Gesundheit heute

Darmarterienverschluss und Angina abdominalis

Darmarterienverschluss (Mesenterialinfarkt): Lebensgefährlicher akuter Verschluss einer oder mehrerer Darmarterien (Mesenterialgefäße) mit stärksten Bauchschmerzen. Ursache sind Thrombosen aufgrund von ausgeprägten Gefäßverkalkungen oder Blutgerinnsel aus dem Herzen, die sich lösen, in den Blutkreislauf gelangen und dann die Darmarterien verschließen (Embolien).

Angina abdominalis (Angina intestinalis, Claudicatio abdominalis): Vorstufe des Darmarterienverschlusses (ähnlich zur Angina pectoris als Vorstufe des Herzinfarkts) mit immer wiederkehrenden Bauchschmerzen nach dem Essen.

Vor allem ältere Menschen sind von Durchblutungsstörungen der Darmarterien betroffen. Werden sie nicht rechtzeitig erkannt und operiert, sterben Darmschlingen ab und es kommt zum Durchbruch von Darminhalt in die Bauchhöhle mit Bauchfellentzündung (Peritonitis). Die Prognose ist schlecht, 60–80 % der Patienten mit einem Darmarterienverschluss sterben an den Folgen.

Symptome und Leitbeschwerden

Angina abdominalis

  • Immer wieder Bauchschmerzen nach dem Essen
  • Gewichtsabnahme.

Darmarterienverschluss

  • Plötzlich, meist nach dem Essen auftretende stärkste Bauchschmerzen, die sich schlecht lokalisieren lassen
  • Starkes Krankheitsgefühl
  • Im Spätstadium verhärtete Bauchdecke mit starker Abwehrspannung, Herzrasen und Fieber.

Wann zum Arzt

Sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus, wenn

  • die geschilderten Symptome eines Darmarterienverschlusses auftreten.

In den nächsten Tagen bei

  • wiederkehrenden Bauchschmerzen nach dem Essen
  • ungewollter Gewichtsabnahme.

Die Erkrankung

Der Darm wird von den Mesenterialarterien mit Blut versorgt. Sind die Arterien aufgrund einer Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) verengt oder durch einen Thrombus oder ein angeschwemmtes Blutgerinnsel (Embolie) blockiert, gelangt nicht mehr genügend Blut in die Darmwände. Diese Minderdurchblutung macht sich vor allem bemerkbar, wenn der Darm arbeiten muss und dafür mehr Sauerstoff benötigt. Die Folgen reichen von Schmerzen nach dem Essen bis hin zum Absterben von Darmgewebe.

Klinik

Angina abdominalis. Bei dieser Durchblutungsstörung des Darms stellen sich wiederholt etwa 15–30 Minuten nach dem Essen Bauchschmerzen ein. Weil die zuführende Arterie verengt ist, versorgt sie den auf Hochtouren arbeitenden Darm nicht ausreichend mit Blut. Dem Darm fehlt Sauerstoff und es entstehen Schmerzen. Manchmal bessern sich die Beschwerden, wenn die Patienten kleinere Portionen zu sich nehmen. Solche Maßnahmen halten den eigentlichen Krankheitsprozess aber nicht auf: Die Arterien verkalken immer weiter, bis irgendwann ein kompletter Darmarterienverschluss droht.

Darmarterienverschluss. Die plötzliche komplette Unterbrechung der Blutversorgung (akute Ischämie) in einer Darmarterie äußert sich in plötzlich auftretenden, stärksten, krampfartigen Bauchschmerzen, die bis zum Schock führen können. Oftmals kommen auch Übelkeit und Erbrechen hinzu. Diese erste Phase dauert bis zu 6 Stunden an.

Darauf folgt eine etwa 6–12 Stunden dauernde Phase, die der Arzt auch als stummes Intervall (fauler Friede) bezeichnet. In dieser Zeit lassen die Darmbewegungen und die Schmerzen nach, das Absterben der Darmwand schreitet jedoch währenddessen weiter fort.

In der dritten Phase nach dem stummen Intervall treten wieder stärkste Schmerzen ein. Das liegt daran, dass nun durch das abgestorbene Gewebe der Darmwand Bakterien in die Bauchhöhle einwandern. Dort verursachen sie eine Bauchfellentzündung bis hin zu Blutvergiftung und Schock. Typisch sind in dieser Phase ein brettharter Bauch und eine "Totenstille" im Darm, da durch die eingetretene Darmlähmung keinerlei Darmgeräusche mehr zu hören sind.

Ganz ähnliche Symptome zeigen sich auch, wenn es zu einer Mesenterialvenenthrombose (Verschluss einer Darmvene durch ein Blutgerinnsel) kommt.

Diagnosesicherung

Angina abdominalis. Bei der Angina abdominalis lenken vor allem die typischen Beschwerden nach dem Essen den Verdacht auf eine Durchblutungsstörung im Darm. Mit der Farbduplexsonografie und der Angiografie weist der Arzt dann die verengte Arterie nach.

Akuter Darmverschluss. Der akute Darmarterienverschluss ist ein Notfall und zeigt deutliche Symptome: Stärkste Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und ein meist schwerkranker Patient. Im Frühstadium ist der Bauch weich, im Spätstadium bretthart. Beweisend sind auch hier die Farbduplexsonografie, die Angiografie sowie die Computertomographie (CT-Angiografie), mit denen der Arzt den Verschluss einer Darmarterie gut erkennt. Wichtige Indizien für einen Darmverschluss sind außerdem ein starker Anstieg der weißen Blutkörperchen und des Laktats im Blut. Im EKG zeigt sich oft ein Vorhofflimmern als Ursache der Embolie.

1848_GTV_Angiografie_Aufloesung_Darmarterienverschluss.jpg|Erfolgreiche Auflösung eines Darmarterienverschlusses mithilfe von Blutgerinnsel auflösenden Medikamenten (Thrombolyse). Links der Angiografiebefund vor der Therapie – der Röntgenkonstrastmittelfluss bricht plötzlich ab; das bedeutet, dass alle Darmabschnitte des Unterbauches nicht mehr durchblutet werden. Rechts die Kontrolle nach der Thrombolyse; die Darmarterie ist wieder eröffnet und durchgängig. |[GTV 1848]|Röntgen-Angiografie-Bilder eines Darmarterienverschlusses vor und nach Behandlung

Differenzialdiagnosen. Schwerste Bauchschmerzen verursachen z. B. auch die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, Magengeschwüre, ein Magendurchbruch oder eine Blinddarmentzündung.

Behandlung

Angina abdominalis. Wird eine Angina abdominalis frühzeitig erkannt, gibt es für die Ärzte mehrere Möglichkeiten, die Durchblutung des Darms sicherzustellen:

  • Perkutane transluminale Angioplastie, PTA: Dabei schieben die Ärzte über die Leiste einen Katheter in die verengte Arterie und dehnen die Engstelle mit einem Ballon auf (Ballondilatation). Zusätzlich legen sie manchmal auch eine Gefäßstütze (Stent) in die Engstelle der Arterie, die das Gefäß von innen offenhält.
  • Thrombendarteriektomie. Bei dieser Operation entfernen die Ärzte den Thrombus bzw. die Embolie, indem sie die betroffene Arterie öffnen und ausschälen. Dadurch wird das vorher verengte Gefäß wieder durchgängig.
  • Bypass. Mit einem Bypass überbrücken die Ärzte vor allem längere Engstellen. Der Bypass besteht entweder aus einer Vene des Patienten selbst (meist eine oberflächliche Beinvene) oder aus Kunststoff und wird vor und hinter der Verengung auf das Gefäß genäht.

Darmarterienverschluss. Nur wenn der Arzt die Diagnose so rechtzeitig stellt, dass schon nach weniger als 6 Stunden die Behandlung beginnen kann, besteht die Hoffnung, dass der Darm noch zu retten ist. Ziel der Behandlung ist die Beseitigung der Embolie (Thrombose), entweder über einen Katheter oder eine offene Bauchoperation.

Verfahren über den Katheter

  • Thrombendarteriektomie
  • Perkutane transluminale Angioplastie, Ballondilatation mit und ohne Einlage eines Stents (siehe oben)
  • Thrombolyse, hierbei spritzen die Ärzte durch einen bis an die Engstelle vorgeschobenen Katheter Medikamente (sog. Fibrinolytika) direkt in den Thrombus, um diesen aufzulösen.

Wenn diese Maßnahmen versagen, müssen die Ärzte zu einer offenen Bauchoperation wechseln. Bei dieser Operation arbeiten Gefäßchirurgen und Bauchchirurgen dann meistens im Team. Die Gefäßchirurgen eröffnen die betroffene Arterie und entfernen das Blutgerinnsel, die Bauchchirurgen entnehmen die nicht mehr durchbluteten und abgestorbenen Darmanteile. Die Sterblichkeit bei einer solchen Notoperation liegt bei über 50 %.

Prognose

Die Prognose beim kompletten Darmarterienverschluss ist schlecht: 60–80 % der Patienten versterben daran.

Ihr Apotheker empfiehlt

Prävention

Weil sich der akute Darmverschluss in den meisten Fällen auf dem Boden von verengten und verkalkten Gefäßen entwickelt, empfehlen sich zur Prävention die gleichen Basismaßnahmen wie bei einer Arteriosklerose:

  • Mit dem Rauchen aufhören. Rauchen ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Arteriosklerose. Wer damit aufhört, entlastet seine Gefäße. Eine Nikotinersatztherapie oder Medikamente können Sie beim Rauchstopp unterstützen. Tipps zur Raucherentwöhnung finden Sie im Beitrag Nikotinabhängigkeit.

Bluthochdruck behandeln. Langfristiger hoher Blutdruck schadet den Gefäßen ebenfalls. Nehmen Sie Ihre Blutdrucksenker daher konsequent ein und lassen Sie die Blutdruckwerte regelmäßig kontrollieren.

Gesundes Gewicht halten. Fettleibigkeit ist in keiner Hinsicht gesund, zudem ist auch Übergewicht ein Risikofaktor für die Arteriosklerose. Hilfreiche Tipps und Informationen zum Thema Abnehmen finden Sie im Beitrag Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen.

In Bewegung bleiben. Moderater Ausdauersport, vor allem Joggen, Nordic Walking, Schwimmen und Radfahren trainiert Muskeln, Lunge und das ganze Herz-Kreislaufsystem. Nebeneffekt: Je mehr Sie sich bewegen, desto leichter fällt es Ihnen, ein gesundes Gewicht zu erreichen oder zu halten.

Weniger Alkohol trinken. Wer seine Gefäße schützen will, muss nicht vollständig auf Alkohol verzichten. Gegen einen maßvollen Alkoholkonsum ist nichts einzuwenden – der ist aber geringer als die meisten vermuten würden. So sollten Männer pro Tag nicht mehr als ca 20 g Alkohol zu sich nehmen (das entspricht etwa einem 0,5 l Bier oder 0,2 l Wein), Frauen nicht mehr als ca. 10 g (also etwa 0,25 l Bier oder 0,1 l Wein).

Gesund ernähren. Eine gesunde Ernährung ist elementar für gesunde Gefäße. Eine wichtige Stellschraube sind Zucker und tierische Fette. Wer hier Verzicht übt, verbessert seine Blutfettwerte und beugt gleichzeitig Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 vor. Hilfreiche Ernährungstipps finden Sie auch im Beitrag Koronare Herzkrankheit.

Stress reduzieren. Ständiger Zeitdruck und Stress schaden nicht nur der Psyche, sondern auch den Gefäßen. Versuchen Sie, Ihr Leben in eine gesunde Balance zu bringen und immer wieder kleine Erholungspausen einzulegen. Hilfreich dabei sind z. B. Mind-Body-Therapien wie autogenes Training oder Tai Chi.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.

Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Vorbeugen und Beschwerden lindern

Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.

Übler Angriff auf den Darm

Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.

Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.

Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.

Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.

Wie steckt man sich an?

Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:

  • Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
  • Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.

Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.

Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.

Die häufigsten Übeltäter sind Viren

Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.

Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.

Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.

Bakterielle Infektionen eher im Sommer

Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
  • Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
  • Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
  • Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.

Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.

Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.

Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?

Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei

  • länger anhaltenden Beschwerden,
  • hohem Fieber und blutigem Stuhl,
  • ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
  • Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.

Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.

Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise

Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.

Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus

  • 1 Liter Mineralwasser,
  • 250 ml Orangensaft,
  • ¾ Teelöffel Kochsalz und
  • 4 Teelöffeln Zucker.

Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.

Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?

Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.

Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.

Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.

Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.

Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.

Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.

Wann müssen Antibiotika ran?

In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.

In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.

Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.

A und O: Hygienemaßnahmen

Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
  • Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
  • Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
  • Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.

Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.

Vorbeugen ist besser als Durchfall

Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.

Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.

Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.

Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.

Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.

Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Rüdiger Rebmann