Gesundheit heute
Hypophysenadenome
Hypophysenadenome: Gutartige Tumoren der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), die zu Hormonstörungen, Kopfschmerzen und Sehstörungen führen können. Je nach Art und Ausmaß ist eine Über- oder Unterproduktion der Hypophysenhormone möglich. Adenome, die keine Auswirkung auf den Hormonhaushalt haben und kleiner als 1 cm sind, werden meist nur regelmäßig kontrolliert. Zur Behandlung größerer oder hormonaktiver Tumoren gibt es verschiedene Optionen: Die operative Entfernung, die Verkleinerung durch Bestrahlung und die medikamentöse Therapie. Häufig werden auch verschiedene Maßnahmen kombiniert. Bei rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose gut.
Symptome und Leitbeschwerden
- Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen, wenn der Tumor wächst und auf benachbarte Hirnstrukturen drückt
- Übermäßiges Wachstum von Händen, Füßen und Kopf bei Erwachsenen, bei Kindern ausgeprägtes Längenwachstum (bei Überproduktion des Wachstumshormons)
- Unregelmäßiger Zyklus, Brustwachstum, verstärkter Milchfluss, Milcheinschuss ohne Schwangerschaft (bei Überproduktion von Prolaktin)
- Bluthochdruck, Gewichtszunahme mit Fettumverteilungsstörungen (Vollmondgesicht, Stiernacken), Diabetes (bei Überproduktion von ACTH)
- Müdigkeit, Gewichtsverlust, Verstopfung, Libidoverlust und Unfruchtbarkeit (wenn mehr als 80 % des Hypophysenvorderlappengewebes zerstört ist und eine Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion vorliegt).
Wann in die Arztpraxis
Sofort als Notfall, wenn
- plötzlich starke Kopfschmerzen oder Sehstörungen auftreten.
Demnächst, bei
- Müdigkeit und Gewichtsverlust ohne erklärbare Ursache
- Milcheinschuss ohne Schwangerschaft
- starker Gewichtszunahme mit rumpf- und nackenbetonter Fettverteilung
- Libidoverlust, Potenzstörungen.
Die Erkrankung
Hypophysenadenome sind gutartige Geschwulste (Wucherungen), die sich aus dem Drüsengewebe der hormonproduzierenden Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) entwickeln. Sie sind relativ selten, auf 100.000 Personen kommen etwa 80 bis 100 Neuerkrankungen pro Jahr. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Unter den Hirntumoren haben Hypophysenadenome einen Anteil von 10 bis 15 %.
Ursachen
In den meisten Fällen handelt es sich vermutlich um eine spontane, unkontrollierte Vermehrung von Zellen des Hypophysengewebes. Die Ursache dafür ist unbekannt, eine Rolle könnten Wachstumsfaktoren oder Rückkopplungsmechanismen der verschiedenen Hormonsysteme spielen. Es gibt allerdings auch einige, sehr seltene vererbte Erkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für ein Hypophysenadenom mit sich bringen. Dazu gehört zum Beispiel die multiple endokrine Neoplasie Typ 1 (MEN-1-Syndrom).
Klinik
Hypophysenadenome sind gutartig und wachsen meist sehr langsam. Die Symptome sind sehr unterschiedlich und beruhen auf zwei verschiedenen Mechanismen: der Raumforderung im Gehirn und der Störung der Hormonproduktion.
Unterschieden werden hormonbildende Tumoren mit einer Überproduktion von Hypophysenhormonen (60 %) und hormoninaktive Tumoren, die zu keiner vermehrten Hormonausschüttung führen (40 %). Bei beiden Formen kann es durch Zerstörung von Hypophysengewebe parallel zu einer Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion kommen.
Hormonstörungen. Je nachdem, welche der hormonbildenden Zellen der Hypophyse ungehemmt wachsen, droht eine Überproduktion des entsprechenden Hormons:
- Sind die Prolaktin bildenden Zellen betroffen, spricht man von einem Prolaktinom. Das Prolaktinom ist der häufigste hormonaktive Hypophysentumor. Die übermäßige Produktion und Ausschüttung von Prolaktin hat bei Frauen Zyklusstörungen, Milchfluss ohne Schwangerschaft und Libidoverlust zur Folge. Bei Männern wächst die Brust und nimmt weibliche Formen an (Gynäkomastie).
- Das somatotrope Adenom führt zu einer Überproduktion des Wachstumshormons Somatotropin (somatotropes Hormon, STH). Das bewirkt bei Kindern vor Abschluss des Skelettwachstums einen sogenannten Riesenwuchs (Gigantismus). Bei Erwachsenen vergrößern sich dagegen vor allem Hände, Füße, Nase, Kinn, Lippen oder Zunge. Diese Erkrankung wird als Akromegalie bezeichnet, bei der manchmal auch innere Organe vergrößert sind. Somatotrope Adenome machen etwa 20 % der hormonbildenden Hypophysenadenome aus.
- Bildet das Hypophysenadenom zu viel ACTH (dieses Hormon stimuliert die Nebennierenrinde und damit u. a. die Cortisolproduktion), entwickelt sich ein Cushing-Adenom. Beim daraus entstehenden Morbus Cushing kommt es zu erheblichen Veränderungen des Stoffwechsels. In der Folge nehmen die Betroffenen stark zu, wobei sich Fett besonders im Nacken (Stiernacken) und im Gesicht (Vollmondgesicht) ablagert. Die Haut wird dünn, durch das Übergewicht bilden sich Schwangerschaftsstreifen am Rumpf. Weitere Folgen des ACTH-Überschusses sind Bluthochdruck, Diabetes, Osteoporose und Wassereinlagerungen im Gewebe. Oft entwickeln die Kranken auch Ängste und Depressionen.
- Die Hypophyse bildet auch das Steuerhormon für die Schilddrüse (TSH). Zu einem thyreotropen Adenom, also zum ungehemmten Wachstum der TSH-bildenden Zellen, kommt es allerdings selten. Wird jedoch zu viel TSH ausgeschüttet, bildet sich eine Schilddrüsenüberfunktion mit Herzklopfen, Heißhunger, vermehrtem Schwitzen und Durchfällen.
- FSH- und LH-bildende Tumoren (gonadotrope Adenome) betreffen eher ältere Menschen und verursachen selten Hormonstörungen. Sie fallen eher dadurch auf, dass sie anderes Hirngewebe verdrängen oder einengen.
Verdrängt der Tumor gesundes Hypophysengewebe, kommt es neben der Überfunktion einzelner Hormone auch zu einer hormonellen Unterproduktion (Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion). Ein Wachstumshormonmangel führt z. B. bei Kindern zu Kleinwuchs und Entwicklungsstörungen. Ein Mangel an TSH löst eine Schilddrüsenunterfunktion mit Gewichtszunahme, Kälteintoleranz und Müdigkeit aus. Ein ACTH-Mangel kann eine Nebennierenrinden-Unterfunktion mit Abgeschlagenheit, Schwindel, Übelkeit und Muskelkrämpfen zur Folge haben.
Raumforderung im Gehirn. Stark wachsende Tumoren drücken häufig auf benachbartes Hirngewebe und führen dadurch zu Kopfschmerzen. Verlegt der Tumor dabei die Wege des Hirnwassers (Liquor), steigt der Hirndruck. Auch dadurch entstehen Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Außerdem drücken wachsende Hypophysenadenome oft auf den benachbarten Sehnerven. Dann drohen Sehstörungen wie Doppelbilder oder Gesichtsfeldausfälle. Wird der 3. Hirnnerv eingeengt, kann es zu unterschiedlichen Pupillenweiten kommen. Das liegt daran, dass dieser Nerv die Motorik der Pupille steuert.
Komplikationen
In sehr seltenen Fällen kann ein Hypophysenadenom bösartig werden, d. h. sich zu einem Hypophysenkarzinom entwickeln. Eine weitere gefährliche Komplikation ist die akute Einblutung in den Tumor mit plötzlichem Anstieg des Hirndrucks und Bewusstseinsstörung. Dies ist ein Notfall, der sofort eine intensive Behandlung erfordert.
Diagnosesicherung
Zunächst lässt sich die Ärzt*in von der Patient*in ausführlich die Symptome schildern. Je nach den genannten Beschwerden und eventuellen Befunden bei der körperlichen Untersuchung (Fettverteilung, Bluthochdruck) werden die entsprechenden Hypophysenhormone im Blut bestimmt. Da die Höhe dieser Steuerhormone auch von den Blutspiegeln der von ihnen stimulierten Drüsen abhängt, werden deren Werte oft gleich mitgemessen. Im Einzelnen sind dies:
- Prolaktin
- ACTH und Cortisol
- Wachstumshormon (GH) und IGF-1 (Insulin-Like-Growth-Faktor)
- LH und FSH, sowie Testosteron bei Männern und Östradiol bei Frauen
- TSH und freies Schilddrüsenhormon (T4).
Auch Provokationstests helfen bei der Diagnose:
- Glukosebelastungstest bei Verdacht auf ein somatotropes Adenom: Nach der Gabe von Glukose fällt normalerweise der Blutspiegel des Wachstumshormons. Dieser messbare Abfall bleibt bei einer Überproduktion von Wachstumshormon (z. B. durch einen Tumor) aus.
- Dexamethasontest bei Verdacht auf ein Cushing-Adenom: Dazu nimmt die Patient*in einmalig abends um 23:00 Uhr Dexamethason ein. Am nächsten Morgen um 8:00 Uhr wird Blut entnommen und der Cortisolwert bestimmt. Werte über einem Grenzwert sprechen für eine autonome Überproduktion von ACTH.
Liegen Hinweise auf eine Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion (Adynamie, Kälteintoleranz, Zyklusstörungen) vor, wird außerdem eine weiterführende Hormondiagnostik eingeleitet (siehe dort). Bei Sehstörungen ist eine gründliche augenärztliche Untersuchung angezeigt.
Zur Sicherung der Diagnose und zur Behandlungsplanung dienen bildgebende Verfahren. Am besten eignet sich dafür die Magnetresonanztomografie. Mit ihrer Hilfe lassen sich Größe und Lage der Hypophyse beurteilen. Außerdem kann man darin erkennen, ob die Hirnanhangdrüse auf benachbarte Strukturen drückt.
Behandlung
Hormoninaktive Tumoren, die kleiner als 1 cm sind, werden in der Regel zunächst beobachtet. Solange sie nicht wachsen und keine Beschwerden verursachen, ist keine Therapie erforderlich.
Bei allen anderen Hypophysenadenomen (außer beim Prolaktinom) ist die operative Entfernung des Tumors erforderlich. Das geschieht meist minimalinvasiv durch die Nase (transsphenoidaler Zugang), selten muss der Schädel eröffnet werden. Ist der Tumor schlecht erreichbar oder nicht vollständig zu entfernen, kommen die Bestrahlung oder radiochirurgische Verfahren (z. B. das Gamma-Knife) zum Einsatz.
Medikamentöse Behandlung
Prolaktinome behandelt man zunächst medikamentös mit Dopamin-D2-Agonisten wie Bromocriptin, Quinagolid oder Cabergolin. In 95 % der Fälle verkleinert sich der Tumor und der Prolaktinspiegel im Blut normalisiert sich. Gelingt dies nicht, wird operiert. Führt auch dies nicht zum Erfolg, ist die Bestrahlung eine Option.
Medikamente helfen auch, wenn sich ein somatotropes Adenom weder durch Operation noch Bestrahlung entfernen lässt. Dann können Ausschüttung bzw. Wirkung des Wachstumshormons mit Bromocriptin, Octreotid oder Pegvisomant medikamentös gehemmt werden.
Komplikationen bei der Operation
Durch die Entfernung oder Schrumpfung des Hypophysenadenoms kommt es manchmal zu einer Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion. Diese ist meist nur vorübergehend. In einigen Fällen bleibt sie aber auch dauerhaft bestehen und macht eine lebenslange Hormontherapie erforderlich.
Manche Adenome durchbrechen die Hirnhaut an der Schädelbasis, also dort, wo die Hypophyse aufliegt. Dann droht ein Hirnwasser-Leck, wodurch Hirnwasser aus der Nase fließt. Dieses Leck muss in einer zweiten Operation verschlossen werden, damit keine Keime über die Nase in das Gehirn aufsteigen.
Prognose
Die Mehrheit der Hypophysenadenome ist heute gut behandelbar und hat eine positive Langzeitprognose. Dies gilt insbesondere, wenn der Tumor klein ist und sich gut abgrenzen und komplett entfernen lässt. Manchmal bleibt jedoch nach der Operation eine dauerhafte Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion zurück. In diesen Fällen ermöglicht der Hormonersatz ein nahezu normales Leben. Auch Prolaktinome haben eine gute Prognose. Bei entsprechender medikamentöser Behandlung verkleinern sie sich in den meisten Fällen, wodurch eine Operation unnötig wird.
Ihre Apotheke empfiehlt
Notfallausweis mitführen. Patient*innen, die an der Hypophyse operiert worden sind oder aufgrund ihres Hypophysenadenoms eine Hypophysenvorderlappen-Unterfunktion haben, sollten immer einen Notfallausweis mit sich führen. Das ist wichtig, damit bei Unfällen oder anderen Notfällen die behandelnden Ärzt*innen erkennen, dass der Betroffene evtl. täglich Hormone oder eine anderweitige medikamentöse Therapie benötigt.
Ärzte informieren. Alle behandelnden Ärzte müssen darüber informiert werden, wenn die Patient*in an einer Hypophysenerkrankung leidet. Die wichtigsten Krankenunterlagen sollten deshalb immer zu ärztlichen Kontakten mitgebracht werden. Sind Operationen, zahnärztliche Eingriffe oder eine Darmspiegelung geplant, muss die z. B. bei ACTH-Mangel erforderliche Hydrocortison-Dosis daran angepasst werden.
Rat suchen. Das Hypophysenadenom ist eine Erkrankung, die viele Bereiche des Lebens beeinträchtigen kann. Selbsthilfegruppen sind eine wichtige Unterstützung, weil sich darin Betroffene und Angehörige offen austauschen und gegenseitig Rat und Tipps geben können.
Weiterführende Informationen
Das "Netzwerk für Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e.V." bietet auf seiner Webseite umfangreiches Informationsmaterial sowie Kontaktmöglichkeiten zu einer der in Deutschland zahlreich vertretenen regionalen Selbsthilfegruppen.

Medikamente können Menschen mit starkem Übergewicht das Abnehmen erleichtern.
Abnehmen mit Nachhilfe
Von Formuladiät bis Spritze
Theoretisch ist Abnehmen ganz einfach: Man muss nur mehr Kalorien verbrauchen, als man aufnimmt. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Vielen Menschen mit Übergewicht gelingt es trotz aller Anstrengung nicht, dauerhaft Gewicht zu verlieren. Dann sind Medikamente eine Option. Doch was leisten sie – und wo lauern Gefahren?
Gefährliches Fett
Fast jede zweite Frau und mehr als die Hälfte der Männer in Deutschland sind übergewichtig. Übergewicht ist definiert als ein Body-Mass-Index > 25 kg/m2. Ab 30 gilt man als stark übergewichtig oder adipös. Für die Berechnung des BMIs gibt es eine Formel, noch einfach geht es mit entsprechenden Tabellen oder BMI-Rechnern im Netz.
Starkes Übergewicht ist ein Gesundheitsrisiko, denn es begünstigt viele Krankheiten. Dazu gehören u.a. der Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Deshalb raten Expert*innen spätestens bei einem BMI über 30 zum Abnehmen. Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 29,9 sollten eine Gewichtsreduktion anstreben, wenn sie gleichzeitig unter übergewichtsbedingten Erkrankungen leiden oder vermehrtes Bauchfett haben.
Hinweis: Das Fett, das sich im Bauchraum um die inneren Organe anlagert, gilt als besonders riskant. Es produziert zahlreiche entzündungsfördernde Botenstoffe, die krankmachende Prozesse antreiben.
Abnehmen – aber wie?
Grundsätzlich wird Übergewichtigen zunächst empfohlen, ihren Lebensstil zu überprüfen und zu optimieren. Dazu gehört, sich mehr zu bewegen und sich gesund und kalorienreduziert zu ernähren. In der aktuellen Adipositas-Leitlinie heißt es, dass ein Kaloriendefizit von 500-600 kcal sinnvoll ist. Das bedeutet, dass man 500 bis 600 kcal weniger zu sich nehmen soll, als der Körper mit Grundumsatz und Leistungsumsatz verbraucht. Der Grundumsatz ist die Energiemenge, die der Körper in völliger Ruhe zur Aufrechterhaltung lebenswichtiger Funktionen benötigt, während der Leistungsumsatz die zusätzliche Energie beschreibt, die durch körperliche Aktivität, Arbeit oder Sport verbraucht wird.
Spart man täglich diese Menge an Kalorien ein, nimmt man in den ersten drei Monaten pro Woche etwa 0,5 kg ab. Danach wehrt sich der Körper und stellt auf einen Energiesparmodus um. Dann heißt es erstmal durchhalten und nicht in alte Ernährungsgewohnheiten zurückfallen. Mit der Zeit geht es dann mit der Gewichtsabnahme wieder weiter.
Die zweite Säule für die Gewichtsreduktion ist Bewegung. Am besten ist es, täglich 30 bis 60 Minuten körperlich aktiv zu sein. Empfohlen werden Walking, Joggen, Schwimmen und Fahrradfahren, idealerweise mit moderatem Krafttraining. Insgesamt gilt: Jeder Schritt ist besser als keiner. Dazu gehört auch, statt mit dem Lift zu fahren die Treppe zu benutzen oder eine Haltestelle auch mal zu laufen.
Hinweis: Für die kalorienreduzierte Ernährung werden drei Kostformen empfohlen: Die Ernährung nach den 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die mediterrane Kost oder eine vegetarische Lebensweise.
Fasten und Mahlzeitenersatz
Hilfreich beim Abnehmen kann auch Intervallfasten sein. Dabei wird zwischen zwei Strategien unterschieden: Dem 2:5-Fasten mit zwei Fastentagen pro Woche und der täglichen Fastenpause von 16 Stunden (16:8-Methode). Intervallfasten fördert nicht nur das Abspecken. Es hat auch positive Auswirkungen auf den Zucker- und Fettstoffwechsel und auf die Leber. Wer unter chronischen Krankheiten oder niedrigem Blutdruck leidet, sollte das Fasten mit der Hausärzt*in absprechen.
Eine weitere beliebte Methode zum Abnehmen ist der Mahlzeitenersatz durch Formuladiäten. Die industriell gefertigten Nährstoffgemische werden meist mit Wasser oder Milch angerührt. Sie helfen vor allem beim Einstieg in den Prozess des Abnehmens. Dabei werden zu Beginn zwei Mahlzeiten, später nur noch eine durch ein geeignetes Produkt ersetzt. Formuladiäten haben den Vorteil, dass sie trotz Kalorienreduktion alle lebensnotwendigen Nährstoffe mitliefern. Wichtig: Auch Formuladiäten sollten von chronisch Kranken nicht auf eigene Faust durchgeführt werden. Denn bei ihnen können durch schnelles Abnehmen Gesundheitsrisiken auftreten. Zur Sicherheit ist vorher eine Ärzt*in zu konsultieren.
Hinweis: Sowohl das Intervallfasten als auch die Formuladiät sollten wie alle Abspeckstrategien in ein Gesamtkonzept eingebettet werden, d. h. von einer Ernährungsoptimierung und mehr Bewegung begleitet werden.
Rezeptfreie Hilfe aus der Apotheke
Es gibt zahlreiche rezeptfreie Produkte, die beim Abnehmen unterstützend wirken.
- Quellmittel binden Flüssigkeit im Magen und vermitteln ein künstliches Sättigungsgefühl. Damit es nicht zu Blähungen, Verdauungsproblemen und Verstopfung kommt, muss man unbedingt ausreichend trinken. Quellmittel gibt es als spezielle Produkte, aber auch Leinsamen und Flohsamenschalen können große Mengen an Flüssigkeit binden.
- Fettbinder binden die aufgenommenen Fette im Darm und verhindern so deren Aufnahme ins Blut. Stattdessen werden die Fette dann über den Stuhl ausgeschieden. Dadurch kann es allerdings zu Verdauungsbeschwerden kommen, auch ein Mangel an fettlöslichen Vitaminen ist möglich.
- Orlistat ist ein sogenannter Fettblocker. Er hemmt im Darm die Enzyme, die die aufgenommenen Fette spalten (Lipasen). Dadurch können die Fette nicht über die Darmschleimhaut aufgenommen werden. Auf diese Weise wird etwa ein Drittel der mit der Nahrung zugeführten Fette mit dem Stuhl unverdaut ausgeschieden. Auch durch den Fettblocker kann es zu Verdauungsstörungen wie Blähungen und Bauchschmerzen kommen. Insbesondere ist das der Fall, wenn die Mahlzeit mehr als 15 g Fett beinhaltet. Deshalb sollten die Mahlzeiten auch mit der Einnahme von Orlistat so fettarm wie möglich ausfallen. Orlistat ist für Menschen über 18 Jahren geeignet, die einen BMI über 28 aufweisen. In der Wirkstärke von 60 mg kann es rezeptfrei in der Apotheke erworben werden. Vorsicht ist bei Menschen geboten, die regelmäßig Medikamente einnehmen. Sie sollten vor der Einnahme ihre Ärzt*in aufsuchen. Vor allem bei Blutdruckmitteln und Antidiabetika muss häufig die Dosis angepasst werden.
Hinweis: Zum Abnehmen werden im Internet oft Fettburner empfohlen. Sie sollen die Fettverbrennung ankurbeln. Wissenschaftlich belegt ist diese Wirkung jedoch nicht.
Medikamente zum Abspecken
Viele Menschen schaffen es nicht, mit den genannten Maßnahmen ausreichend abzunehmen. Denn die Gewichtsreduktion ist nicht nur eine Frage der Disziplin. Es gibt etliche Faktoren, die beim Abnehmen stören. So reagiert der Körper auf die Kalorienreduktion oft kontraproduktiv: Er senkt seinen Grundumsatz und steigert den Appetit. Stress, Depression oder Angststörungen können zudem das Essverhalten stark beeinflussen und Abnehmversuche zunichtemachen. Dazu kommt die Umwelt, die permanent mit hochkalorischen, oft ungesunden Lebensmitteln lockt – sei es im Supermarkt oder bei geselligen Anlässen. Und schlussendlich ist es für viele nicht leicht, Sport und Bewegung in ihren Alltag zu integrieren.
Um den komplexen Prozess des Abnehmens zu unterstützen, gibt es inzwischen einige verschreibungspflichtige Arzneimittel. Sie sind zur Behandlung der Adipositas (BMI über 30) bzw. bei Übergewicht (BMI 25 bis 29,9) plus begleitenden Risikofaktoren zugelassen und werden zusätzlich zu Ernährungsumstellung und Bewegung verordnet.
Orlistat 120 mg. In der Dosierung von 120 mg ist der Fettblocker verschreibungspflichtig. Die Substanz wird dreimal täglich zu den fetthaltigen Mahlzeiten eingenommen. Aufgrund der doppelt so hohen Dosierung wie beim rezeptfreien Präparat muss vermehrt auf Nebenwirkungen geachtet werden, weshalb bei der Therapie eine ärztliche Überwachung vorgeschrieben ist. Zu erwarten ist ein Gewichtsverlust von etwa 5-7% des Gesamtgewichts.
GLP-1-Analoga. Diese Wirkstoffe imitieren die Wirkung des körpereigenen Darmhormons Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1). Bei erhöhtem Blutzucker stimulieren sie die Insulinausschüttung und hemmen die Freisetzung des Hormons Glukagon, das den Blutzucker erhöht. Außerdem verzögern sie die Entleerung des Magens. Dadurch steigt das Sättigungsgefühl und der Appetit sinkt. Durch diese Wirkprinzipien unterstützen sie nicht nur die Blutzuckerkontrolle (wofür sie zunächst entwickelt wurden). Sie fördern auch eine Gewichtsabnahme.
GLP-1-Analoga werden unter die Haut gespritzt. Das muss sein: Da es sich bei ihnen um Peptide (Eiweiße) handelt, würden sie bei oraler Aufnahme als Tabletten im Magen-Darm-Trakt verdaut werden und ihre Wirksamkeit verlieren. Zur Behandlung der Adipositas sind zwei GLP-1-Analoga zugelassen. Das ältere, Liraglutid, wird täglich gespritzt. Mit ihm ist eine durchschnittliche Gewichtsabnahme von 8-10% des Gesamtgewichts erreichbar. Das seit 2022 erhältliche Semaglutid spritzt man einmal pro Woche. Es soll zu einer Abnahme von etwa 15-17% führen.
Die häufigsten Nebenwirkungen der GLP-1-Analoga betreffen den Magen-Darm-Trakt. Sehr oft kommt es zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung sowie Bauchschmerzen. Auch über Kopfschmerzen und Schwindel wird berichtet. Neben diesen Beschwerden sind sehr selten auch schwerwiegende Nebenwirkungen möglich. Dazu gehören u. a. der Darmverschluss, die Entzündung der Bauchspeicheldrüse und eine Magenlähmung. Deshalb ist es wichtig, dass Menschen, die GLP-1-Analoga spritzen, ihren Körper gut beobachten und bei Gesundheitsproblemen frühzeitig ihre Ärzt*in aufsuchen.
Hinweis: Diskutiert wurde auch, dass unter GLP-1-Analoga Suizidgedanken und Suizide vermehrt auftreten. In aktuellen Studien konnte ein Zusammenhang bisher nicht bestätigt werden.
Mit dualem Agonisten noch mehr Gewicht verlieren
GLP-1-Analoga wirken im Darm an einem bestimmten Rezeptor, am GLP-1-Rezeptor. Seit einiger Zeit ist in Deutschland ein dualer Agonist zugelassen: Tirzepatid bindet sowohl am GLP1-Rezeptor als auch am Rezeptor für das „Glukoseabhängige insulinotrope Peptid“, kurz GIP. GIP fördert die Insulinausschüttung und beeinflusst das Appetit- und Sättigungszentrum im Gehirn.
Durch die Wirkung auf GLP1- und GIP-Rezeptoren entfaltet Tirzepatid bei der Blutzuckerregulierung und bei der Gewichtsreduktion stärkere Effekte als Liraglutid und Semaglutid. Neue Untersuchung zeigen zudem, dass Tirzepatid bei adipösen Patient*innen mit Herzschwäche das Risiko für einen Herz-Kreislauf-bedingten Tod und das Fortschreiten der Herzschwäche senkt.
Durch den doppelten Ansatz kommt es zu einer noch stärkeren Gewichtsreduktion. Man geht davon aus, dass Betroffene bei korrekter Verwendung bis zu 31% ihres Gesamtgewichts verlieren können. Wie Semaglutid wird auch Tirzepatid einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt. Und ebenso wie die beiden GLP1-Analoga sollte auch Tirzepatid nicht allein, sondern im Rahmen einer Gesamtkonzepts inklusive Ernährungsumstellung und mehr Bewegung eingesetzt werden.
Auch bei Tirzepatid kommt es sehr häufig zu Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich. Eine langsame Steigerung der Dosis – unter ärztlicher Aufsicht! – kann die Therapie verträglicher machen. Typisch sind Übelkeit, Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall, selten kann es zu einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung kommen. Obwohl Tirzepatid effektiver ist als GLP1-Analoga, scheinen entsprechende Beschwerden nicht häufiger oder stärker aufzutreten.
Hinweis: Übergewichtige müssen bisher die Kosten für eine Gewichtsreduktionstherapie mit GLP1-Analoga oder GLP1/GIP-Analoga aus eigener Tasche bezahlen. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für diese Wirkstoffe nur, wenn sie zur Behandlung eines Typ-2-Diabetes verschrieben werden.
Ozempic-Babys als Nebenwirkung
Seit geraumer Zeit geistert der Begriff der sogenannten „Ozempic-Babys“ durch das Internet. Damit werden ungeplante Schwangerschaften bei Frauen bezeichnet, die mit GLP1-Analoga behandelt werden (Ozempic ist der Warenname von Semaglutid zur Therapie von Typ-2-Diabetes). Prinzipiell ist dies bei allen GLP1-Analoga, auch bei GLP1/GIP-Analoga möglich.
Zwei Ursachen werden dafür diskutiert: Übergewichtige oder adipöse Frauen haben häufig hormonelle Störungen, die die Fruchtbarkeit verschlechtern. Durch die Gewichtsabnahme kann sich der Hormonhaushalt wieder normalisieren und die Empfängnisbereitschaft verbessert werden.
Ein weiterer Grund für ungeplante Schwangerschaften ist die Beeinträchtigung von oralen Verhütungsmitteln. Nebenwirkungen der GLP1-Analoga-Therapie wie Erbrechen und Durchfall können die Aufnahme der „Pille“ im Darm beeinträchtigen und damit die Verhütung unwirksam machen.
Kommt es unter der Therapie mit GLP-1- oder GLP1/GIP-Analoga zu einer Empfängnis, soll die Behandlung abgebrochen werden. Ein Schwangerschaftsabbruch ist nicht erforderlich: In bisherigen Studien war die Rate schwerer Geburtsfehler bei Frauen, die unter GLP-1-Analoga schwanger wurden, nicht höher als bei Frauen mit Typ-2-Diabetes oder Übergewicht. Eine engmaschige Betreuung der werdenden Mutter wird jedoch angeraten.
Hinweis: Von der Einnahme von GLP1-Analoga und GLP1/GIP-Analoga wird in der Schwangerschaft prinzipiell abgeraten, da es noch keine ausreichenden Daten zur Sicherheit gibt. Die Hersteller weisen darauf hin, dass bei einer Therapie mit diesen Wirkstoffen eine sichere Verhütung dringend erforderlich ist. Pillenanwender*innen werden zusätzliche Verhütungsmaßnahmen empfohlen.
Wunschgewicht mit Abnehmspritze erreicht – und nun?
Ist mithilfe von GLP1-Analoga oder GLP1/GIP-Analoga das Ziel erreicht, stellt sich die Frage, wie es weiter geht. Wird die Spritze einfach abgesetzt, droht die Gefahr, dass ein Großteil des verlorenen Gewichts innerhalb eines Jahres wieder zugenommen wird.
Das liegt daran, dass die Spritze das Sättigungsgefühl und den Appetit reguliert. Ohne die Wirkstoffe bleibt die schnelle Sättigung aus, die Betroffenen essen wieder mehr und die Pfunde sammeln sich erneut an. Die meisten Menschen müssen diese Medikamente deshalb langfristig – evtl. sogar ein Leben lang – anwenden, um den Effekt aufrecht zu erhalten.
Ein Absetzen nach Erreichen des Wunschgewichts ist jedoch nicht ausgeschlossen. Voraussetzung dafür ist, dass die Gewichtsreduktion mit GLP1- und GIP-Analoga in eine übergreifende Strategie integriert wurde. Das bedeutet, dass die Übergewichtigen während der Therapie ihren Lebensstil optimieren müssen: Für langfristige Effekte ohne den weiteren Einsatz der Wirkstoffe ist es zwingend erforderlich, die Ernährung dauerhaft anzupassen und täglich körperlich aktiv zu sein.
Folgende Kriterien sollten für ein Absetzen von GLP1/GIP-Analoga erfüllt sein:
- Stabil gehaltenes Gewicht über mindestens sechs Monate,
- regelmäßige körperliche Aktivität (mindestens 150 Minuten / Woche),
- kontinuierliche gesunde Ernährung, die nicht als Diät gesehen wird,
- stabiles Essverhalten ohne Heißhungerphasen, kein Essen aufgrund von Stress und eine
- stabile Psyche.
In diesen Fällen kann unter engmaschiger ärztlicher Betreuung ein Absetzen versucht werden. Wichtig ist, dass dieses nicht abrupt, sondern schrittweise geschieht. Empfohlen wird häufig auch eine begleitende Verhaltens- oder Ernährungstherapie. Sollte es trotzdem zu Heißhungerattacken oder eine Gewichtszunahme von mehr als 2-3 kg in kurzer Zeit kommen, heißt es Gegensteuern. Gleiches gilt, wenn die Motivation zu Sport und Bewegung absinkt. Für diese Fälle ist nach Rücksprache mit der Ärzt*in gegebenenfalls eine erneute Aufnahme der Therapie erforderlich.
Quellen: pta heute, Gelbe Liste, Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft