Gesundheit heute

Eingeweidebruch

Eingeweidebruch (Hernie): Sack- oder beulenartige Ausstülpung des Bauchfells (Bruchsack) durch eine Lücke in der Bauchwand (Bruchpforte, Bruchring). Der Bruchsack enthält Eingeweide, Organteile oder Fettgewebe. Mit 75 % ist der Leistenbruch (Leistenhernie) die häufigste Form der Eingeweidebrüche; betroffen sind vor allem männliche Säuglinge und ältere Männer. Die Schenkelhernie ist mit 10 % die zweithäufigste Form und betrifft besonders oft Frauen ab 50 Jahren.

Eingeweidebrüche lassen sich nur operativ beheben. Ob und wann ein Eingeweidebruch operiert werden muss, hängt von seiner Lage und den Beschwerden ab, die er verursacht. Dringend ist eine Operation immer, wenn sich Organteile (insbesondere Darmschlingen) in der Bruchpforte einklemmen (Brucheinklemmung, Hernieninkarzeration) und ein Darmverschluss und damit ein Absterben von Darmschlingen droht.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Äußerlich sichtbares Vorwölben der Bauchdecke, ständig oder nur beim Husten oder beim Pressen während des Stuhlgangs
  • Gar keine oder leichte Schmerzen; wenn Schmerzen bestehen, dann oft nur bei Belastung oder beim Pressen
  • Stärkste Schmerzen über der Vorwölbung bei Einklemmung von Darmwandanteilen.

Wann zum Arzt

In den nächsten zwei Wochen, wenn

  • eine schmerzlose oder schmerzhafte Vorwölbung im Leisten- oder Nabelbereich bemerkt wird.

In den nächsten Stunden, wenn

  • eine Vorwölbung im Bauchbereich besteht und im vorgewölbten Bauchwandbereich plötzlich starke Schmerzen auftreten oder wenn plötzliche Verdauungsprobleme hinzutreten. Beides weist auf eine Einklemmung von Darmschlingen hin.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Ursachen

Normalerweise ist die Bauchwand durch sich überlagernde Muskelschichten vollständig geschlossen, sodass die Eingeweide auch bei erhöhtem Druck im Bauchraum, etwa beim Husten, immer in ihrer Position gehalten werden. In manchen Fällen hält die Bauchwand aber dem Druck von innen nicht mehr stand, sodass sie an ihren natürlichen Schwachstellen – das sind die Durchtrittsstellen von Blutgefäßen, Nerven oder Muskeln – auseinanderweicht. So entstehen Bruchpforten, durch die beim Niesen, Husten, Heben schwerer Lasten oder starken Pressen während des Stuhlgangs die Eingeweide nach außen treten und dann als Vorwölbung (Bruchsack) sicht- und tastbar sind. Ursachen für die Schwächung der Bauchwand sind z. B.

  • schwache Bauchmuskulatur
  • angeborene Bindegewebsschwäche
  • Schäden nach Operationen
  • Übergewicht
  • Schwangerschaft
  • chronischer Husten
  • Verletzungen.

Formen

Brüche oder Hernien lassen sich in verschiedene Formen einteilen:

Erworbene Hernien sind Brüche, die durch äußere Umstände begünstigt werden, vor allem durch häufiges Heben schwerer Lasten oder häufiges Bauchpressen, z. B. bei chronischer Verstopfung. Dagegen entstehen die selteneren angeborenen Hernien durch einen unvollständigen Bauchdeckenschluss in der vorgeburtlichen Entwicklung.

Lässt sich die Vorwölbung von Hand beheben oder gleitet sie von selbst wieder zurück, liegt eine reponible Hernie vor. Verwachsungen zwischen Bruchinhalt und Bruchsack können dazu führen, dass der Eingeweidebruch nicht mehr zurückgeschoben werden kann (irreponible Hernien). Ist die Hernie in die Bruchpforte eingeklemmt, spricht man von einer inkarzerierten Hernie.

Neben sicht- und tastbaren äußeren Hernien gibt es auch innere Hernien, die von außen nicht sichtbar sind. Die häufigste innere Hernie ist der Zwerchfellbruch (Hiatushernie). Seltener sind sie z. B. im Dammbereich (perineale Hernien) oder im kleinen Becken (Hernia obturatoria, Hernia ischiadica) lokalisiert.

Lokalisation

Prinzipiell ist ein Eingeweidebruch überall im Bauchraum möglich; hier eine Übersicht:

Leistenbruch. Der Leistenbruch (Leistenhernie, Inguinalhernie) tritt meist im Schritt über dem Leistenband in Erscheinung. Neugeborene und Kinder sind überwiegend von einem angeborenen Leistenbruch betroffen, bei dem der Bruchinhalt entlang des Samenstrangs (der Kanal, der den Samenleiter enthält) oder des Mutterbands (der analogen Struktur bei Mädchen) austritt. Der erworbene Leistenbruch kommt dagegen meist bei Erwachsenen vor, insbesondere bei Männern in höherem Lebensalter. In diesem Fall tritt der Bruchinhalt direkt durch die geschwächte Bauchmuskulatur des Leistenkanals aus dem Bauchraum in Richtung Hodensack aus. Bei Männern operieren die Ärzte den Leistenbruch, wenn dieser größer wird oder Beschwerden verursacht, wie z. B. Schmerzen oder Probleme beim Wasserlassen. Leistenhernien bei Frauen sollten immer operiert werden.

Schenkelhernie. Bei der Schenkelhernie (Femoralhernie, Hernia femoralis) liegt die Bruchpforte unterhalb des Leistenbands; die Vorwölbung ist meist auf der Oberschenkelinnenseite zu erkennen; sie kann aber auch fehlen. Betroffen sind fast ausschließlich Frauen im mittleren und höheren Lebensalter. Weil die Bruchpforte sehr eng ist, birgt die Schenkelhernie ein besonders hohes Risiko der Einklemmung und wird – sofern keine anderen Erkrankungen dagegensprechen – rasch operiert.

Nabelhernie. Bei der Nabelhernie (Hernia umbilicalis) zeigt sich die Vorwölbung an der Nabelöffnung; sind Säuglinge betroffenen, bildet sich die Nabelhernie oft innerhalb des 1. Lebensjahres von selbst zurück (Spontanverschluss). Bei Erwachsenen wird wegen der relativ hohen Einklemmungsgefahr wenn möglich operiert.

Narbenhernie. Bei der Narbenhernie entsteht der Bruch im Bereich einer Operationsnarbe; sie tritt als Komplikation bei bis zu 10 % aller großen Bauchoperation auf und ist Folge einer gestörten Wundheilung oder einer generalisierten Bindegewebsschwäche.

Wiederholte Eingeweidebrüche. Jeder vierte Eingeweidebruch ist eine Rezidivhernie, d. h. der Erfolg einer vorangegangenen Operation des Eingeweidebruchs war nicht von Dauer. Hier operieren die Ärzte den Bruch ein zweites Mal. War die erste Operation ein offenes Verfahren, gehen sie bei der Rezidivoperation meist minimal-invasiv vor (siehe unten).

Komplikationen

Gefürchtete Komplikation jedes Eingeweidebruchs ist die Einklemmung des Bruchinhalts in der Bruchpforte (Inkarzeration). Hier muss immer sofort operiert werden, da das Absterben der eingeklemmten Darmanteile droht.

Diagnosesicherung

Meist schildert der Patient recht genau, wie und wann sich sein Bruch zeigt. Der Arzt untersucht dann die Bruchpforte und ihre Gegenseite im Stehen und im Liegen. Wölbt sich der Bruch nicht schon von allein vor, lässt er den Patienten husten oder pressen, um die Vorwölbung zu provozieren. Mit einer Ultraschalluntersuchung bestätigt der Arzt die Diagnose und stellt den Bruchinhalt dar, manchmal hört er den Bruchsack auch auf Darmgeräusche ab. Hat der Arzt Zweifel bezüglich Lage und Ausmaß der Hernie, veranlasst er zur Klärung eine MRT oder CT.

Differenzialdiagnosen. Vorwölbungen im Leistenbereich entstehen auch durch Lipome (Fettgewebsgeschwülste), Lymphknotenschwellungen und Gefäßerweiterungen wie z. B. ein Aneurysma der Femoralarterie (Oberschenkelarterie). Vorwölbungen im Nabelbereich kommen auch bei der Rektusdiastase vor.

Behandlung

Operative Behandlung

Wegen der Einklemmungsgefahr ist jeder Eingeweidebruch eine Indikation zur Operation (Bruchlückenverschluss, Hernioplastik), wobei der Arzt zu einem Zeitpunkt operiert, an dem der Patient (fast) keine Beschwerden hat. Ziel ist, den Bruchinhalt in den Bauchraum zurückzuverlagern, die Bruchpforte zu schließen und die Bauchwand so zu verstärken, dass sie künftig dem Bauchinnendruck standhalten kann. Ausnahme ist der unauffällige Leistenbruch beim Mann: hier darf zunächst unter regelmäßigen Kontrollen abgewartet werden. Die Operation steht dann an, wenn der Bruch Beschwerden verursacht oder größer wird.

In Frage kommt entweder die klassische offene Operation oder – immer öfter – die minimal-invasive laparoskopische Technik.

  • Bei der offenen Operation nach Shouldice legen die Ärzte den Bruchsack über einen Schnitt frei, öffnen den Bruchsack und drücken den Inhalt zurück in die Bauchhöhle. Anschließend verschließen sie die Bruchpforte oder engen sie stark ein. Zur Stabilisierung der Bauchwand werden die Ränder der Bauchwandschichten meist überlappend vernäht (Fasziendopplung).
  • Bei größeren Brüchen verstärken die Ärzte die Naht zur Vorbeugung eines wiederholten Eingeweidebruchs (Rezidivhernie) mithilfe von Kunststoffnetzen (Operation nach Lichtenstein).

Minimalinvasive Verfahren setzen die Ärzte vor allem bei Rezidivhernien, bei beidseitigen Hernien und bei allen Hernien der Frau ein. Weil sich die Patienten schon 3–4 Wochen nach dem Eingriff körperlich wieder belasten können, bieten sich diese Verfahren auch bei Patienten an, die schnell wieder fit sein müssen.

  • Transabdominelle präperitoneale Hernioplastik (TAPP): Beim laparoskopischen Zugang erfolgt der Verschluss von innen durch die Bauchhöhle. Über kleine Schnitte führen die Ärzte das Endoskop und die nötigen Instrumente ein und drücken den Bruchinhalt zurück an seinen Platz. Danach schieben sie ein Kunststoffnetz bis zur Bruchpforte und nähen oder klammern es von innen an.
  • Total extraperitoneale Hernioplastik (TEP): Eine Variante der minimal-invasiven Behandlung des Leistenbruchs ist die TEP-Technik über eine Bauchdeckenspiegelung. Hier schieben die Ärzte Endoskop und Instrumente nicht durch die Bauchhöhle, sondern zwischen Haut und Bauchfell ein und bis zum Bruch vor. Der Bruchinhalt wird zurückgedrückt und ein Kunststoffnetz zwischen Bauchmuskulatur und Bauchfell platziert, das die Bruchpforte dann von innen verschließt. Durch die Lage zwischen Bauchmuskulatur und Bauchfell muss das Netz nicht angenäht oder geklammert werden, es hält sozusagen von selbst.
  • Transinguinale präperitoneale Plastik (TIPP): Minimalinvasives Verfahren zur Behandlung der Schenkelhernie, bei der die Ärzte über einen Zugang von der Leiste aus ebenfalls ein Kunststoffnetz einlegen.

Notfalloperation

Bei einem Bruch mit eingeklemmtem Darmgewebe operieren die Ärzte sofort, damit der eingeklemmte Darm nicht abstirbt. Diese Notfalloperation hat ein hohes Risiko, jeder 5. Patient stirbt daran.

Bruchband

Ein Bruchband, das durch mechanischen Druck von außen die Ausstülpung des Bruchsacks vermeiden soll, wird heute nur noch dann verordnet, wenn eine Operation nicht möglich ist oder verweigert wird. Es kann die Ursache nicht beheben und zudem durch den Druck von außen die Haut und das darunter liegende Gewebe schädigen. Außerdem führt ein Bruchband dazu, dass die Muskulatur der Bauchwand durch die ständige Unterstützung immer schwächer wird.

Prognose

Leistenbrüche tauchen nach einer Operation in bis zu 10 % der Fälle wieder auf und müssen dann erneut versorgt werden (sog. Rezidivhernien). Bei einem eingeklemmten Leistenbruch beträgt die Sterblichkeit trotz Operation etwa 20 %.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bauchdecke schonen. Vermeiden Sie nach der Bruchoperation eine starke Belastung der Bauchdecke so lange, bis die Operationsnaht vollständig geheilt und vernarbt ist. Halten Sie sich während der ersten Tage auch beim Lachen zurück und unterdrücken Sie Schluckauf soweit wie möglich. Legen Sie beim Husten und Niesen immer eine Hand auf den Bauch – so sorgen Sie für einen Gegendruck.

Verstopfung vermeiden. Wichtig ist, dass Sie auf einen weichen Stuhlgang achten. Trinken Sie möglichst viel und fügen Sie ihrer Nahrung Lein- oder Flohsamen hinzu (Selbsthilfe bei Verstopfung).

Bewegung einschränken. Verzichten Sie nach der Operation 3–4 Wochen auf körperliche Aktivitäten. Danach sind leichte Tätigkeiten wie Schwimmen und das gelegentliche Heben von Lasten (weniger als 10 kg) erlaubt. Mittelschwere Tätigkeiten wie Joggen und Radfahren sind nach 6 Wochen, schwere Tätigkeiten wie Gewichtheben und Leistungssport nach 12 Wochen wieder erlaubt.

Schonzeit einhalten. Nach Einsetzen von Netzmaterial ist bei komplikationsloser Wundheilung die Belastbarkeit nach etwa 6–8 Wochen wieder möglich. Wurden Sie laparoskopisch operiert, dürfen Sie sich schon nach etwa 3–4 Wochen wieder voll belasten.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.

Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Vorbeugen und Beschwerden lindern

Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.

Übler Angriff auf den Darm

Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.

Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.

Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.

Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.

Wie steckt man sich an?

Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:

  • Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
  • Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.

Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.

Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.

Die häufigsten Übeltäter sind Viren

Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.

Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.

Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.

Bakterielle Infektionen eher im Sommer

Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
  • Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
  • Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
  • Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.

Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.

Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.

Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?

Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei

  • länger anhaltenden Beschwerden,
  • hohem Fieber und blutigem Stuhl,
  • ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
  • Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.

Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.

Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise

Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.

Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus

  • 1 Liter Mineralwasser,
  • 250 ml Orangensaft,
  • ¾ Teelöffel Kochsalz und
  • 4 Teelöffeln Zucker.

Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.

Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?

Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.

Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.

Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.

Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.

Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.

Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.

Wann müssen Antibiotika ran?

In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.

In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.

Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.

A und O: Hygienemaßnahmen

Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
  • Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
  • Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
  • Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.

Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.

Vorbeugen ist besser als Durchfall

Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.

Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.

Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.

Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.

Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.

Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Rüdiger Rebmann