Gesundheit heute

Herzmuskelentzündung

Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Entzündung des Herzmuskels, meist unbemerkt als vorübergehende Begleitreaktion einer Grippe oder anderer fieberhafter Erkrankungen. Seltener massiv die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigend oder zu Herzrhythmusstörungen, insbesondere Extrasystolen und AV-Blocks führend. Bleibt sie in den letzt genannten Fällen unbehandelt, droht selten sogar ein plötzlicher Herztod. Ansonsten heilt die Herzmuskelentzündung meist von selbst aus, eine chronische Herzinsuffizienz kann aber als Dauerfolge bleiben.

Leitbeschwerden

  • Leistungsschwäche, Müdigkeit
  • Fieberhafter Infekt verbunden mit Herzklopfen, Herzstolpern, Herzrasen in Ruhe oder nach geringer körperlicher Belastung
  • Im fortgeschrittenen Stadium: alle Anzeichen der Herzinsuffizienz wie Atemnot bei Belastung und Ödeme.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn ein fieberhafter Infekt verbunden ist mit

  • Wiederkehrendem Herzklopfen
  • Herzstolpern
  • Herzrasen
  • Druck- und Wundgefühl im Herzbereich

Sofort den Notarzt rufen, wenn

  • Zuvor nicht bekannte Herzrhythmusstörungen auftreten
  • Atemnot oder Ohnmacht auftritt.

Die Erkrankung

Prinzipiell können alle Infektionserreger, die den Körper befallen, eine Herzmuskelentzündung auslösen. Bei verschleppten und unzureichend behandelten viralen Infekten (mit kardiotropen Viren wie Coxsackie), insbesondere der oberen Atemwege, kommt dies jedoch häufiger vor.

Die Behandlung besteht zunächst in der körperlichen Schonung, um das Herz nicht zusätzlich zu belasten. Ist der Auslöser bekannt, unterstützt eine gezielte Medikamentengabe den Heilungsprozess. Die Erkrankung dauert durchschnittlich 6 Wochen, im Einzelfall aber zwischen 2 und über 12 Wochen. Greift die Entzündung auch auf den Herzbeutel über, so spricht man von einer Perimyokarditis.

Die meisten Herzmuskelentzündungen heilen wieder ab, ohne dass das Herz einen bleibenden Schaden zurückbehält. Bei jedem Sechsten gerät jedoch ein chronischer Prozess in Gang, der zum bindegewebigen Umbau (Fibrosierung) und zur Leistungsminderung der Herzmuskulatur führt. Er kann in einer dilatativen Kardiomyopathie mit chronischer Herzinsuffizienz enden.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Leistungsschwäche, Müdigkeit und fehlende körperliche Belastbarkeit sind typische Beschwerden bei jeder fieberhaften Infektion. Erst zusätzlich neu auftretende Herzrhythmusstörungen und EKG-Veränderungen machen eine Herzmuskelentzündung wahrscheinlich.

Neben dem Abhören des Herzens und dem Ruhe-EKG deckt ein Langzeit-EKG die Herzrhythmusstörungen auf. In der Echokardiografie ist eine Erweiterung der Herzhöhlen, eine gestörte Pumpfunktion oder ein entzündlicher Erguss im Herzbeutel zu erkennen. Im Blut lassen sich Entzündungszeichen oder Antikörper gegen Krankheitserreger nachweisen. Bei einer Pumpschwäche sind das vergrößerte Herz und eine Lungenstauung im Röntgenbild sichtbar. In Zweifelsfällen hilft das Kardio-MRT, die Diagnose zu sichern.

Eine Herzkatheteruntersuchung ist in den meisten Fällen nicht erforderlich. Gelegentlich wird sie dennoch durchgeführt, um eine kleine Gewebeprobe zu entnehmen und diese auf Entzündungszellen und Krankheitserreger hin zu untersuchen.

1927_GTV_Pilzherde_Herzmuskelentzuendung.jpg|Gewebeprobe bei einer infektiösen Herzmuskelentzündung. Der Pfeil zeigt einen der Pilzherde, die für das schwere Krankheitsbild verantwortlich sind. |[GTV 1927]|Pilzherde in einer Herzmuskel-Gewebeprobe bei Myokarditis

Therapie. Die Behandlung hängt stark von der Schwere der Entzündung ab, basiert aber immer auf drei Säulen:

  • Der maximalen Entlastung und Schonung des Herzens. Dazu verordnet der Arzt je nach Schwere „Arbeitsverbot“ (auch im Haushalt), häusliche Bettruhe oder eine Krankenhauseinweisung.
  • Der medikamentösen Stabilisierung der Herzleistung mit Medikamenten wie ACE-Hemmern und/oder Betablockern, bei bakterieller Myokarditis kommt eine antibiotische Therapie entsprechend dem Erregernachweis hinzu.
  • Dem raschen Erkennen von einer sich akut verschlechternden Herzleistung. Eventuell ist dazu eine Verlegung auf die Intensivstation notwendig oder eine Entlastung des Herzens durch temporären mechanischen Herzersatz.

Selbsthilfe

Viele Entzündungskrankheiten, insbesondere Virusinfekte, überfallen uns schicksalhaft und sind nicht zu verhindern. Und so ist auch niemand gegen eine Herzmuskelentzündung gefeit. Aber auf die Rahmenbedingungen können Sie Einfluss nehmen: So begünstigt besonders die Kombination aus körperlichen Belastungen, Stress oder Alkohol die Entwicklung einer Herzmuskelentzündung. Wenn Sie also Phasen hoher Beanspruchung haben, achten Sie darauf, dass es immer wieder Momente der Erholung und des Seele-Baumeln-Lassens gibt. Und wenn es Sie getroffen hat: Nehmen Sie die Erkrankung ernst. Sie kann Sie im wörtlichen Sinne mitten aus dem Leben reißen.

Vorsorge

Bei bakteriellen Entzündungen der Haut und der Schleimhäute verhindert eine effektive Antibiotikatherapie die Entstehung einer Herzmuskelentzündung. Brechen Sie daher die Antibiotikabehandlung nicht vorzeitig ab.

Besonders wichtig ist eine ausreichende Rekonvaleszenz nach Infektionen: Achten Sie bis mindestens 4 Wochen nach dem vollständigen Abklingen einer Infektion auf ausreichende körperliche Schonung und gesunde Ernährung. Vor Infektionen wie Grippe, Röteln, Mumps, Masern, Windpocken, Hepatitis oder Diphtherie können Sie sich mit Impfungen schützen. Dieses Angebot sollten Sie auch aus der Sicht des Kardiologen annehmen, denn alle diese Krankheiten können auch zur Herzmuskelentzündung führen.

Weiterführende Informationen

  • H-J. Trappe: Herzkrank. Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Herzschwäche. Trias, 2004. In diesem Buch wird neben anderen Herzkrankheiten auch die Herzmuskelentzündung besprochen.

Von: Dr. med. Dieter Simon, Dr. med.Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Sommerhitze lässt Herzen flimmern

Wenn die Temperaturen immer weiter steigen, ist die Gesundheit in Gefahr.

Sommerhitze lässt Herzen flimmern

Achtung, Vorhof in Gefahr

Hitze kann viele Gesundheitsprobleme verursachen. Mit dabei sind Herzrhythmusstörungen. Schon ab 39° C Außentemperatur steigt das Risiko für Vorhofflimmern deutlich an.

4 Millionen Deutsche mit Vorhofflimmern

Vorhofflimmern ist in Deutschland häufig: Etwa vier Millionen Menschen sollen darunter leiden. Bei den meisten tritt die Herzrhythmusstörung anfallsartig auf. Macht es sich bemerkbar, kommt es zu Herzrasen, unregelmäßigem Herzschlag, Schwäche, Schwindel und Erschöpfung.

An Tagen mit großer Hitze müssen Menschen mit Vorhofflimmern vermehrt mit Flimmer-Attacken rechnen, wie US-amerikanische Forschende herausgefunden haben. Sie analysierten die Daten von über 3000 Personen aus 103 amerikanischen Städten. Die Männer und Frauen trugen alle einen implantierten Defibrillator, der die Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus aufzeichnete.

Insgesamt wurden innerhalb von sieben Jahren 3900 Herzrhythmusstörungen registriert, etwa 2500 betrafen den Vorhof. Die Flimmerepisoden traten insbesondere tagsüber zwischen 9 und 16 Uhr auf, abends etwas seltener und nachts überhaupt nicht. Zudem war Vorhofflimmern werktags häufiger als abends.

Fast dreimal so hohes Risiko

Besonders interessierte die Forschenden, welches Wetter bei den Flimmerepisoden vorgelegen hatte. Dazu nutzten sie die Daten aus den örtlichen Wetterstationen. Es stellte sich heraus, dass die Außentemperaturen einen großen Einfluss auf den Herzrhythmus hatten: Bei 39° C trat Vorhofflimmern 2,4-mal häufiger auf als bei 19° C, bei 41 ° C fast dreimal so häufig.

Je heißer es draußen ist, desto mehr steigt also die Gefahr für Vorhofflimmern, schreiben die Studienautor*innen. Bei weltweit ansteigenden Temperaturen müsse dies unbedingt in die Risikobewertung von Menschen mit anfallsartigem Vorhofflimmern einbezogen werden.

Hitze meiden und auf den Körper hören

Für Betroffene ist es wichtig, über die Gefahr informiert zu sein. Zum einen können sie versuchen, großer Hitze aus dem Weg zu gehen. Zum anderen sollten sie in Zeiten, in denen es heiß ist, besonders aufmerksam für mögliche Warnzeichen sein.

Quelle: Journal of the American Heart Association

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Chromorange / Michael Bihlmayer