Gesundheit heute

Aufbau des arteriellen Blutgefäßsystems

Aufbau der Gefäßwände

Die Wände von Arterien und Venen setzen sich aus drei Schichten zusammen: Die innerste Schicht (Tunica intima oder Gefäßinnenhaut) besteht aus einem dünnen schützenden Endothel, einer Zellschicht also, die die innere Oberfläche der Gefäße auskleidet, zusammen mit einigen Lagen Bindegewebezellen. Die Intima spielt bei der Entstehung der Arteriosklerose eine wichtige Rolle. In der Mitte liegt die Muskelschicht, sie ist bei Arterien deutlich stärker als bei Venen. Die äußere Schicht (Tunica externa) setzt sich aus Bindegewebe und elastischen Fasern zusammen. Sie verankert das Gefäß in seiner Umgebung und sichert bei größeren Gefäßen auch die Versorgung des Gefäßes selbst.

In herznahen Bereichen sind alle Arterien elastisch. Während das Herz das Blut in sie hineinpumpt, weiten sie sich wie ein schlauchförmiger Luftballon und kappen so die Blutdruckspitzen. Nach dem Ende des Herzschlags ziehen sie sich wieder zusammen und drücken so das Blut weiter. Durch diese Windkesselfunktion werden die Blutströmung verfestigt und zugleich die druckempfindlichen kleinsten Blutgefäße geschont. Das Nachlassen der Windkesselfunktion ist eine der Ursachen für den Blutdruckanstieg im höheren Lebensalter.

Das weitaus meiste Blut im menschlichen Körper (~ zwei Drittel) befindet sich jedoch nicht im arteriellen System, sondern in den Venen. Es wird nur langsam und mit geringem Druck zum Herzen zurücktransportiert. Venenwände sind deshalb dünner als Arterienwände.

Blutdruckregulation

Innerhalb des arteriellen Systems wird das Blut durch Druck rasch im Körper verteilt. Der Druck, mit dem das Blut durch die Blutgefäße fließt, hängt von der Herzleistung, vom Durchmesser der Blutgefäße und ihrer Elastizität ab. Rezeptoren in den Blutgefäßen melden den aktuellen Blutdruck an das unwillkürliche Nervensystem (autonomes Nervensystem). Die Durchmesser der Gefäße und die Herzleistung werden an geänderte Anforderungen anpasst, wie sie z. B. schon bei einem einfachen Lagewechsel vom Liegen ins Stehen auftreten.

Von: Dr. med. Dieter Simon, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Herzdruckmassage auch bei Frauen!

Bei der Herzdruckmassage muss das Brustbein 5 bis 6 cm tief Richtung Wirbelsäule gedrückt werden.

Herzdruckmassage auch bei Frauen!

Keine falsche Scheu

Frauen haben beim Herzstillstand in der Öffentlichkeit schlechte Karten. Sie werden seltener reanimiert als Männer und haben schlechtere Überlebenschancen.

Nur zwei Drittel werden reanimiert

Bei einem Herzstillstand hilft nur eines: Die Reanimation mit Herzdruckmassage. Doch davon profitieren in erster Linie Männer. Denn Frauen bekommen von Ersthelfer*innen deutlich seltener eine Herzdruckmassage, wie Studien immer wieder aufzeigen.

So auch z. B. eine Untersuchung aus den Niederlanden. Darin erhielten nur knapp 68 Prozent der Frauen, die in der Öffentlichkeit einen Herzstillstand erlitten hatten, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung. Bei den Männern waren es immerhin 73 Prozent. Das dürfte mit ein Grund sein, warum Männer einen Herzstillstand häufiger überleben als Frauen. Ihre Überlebensrate betrug in der holländischen Studie 20%, die der Frauen nur 12,5 %.

Keine falsche Scham!

Einige Gründe könnten dazu führen, dass Frauen bei einem Herzstillstand auf offener Straße seltener geholfen wird. Möglicherweise besteht eine gewisse Scham, die Brust einer Frau zu berühren oder ihre Kleidung anzuheben. Ein weiterer Grund könnte die Tatsache sein, dass in den Erste-Hilfe-Kursen die Wiederbelebung meist an männlichen Puppen geübt wird. Manch eine Ersthelfer*in hat vielleicht auch Sorge, durch hartes oder schnelles Drücken die Frauenbrust zu verletzen.

Druckpunkt liegt auf dem Brustbein

Doch das ist unbegründet: Der richtige Druckpunkt liegt bei der Herzdruckmassage auf dem Brustbein, also zwischen den Brüsten. Bei exaktem Vorgehen kann der Brust also nichts passieren. Zaudern dagegen kann tödlich sein, mahnen Expert*innen. Ob Mann oder Frau, ob weibliche oder männliche Ersthilfe: Bei einem Herzstillstand muss die Herzdruckmassage sofort beginnen. Laut Herzstiftung sieht das folgendermaßen aus:

  • Knien Sie sich seitlich neben die Person (egal ob rechts oder links)
  • Setzen Sie den Handballen auf die Mitte des Brustbeins, platzieren Sie Ihre zweite Hand auf den Handrücken der ersten.
  • Beugen Sie sich senkrecht über die Brust und drücken Sie mit gestreckten Armen das Brustbein tief (5 bis 6 cm) und schnell (100 bis 120-Mal/Minute) in Richtung Wirbelsäule.

Atemspende weglassen

Die Herzdruckmassage muss durchgeführt werden, bis das Rettungsteam einsetzt. Weil sie sehr anstrengend ist, sollten sich mehrere Ersthelfer*innen abwechseln. Eine Atemspende empfiehlt die Herzstiftung ausdrücklich nicht. Dass liegt unter anderem daran, dass eine Herzdruckmassage ohne Beatmung einfacher durchzuführen und die Bereitschaft von Ersthelfer*innen dazu größer ist. Studien haben auch gezeigt, dass die Herzdruckmassage allein in den ersten Minuten nach Herzstillstand effektiver ist als die Reanimation mit Atemspende.

Frauenherzen schlagen anders

Frauen mit Herzstillstand werden seltener als Männer von Laien reanimiert - das muss sich ändern. Um darauf aufmerksam zu machen, gibt es den #GoRed Day. Wer heute, am 7.Februar 2025, etwas Rotes trägt und ein Foto davon in den Sozialen Medien postet, macht damit auf Frauenherzgesundheit aufmerksam.

Quellen: European Heart Journal, Deutsche Herzstiftung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Science Photo Library / Microgen Images