte Vermehrung von Zellen des Hypophysengewebes. Die Ursache dafür ist unbekannt, eine Rolle könnten Wachstumsfaktoren oder Rückkopplungsmechanismen der verschiedenen Hormonsysteme spielen. Es gibt allerdings auch einige, sehr seltene vererbte Erkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für ein Hypophysenadenom mit sich bringen. Dazu gehört zum Beispiel die multiple endokrine Neoplasie Typ 1 (MEN-1-Syndrom).
Klinik
Hypophysenadenome sind gutartig und wachsen meist sehr langsam. Die Symptome sind sehr unterschiedlich und beruhen auf zwei verschiedenen Mechanismen: der Raumforderung im Gehirn und der Störung der Hormonproduktion.
Unterschieden werden hormonbildende Tumoren mit einer Überproduktion von Hypophysenhormonen (60 %) und hormoninaktive Tumoren, die zu keiner vermehrten Hormonausschüttung führen (40 %). Bei beiden Formen kann es durch Zerstörung von Hypophysengewebe parallel zu einer Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion kommen.
Hormonstörungen. Je nachdem, welche der hormonbildenden Zellen der Hypophyse ungehemmt wachsen, droht eine Überproduktion des entsprechenden Hormons:
- Sind die Prolaktin bildenden Zellen betroffen, spricht man von einem Prolaktinom. Das Prolaktinom ist der häufigste hormonaktive Hypophysentumor. Die übermäßige Produktion und Ausschüttung von Prolaktin hat bei Frauen Zyklusstörungen, Milchfluss ohne Schwangerschaft und Libidoverlust zur Folge. Bei Männern wächst die Brust und nimmt weibliche Formen an (Gynäkomastie).
- Das somatotrope Adenom führt zu einer Überproduktion des Wachstumshormons Somatotropin (somatotropes Hormon, STH). Das bewirkt bei Kindern vor Abschluss des Skelettwachstums einen sogenannten Riesenwuchs (Gigantismus). Bei Erwachsenen vergrößern sich dagegen vor allem Hände, Füße, Nase, Kinn, Lippen oder Zunge. Diese Erkrankung wird als Akromegalie bezeichnet, bei der manchmal auch innere Organe vergrößert sind. Somatotrope Adenome machen etwa 20 % der hormonbildenden Hypophysenadenome aus.
- Bildet das Hypophysenadenom zu viel ACTH (dieses Hormon stimuliert die Nebennierenrinde und damit u. a. die Cortisolproduktion), entwickelt sich ein Cushing-Adenom. Beim daraus entstehenden Morbus Cushing kommt es zu erheblichen Veränderungen des Stoffwechsels. In der Folge nehmen die Betroffenen stark zu, wobei sich Fett besonders im Nacken (Stiernacken) und im Gesicht (Vollmondgesicht) ablagert. Die Haut wird dünn, durch das Übergewicht bilden sich Schwangerschaftsstreifen am Rumpf. Weitere Folgen des ACTH-Überschusses sind Bluthochdruck, Diabetes, Osteoporose und Wassereinlagerungen im Gewebe. Oft entwickeln die Kranken auch Ängste und Depressionen.
- Die Hypophyse bildet auch das Steuerhormon für die Schilddrüse (TSH). Zu einem thyreotropen Adenom, also zum ungehemmten Wachstum der TSH-bildenden Zellen, kommt es allerdings selten. Wird jedoch zu viel TSH ausgeschüttet, bildet sich eine Schilddrüsenüberfunktion mit Herzklopfen, Heißhunger, vermehrtem Schwitzen und Durchfällen.
- FSH- und LH-bildende Tumoren (gonadotrope Adenome) betreffen eher ältere Menschen und verursachen selten Hormonstörungen. Sie fallen eher dadurch auf, dass sie anderes Hirngewebe verdrängen oder einengen.
Verdrängt der Tumor gesundes Hypophysengewebe, kommt es neben der Überfunktion einzelner Hormone auch zu einer hormonellen Unterproduktion (Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion). Ein Wachstumshormonmangel führt z. B. bei Kindern zu Kleinwuchs und Entwicklungsstörungen. Ein Mangel an TSH löst eine Schilddrüsenunterfunktion mit Gewichtszunahme, Kälteintoleranz und Müdigkeit aus. Ein ACTH-Mangel kann eine Nebennierenrinden-Unterfunktion mit Abgeschlagenheit, Schwindel, Übelkeit und Muskelkrämpfen zur Folge haben.
Raumforderung im Gehirn. Stark wachsende Tumoren drücken häufig auf benachbartes Hirngewebe und führen dadurch zu Kopfschmerzen. Verlegt der Tumor dabei die Wege des Hirnwassers (Liquor), steigt der Hirndruck. Auch dadurch entstehen Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Außerdem drücken wachsende Hypophysenadenome oft auf den benachbarten Sehnerven. Dann drohen Sehstörungen wie Doppelbilder oder Gesichtsfeldausfälle. Wird der 3. Hirnnerv eingeengt, kann es zu unterschiedlichen Pupillenweiten kommen. Das liegt daran, dass dieser Nerv die Motorik der Pupille steuert.
Komplikationen
In sehr seltenen Fällen kann ein Hypophysenadenom bösartig werden, d. h. sich zu einem Hypophysenkarzinom entwickeln. Eine weitere gefährliche Komplikation ist die akute Einblutung in den Tumor mit plötzlichem Anstieg des Hirndrucks und Bewusstseinsstörung. Dies ist ein Notfall, der sofort eine intensive Behandlung erfordert.
Diagnosesicherung
Zunächst lässt sich die Ärzt*in von der Patient*in ausführlich die Symptome schildern. Je nach den genannten Beschwerden und eventuellen Befunden bei der körperlichen Untersuchung (Fettverteilung, Bluthochdruck) werden die entsprechenden Hypophysenhormone im Blut bestimmt. Da die Höhe dieser Steuerhormone auch von den Blutspiegeln der von ihnen stimulierten Drüsen abhängt, werden deren Werte oft gleich mitgemessen. Im Einzelnen sind dies:
- Prolaktin
- ACTH und Cortisol
- Wachstumshormon (GH) und IGF-1 (Insulin-Like-Growth-Faktor)
- LH und FSH, sowie Testosteron bei Männern und Östradiol bei Frauen
- TSH und freies Schilddrüsenhormon (T4).
Auch Provokationstests helfen bei der Diagnose:
- Glukosebelastungstest bei Verdacht auf ein somatotropes Adenom: Nach der Gabe von Glukose fällt normalerweise der Blutspiegel des Wachstumshormons. Dieser messbare Abfall bleibt bei einer Überproduktion von Wachstumshormon (z. B. durch einen Tumor) aus.
- Dexamethasontest bei Verdacht auf ein Cushing-Adenom: Dazu nimmt die Patient*in einmalig abends um 23:00 Uhr Dexamethason ein. Am nächsten Morgen um 8:00 Uhr wird Blut entnommen und der Cortisolwert bestimmt. Werte über einem Grenzwert sprechen für eine autonome Überproduktion von ACTH.
Liegen Hinweise auf eine Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion (Adynamie, Kälteintoleranz, Zyklusstörungen) vor, wird außerdem eine weiterführende Hormondiagnostik eingeleitet (siehe dort). Bei Sehstörungen ist eine gründliche augenärztliche Untersuchung angezeigt.
Zur Sicherung der Diagnose und zur Behandlungsplanung dienen bildgebende Verfahren. Am besten eignet sich dafür die Magnetresonanztomografie. Mit ihrer Hilfe lassen sich Größe und Lage der Hypophyse beurteilen. Außerdem kann man darin erkennen, ob die Hirnanhangdrüse auf benachbarte Strukturen drückt.
Behandlung
Hormoninaktive Tumoren, die kleiner als 1 cm sind, werden in der Regel zunächst beobachtet. Solange sie nicht wachsen und keine Beschwerden verursachen, ist keine Therapie erforderlich.
Bei allen anderen Hypophysenadenomen (außer beim Prolaktinom) ist die operative Entfernung des Tumors erforderlich. Das geschieht meist minimalinvasiv durch die Nase (transsphenoidaler Zugang), selten muss der Schädel eröffnet werden. Ist der Tumor schlecht erreichbar oder nicht vollständig zu entfernen, kommen die Bestrahlung oder radiochirurgische Verfahren (z. B. das Gamma-Knife) zum Einsatz.
Medikamentöse Behandlung
Prolaktinome behandelt man zunächst medikamentös mit Dopamin-D2-Agonisten wie Bromocriptin, Quinagolid oder Cabergolin. In 95 % der Fälle verkleinert sich der Tumor und der Prolaktinspiegel im Blut normalisiert sich. Gelingt dies nicht, wird operiert. Führt auch dies nicht zum Erfolg, ist die Bestrahlung eine Option.
Medikamente helfen auch, wenn sich ein somatotropes Adenom weder durch Operation noch Bestrahlung entfernen lässt. Dann können Ausschüttung bzw. Wirkung des Wachstumshormons mit Bromocriptin, Octreotid oder Pegvisomant medikamentös gehemmt werden.
Komplikationen bei der Operation
Durch die Entfernung oder Schrumpfung des Hypophysenadenoms kommt es manchmal zu einer Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion. Diese ist meist nur vorübergehend. In einigen Fällen bleibt sie aber auch dauerhaft bestehen und macht eine lebenslange Hormontherapie erforderlich.
Manche Adenome durchbrechen die Hirnhaut an der Schädelbasis, also dort, wo die Hypophyse aufliegt. Dann droht ein Hirnwasser-Leck, wodurch Hirnwasser aus der Nase fließt. Dieses Leck muss in einer zweiten Operation verschlossen werden, damit keine Keime über die Nase in das Gehirn aufsteigen.
Prognose
Die Mehrheit der Hypophysenadenome ist heute gut behandelbar und hat eine positive Langzeitprognose. Dies gilt insbesondere, wenn der Tumor klein ist und sich gut abgrenzen und komplett entfernen lässt. Manchmal bleibt jedoch nach der Operation eine dauerhafte Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion zurück. In diesen Fällen ermöglicht der Hormonersatz ein nahezu normales Leben. Auch Prolaktinome haben eine gute Prognose. Bei entsprechender medikamentöser Behandlung verkleinern sie sich in den meisten Fällen, wodurch eine Operation unnötig wird.
Ihre Apotheke empfiehlt
Notfallausweis mitführen. Patient*innen, die an der Hypophyse operiert worden sind oder aufgrund ihres Hypophysenadenoms eine Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion haben, sollten immer einen Notfallausweis mit sich führen. Das ist wichtig, damit bei Unfällen oder anderen Notfällen die behandelnden Ärzt*innen erkennen, dass der Betroffene evtl. täglich Hormone oder eine anderweitige medikamentöse Therapie benötigt.
Ärzte informieren. Alle behandelnden Ärzte müssen darüber informiert werden, wenn die Patient*in an einer Hypophysenerkrankung leidet. Die wichtigsten Krankenunterlagen sollten deshalb immer zu ärztlichen Kontakten mitgebracht werden. Sind Operationen, zahnärztliche Eingriffe oder eine Darmspiegelung geplant, muss die z. B. bei ACTH-Mangel erforderliche Hydrocortison-Dosis daran angepasst werden.
Rat suchen. Das Hypophysenadenom ist eine Erkrankung, die viele Bereiche des Lebens beeinträchtigen kann. Selbsthilfegruppen sind eine wichtige Unterstützung, weil sich darin Betroffene und Angehörige offen austauschen und gegenseitig Rat und Tipps geben können.
Weiterführende Informationen
Das "Netzwerk für Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e.V." bietet auf seiner Webseite umfangreiches Informationsmaterial sowie Kontaktmöglichkeiten zu einer der in Deutschland zahlreich vertretenen regionalen Selbsthilfegruppen.

Wer zu häufig Pommes mit Ketchup futtert, erhöht sein Risiko für einen Typ-2-Diabetes.
Diabetes-Risiko durch Kartoffeln?
Auf die Zubereitung kommt´s an
Gekocht, gebraten, frittiert oder als Brei: Auf Kartoffeln mag man weder in der Hausmannskost noch in der Haute Cuisine verzichten. Allerdings hat die beliebte Knolle auch ihre Schattenseiten: Sie erhöht das Risiko für einen Typ-2-Diabetes.
Blutzuckerspiegel steigt schnell an
Kartoffeln gelten als problematisch für Diabetiker*innen, weil sie einen hohen glykämischen Index haben. Das bedeutet, dass sie den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen. Vor allem für Zuckerkranke ist das ungünstig, weil sie ihre Blutzuckerwerte gut kontrollieren müssen. Aber auch Stoffwechselgesunde sind gefährdet, denn Kartoffeln sollen der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes Vorschub leisten.
Um Genaueres über das Risiko von Kartoffeln herauszufinden, haben US-amerikanische Forschende eine Studie gestartet. Dabei werteten sie die Gesundheitsdaten und Essgewohnheiten von über 200 000 Frauen und Männern aus 30 Jahren aus. Insbesondere interessierte sie, wie viel Kartoffeln verzehrt wurden – und wie diese zubereitet wurden.
Riskante Fritten
Zunächst kam heraus, dass der häufige Genuss von Kartoffeln tatsächlich das Risiko für einen Typ-2-Diabetes erhöhte. Mit jedem Plus von drei Portionen pro Woche stieg die Rate um 5%. Allerdings hing das Diabetesrisiko stark davon ab, in welcher Form die Erdäpfel verzehrt wurden.
Gekocht, gebraten oder als Kartoffelbrei genossen fand sich kein Zusammenhang mit einer erhöhten Diabetesgefahr. Ganz anders sah das allerdings bei Pommes frites aus: Drei Portionen pro Woche erhöhten das Diabetesrisiko um fast 20%, wie die Forschenden errechneten.
Pommes gegen Vollkornprodukte tauschen
Die Arbeitsgruppe empfiehlt daher, insbesondere weniger Pommes frites zu essen. Tauscht man drei Pommes-frites-Portionen pro Woche mit Vollkornprodukten aus, sinkt das Diabetesrisiko um 19 %. Ersetzt man die Pommes mit gebratenen oder gekochten Kartoffeln, geht es um immerhin 4% zurück.
Keine gute Idee ist weißer Reis als Alternative. Denn der ist in puncto Diabetes zwar nicht so riskant wie Pommes frites, aber gefährlicher als gekochte Kartoffeln, sagen die Forschenden.
Quelle: British Medical Journal